Samstag, 28. Juli 2007

Geschmorter Müll

Ich will schreiben. Ich muss schreiben. Meine Finger, die in den letzten Tagen nur gesägt, gefeilt, gelötet, geschliffen, poliert haben, schreien vor Sehnsucht nach der Tastatur. Ich selbst habe Sehnsucht nach glänzenden Worten, aber noch glänzen sie nicht. „Leg sie in die Beize“, rate ich mir. Martha, die mir nicht aus dem Kopf geht, Martha die da drinnen in meinem Gehirn hockt und lacht, fragt: „Wo ist die Beize?“
Ja, wo ist sie, die Beize, die den Staub von den Worten nimmt, die den Schmutz aus dem Leben ätzt, wo ist sie, die Mattschlagbürste, die auf die Sätze einschlägt und alles, was zu viel ist, zu ungenau, zu schlampig, wegnimmt. Nimm die Schürze und den Gesichtsschutz, ermahne ich mich, denn wenn du die Sätze nicht mit beiden Händen gut festhältst, dann schlägt dir die Maschine deine Geschichten aus der Hand, zerfetzt sie in zusammenhanglose Silben, in Buchstaben, die du suchen, vom Boden aufheben und wieder zusammenlöten musst. Gefühle als Flussmittel. Gedanken als Lot. Aus dem Lot geratene Gedanken.
Danach in die Beize. Wo ist die Beize, verdammt noch mal?

So leer war mein Kopf, meine Gehirnwindungen so dünn besiedelt wie Nordkarelien. Nichts denken. Nur die Bergluft einatmen, Speckbrote essen, in die gelborangefarbene Abendsonne schauen, hämmern, schmieden und lachen.
Und jetzt kriechen die Gedanken, die vier Wochen Schlange standen, alle wieder hinein. Jeder will der erste sein. Der Alltag heischt um Aufmerksamkeit, die Sorgen und Ängste wollen sich ungeniert vordrängen, um die teuersten Logenplätze zu ergattern. Einer nach dem andern, mahne ich in meiner Türsteherinnenuniform, wenn Sie bitte nicht drängen wollen, es ist doch Platz genug für alle, das war es doch vor dem Urlaub auch. Die gute Laune, eine der wenigen Bewohnerinnen, die auch während der letzten Wochen auf der nichtssagenden, grasgrünen Oberflächlichkeit campieren durften, droht mit Selbstmord, wenn ich das Misstrauen hereinlasse. Ich gehe auf Distanz, setze meine Kontrollmiene auf und verlange die Ausweise. Das Misstrauen hat weder Pass noch Visum. „Ich muss sie leider ausweisen“, sage ich streng und räche mich für alles, was es mir im Leben je angetan hat. „Gefühle ohne gültige Ausweise müssen ausgewiesen werden.“

Die Erdbeeren sind vergilbt und bald wird auch die Gelassenheit wieder verblassen. Zitronenlimonade hilft gegen nordkarelische Depressionen, sagt der Wahnsinn und trinkt kalte Schokolade.
„Du hast zu viele Teile in dein Werk gepackt“, tadelt die Lehrerin in mir. „Lust und Tod und Nostalgie und kalte Schokolade passen nicht zu Zitronenlimonadengeschichten.

Ich richte die Flamme auf das Geschriebene, bis es beginnt, zu glühen und zu schmoren. Wenn es zu heiß ist, schmilzt es zu einer Kugel, denn die Kugelform garantiert ein Minimum an Oberfläche für ein gegebenes Volumen. So entstand auch die heutige Form der Erde, die früher eine riesige Silberscheibe war. Die Leute haben lauter seelischen und tatsächlichen Müll draufgelötet, bis die Lehrerin gesagt hat, so geht das wirklich nicht. Dann hat jemand eingeheizt, so lange, bis das physikalische Gesetz zur Anwendungen gekommen ist und sich die Erde zu einer riesigen Kugel zusammengetrollt hat.
Damit sie wieder glänzt, muss sie in die Beize.
Aber wo ist hier die Beize?

Weise Worte, wahr

"Schreiben ist wie küssen, nur ohne Lippen. Schreiben ist küssen mit dem Kopf." Aus Gut gegen Nordwind - Daniel Glattauer

Selbstgeschrieben


Barbara A. Fallnbügl (mein Mädchenname) Monika Pellkofer- Grießhammer
Jakob und der gewisse Herr Stinki


Barbara A. Lehner (Text) Eleonore Petzel (Musik)
Von Herzen und Seelen - CD

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