Briefverkehr mit einem Beamten 1

Sie haben mir ein Schreiben zukommen lassen, in welchem Sie mich höflich darauf aufmerksam gemacht haben, dass ich am 21. August auf dem Weg in die Arbeit die zulässige Höchstgeschwindigkeit überschritten habe, indem ich statt 80 km/h satte 91 gefahren bin.

Dafür möchte ich mich sehr herzlich bedanken. Ich bin richtig stolz auf meinen Twingo, ich dachte nämlich, der kriegt gar keinen mehr hoch, wenn ich das so sagen darf. Ich darf das doch so sagen, nicht wahr?

Einen Spendenerlagschein haben Sie Ihrem Schreiben auch beigelegt und ich werde die vorgeschlagenen € 30,- selbstverständlich sofort begleichen.
Man gibt ja in Zeiten wie diesen sein Geld ohnehin für völlig unnötige Dinge aus. Vielleicht hätte ich mir um diesen Betrag 15 Flaschen Prosecco gekauft und Sie verhindern mit Ihrem Bußgeld, dass aus mir eine Gelegenheitsalkoholikerin wird. Oder ich hätte drei Bücher erstanden - zu meinem Schaden allerdings - weil Helmut Qualtinger erst unlängst gesagt hat (also gesagt hat er es schon vor längerem, weil - wie Ihnen vielleicht zu Ohren gekommen ist - Helmut Qaltinger ja schon seit einiger Zeit nichts mehr sagt): Lesen Sie, solange Sie noch können. Sie werden jede Minute bereuen.
Ich werde also keine Bücher kaufen und habe nichts zu bereuen. Non, je ne regrette rien. (Das hat nicht Qualtinger gesagt, sondern Edith Piaf, aber das wissen Sie ohnehin, die Beamten heutzutage sind ja außerordentlich belesen und gebildet.)

Vielleicht hätte ich mir für die besagten 30 Euro auch billige Schuhe mit Giftstoffen im Leder gekauft (um das Geld kriegt man schließlich keine anständigen Schuhe). Oder Kleider, gegen die ich allergisch bin. Ich möchte mich daher herzlich bedanken, dass Sie durch Ihr liebenswertes Schreiben Sorge für meine Gesundheit tragen. Und die meiner Kinder, denn es hätte auch sein können, dass ich den Betrag in Kaugummis und Schokolade investiert hätte.
Ich bin tatsächlich erleichtert, dass ich nun nicht in Versuchung geführt werde, 30 Euro für den siebzehnten rubinroten Lippenstift auszugeben, der die Männer in Versuchung geführt und zudringlich gemacht hätte.
Sie müssen wissen, ich leide an einer schweren Form der Lippenstiftmanie. Das bleibt aber unter uns, ja? Es ist mir nämlich ein bisschen peinlich.

Ganz schlecht wird mir, wenn ich denke, was mit dem Geld alles geschehen hätte können. Ich hätte es irrtümlich in der Telefonzelle liegen lassen können (kennen Sie noch Telefonzellen, oder sind Sie dafür zu jung?), das Geld wäre geklaut worden und Kriminelle hätten es in einem Bordell verjuxt, in dem Zwangsprostituierte verkehren. Minderjährige russische Mädels. Ich will gar nicht daran denken!

Stellen Sie sich vor, ich hätte das Geld leichtsinnig für Verhütungsmittel ausgegeben. Man kann die Bestrafung von Verkehrssündern als Mittel zur Sicherung des Bestandes der einheimischen Bevölkerung betrachten. Eine besondere Form der Verkehrsregelung halt. Da gab es ja vor kurzem eine Kampagne, nicht wahr? Kinder statt Inder.

So aber weiß ich mein Geld in guten Händen. Breitere und längere Straßen werden daraus gebaut, Autobahnvignetten gedruckt und noch mehr Laserpistolen für noch mehr Verkehrssicherheit werden zu Bevölkerungswachstum, mehr Anständigkeit, mehr Buße und weniger Reue führen.

Es hätte ja - im schlimmsten Falle - sogar passieren können, dass ich die 30 Euro irrtümlich ausstreue und der unehrliche Finder spendet sie dem BZÖ. Oder der FPÖ. Oder dem Opus Dei. Davor haben Sie mich, nein - uns alle - zum Glück bewahrt.

Ich danke Ihnen deshalb noch mal von ganzem Herzen.
Ein aufrichtiges Vergelt's Gott.

Ihre
Barbara A. Lehner
rosmarin - 11. Okt, 19:17

ich lach mich schlapp..... herrlich..... ab jetzt werde ich mein geld fürs falschparken liebend gern an die stadt überweisen.... feix

larousse - 11. Okt, 21:12

Auch ich möchte den Beamten danken. Dafür, daß sie durch ihre Aufmerksamkeit dieses Posting überhaupt erst möglich gemacht haben. Danke.

