Wer A. sagt...
... oder Wie das A. in meinen Namen kam
Es war einmal ein Mann, der war mein Urgroßvater. Er war ein armer russisch-jüdischer Fischer, der nie auch nur einen Fisch gefangen hat im Bajkalsee. Nur einmal, es war in einer kühlen Novembernacht und am Himmel stand der abnehmende Mond, da hatte er ein A im Netz, an dem hing ein Punkt dran. Ein einzelnes, einsames A Punkt. Er schenkte es seiner Frau zum Geburtstag, einer ebenso verarmten, aber übergewichtigen Malerin, die bei zunehmendem Mond Tag und Nacht aß, hauptsächlich Borschtsch. Bei abnehmendem Mond aß sie auch, aber nur tagsüber, nachts malte sie den abnehmenden Mond. In ihrem ganzen Leben hat sie kein einziges anderes Motiv gemalt und in ihrem ganzen Leben hat sie kein einziges Bild verkauft, weshalb das russisch-jüdische Paar arm blieb.
Sofia Schoschanah Serajofowitschova knallte ihrem Mann das A. wütend an den Kopf. "Was ich mache mit so a A., du Paßkudnjak, du Schurke?", kreischte sie, "hättest du wenigstens a S. gefangen, oder noch besser zwei A und ein L, weil Aal hätten wir können essen! Und überhaupt, hat meine Name eh viele Buchstaben, bin ich gestraft genug damit, brauch ich net noch a A. Warum du mir nicht schenken schönes Ring aus Gold? Was ich mache mit so ein lächerliche A.?"
Traurig steckte Ibrahim Serajofowitsch das A. in ein schmuckes Schmuckkästchen und bewahrte es dort viele Jahre auf. Nach seinem Tod erbte es seine jüngste Tochter Chenia, aber auch die wollte das A. nicht. Sie fand abgekürzte Buchstaben im Namen einfach dämlich, so dämlich wie romantische Geschichten über verarmte Fischer und Malerinnen bei und von abnehmendem Mond.
Nach dem Tod meiner Großeltern überreichte der Notar mir mit einem anzüglichen Lächeln das Schmuckkästchen. Schmuck war keiner drin, den hatten meine habgierigen Verwandten sich schon unter den Nagel gerissen. Nur ein einsames, trauriges, ein wenig verstaubtes A. lag auf dem samtigen Boden der Schatulle.
Aus Mitgefühl und zu Ehren meiner verarmten russisch-jüdischen Vorfahren nahm ich den Buchstaben heraus, pustete den Staub von ihm und steckte ihn zwischen meine beiden Namen.
"Das A. steht für Ambivalenz", sage ich, "oder für Anzüglichkeit, Attraktivität, Abenteuer, Angst, je nachdem."
Manchmal steht es aber einfach auch für Anna. Und vielleicht war die Geschichte vom A Punkt eine ganz andere. Aber das ist eine andere Geschichte.
Es war einmal ein Mann, der war mein Urgroßvater. Er war ein armer russisch-jüdischer Fischer, der nie auch nur einen Fisch gefangen hat im Bajkalsee. Nur einmal, es war in einer kühlen Novembernacht und am Himmel stand der abnehmende Mond, da hatte er ein A im Netz, an dem hing ein Punkt dran. Ein einzelnes, einsames A Punkt. Er schenkte es seiner Frau zum Geburtstag, einer ebenso verarmten, aber übergewichtigen Malerin, die bei zunehmendem Mond Tag und Nacht aß, hauptsächlich Borschtsch. Bei abnehmendem Mond aß sie auch, aber nur tagsüber, nachts malte sie den abnehmenden Mond. In ihrem ganzen Leben hat sie kein einziges anderes Motiv gemalt und in ihrem ganzen Leben hat sie kein einziges Bild verkauft, weshalb das russisch-jüdische Paar arm blieb.
Sofia Schoschanah Serajofowitschova knallte ihrem Mann das A. wütend an den Kopf. "Was ich mache mit so a A., du Paßkudnjak, du Schurke?", kreischte sie, "hättest du wenigstens a S. gefangen, oder noch besser zwei A und ein L, weil Aal hätten wir können essen! Und überhaupt, hat meine Name eh viele Buchstaben, bin ich gestraft genug damit, brauch ich net noch a A. Warum du mir nicht schenken schönes Ring aus Gold? Was ich mache mit so ein lächerliche A.?"
Traurig steckte Ibrahim Serajofowitsch das A. in ein schmuckes Schmuckkästchen und bewahrte es dort viele Jahre auf. Nach seinem Tod erbte es seine jüngste Tochter Chenia, aber auch die wollte das A. nicht. Sie fand abgekürzte Buchstaben im Namen einfach dämlich, so dämlich wie romantische Geschichten über verarmte Fischer und Malerinnen bei und von abnehmendem Mond.
Nach dem Tod meiner Großeltern überreichte der Notar mir mit einem anzüglichen Lächeln das Schmuckkästchen. Schmuck war keiner drin, den hatten meine habgierigen Verwandten sich schon unter den Nagel gerissen. Nur ein einsames, trauriges, ein wenig verstaubtes A. lag auf dem samtigen Boden der Schatulle.
Aus Mitgefühl und zu Ehren meiner verarmten russisch-jüdischen Vorfahren nahm ich den Buchstaben heraus, pustete den Staub von ihm und steckte ihn zwischen meine beiden Namen.
"Das A. steht für Ambivalenz", sage ich, "oder für Anzüglichkeit, Attraktivität, Abenteuer, Angst, je nachdem."
Manchmal steht es aber einfach auch für Anna. Und vielleicht war die Geschichte vom A Punkt eine ganz andere. Aber das ist eine andere Geschichte.
testsiegerin - 21. Aug, 10:22
schmunzelnden Gruß
Uta