Donnerstag, 26. Dezember 2013

Boogie und Neonlicht

Vor Jahren habe ich ein älteres, glücklich wirkendes Ehepaar gefragt, was denn das Geheimnis ihrer langen Ehe sei. „Es ist zu spät, etwas Neues anzufangen“, hat sie gesagt und gelacht und er: „Ich kann mir eine Scheidung nicht leisten.“

Mich fragt ja niemand, aber ich sag es trotzdem: Das größte Geheimnis, und zugleich die schwierigste Übung ist, den anderen Sein zu lassen. Seins zu lassen. Und trotzdem zu lieben.

„Ich liebe dich, weil...“ ist eigentlich ein Ich-bin-verliebt-in-dich, weil ich mich in dir spiegle. Ich bin verliebt in dich, weil du mich ergänzt, ich bin verliebt in dich, weil du über meine Witze lachst, obwohl ich immer die Pointen vergesse und weil du mir das Gefühl gibst, der großartigste Mensch auf der Welt zu sein, intelligent, wunderschön und liebenswert. Ein Engel, der vom Himmel gefallen ist. Ich bin verliebt in dich, weil du mich begehrst und nichts an mir auszusetzen hast.

Weil "die Hormone Boogie-Woogie tanzen" (Woody Allen) und ihre erwünschte Nebenwirkung – oder Hauptwirkung die ist, uns auf der Stelle erblinden zu lassen, lache auch ich über deine Witze, obwohl sie schlecht sind, ich finde dich anbetungswürdig und deine Chipsringe um die Hüften umwerfend attraktiv. Deine verbrannte Ente schmeckt wie ein Aphrodisiakum und ist für mich nicht Kreatur, sondern Kreation. Deine Schlamperei nur ein weiterer Hinweis auf die Leichtigkeit deines Seins.

Obwohl wir uns danach sehnen, dass diese Blindheit von Dauer ist, weil wir gar nicht sehen, sondern im warmen, dunklen Meer dieses Gefühls getragen werden wollen wie im Mutterleib, ist der Tanz irgendwann zu Ende.

Boogie-Woogie macht müde, sogar die Turniertänzer unter den Hormonen. Und während sie trotz Müdigkeit mit geschlossenen Augen Natural Spin Turns vollführen, sich an den Schultern fassen und ständig neue Figuren erfinden, schleichen sich ein paar andere Gesellen auf die Tanzfläche. Die Angst, die uns später weismachen wird, sie habe nur die Kundalini-Schüttelmedidation ausgeführt, die Realität, die nicht mal einen anständigen Linkswalzer hinkriegt und vor allem der Alltag. Er kann von allem ein bisschen, wie ich. Sein Tangoschritt wirkt tollpatschig, bei der Polka gerät er aus dem Takt und für den Samba ist er nicht biegsam genug.

Weil wir das helle Licht, das der Alltag aufgedreht hat, auf der Tanzfläche nicht ertragen, weil es uns die Illusion raubt und weil wir uns an die Blindheit gewöhnt haben, stoßen wir unseren Tanzpartner weg, weil er uns ständig auf die Zehen tritt und ungelenke Bewegungen vollführt. Wir suchen die Boogie-Tänzer, in ihren Kabinen, in der Bar, überall, aber sie sind weg. Obwohl... als unser Blick sich im Blick des Barkeepers verfängt, meinen wir sie in den Augenwinkeln zu sehen. „Darf ich bitten?“ Der Tanz der Hormone beginnt erneut.

Wenn wir aber trotz der Neonlampen auf der Tanzfläche bleiben, wird aus dem Wörtchen weil ein obwohl. Ich liebe dich, obwohl du nicht tanzen kannst. Obwohl du zu wenig Salz in die Suppe tust. Obwohl du immer Recht haben willst und ein Jahr brauchst, bis du die neue Glühbirne hineinschraubst. Vielleicht, damit wir wieder ein wenig von der Blindheit des Beginns haben. Ich liebe dich, obwohl du mich nicht vollständig machst, weil niemand einen anderen vollständig machen kann. Ich bleibe, nicht weil ich Angst habe, alleine zu sein, sondern weil ich allein sein kann, mit mir und in der Beziehung mit dir. Ich liebe dich, obwohl du schnarchst und mir die Schuld gibst, dass die Lichterkette am Christbaum nicht funktioniert. Wahrscheinlich hast du tausend ähnliche Gründe, mich zu lieben.

Die Boogie-Tänzer liebe ich auch immer noch. Aber das ist mein Geheimnis.

Weise Worte, wahr

"Schreiben ist wie küssen, nur ohne Lippen. Schreiben ist küssen mit dem Kopf." Aus Gut gegen Nordwind - Daniel Glattauer

Selbstgeschrieben


Barbara A. Fallnbügl (mein Mädchenname) Monika Pellkofer- Grießhammer
Jakob und der gewisse Herr Stinki


Barbara A. Lehner (Text) Eleonore Petzel (Musik)
Von Herzen und Seelen - CD

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