Allegra - 11. Okt, 21:13

sehr schoen *lach*.... ganz nebenbei bin ich begeistert von euren zivilien knoellchen-preisen....30 euro...da bekommst du hier in bella italia nicht mal mehr ein richtiges "falschparken"....dafuer musste ich in der letzten woche sogar 72 euro hinlegen....

larousse - 11. Okt, 21:29

Yep, hier auch: unbefugtes Benutzen einer Anliegerstrasse = 74.-. Vielen Dank auch. was ich dafür alles hätte nicht kaufen wollen....
pringle - 13. Okt, 16:20

jau.

mein rekord für falschparken (dabei wär ein sattelschlepper vorbeigekommen, soviel platz war da):

103 euro.
70 fürs falschparken und 33 für den abschleppwagen, der nur nicht gekommen ist, weil grad niemand frei war. hauptsache, er scheint auf der "multa" auf.
wasserfrau - 11. Okt, 21:20

so ist es recht... der tag ist gerettet.

testsiegerin - 12. Okt, 08:28

danke euch.
der text ist ein beispiel dafür, dass - nehmen wir mal eine veränderte perspektive ein - dinge sich zum guten wenden können.
so wurde aus einem kurzen ärger über die strafe eine vergnügliche halbe stunde, in der ich den text geschrieben hab (den ich übrigens heute an die bezirkshauptmannschaft schicke) und ein schöner abend, an dem ich mich über eure antworten gefreut habe.

rosmarin - 12. Okt, 12:57

das finde ich eine wundervolle idee. bitte sei so lieb und poste für uns dann die antwort der bezirkshauptmannschaft. überhaupt "bezirkshauptmannschaft" ist ein fabelhaftes wort. heisst das wirklich so bei euch? es erinnert mich irgendwie an die alten sissi-filme :-)
nömix - 15. Okt, 17:10

Fürs Schnellfahren verhängt die Bezirkshauptmannschaft billigere Strafen als für vorsätzliches Pupsen in Amtsräumen ;)
testsiegerin - 15. Okt, 20:14

das ist genial ;-)
was aber, wenn der darmwind nicht vorsätzlich, sondern fahrlässig entweicht?
echolot - 12. Okt, 09:03

verdammt noch mal

es ist schon länger her, dass ich fürs schnellfahren etwas hab zahlen müssen. jetzt wird mir klar, ich kann wieder schneller fahren. ah eh - eh nur etwas schneller. bin ja nicht blöd. andrerseits hab ich keinen twingo mehr. als ich so einen blitzeblauen hatte, musste ich öfters strafe zahlen. er war die versuchung für den fuß aufs pedal! wende es wie du willst, strafe muss sein ...

derbaron - 16. Okt, 13:03

:-)

Auch mein blauer Twingo wollte damals immer schneller fahren als er durfte.
flyhigher - 16. Okt, 14:02

hatten wir denn alle blaue twingos?? das gibts ja garnicht!
testsiegerin - 16. Okt, 14:48

MEIN TWINGO IST GRÜN

atlantik-grün oder so.
monsi2403 - 12. Okt, 13:09

auch wenn wir in D keine "Bezirkshauptmannschaft" haben, ein herrliches Wort sondern eine schlich und ergreifende Bußgeldstelle, habe ich es in den letzten Jahren zum Dauerspender gebracht, ich wurde auch auch in die VIP-Liste aufgenommen, das heißt extra Ehrungen mit sogenannten Punkten, anders als bei den way-watchern je mehr Punkte um so angesehener ;-)

LG Mr.D.

rauch - 12. Okt, 18:08

unterschätze nie den TWINGO!

ich habe meinen allerdings schon vor zwei jahren in einem spontanen konflikt mit einem traktor, den aus meiner sicht der traktor mutwillig vom zaun gebrochen hat, zerlegt....
froh bin ich, dass nur mit der laserpistole auf dich geschossen wurde, ehrlich! heutzutage weiss man ja nie, wer es auf einen abgesehen hat, wenn man - pardon, frau - beständig texte links der mitte schreibt.

testsiegerin - 12. Okt, 19:12

jetzt wo du es sagst ...

Die Geschwindigkeitsübertretung geschah in Rückersdorf. Und wer ist dort Fpö-Gemeinderätin? Barbara Rosenkranz, die Frau mit den zehn Kindern mit den wohlklingenden Namen Mechthild, Hildrun, Sonnhild ...

Wenn das ein Zufall ist?
Ich glaub, ich hab tatsächlich noch mal Glück gehabt. Die haben mich sicher dort absichtlich abgepasst.

Weise Worte, wahr

"Schreiben ist wie küssen, nur ohne Lippen. Schreiben ist küssen mit dem Kopf." Aus Gut gegen Nordwind - Daniel Glattauer

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OHHH!
OHHH! Hier scheint bei Twoday etwas nicht zu stimmen. Hoffentlich...
Lo - 7. Jan, 13:36

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