Freitag, 11. Oktober 2013

Brauche ich das noch?

Ich weiß es nicht.

"Brauche ich das noch? Ich weiß es nicht."
Das sind die beiden Floskeln, die ich in meinem Forscherinnentagebuch am häufigsten verwende. Also: Brauche ich das noch? Diese ganzen Gefühle, Ängste, Widerstände, menschlichen Schwächen, die mich belasten. Ach, wenn ich das wüsste. Ob ich das alles noch brauche, weil es einfach zu mir gehört, oder ob es nur Ballast ist, der mir das Leben schwer macht. Wenn ich ihn abwerfe, steigt der Ballon, in dem ich sitze, in luftige Höhen. Je höher ich steige, umso mehr Überblick gewinne ich. Umso mehr Distanz bekomme ich. Fühle mich souverän, da oben. Ich bin näher dem Licht und nehme die Welt unter mir wie durch ein umgedrehtes Fernglas dar. Die Probleme da unten scheinen winzig klein. Die Menschen sind winzige Figürchen, die mehr oder weniger sinnvollen Beschäftigungen nachgehen, in Fabriken Dinge zusammenschrauben, über die sich dann andere winzige Figürchen ärgern, weil sie nicht funktionieren oder weil sie draufgekommen sind, dass sie diese Dinge gar nicht brauchen. Und da sind noch andere winzige Figürchen, die den ganzen Müll dann wieder zerlegen und entsorgen. Figürchen sehe ich, die scheinbar ohne Ziel in winzigen Kisten durch die Gegend fahren, manchmal stoßen sie zusammen und dann sind die winzigen Kisten kaputt, manchmal auch die winzigen Menschen. Manche gehen in große Häuser mit spitzen Türmen oder runden Kuppeln und verehren einen Toten.
Alle bewegen sich. Die meisten von sich fort, manche vielleicht auch zu sich hin, wer weiß das schon. Und wer weiß schon, was besser ist, die Suchenden oder die Zusichselbstfinder. Kleine Spielzeughäuschen sehe ich und unendlich viele kleine runde blaue Swimmingpools. Wichtig ist, dass diese kleinen Swimmingpools größer sind als die der Nachbarn. In den Swimmingpools ertrinken manchmal klitzekleine Katzen, manchmal auch Kinder.

Vielleicht ist es genau das: Der Überblick würde mir nicht nur Distanz verschaffen, sondern mich vor allem zynisch machen. Ich würde all die unnützen Dinge, all die Verschwendung, all den vermeintlichen Luxus und die Sinnlosigkeit des menschlichen Seins sehen. Ich würde das nicht aushalten und entsetzt aus meinem Korb springen. Mich selbst abwerfen, als größter Ballast meines Lebens. Der Ballon würde zur Sonne schweben und Korb und Schirm würden verbrennen. Ich würde unsanft aufprallen auf der Erde, mir den Staub vom Körper streifen und lächeln.

Es ist nämlich so: Ich brauche die Nähe, nicht die Distanz. Ich will dazugehören, zu den kleinen Figürchen, die arbeiten, produzieren, leisten, um sich etwas leisten zu können. Ich will teilhaben am vermeintlich sinnlosen Tun und Nichtstun, will ziellosen Dingen nachgehen, um mir sinnlosen Dinge leisten zu können. Ich will verstehen und verstanden werden, gesehen und gehört und wahrgenommen sein von all den anderen Figürchen um mich. Ich will nicht befreit und unbelastet in den Wolken verschwinden, sondern auf dem Boden verschwenden. Verschwenderisch umgehen mit meinen Gefühlen, auch mit meiner Verletzlichkeit, meiner Wut, meiner Eifersucht, meinem Stolz, meinem Neid, meinem Hass...

Brauche ich das noch?
Ich weiß es nicht.

Weise Worte, wahr

"Schreiben ist wie küssen, nur ohne Lippen. Schreiben ist küssen mit dem Kopf." Aus Gut gegen Nordwind - Daniel Glattauer

Selbstgeschrieben


Barbara A. Fallnbügl (mein Mädchenname) Monika Pellkofer- Grießhammer
Jakob und der gewisse Herr Stinki


Barbara A. Lehner (Text) Eleonore Petzel (Musik)
Von Herzen und Seelen - CD

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