Donnerstag, 26. Oktober 2017

Ö-Slam

"Mir fehlen die Worte" könnte ich jetzt sagen, was natürlich gelogen ist, weil man, wenn einem die Worte fehlten, nicht schreiben könnte, dass einem die Worte fehlen. Abgesehen davon fehlt mir zwar manchmal die Orientierung und oft der Glaube, aber nur sehr selten fehlen mir die Worte.

Was ich in den letzten Tagen erlebt habe, zählt zu den besten Dingen, die ich je erlebt habe. Ja, als Mutter und Ehefrau muss ich jetzt natürlich noch hinzufügen, dass das Allerbeste die Geburt meiner Kinder und meine Heirat waren...

"Ich bin ja nicht so eine...
so eine Slammerin",
hab ich vor ungefähr zwei Jahren in einem Text geschrieben. Und Mieze hat schon damals gesagt: "Doch, du bist so eine!"
Vor ein paar Tagen hab ich mich als entfernte Tante der Slamily bezeichnet. "Du bist keine entfernte Tante", hab ich gestern ein paar Mal gehört, "sondern ein wichtiges Familienmitglied."
Ich hab zwar schon eine wunderbare Familie, aber was schadet es, noch eine zu haben?

Wir Frauen sind ja gewöhnt, uns ein bisschen kleiner zu machen, als wir sind. Jahrhundertealte Tradition. Jahrzehntelange Erziehung. Und fast hätte ich mich am Beginn dieses Beitrags dafür entschuldigt, dass ich schon wieder schreibe, wie glücklich ich bin. Aber ich mag mich nicht entschuldigen dafür. Ich mag es einfach genießen und dieses Glück mit euch teilen. Ich bin nicht nur glücklich, sondern auch stolz. Stolz darauf, dass ich mich dieser Herausforderung gestellt hab. Dass ich mich getraut hab, vor 600 Leuten auf der Bühne zu stehen und sie mit einem Text zu unterhalten oder zu berühren. Ja, ich hab mich schon ein bissl wie eine coole Sau gefühlt. Ohne Text in der Tasche. Mit Aufregung im Bauch. Ohne Netz. Mit Vertrauen in mich. Und mit meiner Freundin im Publikum. Das war ein schönes Gefühl, sie hier zu wissen.

Es war atemberaubend. Das Gefühl auf der Bühne. So muss sich Robbie Williams fühlen.
Ich hab in den letzten Tagen Menschen auf und hinter der Bühne kennengelernt, die fantastisch schreiben, ein riesengroßes Herz haben, liebenswert, lustig und schlagfertig sind.

Danke, liebe Slamily, dass ihr mich so aufgenommen habt.

Bei 54 Minuten könnt ihr meinen Auftritt sehen.
Aber schaut euch ruhig den ganzen Mitschnitt an.

https://www.facebook.com/fomp.vienna/videos/2028483724051088/

Liebe Frau Proll

Ich hab Ihren Beitrag zum Thema #metoo, in dem Sie Ihre Sicht der Dinge, nämlich #notme, anführen, gestern aufmerksam gelesen. Und frage mich seitdem, warum Frauen bei diesem Thema anderen Frauen in den Rücken fallen.
Antwort hab ich noch keine gefunden. Ein bisschen erinnert mich Ihre Äußerung an Eva Hermann, die unbedingt am Dritten Reich etwas Positives finden wollte.

Schön, dass Sie noch nie von einem Mann belästigt worden sind. Das meine ich ehrlich, weil ich weiß, wie es sich anfühlt. Nämlich beschissen. Und seit Ihrem Posting gestern fallen mir all die vielen Geschehnisse ein, die ich viele Jahre verdrängt habe. Offensichtlich nicht erfolgreich.

Sie schreiben, dass Sie sexuelle Annäherungsversuche von Seiten eines Mannes grundsätzlich erfreulich finden und einen solchen erst mal als Kompliment und nicht als Belästigung verstehen. Ich überlege jetzt krampfhaft, wie es mir mit 16 gelingen hätten sollen, es erfreulich zu finden, von einem Fremden auf dem Nachhauseweg vom Bahnhof überfallsartig an die Brust und zwischen die Beine gefasst zu werden.
Sie schreiben, dass Sie vielleicht einfach nicht attraktiv genug sind, um von einem Mann sexuell belästigt zu werden.
Ich fürchte, der Typ, der mich angefasst hat, hat gar nicht gesehen, wie ich aussehe, von hinten. An meiner Schönheit wird es also vermutlich nicht gelegen haben.

