Briefverkehr 48

Lieber Herwig,

ich kann dir gar nicht sagen, wie leid mir das alles tut. Die ganzen Missverständnisse zwischen uns, und dass ich dich offensichtlich sehr verletzt habe.
Glaub mir, das wollte ich nicht. Zu keinem Augenblick unserer Beziehung (ist das eine Beziehung?) wollte ich dir weh tun. Spielen, ja, das schon, weil ich verspielt bin wie ein kleines Kind und weil ja auch alles mit einem Spiel begonnen hat. Mit deinen Gefühlen aber wollte ich nie spielen.
Weißt du, meine Unsicherheit, meine Angst, nicht geliebt zu werden, die verdecke ich oft mit Witzen und Schlagfertigkeit, ohne zu bedenken, dass die Witze manchmal auf dem Transport zerrissen und beschädigt werden und nicht so ankommen, wie ich sie abgeschickt habe. Vor allem dann nicht, wenn ich dich nicht einfach küssen oder anblinzeln kann, während du sie auspackst. Ohne auch zu bedenken, dass von der Schlagfertigkeit oft nur die Schläge bleiben und die Fertigkeit mit dem Wind davon fliegt.
Was wolltest du dann, wirst du jetzt vielleicht fragen. Ich wollte, dass du in mir eine spannende, intelligente, liebenswerte, humorvolle Frau siehst, die zu erobern es sich lohnt. Eine, die dir nicht nach dem 23. Brief langweilig wird. Und in meinem Bemühen, für dich eine aufregende Frau zu sein hab ich völlig übersehen, auf deine Gefühle Rücksicht zu nehmen. Scheiße ist das, und ich will mich nicht ausreden.

Immer wenn du mir sehr nahe gekommen bist in deinen Briefen und auch bei unseren wenigen Begegnungen, hab ich dich zurückgestoßen. Nicht aus Angst, dich an mich heranzulassen, das war es gar nicht. Es war eher Angst, dass du – wenn ich meine Coolness und Überlegenheit und Selbstsicherheit abstreife – gar nicht mehr an mir interessiert bist, weil ich hinter der Maske oft gar nicht cool und sicher bin. So eine ganz normale, alltägliche Frau halt irgendwie. Alltagstauglich sogar. Obwohl – so ganz stimmt das jetzt auch nicht, weil ich ja nicht generell ein schwaches, verängstigtes Hascherl bin, sondern mitsamt meiner Unsicherheit schon auch wieder sehr sicher und stark.
Kennst du dich aus?

Jedes Fettnäpfchen, dem ich mich annähere, verwandelt sich augenblicklich in einen Ölteppich, aus dem es kein Entrinnen gibt. Wie aber ihm ausweichen?

Warum kapieren wir Menschen (oder ich Mensch) erst, wie viel uns jemand bedeutet, wenn wir nah dran sind, ihn zu verlieren?

Tschuldigung für diesen etwas wirren Brief. Und ja, ich gebe dir Zeit und werde dich nicht drängen, dich zu entscheiden. Auch wenn ich hoffe, dass du dich trotz allem irgendwie und irgendwann für mich entscheidest.

Deine Barbara
flyhigher - 21. Dez, 11:52

nicht schlecht, nicht schlecht Frau Barbara. Das könnte funktionieren. Es könnte ihn so erreichen, dass er sich überlegt, dass du es vielleicht doch wert bist, dir Maske um Maske runterzureissen, dir Steinchen um Steinchen deiner Mauer zu entfernen. Du hast ihm einen kleinen Einblick in die wahre Barbara gewährt mit der Hoffnung, dass da noch mehr sein könnte, das entdeckenswert ist.
Toi toi toi, ich glaube, er wird erkennen, dass er bei der ganzen Schreiberei ja auch nicht gaaaanz fehlerlos mit dir umgegangen ist. Die Tür zur zweiten Chance steht offen...

(Es spricht mir so aus dem Herzen, dieser Brief!)

testsiegerin - 22. Dez, 08:22

ach, hoffen wir, dass die tür nicht gleich wieder zugeschlagen wird.
steppenhund - 21. Dez, 14:46

Guter Versuch! Jetzt bin ich gespannt, wie Herwig reagiert.
Der Brief hat mich jedenfalls inspiriert.

awake - 21. Dez, 15:29

Mangels Zeit konnte ich bis dato "nur" diesen hochinteressante Briefwechsel verfolgen. Egal ob Fake oder nicht, ich habe mich einerseits ausgesprochen amüsiert, als das er mich auch ab und an ein wenig nachdenklich gestimmt hat. Warum verdammt noch mal sind wir Menschen eigentlich so kompliziert? Nicht, das ich es nicht verstehen würde, bin ja auch so, aber manchmal ginge es auch ein wenig einfacher, wobei, wär ja dann auch wieder unglaublich fad und wer will das schon ;-). What else! Sollte es sich jedoch um einen realen Austausch zweier Menschen handeln, die sich offensichtlich sehr mögen und aus der Ferne betrachtet auch sehr gut zusammen passen, so denke ich, kann das der richtige Weg sein um Herwigs Herz neuerlich zu erobern, welches mir scheint, auch noch nicht verloren ist.

