Sonntag, 7. November 2010

Einfach oder auch nicht

Nicht so einfach, sich von eigenen und fremden Erwartungen zu lösen und etwas Neues auszuprobieren.
Harrison Owen hat in den 80er Jahren in Amerika einen Kongress organisiert. Bei der Nachbesprechung zwischen zwei Martinis sagte sein Freund: „Weißt du, am besten waren die Kaffeepausen, da ist das wichtigste passiert“ (Das können die meisten von uns wahrscheinlich bestätigen).

Harrison Owen hat aus diesem Feedback seines Freundes heraus eine Methode entwickelt, die auf dieser Erfahrung aufbaut. Ein einziges Gesetz gibt es bei dieser Methode, das heißt: „Das Gesetz der zwei Füße.“ Freiheit und Selbstverantwortung heißen die beiden Füße. Teilnehmerinnen entscheiden selbst, was die Fragen, Perspektiven und Themen sind, an denen sie arbeiten wollen. Ob zwei oder hundert Leute an einem Thema arbeiten, ist dabei völlig egal. Teilnehmerinnen dürfen jedoch nur so lange in einer Arbeitsgruppe bleiben, so lange sie entweder etwas beitragen oder etwas lernen können. Sie können wie Hummeln von einer Gruppe zur anderen fliegen, provozieren, befruchten, Brücken schlagen. Sie können aber auch einfach wie Schmetterlinge herumflanieren, pausieren und einfach schön sein.
Angelehnt an dieses Konzept haben wir (KollegInnen aus Deutschland und Österreich) ein Teilplenum auf einer riesigen Tagung gestaltet.
„Wer etwas bewegen will, muss sich bewegen“, begann mein Kollege und bat die TeilnehmerInnen (cirka 100), die Sessel, auf die sich alle brav und pünktlich in Erwartung toller Vorträge gesetzt hatten, zur Seite zu stellen. Ein Teilnehmer rollte die Augen und ging. Immerhin. Er hatte das Gesetz der zwei Füße verstanden, bevor wir es noch vorgestellt hatten.

Aber so ging es nicht allen. Eine Teilnehmerin meinte danach beim Mittagessen: Also ich bin schon ein bissl enttäuscht, ich hab da Inputs von Ihnen erwartet, wie das bei Ihnen so läuft und so. Warum sie es nicht zum Thema gemacht hat? Hm. Weiß nicht. Warum sie mich nicht gefragt hat, obwohl wir doch die ganze Zeit anwesend waren? Keine Ahnung.
Warum sie das Teilplenum nicht gewechselt hat? Na ja.

Nicht so einfach, die Sache mit der Freiheit und der Selbstverantwortung.


Auch nicht so einfach, später vor einem hochkarätig besetzen Publikum auf einem hochkarätig besetzten Podium zu sitzen (also alle außer mir waren hochkarätig), und von einem eloquenten, intelligenten Professor Fragen gestellt zu bekommen, auf die man nicht vorbereitet ist. Trotzdem so zu tun, als wäre man ebenso souverän und kompetent, sonst hätten sie einen schließlich nicht gefragt, am Podium zu sitzen. Es waren ja auch im Publikum noch ein paar Plätze frei.
Ein geiles Gefühl, die Situation zu meistern, fachlich und grammatikalisch gerade Sätze herauszubringen, nicht ausgelacht zu werden und Applaus zu bekommen.
Ein noch geileres Gefühl, sich der Situation überhaupt gestellt und meinem Minderwertigkeitskomplex gegenüber intelligenten Menschen ein Schnippchen geschlagen zu haben.

Einfach, noch später mit diesen hochintellektuellen Karaten tief zu blödeln, zu feiern, zu tanzen, zu genießen und Wein zu trinken.

Nicht einfach, nach drei Stunden Schlaf am nächsten Tag halbwegs fit zu sein. „Woher nehmen Sie eigentlich Ihre Energie?“, werde ich gefragt.
„Weiß nicht, die ist halt einfach da.“
Weil Hummeln und Schmetterlinge beflügeln.


Die Hummel hat 0,7 cm² Flügelfläche und wiegt 1,2 Gramm. Nach den Gesetzen der Aerodynamik ist es unmöglich, bei diesem Verhältnis zu fliegen.
Die Hummel weiß das nicht und fliegt einfach.


Ich glaub ja, dass die Hummel insgeheim genau weiß, dass dieses Gesetz in Wahrheit keines ist, sondern sich jemand verrechnet hat und man Wissenschaftern, Überlieferungen und Metaphern nicht trauen darf.

Nicht einfach, das Leben. Aber einfach schön. Und ich hoffe, ich kann etwas vom Geist der Tagung (Behindertenrechtskonvention und gesetzliche Betreuung, also auch Freiheit und Selbstverantwortung) in meinen Arbeitsalltag retten und im besten Fall meine KollegInnen anstecken. Das wird sicher nicht einfach.

Weise Worte, wahr

"Schreiben ist wie küssen, nur ohne Lippen. Schreiben ist küssen mit dem Kopf." Aus Gut gegen Nordwind - Daniel Glattauer

Selbstgeschrieben


Barbara A. Fallnbügl (mein Mädchenname) Monika Pellkofer- Grießhammer
Jakob und der gewisse Herr Stinki


Barbara A. Lehner (Text) Eleonore Petzel (Musik)
Von Herzen und Seelen - CD

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