Mittwoch, 28. Oktober 2015

Vom Zaun gebrochen

„Und was soll das werden?“, fragt mein Nachbar. „Baust du einen Zaun? Ich dachte, wir waren uns einig, dass wir das nicht wollen zwischen unseren Grundstücken?“
„Das ist kein Zaun, sondern eine besondere bauliche Maßnahme“, rechtfertige ich mich, und als ich seinen ungläubigen Gesichtsausdruck sehe, füge ich hinzu: „Na ja, es ist schon eine Art Zaun, aber irgendwie mehr eine technische Sicherungsmaßnahme.“
„So was wie ein antifaschistischer Schutzwall?“, fragt er. Er hat mal Geschichte studiert und kennt sich mit so Sachen aus.
„Eher so eine Art faschistischer Schutzwall“, gestehe ich. „Ein strachitischer Schutzwall“
„Und warum?“, fragt er.
Meine Güte, ist der begriffsstutzig. Immer diese lästigen Fragen. Er ist überhaupt so ein Gutmensch, bringt manchmal einfach Kuchen vorbei und will sich meine Probleme anhören. Und auf seiner Fußmatte steht „Welcome!“
„Um mich zu sichern, natürlich.“
„Und wovor?“
„Das weiß ich noch nicht so genau. Das muss ich mir erst überlegen. Der Zau... die Sicherungsmaßnahme geht auch nicht rund um mein Grundstück, sondern nur zwischen Apfel- und Birnbaum.“
„Du willst dich vor mir schützen? Was hab ich dir denn getan?“
„Es ist nicht wegen dir“, sage ich dann. „Nur wegen der spanischen Nacktschnecken. Die schauen so fremd aus und haben eine völlig andere Kultur. Und der Dings, der in dem blauen Haus auf der rechten Straßenseite wohnt, der sagt auch, dass die total gefährlich sind und die einheimischen Nacktschnecken bedrohen. Außerdem fressen sie mir die Ribisel von den Sträuchern und die Äpfel von der Wiese. “
„Die du liegenlässt, weil sie dir nicht schmecken.“
„Na und!“ Ich werde grantig. „Ich muss aber vorsorgen.“ Der Typ versteht überhaupt nichts.
„Und du glaubst, die Nacktschnecken drehen vor deinem Schutzwall wieder um?“
„Das müssen sie. Ich stell auch ein Schild auf: Illegaler Übertritt verboten.“
Mein Nachbar schüttelt den Kopf. Früher einmal mochte ich ihn total gern. Aber seit er sich den Gutmenschen angeschlossen hat, ist er so ein naiver Sozialromantiker geworden.

Vielleicht mach ich den Zaun doch um unser ganzes Grundstück.

Weise Worte, wahr

"Schreiben ist wie küssen, nur ohne Lippen. Schreiben ist küssen mit dem Kopf." Aus Gut gegen Nordwind - Daniel Glattauer

Selbstgeschrieben


Barbara A. Fallnbügl (mein Mädchenname) Monika Pellkofer- Grießhammer
Jakob und der gewisse Herr Stinki


Barbara A. Lehner (Text) Eleonore Petzel (Musik)
Von Herzen und Seelen - CD

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