P wie Pfirsich...
... und peinlich und überhauPt.
Als Kind hab ich Pfirsiche und Marillen immer verwechselt. Für mich waren sie beide rund und hatten eine pelzige Haut – eine Haut wie ein Babypopo – und waren matschig zu essen. Ich mag Obst nicht, das matschig zu essen ist. Deshalb hab ich auch das O wie Orange gerne jemand anderem überlassen, weil das Essen einer Orange für mich eine Zumutung ist. Es ist nicht so, dass ich mir generell im Leben nicht gerne die Hände und die Phantasie dreckig mache, aber wenn der Obstsaft über die Finger rinnt, wenn man dann trotzdem noch die weißen Fasern mit den pickigen Fingern rauskletzeln muss, bevor man die Frucht schmecken darf, dann hört sich der Spaß auf. Es ist nicht so, dass mir Orangen nicht schmecken, ich mag nur das Essen einer Orange nicht, im Obstsalat oder gepresst mag ich das gern. Sonst bevorzuge ich Bananen, die zerrinnen einem nicht zwischen den Fingern.
Zurück zu den Pfirsichen. Zu den Pfirsichen hab ich keine so emotionale Beziehungen wie zum Beispiel zu Äpfeln oder Himbeeren oder Feigen. Feigen sind für mich immer mit meiner ersten großen Liebe verbunden. Mit Griechenland, wo wir sogar in Gärten eingebrochen sind, um an die violetten, frischen Feigen zu gelangen. Aber wir waren ja bei den Pfirsichen. Sie sehen schon, werte Leser, Pfirsiche lenken mich ab von den Pfirsichen. Vielleicht hab ich deshalb Marillen gebracht, wenn meine Mama mich um Pfirsiche geschickt hat, weil ich abgelenkt war.
Beim Schnittlauch und beim Petersil verhielt es sich genauso. Mama hat mich in den Garten geschickt – und dazu muss man wissen, dass wir im 10. Stock eines Hochhauses gewohnt haben, und Hochhäuser für gewöhnlich keinen Obst- und Gemüsegarten haben; das heißt, unser Garten war unendlich weit weg, so fühlte es sich zumindest damals an. Zehn Minuten Fußweg, mindestens. Vielleicht sogar zwölf. Ich stand also im Garten, streichelte Hoppel, den Hasen und murmelte vor mich hin: „Du darfst den Schnittlauch nicht mit dem Petersil verwechseln, das eine ist das mit den Stangen, das andere das mit den Blättern“ und... nahm überzeugt das falsche. Obwohl die Chance, das richtige Kraut abzuschneiden, ohnehin bei 50:50 lag. Damals hatten wir noch nicht so exotische Kräuter wie Basilikum, Thymian, Salbei, Rosmarin und Minze. Vermutlich hätte das aber nichts daran geändert. Gegen meine Petersil-Schnittlauch-Schwäche war kein Kraut gewachsen.
Ich schämte mich dafür, dass ich Petersilie (wenigstens fängt das wie Pfirsiche auch mit P an) so konsequent mit Schnittlauch verwechselte. Das gab ich aber nicht zu, sondern aß ebenso konsequent Butterbrot mit Petersilie und zum Schnitzel Schnittlaucherdäpfel und behauptete noch konsequenter, dass das doch keinen Unterschied machte.
Ich verwechselte Marillen mit Pfirsichen, Schnittlauch mit Petersilie und Kristallzucker mit Kandiszucker. Ich fand, dass Kandiszucker viel schönere und größere Kristalle hatte als Kristallzucker. Und ich schämte mich dafür, es war mir total peinlich. Das hätte ich aber nie zugegeben. Ich war ein stolzes Kind und ein wenig störrisch. Wenn Mama schimpfte, weil ich Petersilie statt Schnittlauch gebracht hab, behauptete ich „aber du hast doch Petersilie gesagt!“
Ich liebe weder Pfirsich noch Marillen und ich nehme lieber Rohrzucker und Honig als Kristall- oder Kandiszucker. Vielleicht hat das mit dieser schweren emotionalen Kränkung in der Kindheit zu tun.
Ich liebe allerdings Schnittlauch genauso sehr wie Petersilie. Eine Suppe ohne Grün drin ist für mich keine Suppe. Erdäpfel ohne was Grünes drauf sind für mich keine Erdäpfel.
Vielleicht sollte ich doch eine Psychoanalyse machen, um dem Geheimnis auf die Spur zu kommen.
