Sonntag, 2. Februar 2014

L wie Lavendel

Exkurs (Oder ist ein Exkurs, der gleich am Anfang beginnt, ein Präkurs?):
Es gibt da eine Übung, die ich in Seminaren gerne durchführe, die nennt sich ZRM. Zürcher Ressourcen Modell. Man kann sie googeln, ich werde aber kurz drüber erzählen. Mit dieser Übung kann man sich über eigene Themen klar werden, Ziele entwickeln und Ressourcen aktivieren.
Wir erreichen Ziele oft nicht, weil wir sie mit dem Verstand formulieren und nicht mit dem Bauch. Weil der Bauch sich aber so viel schneller entscheidet als der Verstand. Und weil der Verstand manchmal keine Rücksichte auf unsere wahren Bedürfnisse nimmt, der Bauch aber schon.
Die Übung funktioniert so: Jeder sucht sich eine Bildkarte aus. (Auf den Karten sind Landschaften, Menschen, Gegenstände...) Und zwar eine Karte, die für ihn ausschließlich positiv besetzt ist. Eine Karte, die zu ihm will. Die ihn berührt. Die sich gut anfühlt, körperlich. (Diesen Prozess finde ich immer lustig, weil die meisten Leute die Karten sehen und sofort auf "ihre" zustürmen. Manchmal kann man sich nicht so gut entscheiden, was aber auch o.k. ist)
Dann geht man in Gruppen zu dritt oder viert zusammen, der erste legt seine Karte in die Mitte, die anderen („Fremdgehirne“) assoziieren 4 Minuten lang zu dieser Karte, Farben, Formen, Gefühle, Gedanken (auch ausschließlich positiv, es geht schließlich um Ressourcen), einer schreibt alles mit. Aus diesen mitgeschriebenen Wörtern formuliert man dann ein Mottoziel für sich. Ein Mantra. Positiv, kurz und knackig, selbst erreichbar. (Also nicht „ich möchte, dass Kollegin S. mir nicht mehr auf die Nerven geht“)
Ich habe das letzte Mal bei dieser Übung auch mitgemacht. Meine Karte (bis dahin hat sie mich nie angesprochen) zeigte ein Lavendelfeld, und mein Motto lautete: „Ich wandere mutig und frei durch mein Lavendelfeld und spüre die Wärme“. Sogar, wenn ich das aufschreibe, merke ich, wie mir ganz warm und frei wird.
Exkurs 1 Ende.


Exkurs 2.
Bisher war mir der Lippenblütler Lavendel ziemlich egal. Ich hatte weder eine positive noch eine negative Beziehung zu ihm. Nicht einmal verwechselt hab ich ihn mit irgendetwas, wie Petersilie und Schnittlauch. Er wuchs einfach im Garten und roch gut und manchmal hängte ich ein Sträußchen in den Kleiderschrank, wegen der Motten. .

Im vergangenen Jahr fing ich an, Lavendelbrot zu backen, führte ein kleines Säckchen Lavendel, das eine Freundin mir geschenkt hatte, in meiner Tasche herum und griff zur Lavendelfeldkarte. Von den Motten zum Motto
Exkurs 2 Ende.



Jetzt kommen wir zur eigentlichen Geschichte.

Nach 19 Jahren habe ich beschlossen, dass es Zeit für neue Matratzen wird. Meine ist mir zu hart geworden oder ich ihr zu weich und empfindlich. Nun ist es ja mit Matratzen nicht so wie mit Strumpfhosen, dass man die einfach so kauft und wenn sie nicht gefällt oder passt kauft man sich neue. Oder zieht sie halt ein paar Mal an, dann erledigt sich das Problem von selbst. Matratzen sind eine Lebensentscheidung. Die Testsiegerin stöberte also im Internet, las Testberichte, die besagten, dass es auch unter den preiswerten sehr gute gab und die Entscheidung keine leichte ist. Überraschung! Rosshaarmatratzen und solche, wo man die Metallfedern im Kreuz spürte, gab es kaum noch.


„Diese hier besticht durch hohe Punktelastizität, extreme Atmungsaktivität und beste Eignung für Hausstauballergiker“, erklärte die Beraterin einem Ehepaar. „Und dieses Modell hier passt sich Ihrer Körperform an und gibt Ihnen ein Gefühl der Schwerelosigkeit.“
Ich will das auch, Schwerelosigkeit.

„Bittesehr?“ wandte sich die Bettberaterin, eine Deutsche (aber das tut nichts zur Sache) an mich.
„Nichts, nichts, ich hör einfach zu, wenn es nicht stört“, sagte ich und da es nicht störte, lernte ich alles über Memoryschaum oder viskoelastischen Schaum, 7-Zonen-Matratzen, Wellenprofil und Würfelschnitten und Geltex. Ich war völlig überfordert.

„Was suchen Sie denn?“, fragte sie mich, als sie mich Stunden später zusammengekauert weinend in einer Ecke fand.
„Eine Matratze.“
Sie lächelte lieb. „Welche Bedürfnisse soll sie denn erfüllen?“
„Na ja, sie soll so zum Schlafen sein. Zum Lesen auch. Zum Schreiben in der Früh. Hin und wieder Sex, vielleicht.“
Sie lächelte immer noch lieb. Also erzählte ich ihr, dass in letzter Zeit oft die Hüfte und das Knie schmerzte, auch nachts.

„Kommen Sie mit“, sie nahm mich an der Hand und führte mich in einen entlegenen Teil des Geschäftes. „Hier. Für Sie.“
Ich stand vor einem Bett. Über dem Bett ein riesiges Plakat mit Lavendelfeldern drauf. Ich legte mich in mein Lavendelfeld. Fühlte mich mutig und frei und spürte die Wärme.
Ich hörte nicht, was sie mir über die neue Mischpore EvO2 und die natürlichen Zusätze aus Alpenkräutern und Lavendel erzählte. Ich lag einfach da und träumte.

„Ich muss mich erst entscheiden“, sagte ich später zu ihr, als sie mir ausrechnete, um wie viel mein Budget dadurch überschritten würde, „es ist ja nicht so, als würde ich eine Strumpfhose kaufen.“ Sie lächelte immer noch lieb. „Lassen Sie sich ruhig Zeit. Die Aktion gilt bis Ende Februar.“

In Wahrheit habe ich mich in dem Moment entschieden, als ich das Lavendelfeld sah.

Schere schlägt Papier, Stein schlägt Schere, Bauch schlägt Verstand.

Weise Worte, wahr

"Schreiben ist wie küssen, nur ohne Lippen. Schreiben ist küssen mit dem Kopf." Aus Gut gegen Nordwind - Daniel Glattauer

Selbstgeschrieben


Barbara A. Fallnbügl (mein Mädchenname) Monika Pellkofer- Grießhammer
Jakob und der gewisse Herr Stinki


Barbara A. Lehner (Text) Eleonore Petzel (Musik)
Von Herzen und Seelen - CD

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