Briefverkehr 5
Werter Herr Steiner, mein Lieblingsbeamter,
gerade war der Briefträger da. Und wissen Sie, was er mir gebracht hat? Ja, natürlich wissen Sie das, blöde Frage. Tschuldigung. Ich kränkle gerade ein bisschen und kann nicht so klar denken wie sonst.
Vielen, vielen Dank. Ich bin ganz gerührt und ich muss gestehen, ich habe über Ihr Päckchen sogar ein bisschen geweint, vor Freude.
Ein Lippenstift in Waldviertler Mohnrot. Ich kann es nicht fassen. Der ist wunder-, wunderschön, Herr Steiner.
Und wenn ich daran rieche und dabei die Augen schließe, dann sehe ich die Waldviertler Mohnfelder vor mir, die Sie in Ihrem Brief so poetisch beschreiben, sehe, wie die Blumen sich sanft im Wind wiegen und höre das Lied, das sie mir singen.
Welche Göttin ich wäre, wenn ich eine wäre, fragen Sie.
Hm. Da muss ich nachdenken. Die meisten griechischen Göttinnen sind ja keine Guten, sie sind voller Zwietracht und Neid und Eifersucht und so, was auch kein Wunder ist, wenn man bedenkt, wie dieser Zeus sich aufgeführt hat.
Wahrscheinlich habe ich von mehreren Göttinnen etwas in mir, auch von den schlechten, vielleicht bin ich eine der Nymphen, diesen wohltätigen Geistern der Berge, Bäume und Wiesen, die aber frei umherschweifen, Tänze aufführen, jagen, weben und pflanzen und den Menschen hilfreich sind.
Ich glaube, ich habe aber auch – ohne unbescheiden zu sein – etwas von Aphrodite, der Göttin der Liebe, der Schönheit und der sinnlichen Begierde. Ist das schlimm?
So, ich muss aufhören. Ich habe hier zwar keinen Abteilungsleiter, der mich kontrolliert, aber ich muss mich ein bisschen hinlegen.
Noch mal vielen, vielen Dank für den mohnroten Lippenstift. Das wäre wirklich nicht notwendig gewesen.
Passen Sie gut auf sich auf und vergessen Sie nicht auf die warme Unterwäsche. Sie werden doch nicht so kurz vor Ihrer Pensionierung noch krank werden wollen.
Ich hätte eine Frage an Sie, Herr Steiner. Jetzt, wo wir uns ja doch schon ein bisschen kennen, darf ich Ihnen das Du-Wort anbieten? Herwig ... das Heer ... der Kampf ... dabei wirken Sie auf mich so friedliebend.
Ihre Barbara
P.S. Meine Freundin hat mich gestern auf einen Tequila eingeladen. ;-)
Danke, Herwig!
gerade war der Briefträger da. Und wissen Sie, was er mir gebracht hat? Ja, natürlich wissen Sie das, blöde Frage. Tschuldigung. Ich kränkle gerade ein bisschen und kann nicht so klar denken wie sonst.
Vielen, vielen Dank. Ich bin ganz gerührt und ich muss gestehen, ich habe über Ihr Päckchen sogar ein bisschen geweint, vor Freude.
Ein Lippenstift in Waldviertler Mohnrot. Ich kann es nicht fassen. Der ist wunder-, wunderschön, Herr Steiner.
Und wenn ich daran rieche und dabei die Augen schließe, dann sehe ich die Waldviertler Mohnfelder vor mir, die Sie in Ihrem Brief so poetisch beschreiben, sehe, wie die Blumen sich sanft im Wind wiegen und höre das Lied, das sie mir singen.
Welche Göttin ich wäre, wenn ich eine wäre, fragen Sie.
Hm. Da muss ich nachdenken. Die meisten griechischen Göttinnen sind ja keine Guten, sie sind voller Zwietracht und Neid und Eifersucht und so, was auch kein Wunder ist, wenn man bedenkt, wie dieser Zeus sich aufgeführt hat.
Wahrscheinlich habe ich von mehreren Göttinnen etwas in mir, auch von den schlechten, vielleicht bin ich eine der Nymphen, diesen wohltätigen Geistern der Berge, Bäume und Wiesen, die aber frei umherschweifen, Tänze aufführen, jagen, weben und pflanzen und den Menschen hilfreich sind.
Ich glaube, ich habe aber auch – ohne unbescheiden zu sein – etwas von Aphrodite, der Göttin der Liebe, der Schönheit und der sinnlichen Begierde. Ist das schlimm?
So, ich muss aufhören. Ich habe hier zwar keinen Abteilungsleiter, der mich kontrolliert, aber ich muss mich ein bisschen hinlegen.
Noch mal vielen, vielen Dank für den mohnroten Lippenstift. Das wäre wirklich nicht notwendig gewesen.
Passen Sie gut auf sich auf und vergessen Sie nicht auf die warme Unterwäsche. Sie werden doch nicht so kurz vor Ihrer Pensionierung noch krank werden wollen.
Ich hätte eine Frage an Sie, Herr Steiner. Jetzt, wo wir uns ja doch schon ein bisschen kennen, darf ich Ihnen das Du-Wort anbieten? Herwig ... das Heer ... der Kampf ... dabei wirken Sie auf mich so friedliebend.
Ihre Barbara
P.S. Meine Freundin hat mich gestern auf einen Tequila eingeladen. ;-)
Danke, Herwig!
testsiegerin - 20. Okt, 12:55
ich glaub, in der strafabteilung auf der bezirkshauptmannschaft haben sie noch keine computer mit e-mail-verkehr.