Als Kind hab ich Pfirsiche und Marillen immer verwechselt. Für mich waren sie beide rund und hatten eine pelzige Haut – eine Haut wie ein Babypopo – und waren matschig zu essen. Ich mag Obst nicht, das matschig zu essen ist. Deshalb hab ich auch das O wie Orange gerne jemand anderem überlassen, weil das Essen einer Orange für mich eine Zumutung ist. Es ist nicht so, dass ich mir generell im Leben nicht gerne die Hände und die Phantasie dreckig mache, aber wenn der Obstsaft über die Finger rinnt, wenn man dann trotzdem noch die weißen Fasern mit den pickigen Fingern rauskletzeln muss, bevor man die Frucht schmecken darf, dann hört sich der Spaß auf. Es ist nicht so, dass mir Orangen nicht schmecken, ich mag nur das Essen einer Orange nicht, im Obstsalat oder gepresst mag ich das gern. Sonst bevorzuge ich Bananen, die zerrinnen einem nicht zwischen den Fingern.
Zurück zu den Pfirsichen. Zu den Pfirsichen hab ich keine so emotionale Beziehungen wie zum Beispiel zu Äpfeln oder Himbeeren oder Feigen. Feigen sind für mich immer mit meiner ersten großen Liebe verbunden. Mit Griechenland, wo wir sogar in Gärten eingebrochen sind, um an die violetten, frischen Feigen zu gelangen. Aber wir waren ja bei den Pfirsichen. Sie sehen schon, werte Leser, Pfirsiche lenken mich ab von den Pfirsichen. Vielleicht hab ich deshalb Marillen gebracht, wenn meine Mama mich um Pfirsiche geschickt hat, weil ich abgelenkt war.
Beim Schnittlauch und beim Petersil verhielt es sich genauso. Mama hat mich in den Garten geschickt – und dazu muss man wissen, dass wir im 10. Stock eines Hochhauses gewohnt haben, und Hochhäuser für gewöhnlich keinen Obst- und Gemüsegarten haben; das heißt, unser Garten war unendlich weit weg, so fühlte es sich zumindest damals an. Zehn Minuten Fußweg, mindestens. Vielleicht sogar zwölf. Ich stand also im Garten, streichelte Hoppel, den Hasen und murmelte vor mich hin: „Du darfst den Schnittlauch nicht mit dem Petersil verwechseln, das eine ist das mit den Stangen, das andere das mit den Blättern“ und... nahm überzeugt das falsche. Obwohl die Chance, das richtige Kraut abzuschneiden, ohnehin bei 50:50 lag. Damals hatten wir noch nicht so exotische Kräuter wie Basilikum, Thymian, Salbei, Rosmarin und Minze. Vermutlich hätte das aber nichts daran geändert. Gegen meine Petersil-Schnittlauch-Schwäche war kein Kraut gewachsen.
Ich schämte mich dafür, dass ich Petersilie (wenigstens fängt das wie Pfirsiche auch mit P an) so konsequent mit Schnittlauch verwechselte. Das gab ich aber nicht zu, sondern aß ebenso konsequent Butterbrot mit Petersilie und zum Schnitzel Schnittlaucherdäpfel und behauptete noch konsequenter, dass das doch keinen Unterschied machte.
Ich verwechselte Marillen mit Pfirsichen, Schnittlauch mit Petersilie und Kristallzucker mit Kandiszucker. Ich fand, dass Kandiszucker viel schönere und größere Kristalle hatte als Kristallzucker. Und ich schämte mich dafür, es war mir total peinlich. Das hätte ich aber nie zugegeben. Ich war ein stolzes Kind und ein wenig störrisch. Wenn Mama schimpfte, weil ich Petersilie statt Schnittlauch gebracht hab, behauptete ich „aber du hast doch Petersilie gesagt!“
Ich liebe weder Pfirsich noch Marillen und ich nehme lieber Rohrzucker und Honig als Kristall- oder Kandiszucker. Vielleicht hat das mit dieser schweren emotionalen Kränkung in der Kindheit zu tun.
Ich liebe allerdings Schnittlauch genauso sehr wie Petersilie. Eine Suppe ohne Grün drin ist für mich keine Suppe. Erdäpfel ohne was Grünes drauf sind für mich keine Erdäpfel.
Vielleicht sollte ich doch eine Psychoanalyse machen, um dem Geheimnis auf die Spur zu kommen.
testsiegerin - 26. Jan, 09:48
Ich habe gerade "Die gute Erde" gelesen,