Karriere – geil!

Heute Nacht hat Werner Faymann mich angerufen. „Barbara, kannst du das Staatssekretariat im Sozialministerium übernehmen?“
Ich fühle mich überrumpelt. „Wie kommst du gerade auf mich?“ Ein bisschen geschmeichelt bin ich allerdigs auch. Offensichtlich hat es sich bis zur Parteispitze herumgesprochen, dass ich die Menschen mag, vor allem die älteren, die behinderten, die sozial schwächeren am Rand der Gesellschaft. Wahrscheinlich hat ihnen jemand gesteckt, dass ich seit 25 Jahren im Sozialbereich arbeite, überdurchschnittlich belastbar und flexibel bin, dass ich die Probleme der Menschen kenne, weil ich selber welche habe, im Sozialrecht fachlich halbwegs firm bin, seit Jahren Teams leite, mich gewählt ausdrücken kann, bei Interviews nicht stottere und ganz und gar nicht zum Lobbying beziehungsweise zur Korruption neige. Letzteres ist heutzutage ja schon eine Seltenheit.
„Nun.. ähm... ja.“ Werner druckst ein wenig herum. „Weißt du, Barbara“, sagt er, „wir suchen ein Signal für die Frauen. Aus Proporzgründen eine Weinviertlerin. Eine, die aus einer Arbeiterfamilie kommt, berufstätig ist, Kinder hat, im besten Alter ist (ich erröte), in der Freizeit Sport macht und Tiere liebt. Das ist alles.“ Ich schlucke. „Deine Erfahrung und deine Fähigkeiten tun nichts zur Sache“, fügt er noch hinzu, „die sind eher hinderlich.“
„Wie lange hab ich Bedenkzeit?“
„In drei Stunden ist Pressekonferenz, da würde ich dich den Medien gerne als neue Staatssekretärin präsentieren. Aber keine Sorge, wir flüstern dir eh ein, was du zu sagen hast. Außerdem kannst du jede Reporterfrage mit Ich muss mich in diese Materie erst einarbeiten beantworten.“
Stimmt ja gar nicht, denke ich. Ich bin seit Jahrzehnten mit dieser Materie vertraut. Ich habe eine eigene Meinung zu Kürzungen im Pflegegeldbereich, bedarfsorientierter Mindestsicherung und Arbeit mit alten Menschen.

Ich grüble. Zermartere mein Hirn. Denke, dass es schon schlechtere PolitikerInnen als mich gegeben hat. Ahnungslosere auch. Die 15 Kilo Gehalt im Monat könnte ich wirklich gut gebrauchen, und einen Dienstwagen mit Chauffeur auch, ich kann mir den Sprit eh bald nicht mehr leisten. Das Dach ist undicht, die Bodenplatte meines alten Kübels verrostet und eine Putzfrau wäre auch schön. Trotzdem. Die wollen dann vielleicht Home-Stories von mir, ich beim Bügeln oder etwas ähnlich Perverses. Und irgendwas von Einflüsterern hat er gesagt. Ich wälze mich schlaflos im Bett.

„Tut mir leid, Werner“, sage ich Stunden später. „Ich fürchte, ich bin für den Job überqualifiziert.“
steppenhund - 22. Apr, 16:28

Das bringt es auf den Punkt. Leider!
-
Aber es sind wir Österreicher, die wir zu 30% auf Typen a la Strache oder Kurz abfahren.
Es hilft nichts, da passieren Dinge, die uns einfach überrollen.
Mal sehen, was er wirklich macht.
Ich habe mich gerade betrunken. Ich pack das nicht mehr.

testsiegerin - 22. Apr, 16:32

Aber Alkohol ist doch auch keine Lösung, lieber Steppenhund.
steppenhund - 22. Apr, 16:47

Eine adäquate Lösung. Aber heute bin ich gut aufgelegt. Magst nicht schnell einmal nach Wien kommen?
Jossele - 23. Apr, 11:42

Kein Alkohol ist auch keine Lösung.
beta_blogger (Gast) - 24. Apr, 19:34

möglicherweise hat die lösung mit alkohol gar nichts zu tun

fragt einfach mich
datja (Gast) - 22. Apr, 21:32

...


profiler1 - 22. Apr, 21:50

einmal abgesehen vom möglichen wahrheitsgehalt dieses beitrags, ich glaub, daß es etlichen ministern so geht, die motiviert und kompetent ins amt eintreten, jedoch in dieser ganzen mühle einfach zerrieben werden. momentan fällt mir auf die schnelle zwar niemand ein, aber in manchen fällen wird es so sein.

andererseits kommt mir dabei immer wieder die aussage thomas bernhards in den sinn: " alles das selbe gesindel, egal welche coleur sie haben."

testsiegerin - 23. Apr, 13:06

ja, aber da gibt es schon auch nuancen ;-)
profiler1 - 23. Apr, 15:35

ja stimmt, das gesindel präsentiert sich sehr nuancenreich....
la-mamma - 23. Apr, 10:29

.

ich hab extra recherchiert, was dir fehlt!:

(aus dem lebenslauf eines vollqualifizierten signals an die jugend ...)

