Freitag, 31. Januar 2014

Und-Oder und die Liebe / Version mit Happy End

Es war einmal ein Und. Das Und verliebte sich in ein Oder. Das Oder verliebte sich zurück, zum Glück. Zumindest zum anfänglichen Glück. Sie waren ein seltsames, ungleiches Paar. Das Und konnte nicht genug kriegen, während das Oder sich nicht entscheiden konnte. Das Oder grübelte beim ersten Date, ob es die Krautfleckerl oder das Steinpilzrisotto nehmen sollte. So lange grübelte es, bis sowohl das eine als auch das andere vom Wirt auf der Schiefertafel ausgelöscht wurde. Zum Glück hatte das Und beides bestellt und teilte. Bald teilten sie nicht nur das Essen, sondern auch Bett und Tisch.

Das Lieblingswort von Und war: Beides. Bier und Wein. Duschen und Baden. Freiheit und Sicherheit.
„Du musst dich entscheiden“, sagte das Oder eines Tages, als es beobachtete, wie das Und begehrliche Blicke auf das Sowohl warf, „du kannst nicht alles haben.“
„Verlang nichts Unmögliches von mir“, bat das Und. „Ich liebe dich doch. Und ich kann doch neben dir auch noch andere Wörter lieben.“
Das Oder aber verlangte das Unmögliche und blieb hartnäckig. „Ich oder das Sowohl“, sagte es und das Und gab nach.

Es war eine schöne, schlichte Hochzeit. Als der Standesbeamte die Worte „lieben und achten und die Treue halten“ sprach, zwinkerte das Und dem Oder zu. „Oder?“, grinste das Und. Das Oder stieß ihm den Ellbogen in die Rippen. „Und, ausnahmsweise.“
„Wie soll denn der Name lauten?“, fragte der Standesbeamte, als sie die Urkunde unterschrieben. Das Oder dachte nach. Darüber hatten sie sich noch nicht unterhalten. „Also, entweder jeder behält seinen , oder wir nehmen Oder als gemeinsamen Familiennamen?“, schlug es unsicher vor. "Oder vielleicht Und, ich weiß nicht, was meinst du?"

„Wir nehmen einfach beide“, sagte das Und. „Einen Doppelnamen. Und-Oder, das klingt hübsch.“
Sie einigten sich auf Oder-Und.


„Machen wir die Hochzeitsreise ans Nordkap oder ans Kap der guten Hoffnung?“, fragte das Oder, nachdem sie sich in der Hochzeitsnacht heftig geliebt hatten. Das Und presste das Oder an sich und lachte. „Wieso oder? Wir machen einfach eine Weltreise! Erst zum Nordkap und dann zum Kap Hoorn und dann zum Kap der guten Hoffnung.“
Trotz ihrer Gegensätze waren sie guter Hoffnung.

Guter Hoffnung war auch das Oder wenig später. Seine Rundungen wurden runder, seine Stimmung gereizter und es wollte entweder Essiggurkerl oder Chilischokolade. Zum Glück hatte das Und beides und noch viel mehr gekauft.

„Wie soll das Kleine denn heißen?“, fragte die Hebamme die strahlenden, aber erschöpften Eltern. "Sowie", sagte das Und. "Entweder", das Oder. Die Hebamme rollte mit den Augen. Das würde ja noch schwieriger werden als die Geburt.
„Na gut, dann eben wie wir“, sagte das Ehepaar Oder-Und.
„Doppelnamen sind für Kinder verboten“, murmelte die Hebamme, schon etwas genervt. „Sie müssen sich schon für einen entscheiden.“

So bekam das Kleine mit dem zerknautschten Gesicht den Namen Beziehungsweise. „Das kann entweder Und oder Oder bedeuten“, erklärten sie. „Und man kann es gut abkürzen. Bzw.“

Beziehungsweise hatte es nicht leicht im Leben. Es wurde von den anderen Kindern wegen seines komplizierten Namens gemobbt und wegen seiner Identitätsstörung zur Schulpsychologin geschickt.

Ach das Ehepaar Oder-Und hatte es nicht leicht im Leben. Was sie am Anfang so anziehend aneinander fanden, war mit der Zeit nur noch mühsam. Immer wieder schlich sich ein Aber in ihre Beziehung und vergiftete sie.

„Ich kann nicht mehr“, sagte das Oder eines Abends, Beziehungsweise lag schon im Bett und schlief. Zumindest dachte das Ehepaar Und-Oder das. „Entweder du bleibst oder ich gehe“, sagte das Oder.

„Wohl besser so“, antwortete das Und und begann seine Sachen zu packen.

„Und was ist mit mir?“, brüllte das Beziehungsweise, das auf der Treppe stand und den Streit mitgehört hatte. „Ich will nicht auch noch Beziehungswaise werden! Ich hab’s ohnehin schon schwer genug.“ Sein Schluchzen kam tief aus seinem Inneren.
Das Und und das Oder schauten erschrocken erst ihr Kind und dann einander an. „Es hat recht“, fanden sie und nahmen das Beziehungsweise behutsam in ihre Arme. "Wir dürfen nicht so egoistisch sein".
„Die Eltern vom Vielleicht machen eine Paartherapie“, schniefte das Beziehungsweise, „Das fiel ihnen nicht leicht, aber mittlerweile ist alles viel leichter. Möglicherweise wäre das etwas für euch?“

„Was haben wir für ein kluges Kind“, zwinkerte das Oder. Das Und wuschelte ihm zärtlich durchs Haar und fügte hinzu: „So klein und schon so beziehungs-weise.“

Weise Worte, wahr

"Schreiben ist wie küssen, nur ohne Lippen. Schreiben ist küssen mit dem Kopf." Aus Gut gegen Nordwind - Daniel Glattauer

Selbstgeschrieben


Barbara A. Fallnbügl (mein Mädchenname) Monika Pellkofer- Grießhammer
Jakob und der gewisse Herr Stinki


Barbara A. Lehner (Text) Eleonore Petzel (Musik)
Von Herzen und Seelen - CD

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