Donnerstag, 11. Juli 2013

wolkenbruchartig

Wolkenbruchartige Regenfälle, heute Nacht. Dabei können Wolken gar nicht brechen. Sie sind – wie mein Herz – viel zu weich dafür. Sie erbrechen. Weil aber wolkenerbrechende Regenfälle oder wolkenkotzende Regenfälle den Menschen nicht zumutbar sind, wie die Wahrheit, hat man sie zurechtgebrochen. Artige Wolkenbrüche noch dazu. Ganz und gar nicht artig sind sie. Sie haben ein rauschendes Fest gefeiert, da oben im Himmel, diniert und gesoffen, bis sich der Regen gebogen hat. Sind da oben herumgetorkelt, bis die eine, die schwarzwattige gelallt hat: „Mir ist soooo schlecht.“ „Steck dir den Finger rein“, hat die andere, eine unschuldige kleine Kumuluswolke geantwortet. „Ich hol die Schüssel.“ Aber die Zirrhen haben die Schüsseln versteckt und lachen sich in die Fäustchen. Da hat die fette Wolke alles auf die Erde gekotzt. Sogar ein paar unverdaute Hagelbröckelchen waren dabei. „Mir schwimmen die Felle davon!“ hat sie noch geröchelt. Fälle hat sie gemeint, Regenfälle, aber sie hat im Deutschunterricht nicht aufgepasst.

„Warum gewittert es?“, hat mein Kind mich gefragt, als es noch Kind war. Und ich hab – wie alle Mütter, zumindest dachte ich das – nicht von elektrostatischen Entladungen erzählt, sondern von einer anderen Art des Spannungsabbaus. „Sie streiten ganz fürchterlich“, hab ich mit sanfter Stimme gesagt und das Kind in den Arm genommen, „so heftig streiten sie, dass sie mit ihren Sturköpfen zusammenstoßen und es dann bis auf die Erde herunterkracht.
„Worüber streiten sie?“
Über das, worüber jeder Streit und jeder Krieggeführt wird. Revieransprüche. Sei es um ein Joch Acker, einen Mann, oder eben ein Stückchen Himmel. Sie können sich nicht einigen, wem der Himmel gehört. Jede will das größte Stück.

Das Kind hat in der Schule stolz sein neues Wissen geteilt. Die Mitschülerinnen haben es bewundert und ein ganzer Volksschuljahrgang war von meiner Theorie überzeugt. Davon, dass nach einem ordentlichen Gewitterstreit die Luft wieder rein ist. Sie sind also mit ihren Köpfen aneinandergekracht, haben sich versöhnt und alles war wieder gut.

Als ein fantasieloser Physiklehrer meine Theorie in Frage gestellt und ihnen beigebracht hat, was er für die Wahrheit gehalten hat, hat sich mein Kind fürchterlich geschämt und war sauer auf mich. „Warum hast du mich belogen?“, hat es gefragt. Mir schwimmen die Felle davon. Wolkenbruchartige Regenfälle. Ich hab versucht, ihr zu erklären, dass es nicht nur die Wahrheit des Physiklehrers gibt. Dass auch die Sache mit dem Kekse backenden Christkind, das Abendrot trägt, keine Lüge ist, sondern nur eine andere Wahrheit. Dass es so viele Wahrheiten gibt und nicht die einzig wahre.

Irgendwann wird sie mich verstehen. Wenn sie ihren Kindern die Geschichte von den wolkenbruchartigen Regenfällen erzählt, die es da oben krachen haben lassen. Sie wird die Geschichte noch ein bisschen ausschmücken, mit Gerüchen und Musik und Tequila und Manna. Dass die eine Wolke aber eine Manna-Allergie hat.
Vielleicht wird sie aber auch nur von verdampfenden Wasser reden, das in kalten Höhen kondensiert. Wer weiß das schon?

Weise Worte, wahr

"Schreiben ist wie küssen, nur ohne Lippen. Schreiben ist küssen mit dem Kopf." Aus Gut gegen Nordwind - Daniel Glattauer

Selbstgeschrieben


Barbara A. Fallnbügl (mein Mädchenname) Monika Pellkofer- Grießhammer
Jakob und der gewisse Herr Stinki


Barbara A. Lehner (Text) Eleonore Petzel (Musik)
Von Herzen und Seelen - CD

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