Geschäftsführer eines Junior-Unternehmens (im schuljahr 2001/02 (sic!)
Tennis-Übungsleiterausbildung
Teilnahme am Europäischen Forum Alpbach (Vollstipendium des Club Alpbach Niederösterreich)
Teilnahme am Traineeprogramm „Project Next“ des Landes Niederösterreich
Teilnahme am Europäischen Forum Alpbach (Stipendiatenbetreuer des Club Alpbach Niederösterreich)
Juristische Sommeruniversität Cambridge (UK)

steppenhund - 23. Apr, 11:59

Wer steht da eigentlich hinter ihm. Er wird aufgebaut ok. Aber von wem?
testsiegerin - 23. Apr, 13:07

da kann ich natürlich mit meinen aus- und weiterbildungen und teilnahmen nicht mithalten ;-)
Jossele - 23. Apr, 11:47

Wieso friert mir da das Lächeln ein?

testsiegerin - 23. Apr, 13:08

weil du traurig bist, dass ich nicht angenommen hab?
versteh ich ja, ich hab mir die entscheidung auch wirklich nicht leicht gemacht. aber ich mag mich so gern auch morgen noch in den spiegel schauen. und es ist wegen der home-storys, verstehst du?
Jossele - 23. Apr, 15:43

Ich versteh dich ja, schnief, aber es ist, schneuz, halt so traurig.

Meingott, so ein Homestorerl, man müßt halt z´sammräumen wegen der Fotographen und ein paar Blümchen hinstellen, Blablabla sagen und das wär´s auch schon.
Ja, du hättest halt immer einen Haufen Paparazzi um dich herum die dich beim Nasebohren im Auto fotographieren (ich muss ph schreiben, wegen der Katiza und der Erotik) oder wenn du im Wald mal phinkeln mußt (das war jetzt eins zuviel).
Bei eurer nächsten Lesung siehst du halt nix, wegen der Blitzlichter, aber da kann frau improvisieren und halt stegreif tun.

Die Windsors schaffen das auch, warum du nicht?

Allerdings, leider hättest du, so mutmasse ich, eigene Ideen, und da wärst du sowieso ziemlich rasch entsorgt.
Josef Broukal, wieso fällt mir der Name jetzt ein, Peter Kreisky?
Allerdings 2: Johanna Dohnal?
Anja-Pia - 23. Apr, 12:20

Mit dem Job hättest Du immerhin mehr Muße zum Schreiben gehabt. ;-)

testsiegerin - 23. Apr, 13:09

ja. und vermutlich viel zu erzählen.
was ist ein bund fürs leben gegen all die bünde in der politik?
Sternenstaub - 23. Apr, 18:59

also ich versteh das mit den Homestories sofort ... lästig !!!

katiza - 24. Apr, 01:11

Zu Ostern wünsch ich Werner Eier.....aber wird wohl nichts! Wär aber geil ;-)

Sternenstaub - 24. Apr, 07:55

ich fürcht die vertragen sich ned, mit'm Dauergrinser ;)))))
beta_blogger (Gast) - 24. Apr, 19:38

das mit den eiern wünsche ich mehreren politikern
aber blaue..
rosmarin - 24. Apr, 09:33

ich bin froh, dass sie abgesagt haben. es wäre ja kein durchkommen mehr, überall vorgelesene mails, vorgekostetes essen, bodygards und vorzimmerdamen.... brrrr.....
wenn allerdings alle klugen, sympathischen und gebildeten menschen solcherlei angebote ausschlagen, dann ist auch klar, warum wir die politiker haben, die wir haben...

testsiegerin - 25. Apr, 10:01

ja, stell dir vor, ich fahr nach frankfurt und dort verfolgt man mich ständig. nicht auszuhalten, das.
bei jedem glas wein müsste ich angst haben, fotografiert zu werden, bei jedem tequila, bei jedem kuss...

nein. lieber nicht.

und danke für die blumen ;-)
beta_blogger (Gast) - 24. Apr, 19:41

warum um alles in der welt fragst vor so einer entscheidung nicht deinen manager

testsiegerin - 25. Apr, 10:00

ich hab noch keinen managervertrag unterschrieben. noch bin ich frei in meinen entscheidungen!

Weise Worte, wahr

"Schreiben ist wie küssen, nur ohne Lippen. Schreiben ist küssen mit dem Kopf." Aus Gut gegen Nordwind - Daniel Glattauer

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Barbara A. Fallnbügl (mein Mädchenname) Monika Pellkofer- Grießhammer
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Barbara A. Lehner (Text) Eleonore Petzel (Musik)
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