Montag, 4. Dezember 2006

Briefverkehr 35

Liebe Barbara,

Jenny ist grad eingeschlafen, nachdem ich ihr aus „Jakob und der gewisse Herr Stinki“ vorgelesen habe. Sie kann zwar längst selber lesen, aber sie liebt es noch immer, sich an mich zu kuscheln und mir zuzuhören. Ein witziges Buch ist das, ich musste beim Vorlesen ein paar Mal laut lachen, und irre schön ist es illustriert. Sie hat sich so drüber gefreut!

Ja, Jenny schläft also jetzt und hat den Tag total genossen.
Ich sitz hier mit einem Glas Rotwein (diesmal kein Moet Chandon, sondern blauer Zweigelt, den wir vor ein paar Stunden gemeinsam im Keller verkostet haben) am Kamin und in mir geht’s drunter und drüber.
Mensch, du.
Blutige Fingernägel hab ich, vom Maronischälen, und wahrscheinlich muss ich mich morgen krankmelden, weil ich nicht tippen kann. Wie können eine (halbwegs) erwachsene Frau und ein kleines Kind gemeinsam hundert Edelkastanien verdrücken?

Hast du eigentlich bemerkt, dass ich auch da war? Abgesehen von dem einen Augenblick, wo du mich auf den Mund geküsst hast, nachdem du das Schmalzbrot mit Zwiebel und Knoblauch gegessen hast? Du hast gut geschmeckt, trotzdem. Ich wünsch mir mehr davon, Barbara. Mehr von dir und deinen Küssen. Wenn du magst, streich ich dir vorher ein Brot mit Orangenmarmelade.
Es waren nur ein paar Momente, Barbara, in denen ich kurz das Gefühl hatte, dass du deine Widerspenstigkeit verlierst, aber diese kostbaren Momente habe ich inhaliert wie ein Beduine orientalischen Apfeltabak. Als du dich beim Perchtenlauf ängstlich an mich geklammert hast, weil die pelzigen Gestalten so furchterregend mit den Ketten gerasselt haben, da hab ich gespürt, wie weich und warm du bist, innen wie außen. Und bei der Trockenbeerenauslese, da hast du dich an mich gelehnt und mich angelächelt, so süß und schwer wie der Wein, und ganz ohne Zynismus. Bis Jenny sich dazwischen gedrängt hat, dieses kleine Biest.

Ich bin ja froh, dass du dich mit ihr so gut verstanden hast, sie war heute früh ohnehin total traurig, als Jessica abgesagt hat. Aber ich hätte halt auch gern ein bisschen mehr von dir gehabt. Immerhin, Jenny hat mir auf dem Nachhauseweg vier schlechte Witze ohne Pointe erzählt und kennt dreiundzwanzig neue Schimpfwörter. Gratuliere. Sie findet dich cool. Na super. Und du, findest du es wirklich in Ordnung, einer Achtjährigen Sprüche wie Du hast wohl einen Furz quer im Gehirn sitzen beizubringen?
Mindestens ein Jahr Erziehungsarbeit beim Teufel, verdammt noch mal, du Aas!

Bist du mir sehr böse, weil ich dir auf dem Nachhauseweg meinen Wagen nicht überlassen habe? Weißt du, es wäre mir einfach peinlich gewesen, wenn du ins Radar gedonnert wärst und ich mir selbst eine Anonymverfügung ausstellen muss. Ich bin ja für mich auch nicht sehr anonym.

Ich hab grad ein Gedicht auf ein Blatt Papier gekritzelt. Ich weiß, ich bin kein Hesse. Nur Korneuburger. Jurist. Ein verliebter Mann. Nicht mehr. Aber auch nicht weniger. Wenn es dir danach besser geht, dann zerreiß es in der Luft.

Schale um Schale
will ich von deinem Herzen schälen
selbst wenn ich mich dabei verletze
es warm und willig
halten
nicht zu fest
riskieren will ich
dass ich mich verbrenne
an deiner Glut


Barbara Barbara Barbara Barbara
was machst du mit mir?

Dein Herwig

Weise Worte, wahr

"Schreiben ist wie küssen, nur ohne Lippen. Schreiben ist küssen mit dem Kopf." Aus Gut gegen Nordwind - Daniel Glattauer

Selbstgeschrieben


Barbara A. Fallnbügl (mein Mädchenname) Monika Pellkofer- Grießhammer
Jakob und der gewisse Herr Stinki


Barbara A. Lehner (Text) Eleonore Petzel (Musik)
Von Herzen und Seelen - CD

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