Liebe Frau Proll

Ich hab Ihren Beitrag zum Thema #metoo, in dem Sie Ihre Sicht der Dinge, nämlich #notme, anführen, gestern aufmerksam gelesen. Und frage mich seitdem, warum Frauen bei diesem Thema anderen Frauen in den Rücken fallen.
Antwort hab ich noch keine gefunden. Ein bisschen erinnert mich Ihre Äußerung an Eva Hermann, die unbedingt am Dritten Reich etwas Positives finden wollte.

Schön, dass Sie noch nie von einem Mann belästigt worden sind. Das meine ich ehrlich, weil ich weiß, wie es sich anfühlt. Nämlich beschissen. Und seit Ihrem Posting gestern fallen mir all die vielen Geschehnisse ein, die ich viele Jahre verdrängt habe. Offensichtlich nicht erfolgreich.

Sie schreiben, dass Sie sexuelle Annäherungsversuche von Seiten eines Mannes grundsätzlich erfreulich finden und einen solchen erst mal als Kompliment und nicht als Belästigung verstehen. Ich überlege jetzt krampfhaft, wie es mir mit 16 gelingen hätten sollen, es erfreulich zu finden, von einem Fremden auf dem Nachhauseweg vom Bahnhof überfallsartig an die Brust und zwischen die Beine gefasst zu werden.
Sie schreiben, dass Sie vielleicht einfach nicht attraktiv genug sind, um von einem Mann sexuell belästigt zu werden.
Ich fürchte, der Typ, der mich angefasst hat, hat gar nicht gesehen, wie ich aussehe, von hinten. An meiner Schönheit wird es also vermutlich nicht gelegen haben.

Auch der Grieche, der im Auto einfach seinen Schwanz herausgeholt und vor mir gewichst hat, wollte mir bestimmt nur ein Kompliment machen. Und ich frustrierte, frigide, junge Frau fand das nicht lustig. So was aber auch. Ja, es war leichtsinnig, Auto zu stoppen, aber ich wünsche mir, in einer Gesellschaft zu leben, in der das nicht als Einladung verstanden wird.

Ich weiß, so etwas hat in Ihnen höchstens Mitleid hervorgerufen und Sie würden sich schämen, damit hausieren zu gehen. Ich hab mich damals auch geschämt. Mich schuldig gefühlt. Aber ich hatte kein Mitleid, ich hatte Scheiß-Angst. Und ich gehe damit hausieren, und zwar nicht, um mich als Opfer darzustellen, denn ich weiß, dass viele, viele Frauen viel Schlimmeres erlebt haben als ich, aber ich will, dass junge Frauen, denen so etwas passiert, sich nicht schuldig fühlen. Sich nicht schämen dafür, dass Männer übergriffig sind.

Schön auch, dass Sie nie so abhängig von einem Mann waren, dass Sie sich so etwas gefallen lassen haben. Ich war abhängig von meinem Job. Und wusste, dass mir niemand glaubt. Oder es immer wieder Männer – und wie man sieht – sogar Frauen gibt, die so etwas nicht schlimm finden.

Ich hab es auch nicht als Ausdruck eines Komplimentes erlebt, als ich auf der Rolltreppe stand und sich der Mann vor mir nach hinten und der Mann hinter mir nach vorne gebeugt und die beiden mich zwischen ihnen eingeklemmt haben. Ich fand das so unlustig, dass ich dem einen eine geknallt hab. Danach ins Gesicht gespuckt zu werden, war für mich kein Zeichen meiner großen sexuellen Anziehungskraft, sondern eklig und demütigend. Hat mir jemand der Umstehenden geholfen? Nein.

