Briefverkehr 7

Liebe Barbara,

entschuldige, dass ich nichts von mir habe hören lassen. Sonderurlaub hatte ich leider keinen, den gibt es bei uns nur bei Heirat, Übersiedlung und Tod. Mit dem Heiraten wird das wohl nichts mehr auf meine alten Tage, ich war ein paar Mal einer Frau sehr zugetan, doch meine Mutter hat mir von den Damen abgeraten. Zu Unrecht, wie ich aber erst sehr viel später gemerkt habe. Erst, als es zu spät war. Übersiedeln werde ich wahrscheinlich erst nach meiner Pensionierung, denn so sehr ich das Weinviertel mag, ich merke doch, dass das Heimweh nach dem Waldviertel mir manchmal schier meine Seele zerreißt. Wenn ich einmal tot bin, brauche ich den Sonderurlaub auch nicht mehr, aber zum Glück bin ich noch sehr lebendig, liebe Barbara. So lebendig wie selten zuvor fühle ich mich, trotz Herbst, der den Abschied ankündigt, indem er die Blätter erst bunt bemalt, um sie wenig später schweren Herzens loszulassen.
Dass du ein bisschen Aphrodite bist, das hat mich nicht geschockt. Berührt und aufgewühlt hat es mich, muss ich gestehen, so sehr, dass ich ein bisschen Zeit zum Nachdenken gebraucht habe. Schön, dass du mich schon vermisst hast.
Über meine Zukunft habe ich nachgedacht, Barbara Aphrodite, und über dich. Je länger ich dein Radarbild betrachte, umso schärfer und klarer wird es in meinen Gedanken. Ganz warm wird mir bei deinem Anblick.
Ich will dir nicht zu nahe treten, ich hoffe, du weißt das, aber es ist lange her, dass ich mich jemand so anvertrauen konnte und deshalb denke ich, dass ich dir auch ehrlich schreiben kann, was in mir vorgeht.
Der Bauernhof meiner Eltern ist riesig, viel zu groß für die beiden alten Leute allein, und wenn man vor das Tor tritt, dann steht man vor diesem Mohnblumenmeer, von dem ich dir geschrieben habe, und wendet man seinen Blick gen Westen, dann taucht man ein in einen Sonnenblumensee. In einiger Entfernung schlängelt sich sanft die Thaya dahin.
Ich würde dir das so gerne alles zeigen, und mit dir an den Ufern spazieren gehen und schöne Steine suchen und Schneckenhäuser. Am Abend dann für dich Waldviertler Knödel kochen. Magst du Waldviertler Knödel? Man braucht dazu zur Hälfte rohe und zur Hälfte gekochte Erdäpfel. Wenn du möchtest, bringe ich dir gerne bei, wie man sie zubereitet. Ich sehe uns zwei schon am alten Holzofen stehen, ich mit beiden Händen im Erdäpfelteig, du mit mohnroten lachenden Lippen neben mir.
Ach Barbara, ich höre jetzt besser auf, meine Träume verwirren mich sehr. Ich wünsche dir einen Tag, der dir sonnig und warm entgegenkommt.

Dein Herwig
Das.Mundwerk - 23. Okt, 22:05

Wow - wie gut, dass Herwig wieder aufgetaucht ist. Da träumt man doch gerne mit. :-)

testsiegerin - 24. Okt, 11:08

mir macht der brief vom herwig ja ein bisschen angst, muss ich gestehen ... puh, jetzt brauch ich auch zeit zum nachdenken.
flyhigher - 24. Okt, 10:39

Oh Barbara nimm dich in Acht! Ich sehe dich schon dort stehen, im Waldviertel, wo Fuchs und Henne sich Gute Nacht sagen, umgeben von Wiesen, und Wiesen, und Wiesen, Kartoffel erntent mit einem Kopftuch auf und einem "Kasak" bekleidet (kennt das eigentlich noch irgendwer?), nicht zu vergessen die wunderschönen schwarzen Gummistiefel, und in der Zwischenzeit das Auge für die schönen Mohn- und Sonnenblumen verloren habend...

testsiegerin - 24. Okt, 11:09

ja, flighhigher, du hast recht. ich glaub, der herwig will mich einwickeln. und ich glaub nicht, dass ich meine letzten fünfzig jahre mit erdäpfelknödel kochen verbringen mag. obwohl - so eine sichere zukunft, wer bietet mir die hier schon?
ich hab übrigens orangefarbene gummistiefel, die schlagen sich wahrscheinlich mit dem roten mohn.
ach, ich weiß nicht.
rosmarin - 25. Okt, 01:43

sooooooooooo? bei euch schlagen sich orange und mohnblumenrot? bei uns hier drüben beissen sie sich.
aber auch nicht mehr. hier trägt man ja auch rot und rosa zusammen. zugegeben.... da brauchts gesunde starke augen :-)

Weise Worte, wahr

"Schreiben ist wie küssen, nur ohne Lippen. Schreiben ist küssen mit dem Kopf." Aus Gut gegen Nordwind - Daniel Glattauer

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Barbara A. Fallnbügl (mein Mädchenname) Monika Pellkofer- Grießhammer
Jakob und der gewisse Herr Stinki


Barbara A. Lehner (Text) Eleonore Petzel (Musik)
Von Herzen und Seelen - CD

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Lo - 5. Feb, 17:25
Vielen Dank! Du findest...
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kontor111 - 29. Jan, 09:13
zum entspannen...Angel...meint
wenn ich das nächste Mal im Bett liege, mich verzweifelt...
kontor111 - 29. Jan, 08:44
"Pinguin"
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bonanzaMARGOT - 11. Mär, 11:11
Sleepless im Weinviertel
Ich liege im Bett. Ich bin müde. Ich lese. Eine Romanbiografie...
testsiegerin - 13. Jan, 11:30
... ich könnte mal wieder...
... ich könnte mal wieder eine brasko-geschichte schreiben.
bonanzaMARGOT - 8. Jan, 07:05
OHHH!
OHHH! Hier scheint bei Twoday etwas nicht zu stimmen. Hoffentlich...
Lo - 7. Jan, 13:36

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