Montag, 25. Dezember 2006

Briefverkehr 49 - Das Ende

Liebe Barbara,

vier Wochen ist dein letzter Brief jetzt schon her. Sechs Stunden ist es her, seit wir miteinander gefrühstückt haben und du dich darüber beschwert hast, dass du keine Briefe mehr von mir bekommst. Und grad mal fünf Minuten sind seit unserem Telefonat vergangen.
Barbara, Barbara, Barbara.

Du wusstest, dass ich dir nicht böse sein kann, als du mit zersaustem, klatschnassen Haar vor der Bezirkshauptmannschaft standest. Zwei Stunden lang, wie du mir später erzählt hast, weil du nicht gewusst hast, dass ich Überstunden mache. Und weil ich es dir wert war. Ohne Make-up und ohne waldviertelmohnroten Lippenstift hast du mich angelächelt. „Du wolltest mich ungeschminkt“, hast du gesagt, und: „also nimm mich.“ Hab ich dich halt genommen. In den Arm nur, zunächst. Du hast geweint und gesagt, dass du eh so viel Geduld gehabt hast, aber dass ich dir nicht geantwortet habe auf deinen letzten Brief und du deshalb persönlich da bist. Immerhin weiß ich jetzt, dass sich „viel Geduld haben“ für dich nach spätestens vier Tagen erschöpft.
Bis zur Sperrstunde saßen wir dann in der kleinen Bar und haben geredet. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich je mit einer Frau so viel geredet habe. Und trotzdem habe ich auch jetzt noch das Gefühl, ich kenne erst ein paar Puzzleteile von dir. Ich finde es sehr aufregend, sie zusammenzufügen, Barbara. Als du vorher gegangen bist, hast du gesagt, dass du Angst hast, dass das Puzzle für mich reizlos werden könnte, wenn es fertig ist. Das glaube ich nicht, du. Erstens, weil du aus mindestens siebzehn Millionen Teilen bestehst, die ich niemals richtig zusammensetzen können werde. Zweitens verspreche ich dir eines: Sollte es tatsächlich so sein, dass ich knapp davor bin, das Bild fertig zu stellen (was ich aber nicht glaube), dann lasse ich einfach heimlich ein Stück Himmel fallen.
Ich werde dann jahrelang vorgeben, genau dieses eine Puzzleteil zu suchen, obwohl ich genau weiß, dass es unter meinem Kopfpolster liegt. Einverstanden?

Barbara. Dass ich dich liebe, das weißt du längst. Ich schreibe es jetzt trotzdem hin, weil ich weiß, wie gern du das liest. Auf dem Spiegel, auf dem Kühlschrank, auf deinem Handy. Here you are: Ich liebe dich. Dein Lachen genauso wie deine plötzliche Traurigkeit, deinen Stolz und deine Anflüge von Minderwertigkeitsgefühl, deine Eloquenz, deinen Witz, deinen Scharfsinn, dein politisches Engagement, deinen Zorn auf Ungerechtigkeit. Die Art, wie du mit Jenny umgehst, deine Eifersucht auf Kelly Clarkson-Sattmann-Tauber, deine Kreativität und deine Nachdenklichkeit. Deine Leidenschaft und deine Hingabe, natürlich. Vor allem aber liebe ich die Wärme, die von dir ausgeht. Und die Tatsache, dass du mich sehr glücklich machst, die liebe ich auch. Ahja, deine Geduld, wie konnte ich die vergessen?
Und jetzt muss ich aufhören zu schreiben, weil ich erstens eine Beschwerde beantworten muss (irgend so eine Raserin, die glaubt, wir würden ihr die Strafe erlassen, nur weil sie ein bissl jammert und zynisch ist) und weil zweitens mein Handy klingelt. Barbara steht auf dem Display.

Wir sehen uns in zwei Stunden, Kleines!

Dein Herwig



Der Briefverkehr endet hier. Wir aber wissen, dass, wo Geschichten enden, das Leben erst beginnt.

Weise Worte, wahr

"Schreiben ist wie küssen, nur ohne Lippen. Schreiben ist küssen mit dem Kopf." Aus Gut gegen Nordwind - Daniel Glattauer

Selbstgeschrieben


Barbara A. Fallnbügl (mein Mädchenname) Monika Pellkofer- Grießhammer
Jakob und der gewisse Herr Stinki


Barbara A. Lehner (Text) Eleonore Petzel (Musik)
Von Herzen und Seelen - CD

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