Auch der Grieche, der im Auto einfach seinen Schwanz herausgeholt und vor mir gewichst hat, wollte mir bestimmt nur ein Kompliment machen. Und ich frustrierte, frigide, junge Frau fand das nicht lustig. So was aber auch. Ja, es war leichtsinnig, Auto zu stoppen, aber ich wünsche mir, in einer Gesellschaft zu leben, in der das nicht als Einladung verstanden wird.

Ich weiß, so etwas hat in Ihnen höchstens Mitleid hervorgerufen und Sie würden sich schämen, damit hausieren zu gehen. Ich hab mich damals auch geschämt. Mich schuldig gefühlt. Aber ich hatte kein Mitleid, ich hatte Scheiß-Angst. Und ich gehe damit hausieren, und zwar nicht, um mich als Opfer darzustellen, denn ich weiß, dass viele, viele Frauen viel Schlimmeres erlebt haben als ich, aber ich will, dass junge Frauen, denen so etwas passiert, sich nicht schuldig fühlen. Sich nicht schämen dafür, dass Männer übergriffig sind.

Schön auch, dass Sie nie so abhängig von einem Mann waren, dass Sie sich so etwas gefallen lassen haben. Ich war abhängig von meinem Job. Und wusste, dass mir niemand glaubt. Oder es immer wieder Männer – und wie man sieht – sogar Frauen gibt, die so etwas nicht schlimm finden.

Ich hab es auch nicht als Ausdruck eines Komplimentes erlebt, als ich auf der Rolltreppe stand und sich der Mann vor mir nach hinten und der Mann hinter mir nach vorne gebeugt und die beiden mich zwischen ihnen eingeklemmt haben. Ich fand das so unlustig, dass ich dem einen eine geknallt hab. Danach ins Gesicht gespuckt zu werden, war für mich kein Zeichen meiner großen sexuellen Anziehungskraft, sondern eklig und demütigend. Hat mir jemand der Umstehenden geholfen? Nein.

Ich habe oft Nein gesagt, aber das Nein wurde nicht gehört. Das lag nicht an körperlichen Beeinträchtigung und einem mangelnden Hörvermögen, nein. Die Männer wollten mein Nein nicht hören. Die sind davon ausgegangen, dass ich mich – wenn ich mich zum Essen einladen lasse – auch von ihnen ficken lasse. Es hat sich verdammt noch mal nicht gut angefühlt, vom Onkel einer Freundin im Badezimmer eingesperrt und betatscht zu werden. Oder von einem Lehrer zu hören: "Und ich dachte, du bist eine Frau, dabei bist du nur ein zickiges Mädchen."

Ich bin übrigens weder lustlos noch hasse ich Männer ... ich hab sogar einen geheiratet. Nein, die Welt wäre nicht besser ohne Sex, aber sie wäre besser ohne sexuelle Gewalt. Und wenn Sie uns unterstellen, nicht allzu viel von Männern zu halten, dann kann ich nur entgegnen: Offensichtlich trauen Sie den Männern nicht zu, den Unterschied zwischen Komplimenten, Flirten und Übergriffen zu verstehen. Ich glaub, die meisten von ihnen schaffen das sehr wohl. Die, die uns trotzdem belästigen, die gegen unseren Willen unsere Grenzen überschreiten, die wollen nicht Sex. Die wollen schon gar keine Erotik, wenn sie Frauen kleinmachen, ohne Zustimmung an intimen Stellen anfassen und als „Sozialfut“ beschimpfen. Die wollen Macht.

Liebe junge Frauen, lasst euch nicht entmutigen durch Männer oder Frauen, die euch als lustlose Schnepfen oder humorbefreite Männerhasserinnen bezeichnen, wenn ihr sexuelle Übergriffe, egal ob verbal oder durch Handlungen als das bezeichnet, was sie sind. Sexuelle Gewalt. Macht den Mund auf und schämt euch nicht. Ihr seid nicht schuld, wenn jemand euch Gewalt antut. Niemals.

Im Leben hat sich durch Schweigen noch nie etwas verändert.

Weise Worte, wahr

"Schreiben ist wie küssen, nur ohne Lippen. Schreiben ist küssen mit dem Kopf." Aus Gut gegen Nordwind - Daniel Glattauer

Selbstgeschrieben


Barbara A. Fallnbügl (mein Mädchenname) Monika Pellkofer- Grießhammer
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Barbara A. Lehner (Text) Eleonore Petzel (Musik)
Von Herzen und Seelen - CD

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