Nichts wird leichter

In meiner Illusion wird das Leben ja leichter, wenn man älter wird. Also nicht wirklich leichter, aber irgendwie halt schon. Ja, ich weiß, die körperlichen Leiden nehmen wahrscheinlich zu und die geistigen Fähigkeiten ab und die Freunde sterben einem weg. Aber bestimmt weiß man dann, wer man ist, wohin man gehört, was man will. Bestimmt blickt man dann ruhig und gelassen auf ein erfülltes Leben zurück, sitzt im Lehnstuhl und strickt zufrieden an den Socken für die Urenkel.

Dachte ich mir. Bis ich dieses Mail bekam:

In meiner eigenen Zerrissenheit zeigen mir Deine Gedanken vielleicht einen Weg, den ich zu finden hoffe!
Selber noch weit weg von dem wo ich sein möchte! Höhen und Tiefen, auch im fortgeschrittenen Alter nicht ausweichen können und die eigene Unzulänglichkeit erkennend und immer noch suchend! Wem das begreiflich machen können, dadurch immer allein! Unsicherheit in Entscheidungen und Mitleid mit denen, die man in Sicherheit wähnen möchte!
Dann die Ungewißheit des neuen Jahres und ein Bangen um viele Dinge des Lebens, obgleich man sicher sein könnte!


Vielleicht erinnert ihr euch noch an Elfriede http://barbaralehner.twoday.net/stories/5762806/, die mir dieses Mail geschrieben hat. Elfriede ist 87 (und hat neulich Frau Dr. Blubb auf Facebook geaddet ;-)

Ich weiß nicht, ob ich wirklich traurig bin darüber, dass sich die Zweifel nicht in Luft auflösen. Dass das Leben nicht wirklich leichter wird. Vielleicht hat sie auch etwas Tröstliches, die Tatsache, dass das Leben lebendig bleibt.
Vielleicht ist es gut so. Vielleicht auch nicht.
Es ist, wie es ist.
katiza - 19. Jan, 16:25


testsiegerin - 20. Jan, 21:50

No thanks, I've still got enough illusions.
aber sie singt wunderbar.
sprudelfurz - 19. Jan, 16:27

So viel wie möglich loslassen und das Leben bekommt die Leichtikeit eines Luftballons.

testsiegerin - 20. Jan, 21:50

das sagt sich so leicht ;-)
das rezept hätte ich gern.
sprudelfurz - 21. Jan, 09:13

Ich weiß, es ist schwierig! Aber dennoch lohnt es sich, das Bemühen darauf zu richten, wenn man sich aus den Fallstricken des Egos und des Verstandes ein wenig befreien will.
Rezept gibt es leider keines. Da geht jeder seinen eigenen individuellen Weg!
datja (Gast) - 19. Jan, 16:32

das sind ja schöne aussichten!
auch ich dachte, nach meinem 60. geburtstag als alte, gütige und weise aufzutreten.
denkste!
ein pinguin wird nun mal keine giraffe.
auch im alter nicht.
ja: es ist wie es ist.
;)

testsiegerin - 20. Jan, 21:51

ich fürchte, das wird nix mit gütig und weise. ich fürchte, du bleibst zornig und a bissl bled ;-)
bonanzaMARGOT - 20. Jan, 11:21

ich weiß auch nicht, was uns dazu bringt, zu denken, das leben würde im alter leichter. vielleicht weil wir immer in der hoffnung leben, es müsse irgendwie besser werden. und glaube ist erstmal ein schöner trost. wenn es dann nicht ganz so kommt, wie wir dachten, haben wir uns halt ein klein wenig verrechnet. dann besteht immerhin noch die aussicht, dass nach dem tod alles besser wird.
ich denke, man kann es sich in jedem alter einigermaßen gemütlich einrichten, vorausgesetzt man kann die sorgen verscheuchen, ist kein griesgram, und einige bedingungen (wie wohlstand, wohnung, freundeskreis) sind erfüllt. schlecht ist immer, wenn man von irgendwoher unter druck steht. ich meine den druck, der echt angst macht, z.b. wenn der arbeitgeber einem die pistole auf die brust setzt, oder die große liebe den bach runter geht, oder die gläubiger dunkle gestalten vorbei schicken ...
das alter selbst ist relativ beschissen. ich meine das richtige alter und nicht das alter vor dem alter. im altenheim habe ich es mit menschen zu tun, die richtig alt sind ..., und was soll ich sagen, da gibt es schicksale, die man nicht seinem besten freund wünscht. das alter kann in mannigfacher beziehung einfach ein elend sein, vorallem wenn man immer unselbständiger wird ...
aber du, testsiegerin, redest ja noch nicht von diesem alter, oder doch? die lehnstuhlromantik ist leider ein märchen.
eigentlich muß man im alter froh sein, wenn man sich noch halbwegs alleine fortbewegen kann und nicht dement wird - ja - und dass die schmerzen nicht zu groß werden. dann freilich könnte ich mir vorstellen, dass es mir im altenheim als greis sogar ab und zu spaß machen könnte, quasi vogelfrei, der knackigen schwester mal in den po zu kneifen oder unanständige witzchen zu reißen; - oder ältere damen mit meinem piepmatz erschrecken ...
am pc chatte ich dann mit jungen gören und bestelle sie ins altenheim, hihi, schreibe aber, es wäre ein fünfsterne hotel.
na ja, mal sehen. wahrscheinlich wird mein taschengeld gar nicht für einen internetanschluss reichen.

