Samstag, 6. Februar 2010

(In) Frage gestellt

„Was macht die Arbeit? Was die Familie? Und was die Kunst?“
Ein Jahr hatten die beiden Frauen einander nicht getroffen, was eine ziemliche Leistung war, wenn man bedachte, dass sie im selben Dorf lebten und in derselben Branche arbeiteten.
„Geht so.“ Zwei Wörter für drei Fragen. Nichtssagend. Die Fragen wie die Antworten. Keine stellte die Frage, die wirklich wichtig gewesen wäre: Was ist eigentlich mit unserer Freundschaft passiert? Was mit den vertrauten Waldläufen, was mit den versauten Witzen, was mit den versoffenen Abenden? Was mit den hitzigen Diskussionen, dem Trösten, dem stundenlangen Reden während der Wanderungen, was mit den spätsommerlichen Nachmittagen am Teich? Wo waren sie?

Anna-Lena nippte am Kaffee. Du verklärst die Vergangenheit, ermahnte sie sich. In Wahrheit war Verena nur da, wenn sie dich gebraucht hat. Saß am Sonntagmorgen plötzlich am Rande des Ehebetts, weil sie gerade wieder mal Liebeskummer hatte. Sprach sich ihr Leid von der Seele.
Wir sind erwachsene Frauen, dachte Anna-Lena, wir haben immer über alles geredet, über unsere Beziehungen, unsere Sehnsüchte, Affären, Verstrickungen. Nur über unsere Freundschaft nicht. „Weißt du, „begann sie mutig „ich muss dir etwas...“
„Ey, Jürgen, schön dich zu sehen. Nein, du störst nicht. Komm, setz dich her zu uns. Es stört dich doch nicht, Anna-Lena, oder?“
Sie schüttelte den Kopf. „Natürlich nicht“, sagte sie höflich und rückte näher zum Heizkörper. Dabei hätte sie schreien können: „Verdammt, natürlich stört es mich! Ich will dich nicht verlieren, du bist mir wichtig, ich brauche dich als meine Freundin!“
Aber sie saß nur still da und tat so, als hörte sie Verena und Jürgen beim Smalltalken zu.
Aus den Lautsprechern drang sanfte Musik. „Smile, if your heart is aching...Smile, even if it’s breaking...“
„Ich geh mal mit Hans-Jürgen an die Bar, ja? Weißt du, wir haben uns seit Wochen nicht gesehen. Bis gleich.“
Abserviert.
„Einen doppelten Tequila“, bestellte Anna-Lena, „nur mit Zitrone. Das Salz hab ich dabei.“ Ungehemmt flossen jetzt die Tränen über ihre Wangen, manche davon trafen zufällig in das Schnapsglas. Es war nicht die Tatsache, dass der Weg, den sie gemeinsam gegangen waren, in unterschiedliche Richtungen führte. Die Erkenntnis, dass die Freundschaft in Wahrheit gar keine war, bohrte sich spitz in ihre Seele.

„Na?“, fragte der Wirt, „Liebeskummer?“
Sie dachte kurz nach und kippte den Tequila hinunter. „Noch mal dasselbe, bitte.“ Liebeskummer tat an der gleichen Stelle weh wie der Schmerz, den sie jetzt fühlte. Aber Liebeskummer hatte für gewöhnlich einen süßen Abgang, trotz der Bitterkeit. Liebeskummer schmeckte nach dunkler Schokolade. Er zerging mollig warm auf der Zunge.
Jetzt war nichts süß. Sie biss in die Zitrone und leckte über ihre tränennasse Wange. „Nein. Schlimmer. Viel schlimmer.“

Weise Worte, wahr

"Schreiben ist wie küssen, nur ohne Lippen. Schreiben ist küssen mit dem Kopf." Aus Gut gegen Nordwind - Daniel Glattauer

Selbstgeschrieben


Barbara A. Fallnbügl (mein Mädchenname) Monika Pellkofer- Grießhammer
Jakob und der gewisse Herr Stinki


Barbara A. Lehner (Text) Eleonore Petzel (Musik)
Von Herzen und Seelen - CD

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