Freitag, 6. Dezember 2013

Das ewige Lied

Warum brauche ich das noch? Schon wieder dieser Satz. Wie ein lästiger Ohrwurm spult er sich immer tiefer in mich. Wie lange brauche ich den Refrain „Warum brauche ich das noch?“ noch?

Wahrscheinlich bis zum letzten Atemzug. Er ist mein Begleiter. Hand in Hand mit „Bin ich gut genug?“ Gestern beim Fitnesscheck. Ich bin nicht gut genug. Nicht fit genug. Für wen? Für mein Alter. Wozu trainiere ich zwei- bis dreimal die Woche, wozu stemme ich Gewichte im Takt und crosse auf dem Trainer, wenn ich dann ein „mangelhaft“ im Zeugnis stehen hab? Mein Herz ist gut, immerhin, aber dafür kann ich nichts. Meine Lungen sind auch gut, dafür kann ich was, weil ich nicht rauche. Aber meine Fitness ist nicht gut genug. Ich keuche immer noch, wenn ich im vierten Stock Altbau ankomme. Obwohl ich mich Woche für Woche lustvoll quäle. Ich will weder zu den nächsten olympischen Spielen noch zu Weinviertels next Top Model. Ich will mich halbwegs fit fühlen, meinen Körper gern haben und weiterhin lustvoll leben, gierig sein und glücklich. Und dann boxt sie mir dieses „mangelhaft“ in den Magen. Es fühlt sich genauso an wie damals in der Schule. Ich wieder das kleine Mädchen, das in keine Mannschaft gewählt wird. Die Trainerin ähnlich zynisch wie die Lehrerin damals: „Na ja, wenn du zufrieden bist, dann passt’s ja.“

Vergleichen macht unglücklich, sagt eine Glücksstudie. Glücklich ist, wer sich nicht vergleicht. Es gibt nämlich - meistens muss man gar nicht lange nach ihnen suchen - immer wieder welche, die fitter, schöner, besser, intelligenter, kreativer, tüchtiger, fleißiger und begabter sind. Bei solchen Vergleichen schaut man immer schlecht aus, weil man sich ja eher selten mit denen vergleicht, die untalentiert und unscheinbar sind und einen Intelligenzquotienten knapp über der Raumtemperatur haben. Besser als die besten ist man aber höchstens, wenn man Weltmeisterin ist oder wenigstens eine Inselbegabung hat, wie zweihundert Stellen von Pi auswendig zu können. Aber ich bin keine Insel, schon gar keine Insel der Seligen.

Ich bin ein buntes Gewirr von unterschiedlichen Ländern. Vielvölkerstaat. Meistens leben sie friedlich nebeneinander her, meine unterschiedlichen Begabungen, meine Talente, meine Fähigkeiten, meine Fertigkeiten, meine Interessen. Manchmal schlagen sie einander die Schädel ein. Vor allem meine Fähigkeit zum Chillen und Genießen und mein Ehrgeiz liefern sich Grabenkämpfe. Hin und wieder hat irgendwer die großartige Idee zur Revolution und macht sich wichtig. Immer wieder mal will hier einer die Macht anstatt einer friedlichen Gemeinschaft und erklärt den anderen den Krieg. Besetzt rücksichtslos das Territorium eines anderen, weil er glaubt, besser zu sein. „Klappe“, schreie ich. „Hier“, antwortet die kleine Herzklappe und öffnet sich nervös für den Blutstrom.

Als es endlich still ist in der Union, höre ich, wie eine kleines, aber starkes Volk inmitten meines Reiches weint. Das Herz. „Ich bin auch nicht gut genug“, sagt es. „Ich bin erschöpft. Ich pumpe mein Herzblut in alle Völker, aber es ist nie genug. Immer haben sie Angst, dass einer mehr bekommt als der andere. Ich kann nicht mehr. Und überhaupt: Für alles macht man mich verantwortlich!“, heult es, "sogar für Liebeskummer."
Ich will diese ständige Jammerei nicht mehr hören. Ich habe keine Lösung für die Konflikte in mir. Nicht einmal gut genug für eine Lösung bin ich. Die anderen können das bestimmt viel besser. Ihrem Herzen zu folgen. Ihr Herz zufriedenstellen. Die Völker befrieden.

Wie lange brauche ich das noch? Die Frage, ob ich gut genug bin für mich?

Weise Worte, wahr

"Schreiben ist wie küssen, nur ohne Lippen. Schreiben ist küssen mit dem Kopf." Aus Gut gegen Nordwind - Daniel Glattauer

Selbstgeschrieben


Barbara A. Fallnbügl (mein Mädchenname) Monika Pellkofer- Grießhammer
Jakob und der gewisse Herr Stinki


Barbara A. Lehner (Text) Eleonore Petzel (Musik)
Von Herzen und Seelen - CD

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