Und weil ich doch gerade endlich mal am Schreiben bin, möchte ich mich auch herzlich bei der sehr verehrten Frau Testsiegerin für Ihre unglaublich amüsanten Beiträge bedanken, die mir schon höchst herzhaftes Lachen entlockt haben und mich vor Ihrer Wortgewandheit und Phantasie erfurchtsvoll verneigen. Was muß ich eigentlich anstellen, um an ältere Werke von Ihnen zu gelangen?

testsiegerin - 22. Dez, 08:27

erstmal vielen dank für das lob. wenigstens vergleichen sie mich nicht mit konsalik ;-)

um an ältere werke von mir zu gelangen, kann man sie bei mir einfach bestellen. neben den büchern, die rechts angeführt sind, binde ich auch die geschichten in dicke hefte. zur zeit auf dem markt: heiße geschichten, weibergeschichten, geschichten, die das leben schreibt, handgestricktes, gemischter satz, in 30 tagen um die welt.
pro heft 10 Euro, plus versandgebühren.

und stellen sie sich mal ein buch vor, in dem die helden und heldinnen alle total einfache, liebenswerte menschen sind, die einander das leben leicht machen.
vitaltigers - 21. Dez, 19:51

Du schreibst so schön. Das erinnert mich immer an Simmel und Konsalik. Auf die bin ich als junger so gstanden. Mußte aber immer darauf achten, daß keiner zu Haus ist, weil die Wohnung war so klein und die Wände so hellhörig. War gar nicht so einfach, sag ich Dir. Naja, damit ist's ja schon lang vorbei. Irgendwie bin ich froh drüber. Glaubt mir aber keiner. Wurscht! Nur manchmal, wenn die junge Nachbarin an mir vorüber geht, rührt sich noch was. Da denk ich mir dann immer: hoffentlich merkt sie nix. Das wär mir peinlich. In meinem Alter! Na gut. Dann les ich halt wieder was. Die Prospekte (Hofer, Penny und so) hab ich heut schon intus. Jetzt führ ich mir noch Österreich zu Gemüte. Die ist billig und auch nicht schlechter wie die andern. Aber wie gesagt am liebsten würd ich wieder von Dir was lesen. Vielleicht kannst Du heute noch was von Dir geben. Jetzt muß ich aber endlich aufhörn, sonst wird der Salat kalt :)

gerda (Gast) - 21. Dez, 20:00

das meinst du aber jetzt NICHT ernst, oder?
ich will nicht behaupten, simmel und konsalik könnten barbara nicht das wasser reichen,....
obwohl....hm, räusper.
also zumindest diesen übermäßigen hang zum kitsch hat barbara definitiv nicht.
gott sei dank!
testsiegerin - 21. Dez, 20:06

ich hab selten mehr gelacht über ein "kompliment".

danke. gut gemeint ist manchmal das gegenteil von gut.
testsiegerin - 22. Dez, 08:28

ich hoff, der salat hat geschmeckt. und ich hoffe, die hübsche junge nachbarin merkt endlich, wie sehr sie ihnen gefällt.
gerda (Gast) - 22. Dez, 09:18

ups, da hab ich wieder mal schneller geschrieben als gedacht. ich nimm alles zurück und behaupte das gegenteil.

hätte ich die wahl zwischen 2 klitzekleinen krzgeschichten von dir, barbara, und 5 büchern von simmel oder konsalik, ich würde mich ohne eine sekunde des zögerns für dich entscheiden.
(von simmel und konsalik kenne ich die bücher nämlich schon auswendig. *lacht dreckig*
nee, stimmt nicht. konsalik mochte ich schon als jugendliche nicht lesen.)

ich drück dich, barbara, du bist mit abstand meine lieblingsautorin.
Andrea (Gast) - 21. Dez, 20:33

Vielleicht?

Hallo,

also ich finde es sehr mutig (und heiße es gut) von Barbara, sich so sehr zu offenbaren, gleichzeitig halte ich es für absolut richtig – in dieser Situation.
Ganz am Anfang einer Beziehung ist alles zunächst locker. Es gibt lustiges Geplänkel, man checkt sich ab und man ist meist sehr tolerant und möchte natürlich immer mehr wissen über den anderen.
Auch glaube ich, dass in der Anfangsphase, natürlich nur, wenn Interesse und Sympathie auf beiden Seiten vorhanden ist, eben jeder versucht, sich von der besten Seite zu präsentieren.
Da spielt es quasi kaum eine Rolle, was man gerade „verstecken“ möchte, ob es nun eine hässliche Narbe am Bein ist oder eine hässliche Narbe auf der Seele oder auch „Unarten“, die ein wenig außergewöhnlich erscheinen können, natürlich auch Schwächen, die man selber an sich nicht mag und sie deshalb nicht gleich zugeben möchte.

