Offener Brief an mich
Liebe Testsiegerin,
du weißt ja, im Moment schreibe ich grad an einer längeren Geschichte in sieben Teilen. Eine Woche im Bett heißt sie und besteht – wer hätte das gedacht – aus sieben Teilen. Drum stell ich hier auch grad nur nicht so neue Texte rein. Oder eben offene Briefe, die schreiben sich so nebenbei. An den Papst, an irgendeine lächerliche Ex-Moderatorin, an Freundinnen, die so ganz und gar nicht lächerlich sind.
Ja, und heute eben an dich.
Weißt du, liebe Testsiegerin, manchmal kotzt du mich ganz schön an. (So wie du vorgestern gekotzt hast, übrigens, weil du nicht weißt, wann genug ist. Und komm mir jetzt nicht mit Konstantin Wecker und "genug ist nie genug") Schon alleine dieses lächerliche Pseudonym! Wer bitte nennt sich Testsiegerin? O.k., ich geb ja zu, Kaffeehausintellektuelle und Freie Radikale waren auch nicht viel besser.
Darum geht’s aber gar nicht in meinem Brief, von mir aus kann sich jede und jeder nennen, wie er/sie will. Stell dir vor, manche nennen sich Grölemann oder Steppenhund oder so wie der Hauptmann von Köppenick.
Warum ich dir heute schreibe? Ich weiß es nicht, mir war einfach grad danach. Weißt du denn immer, aus welcher Motivation heraus du Texte verfasst? Das schaut mir nämlich gar nicht danach aus.
Ja, was ich dir sagen wollte, deine Gekränktheit und Beleidigtheit geht mir ziemlich auf die Nerven. Erst machst du auf Rakete und wenn man genau hinschaut, entpuppt sich dieses Geschoß als schlecht gefalteter Papierflieger. Gut, das kann jedem einmal passieren.
Einmal.
Kapiert? Nicht immer wieder. Immer wieder malst du deine alten Muster auf das karierte Papier und faltest es. Total schlampig noch dazu, und dann stürzt das Origami-Ding ab und du heulst. Obwohl – du bist kein Papierflieger. Auch keine Rakete. Kein Hubschrauber, kein Düsenjet, kein UFO. Du bist das alles und gleichzeitig nichts. Trotzdem hebst du regelmäßig ab, wirst dann völlig überheblich, tanzt auf dem Tisch und brichst dir prompt ein Bein. Andere Menschen würden nach solchen Erfahrungen einfach nicht mehr auf den Tisch klettern. Aber du bist nicht andere Menschen. Du bist die Testsiegerin, die immer noch glaubt, sie könnte fliegen. Die glaubt, sie wäre anderen Leuten überlegen.
Aber sicher doch bist du das. Weltmeisterin im Fettnäpfchentappen, das bist du. Weltmeisterin im Große-Reden-Schwingen und sich dabei ganz klein fühlen.
Erinnerst du dich noch, was deine Therapeutin dich vor Jahren gefragt hat: Brauchst du dieses Muster noch? Bist du da nicht schon hinausgewachsen?
Du musst hier nicht in der Öffentlichkeit darauf antworten, überleg es dir einfach mal in Ruhe. Ruhe. Weißt du überhaupt, was das ist, Ruhe?
Ständig auf der Suche nach Anerkennung bist du. Aber ich verrat dir mal was, meine Gute. Die findest du nicht draußen. Die findest du nur in dir. Mein Gott, jetzt red ich schon selber wie deine ehemalige Therapeutin. Ständig auf der Suche nach Bestätigung und Liebe bist du. Aber auch die hockt in dir und nicht am Stammtisch. Und noch etwas: Nicht jeder muss dich lieben. Das wäre erstens langweilig und zweitens ganz und gar unmöglich. Und keineswegs erstrebenswert.
