Freitag, 21. August 2009

Sex and the Country 4

„Stell dir vor, ich bin geflogen“, sagt B. zu C.
„Scheiße.“ C. zieht an der Zigarette. „Hast du Geld unterschlagen? Hat es sich wenigstens gelohnt?“ Sie hält die Hand auf.
„Nicht so geflogen. Ich bin ja noch im Urlaub. Da kann man kein Geld unterschlagen. Richtig geflogen. Ich hab das Weinviertel von oben gesehen, voll idyllisch. Den Hofer, das Kalkwerk, mein Auto, meinen Garten mit den Holzhaufen.“
„Ich träum auch öfter vom Fliegen. Ist geil, oder?“

Rückblende:

„Hast du Lust zu fliegen?“, fragt Ch.
„Au ja. West Samoa?“
„Na ja, ich dachte eher an Stockerau“, macht Ch. die große Seifenblase kaputt und bläst eine neue, kleinere. „Weißt du, der Typ mit dem Mercedes, er bumst nicht nur gut, er hat auch einen Pilotenschein. Und er lädt uns zum Fliegen ein.“
„Bist du sicher, dass er Fliegen nicht mit Vögeln verwechselt? Weil Vögel fliegen ja..."
"Also, fliegst du mit?"
"Nur, wenn ihr versprecht, im Flieger nicht zu vögeln.“
B. verkleidet sich auf mondän, ganz in weiß und schminkt sich. „Ich will wenigstens im Tod so richtig schön sein.“ Ihren Sohn, der überhaupt noch nie geflogen ist, nimmt sie mit.
Der Mercedes hält vor dem Häuschen. Die Beifahrerseite ist völlig zerkratzt. In B. regt sich ehrliches Mitleid. Zum Glück hat ihren Lupo niemand so zugerichtet. „Oh je. Wann ist das denn passiert?“
„Vor zehn Wochen“, sagt der Mercedes-Fahrer und tröstet B., "es ist nur ein Auto." Er trägt Jeans. Anscheinend ist ihm nicht wichtig, dass er im Tod so richtig gut aussieht.
B. rechnet nach. Shit. Anfang Juni war C. da. Und C. liebt die Anarchie und hasst scheißprotzige Autos. Sie hasst auch Manolo Blahniks, wie die anderen Frauen aus Sex and the Country, die beschlossen haben zu verachten, was sie sich selbst nicht leisten können.
„Ist der Stern noch dran?“, fragt B.
„Ja.“
Sie atmet auf. Dann war es also nicht ihre Freundin C. Die hätte den Stern niemals drangelassen.

„Oh, wir fliegen mit einer Cessna?“ B. tut, als würde sie sich auskennen, als sie vor dem kleinen Flieger stehen. In Wahrheit ist die Cessna das einzige Flugzeug, das sie beim Namen kennt. Beinahe, denn sie verrät ihre Unwissenheit, indem sie Cessna wie Tschesna ausspricht anstatt wie es sich gehört Tsesna.
Ch. schweigt nobel, ebenfalls in Weiß, und zündet sich vor dem Einsteigen eine Zigarette an.

Es explodiert.
Oder besser: Er explodiert. Der Mercedesfahrer.
Trotzdem hebt er mit ihnen ab, schließlich stehen die Frauen aus Sex and the Country für die gelungenen Mischung aus Horror und Humor, Spaß und Schrecken, Leid und Leidenschaft. Und schließlich will er mit einer von ihnen - der neben ihm - heute noch vögeln. Im Mercedes, vielleicht.

Unter B. das malerische Weinviertel. Neben ihr der kotzende Sohn, der lieber in einem der Mähdrescher da unten säße.
B. blickt neidisch auf die vielen Swimmingpools in ihrem Ort. „Unglaublich“, schnaubt sie, „sogar die Schmieds, die Maiers und die Müllers haben eins. Nur wir haben keins.“ B. hasst protzige Swimmingpools, selbstverständlich.
Der Mercedesfahrer hält die Knüppel der Maschine und freut sich am Fliegen. Ch. hält den Mund und freut sich auf seinen Knüppel. Der sohn hält den Kopf in die Tüte und freut sich auf festen Boden unter seinen Füßen. B. hält die Kotztüte und freut sich am Leben.
Unter ihnen Burgen und Schlösser mit Burghöfen und Schlossgärten. „Kotz da hinunter“, sagt die B. zu ihrem Sohn, „die gehören den Reichen und Mächtigen.“

„Was tun wir eigentlich, wenn wir uns verirren?“ B. ist besorgt. Die Kotztüten neigen sich dem Ende. Hoffentlich der Mageninhalt des Sohnes auch.
„Entweder die Raiffeisen- oder die Billa-Methode“, sagt der Cessna-Flieger-Mercedes-Fahrer trocken.
„Und die wäre?“
Bei der Raiffeisenmethode fliegen wir runter zum nächsten Lagerhaus und schauen, was draufsteht.“ Beim Wort Lagerhaus blickt der Sohn kurz auf, widmet sich dann aber wieder seiner Hauptaufgabe des Fluges.
„Und bei der Billa-Methode?“
„Da fliegen wir noch ein bisschen tiefer und schauen, was auf den Billa-Sackerln steht.“

B. ist nicht wirklich beruhigt.
„Schau“, tröstet der Pilot sie und telefoniert zum wiederholten Mal mit Charly. Charly dürfte sein Freund sein. „Es gibt schlechte Landungen, gute und sehr gute. Bei der schlechten überlebt niemand, bei der guten kommen die Insassen mit dem Schrecken davon und bei der sehr guten kann man die Maschine noch einmal fliegen.“

Weise Worte, wahr

"Schreiben ist wie küssen, nur ohne Lippen. Schreiben ist küssen mit dem Kopf." Aus Gut gegen Nordwind - Daniel Glattauer

Selbstgeschrieben


Barbara A. Fallnbügl (mein Mädchenname) Monika Pellkofer- Grießhammer
Jakob und der gewisse Herr Stinki


Barbara A. Lehner (Text) Eleonore Petzel (Musik)
Von Herzen und Seelen - CD

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