Ich habe oft Nein gesagt, aber das Nein wurde nicht gehört. Das lag nicht an körperlichen Beeinträchtigung und einem mangelnden Hörvermögen, nein. Die Männer wollten mein Nein nicht hören. Die sind davon ausgegangen, dass ich mich – wenn ich mich zum Essen einladen lasse – auch von ihnen ficken lasse. Es hat sich verdammt noch mal nicht gut angefühlt, vom Onkel einer Freundin im Badezimmer eingesperrt und betatscht zu werden. Oder von einem Lehrer zu hören: "Und ich dachte, du bist eine Frau, dabei bist du nur ein zickiges Mädchen."

Ich bin übrigens weder lustlos noch hasse ich Männer ... ich hab sogar einen geheiratet. Nein, die Welt wäre nicht besser ohne Sex, aber sie wäre besser ohne sexuelle Gewalt. Und wenn Sie uns unterstellen, nicht allzu viel von Männern zu halten, dann kann ich nur entgegnen: Offensichtlich trauen Sie den Männern nicht zu, den Unterschied zwischen Komplimenten, Flirten und Übergriffen zu verstehen. Ich glaub, die meisten von ihnen schaffen das sehr wohl. Die, die uns trotzdem belästigen, die gegen unseren Willen unsere Grenzen überschreiten, die wollen nicht Sex. Die wollen schon gar keine Erotik, wenn sie Frauen kleinmachen, ohne Zustimmung an intimen Stellen anfassen und als „Sozialfut“ beschimpfen. Die wollen Macht.

Liebe junge Frauen, lasst euch nicht entmutigen durch Männer oder Frauen, die euch als lustlose Schnepfen oder humorbefreite Männerhasserinnen bezeichnen, wenn ihr sexuelle Übergriffe, egal ob verbal oder durch Handlungen als das bezeichnet, was sie sind. Sexuelle Gewalt. Macht den Mund auf und schämt euch nicht. Ihr seid nicht schuld, wenn jemand euch Gewalt antut. Niemals.

Im Leben hat sich durch Schweigen noch nie etwas verändert.
steppenhund - 26. Okt, 22:26

die Fehlentwicklung des Menschen

Mittlerweile melden sich allerorten Frauen, die von sexueller Gewalt Ihnen gegenüber berichten. Jetzt könnte man einfach sagen, die Welt ist schlecht. man könnte aber auch sagen, Danke,Trump, danke Kim! Macht euren Krieg und zieht die ganze Welt mit hinein. das Schlimme ist nämlich nicht, dass solche Dinge passieren. Das schlimme ist,dass der Mensch seit Jahrtausenden nichts dazu gelernt hat. Und dafür gehört er (ich schreibe nicht „vertilgt“ oder „ausgerottet“ ) AUSGESTORBEN !


Ich habe das vor ein paar Tagen zum Anlass geschrieben. In manchen persönlichen Gesprächen musste ich noch folgende Erklärung hinzufügen:
Natürlich gibt es auch „gute“ Menschen, für die nicht nur Stärke und Skrupellosigkeit das vorrangige Lebensprinzip darstellen. Aber sie sind in der Minderheit, in einer verdammt kleinen Minderheit.

bonanzaMARGOT - 27. Okt, 10:59

aber wir gehören wenigstens zu den guten, meinst nicht?
als alter skeptiker von mehrheiten sind mir minderheiten sowieso lieber.
bonanzaMARGOT - 27. Okt, 10:47

... und dann noch die frauen, die männer sexuell belästigen - um auch das nicht zu verschweigen. und als mann ist es noch viel schwieriger, darüber zu reden, weil man da doch nur belächelt oder gar verhöhnt wird.

Weise Worte, wahr

"Schreiben ist wie küssen, nur ohne Lippen. Schreiben ist küssen mit dem Kopf." Aus Gut gegen Nordwind - Daniel Glattauer

Selbstgeschrieben


Barbara A. Fallnbügl (mein Mädchenname) Monika Pellkofer- Grießhammer
Jakob und der gewisse Herr Stinki


Barbara A. Lehner (Text) Eleonore Petzel (Musik)
Von Herzen und Seelen - CD

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