Manchmal hab ich das Gefühl, du forderst die Konfrontation und damit auch deine eigene Verletzlichkeit immer wieder aufs Neue heraus. Du liebst die Provokation, oder? Musst du über so Dinge wie die Rolle der Frau, Toleranz gegenüber Randgruppen oder den Unsinn der Todesstrafe schreiben? Wo du doch genau weißt, dass es genug Leute gibt, die da ganz anders denken als du? Musst du dich mit deinen bauch-intuitiven Emotionen und deinem Sinn für Gerechtigkeit gegen streng wissenschaftliche Argumentationen stellen? Und musst du dem Leben auf die Stirn spucken, weil es ungerecht ist? Wusstest du das nicht längst, dass es weder Wunschkonzert noch ein Kindergeburtstag ist?
Ahja, wo ich schon dabei bin: Noch etwas an dir nervt mich gehörig. Deine Wut und dein Trotz. Musst du heulen, weil jemand dich und deine Texte pseudointellektuell nennt und dir Niveau abspricht? Musst du den Topf auf den Herd knallen, nur weil jemand behauptet, deine Knackwurst rieche nach Leichenteilen? Musst du den Postbeamten zur Schnecke machen, weil ein Brief nach Kärnten neun Tage dauert? Musst du einen Fahrkartenautomaten der deutschen Bahn aufs Schlimmste beleidigen, weil er weder Bargeld noch deine EC-Karte nimmt? Musst du gar dagegentreten, weil du statt Karlsruhe „Karlsdorf“ eingetippt hattest? Nur weil im Dorf für gewöhnlich Ruhe herrscht? Nicht sehr erwachsen, deine überzogene Reaktion, meinst du nicht?
Ein Tipp von mir, liebe Testsiegerin:
Werde endlich erwachsen. Möglichst bald.
Mach’s gut. Wir sehen uns. Vielleicht früher als mir lieb ist. Vielleicht schreib ich dir ja auch irgendwann, was ich an dir mag. Aber nicht jetzt. Nicht heute.
Deine Barbara
du weißt ja, im Moment schreibe ich grad an einer längeren Geschichte in sieben Teilen. Eine Woche im Bett heißt sie und besteht – wer hätte das gedacht – aus sieben Teilen. Drum stell ich hier auch grad nur nicht so neue Texte rein. Oder eben offene Briefe, die schreiben sich so nebenbei. An den Papst, an irgendeine lächerliche Ex-Moderatorin, an Freundinnen, die so ganz und gar nicht lächerlich sind.
Ja, und heute eben an dich.
Weißt du, liebe Testsiegerin, manchmal kotzt du mich ganz schön an. (So wie du vorgestern gekotzt hast, übrigens, weil du nicht weißt, wann genug ist. Und komm mir jetzt nicht mit Konstantin Wecker und "genug ist nie genug") Schon alleine dieses lächerliche Pseudonym! Wer bitte nennt sich Testsiegerin? O.k., ich geb ja zu, Kaffeehausintellektuelle und Freie Radikale waren auch nicht viel besser.
Darum geht’s aber gar nicht in meinem Brief, von mir aus kann sich jede und jeder nennen, wie er/sie will. Stell dir vor, manche nennen sich Grölemann oder Steppenhund oder so wie der Hauptmann von Köppenick.
Warum ich dir heute schreibe? Ich weiß es nicht, mir war einfach grad danach. Weißt du denn immer, aus welcher Motivation heraus du Texte verfasst? Das schaut mir nämlich gar nicht danach aus.
Ja, was ich dir sagen wollte, deine Gekränktheit und Beleidigtheit geht mir ziemlich auf die Nerven. Erst machst du auf Rakete und wenn man genau hinschaut, entpuppt sich dieses Geschoß als schlecht gefalteter Papierflieger. Gut, das kann jedem einmal passieren.
Einmal.
