Donnerstag, 25. Juli 2013

Fehler.haft

„Warum lernen wir Geschichte?“, hat der Geschichtsprofessor am Beginn der ersten Stunde im Gymnasium gefragt. Und sich auch gleich selbst die erste Antwort zu geben. „Um aus ihr zu lernen.“

Nichts lernen wir aus der Geschichte, behaupte ich. Vor allem nicht aus ihren Fehlern.
Unser Gehirn ist nicht dazu programmiert, aus Fehlern zu lernen. Ein Einstellungsfehler vielleicht, aber die Evolution oder wer auch immer uns konzipiert hat, hat nichts aus diesem Fehler gelernt, sonst würden wir nämlich nicht die Umwelt kaputt machen und Kriege führen.
Würden Menschen aus Fehlern lernen, gäbe es keine gefährlichen Rückfallstäter. Sondern lauter liebe, sanfte Jungs, die geläutert säuseln: „Ich habe aus meinen Fehlern gelernt, die Zeit im Knast hat mir total gut getan und ich habe diese Zeit für Meditation und wichtige Erkenntnisse genutzt. Ich habe dort andere, ebenfalls großartige Menschen kennengelernt, die wie ich aus ihren Fehlern gelernt haben. Jetzt möchten wir das Gute und Gelernte auch an andere Menschen weitergeben und in Männerstrick- und Gesprächsrunden die anderen Menschen lehren, aus ihren Fehlern zu lernen. Und wenn sie es nicht kapieren, werden wir es ihnen mit ein wenig Nachdruck und einem kleinen bisschen Gewalt eintrichtern; so lange werden wir sie mit ihren Köpfen in die eigene Scheiße stecken, bis sie kapiert haben werden, dass Gewalt kein Lösungsmittel ist.“

Wie gesagt, unser Gehirn kann das gar nicht, aus Fehlern lernen. Bei Lob und Anerkennung wird unser Belohnungszentrum aktiviert, bei Fehlern das Angstzentrum.
Beim Chinesisch lernen, beim Autofahren, eigentlich immer und überall lernen wir durch Fehler nichts. Außer Angst davor zu haben, den Fehler zu wiederholen. Vor lauter Angst prägen sich die Fehler tief in uns ein. „Bitte keine Ampel“, sagt mein Kind, „da stürzt er mir jedes mal ab.“ Sie rollt auf die Ampel zu, der Motor stirbt ab.
Beim Mandarin lernen gibt es Worte, die ich mir partout nicht merken kann. Schon, wenn ich das chinesische Schriftzeichen sehe, bekomme ich Herzklopfen und weiß: „Scheiße, es wird wieder falsch sein.“ Qien 2. Falsch. Scheiß Angst vor dem Fehler. Angst vor dem Versagen. Angst davor, nicht geliebt zu werden. Von der Sprachlernmaschine, die es rot aufleuchten lässt, von den hupenden Autofahrern, dem Kritiker, dem Leben.

Jetzt halten Sie mich vielleicht für eine Heilige. Keine Sorge, die bin ich nicht.
Im Literaturforum, in dem ich früher geschrieben hab, habe ich es geliebt, die Fehler der anderen aufzudecken und habe den anderen Schreibenden meine Kritik wie ein eiskaltes, nasses Handtuch um die Ohren gefetzt. Ich bin auf den Feldern der frisch gepflanzten Gedichte und Geschichte durch die Furchen gewandert und hatte an allem etwas auszusetzen. „Hier, das Pflänzchen ist beinahe verdorrt, und das hier wächst schief, und das hier hat keine Überlebenschance, reiß es aus! Aus dir wird nie ein guter Landwirt“, hab ich gesagt und bin unachtsam auf sprießende Pflanzen draufgetreten, „aber vielleicht kannst du etwas anderes besser, vielleicht stricken oder singen oder Mistkübel ausleeren.“

Ungefragt weise ich andere Menschen auf ihre Fehler hin, vielleicht, um mich nicht mit meinen eigenen zu konfrontieren. Ungefragt sagen wir anderen Menschen, wie sie richtig Mandarin sprechen, Autofahren, Wortpflanzen säen oder leben.
Anstatt ihnen einfach zu sagen, was sie gut machen. Was wir wertschätzen. Welche Erfolge sie haben. Und dass wir sie lieben, auch wenn ihnen der Motor abstirbt. Schwächen schwächen. Stärken stärken. Deshalb sollten wir die Stärken unserer Mitmenschen stärken.

Keine einfache Übung. Ich werde Fehler machen dabei. Und vermutlich nichts aus ihnen lernen.

Weise Worte, wahr

"Schreiben ist wie küssen, nur ohne Lippen. Schreiben ist küssen mit dem Kopf." Aus Gut gegen Nordwind - Daniel Glattauer

Selbstgeschrieben


Barbara A. Fallnbügl (mein Mädchenname) Monika Pellkofer- Grießhammer
Jakob und der gewisse Herr Stinki


Barbara A. Lehner (Text) Eleonore Petzel (Musik)
Von Herzen und Seelen - CD

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