(was heißt eigentlich "geaddet"?)

datja (Gast) - 20. Jan, 17:17

:)

bingo!
ich zb habe mir fest vorgenommen, im richtigen alten alter, wenn ich keinen spaß mehr habe schnell und vor allem effektiv zu sterben.
möge die übung gelingen.
bis jetzt finde ich älter werden amüsant.
(liegt sicher auch daran, dass ich gesund bin und sehr aktiv.)
die alternative, nämlich jung zu sterben, habe ich ja verworfen.
;)
bonanzaMARGOT - 20. Jan, 18:06

Datja, ich habe es aufgegeben, meinem Leben geplant ein Ende zu setzen. Der Geist altert mit der Hülle. Aber klar will ich nicht als lebendiger Toter in einem Pflegeheim künstlich ernährt dahin vegetieren. Es dürfte allerdings schwer sein, vor einem drohenden schweren Schlaganfall den richtigen Zeitpunkt für eine Selbsttötung zu erwischen. Bei einer Demenzerkrankung ist es, würde ich sagen, sogar unmöglich. Man nehme Walter Jens als prominentes Beispiel ...
Es ist sehr einfach zu sagen, dass man selbst so nicht enden will.
testsiegerin - 20. Jan, 21:55

Es ist ja nun nicht so, dass ich völlig ahnungslos bin, was alte Menschen betrifft, weil ich ja auch mit dieser Klientel arbeite. Es ist nur so, dass man sich halt immer denkt (oder hofft), dass das nur die anderen trifft, und das man selbst eine von den hundertjährigen wird, die dann noch geistig und körperlich fit sind und zu hause leben und ein leben voller glück und zufriedenheit lebt.

so wie wir ja auch alle bei der hochzeit hoffen und glauben, dass ausgerechnet unsere beziehung hält und wir auch nach fünfzig jahren ehe noch verliebt und geil sind.

das leben spielt halt oft ein bissl anders. aber hätten wir die illusionen nicht, würden wir uns dann überhaupt drauf einlassen können?

ah ja: adden bedeutet "hinzufügen" (von add), und man added freunde im facebook, oder man added skills und so.
dich hab ich auch geadded ;-)
bonanzaMARGOT - 21. Jan, 12:23

aha, dann habe ich dich also auch geaddet.
skills?

es wäre blöde, wenn wir nicht hoffen dürften, dass sich unsere wunschvorstellungen erfüllen, auch wenn statistiken dagegen sprechen. man kann ja auch etwas dafür tun - nicht alles ist schicksal - und dann ist es immer die frage, wie wir uns zu unserem schicksal stellen.
im altenheim erlebe ich viele bewohner, die ziemlich depressiv sind. natürlich sind die umstände oft alles andere als schön ..., aber ich begegnete auch schon "alten", die trotz niederschmetternder krankheiten und einschränkungen noch lebensfreude und -mut ausstrahlten. zugegeben: das sind leider die rühmlichen ausnahmen. viele menschen haben einfach nicht die innere kraft, sich sozusagen selbst am schopfe aus dem sumpf zu ziehen ...; viele verfallen in depressionen und selbstmitleid, verbittern, werden so richtige kotzbrocken (waren es womöglich schon, bevor sie zu uns kamen).

die kunst ist es wahrscheinlich, sein schicksal anzunehmen - nicht andere verantwortlich zu machen, nicht ewig zu hadern ... bestimmt kann der glaube (an gott) da eine stütze sein. das muß dann aber schon echtes gottvertrauen sein.
oder man hat andere innere kraftquellen ...
ich weiß nicht, wie ich alt werde, was das schicksal für mich parat hält. allerdings hoffe ich auch, dass ich mich mehr oder weniger gut durch die jahre schlage, und die verzweiflung besiegen kann.

Weise Worte, wahr

"Schreiben ist wie küssen, nur ohne Lippen. Schreiben ist küssen mit dem Kopf." Aus Gut gegen Nordwind - Daniel Glattauer

Selbstgeschrieben


Barbara A. Fallnbügl (mein Mädchenname) Monika Pellkofer- Grießhammer
Jakob und der gewisse Herr Stinki


Barbara A. Lehner (Text) Eleonore Petzel (Musik)
Von Herzen und Seelen - CD

Neu

Wie geht es unserer Testsiegerin?
Wie geht es unserer Testsiegerin?
Lo - 5. Feb, 17:25
Vielen Dank! Du findest...
Vielen Dank! Du findest mehr von mir auf facebook ;-)
testsiegerin - 30. Jan, 10:40
Kurschatten ' echt keinen...
auch wenn diese deine Kur schon im Juni...xx? war,...
kontor111 - 29. Jan, 09:13
zum entspannen...Angel...meint
wenn ich das nächste Mal im Bett liege, mich verzweifelt...
kontor111 - 29. Jan, 08:44
"Pinguin"
"Pinguin"
bonanzaMARGOT - 11. Mär, 11:11
Sleepless im Weinviertel
Ich liege im Bett. Ich bin müde. Ich lese. Eine Romanbiografie...
testsiegerin - 13. Jan, 11:30
... ich könnte mal wieder...
... ich könnte mal wieder eine brasko-geschichte schreiben.
bonanzaMARGOT - 8. Jan, 07:05
OHHH!
OHHH! Hier scheint bei Twoday etwas nicht zu stimmen. Hoffentlich...
Lo - 7. Jan, 13:36

Web Counter-Modul


Briefverkehr mit einem Beamten
Erlebtes
Femmes frontales
Forschertagebuch
Gedanken
Gedichte
Geschichten
Glosse
In dreißig Tagen um die Welt
Kurzprosa
Lesungen
Menschen
Sex and the Country
Toll3ste Weiber
Vita
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren

kostenloser Counter