Kapiert? Nicht immer wieder. Immer wieder malst du deine alten Muster auf das karierte Papier und faltest es. Total schlampig noch dazu, und dann stürzt das Origami-Ding ab und du heulst. Obwohl – du bist kein Papierflieger. Auch keine Rakete. Kein Hubschrauber, kein Düsenjet, kein UFO. Du bist das alles und gleichzeitig nichts. Trotzdem hebst du regelmäßig ab, wirst dann völlig überheblich, tanzt auf dem Tisch und brichst dir prompt ein Bein. Andere Menschen würden nach solchen Erfahrungen einfach nicht mehr auf den Tisch klettern. Aber du bist nicht andere Menschen. Du bist die Testsiegerin, die immer noch glaubt, sie könnte fliegen. Die glaubt, sie wäre anderen Leuten überlegen.
Aber sicher doch bist du das. Weltmeisterin im Fettnäpfchentappen, das bist du. Weltmeisterin im Große-Reden-Schwingen und sich dabei ganz klein fühlen.
Erinnerst du dich noch, was deine Therapeutin dich vor Jahren gefragt hat: Brauchst du dieses Muster noch? Bist du da nicht schon hinausgewachsen?
Du musst hier nicht in der Öffentlichkeit darauf antworten, überleg es dir einfach mal in Ruhe. Ruhe. Weißt du überhaupt, was das ist, Ruhe?
Ständig auf der Suche nach Anerkennung bist du. Aber ich verrat dir mal was, meine Gute. Die findest du nicht draußen. Die findest du nur in dir. Mein Gott, jetzt red ich schon selber wie deine ehemalige Therapeutin. Ständig auf der Suche nach Bestätigung und Liebe bist du. Aber auch die hockt in dir und nicht am Stammtisch. Und noch etwas: Nicht jeder muss dich lieben. Das wäre erstens langweilig und zweitens ganz und gar unmöglich. Und keineswegs erstrebenswert.
Manchmal hab ich das Gefühl, du forderst die Konfrontation und damit auch deine eigene Verletzlichkeit immer wieder aufs Neue heraus. Du liebst die Provokation, oder? Musst du über so Dinge wie die Rolle der Frau, Toleranz gegenüber Randgruppen oder den Unsinn der Todesstrafe schreiben? Wo du doch genau weißt, dass es genug Leute gibt, die da ganz anders denken als du? Musst du dich mit deinen bauch-intuitiven Emotionen und deinem Sinn für Gerechtigkeit gegen streng wissenschaftliche Argumentationen stellen? Und musst du dem Leben auf die Stirn spucken, weil es ungerecht ist? Wusstest du das nicht längst, dass es weder Wunschkonzert noch ein Kindergeburtstag ist?
Ahja, wo ich schon dabei bin: Noch etwas an dir nervt mich gehörig. Deine Wut und dein Trotz. Musst du heulen, weil jemand dich und deine Texte pseudointellektuell nennt und dir Niveau abspricht? Musst du den Topf auf den Herd knallen, nur weil jemand behauptet, deine Knackwurst rieche nach Leichenteilen? Musst du den Postbeamten zur Schnecke machen, weil ein Brief nach Kärnten neun Tage dauert? Musst du einen Fahrkartenautomaten der deutschen Bahn aufs Schlimmste beleidigen, weil er weder Bargeld noch deine EC-Karte nimmt? Musst du gar dagegentreten, weil du statt Karlsruhe „Karlsdorf“ eingetippt hattest? Nur weil im Dorf für gewöhnlich Ruhe herrscht? Nicht sehr erwachsen, deine überzogene Reaktion, meinst du nicht?
Ein Tipp von mir, liebe Testsiegerin:
Werde endlich erwachsen. Möglichst bald.
Mach’s gut. Wir sehen uns. Vielleicht früher als mir lieb ist. Vielleicht schreib ich dir ja auch irgendwann, was ich an dir mag. Aber nicht jetzt. Nicht heute.
Deine Barbara
testsiegerin - 17. Sep, 22:03