Problematisch wird es m. E. dann, wenn sich eine Beziehung vertiefen möchte. Je mehr Gefühl man investiert, je mehr man über den anderen erfährt, seine Gewohnheiten, seine Bekanntschaften, seine Familie, seine Freizeitinteressen etc., desto schwieriger wird es, z. B. ein Gefühl wie Unsicherheit oder z. B. auch Eifersucht etc. im Zaum zu halten und zu „verstecken“.

Eine immerwährende „Schau“ abzuliefern, ist doch fast unmöglich (ich weiß nicht, ob das jemand kann). Man würde sich doch selbst voll unter zusätzlichen Druck stellen und das kann doch gar nicht gut gehen.

Außerdem (so mir passiert!) ist es natürlich kaum erklärbar, wenn einem jemand gegenübersteht, der dieses „Verstecken“ gar nicht „genutzt“ hat in der Anfangszeit, sondern der sich in keiner Weise „toller, interessanter, wichtiger“ gemacht hat und somit aus allen Wolken fällt, dass plötzlich der Super-Gau über ihn hereinbricht.

Dann ist die Frage, wie dieser jemand damit umgehen kann.
Fühlt er sich verarscht? Erleichtert es ihn gar, dass plötzlich eine Verhaltens-Wende auftritt? Oder ist es ihm letztlich ganz egal, weil er sich das schon vorher sowieso gedacht hat?
Oder überfordert es, weil sein Bild sich evtl. schon so klar abgezeichnet hat, dass er es anders nicht mehr haben möchte?

Das ist wohl (u.a.?) die Frage.

Also ich habe damals definitiv einen vor den Bug bekommen, sodass mir das Wasser bis ins Gesicht gespritzt ist. Genau an dem Tag, an dem ich meinte, so sicher zu sein, dass ich jetzt mal an IHM Veränderungen vornehmen zu wollen bzw. plötzlich Dinge wollte oder eben nicht wollte, die vorher niemals auch nur Ansatz eines Themas waren.
PATSCH! Hatte mich eine Gegenwelle getroffen, die ihresgleichen sucht…
Und dann musste ich – nach kurzer Erklärungsnot – endlich sagen, wie es wirklich in mir aussieht.
Und – auch bei uns – kam dann das lange WARTEN, ob wir vielleicht noch mal von vorn anfangen können oder ob ich es nun letztlich „versemmelt“ hatte…

Ich finde es sehr schön, Barbara, dass Du diesen Brief geschrieben hast.

Selbst wenn Herwig wirklich „Zeit braucht“, so hat er währenddessen wenigstens etwas, worüber er u. a. zusätzlich nachdenken kann.

Ich jedenfalls wünsche viel Glück und beiderseitig gute Entscheidungsfindung.
Lieben Gruß
Andrea

testsiegerin - 22. Dez, 08:29

puhh, so viel kommentar zu so einem kurzen brief ;-)

und menschen verändern zu wollen, das geht immer daneben. der einzige mensch, bei dem das eventuell gut geht, sind wir selbst.
rosmarin - 22. Dez, 14:04

mann herwig,
du lässt dir aber echt zeit mit deiner antwort. herrje... wir starren auf die leeren bildschirme und zittern deiner antwort an barbara entgegen. und vermutlich ist sie beleidigt, wenn du nicht bald in die pötte kommst.
komm herwig, gib deinem herzen einen schubs und hau in die tasten :-)

gerda (Gast) - 22. Dez, 14:33

...und wenns geht noch vor weihnachten.
ich wünsch mir doch soooo sehr, dass die beiden gemeinsam unterm tannenbaum sitzen, oder liegen.
testsiegerin - 22. Dez, 14:38

he, ist das hier ein wunschkonzert oder was? ;-)

ihr habt doch gelesen, dass er noch ein bisschen zeit braucht. drängt doch nicht so!
steppenhund - 22. Dez, 14:38

@rosmarin und @gerda

Männer, was seid ihr ungeduldig! - oder von mir aus:
Frauen, was seid ihr so ungeduldig?

Gut Ding braucht Weile. Der kann jetzt sein "Weiß nicht" nicht so schnell überwinden. Da braucht es noch mindestens zwei weitere Rückversicherungen, ob Barbara das diesmal so meint oder ob der nächste Brief dann wieder eine kalte Dusche wird, wenn sie ihn eingefangen zu haben glaubt.
Aus dem Weihnachtsgruss wird man vielleicht sehen, ob da wieder eine Annäherung stattfindet.
Und wenn schon liegen, dann besser zu Sylvester, da hat es dann eine größere Symbolwirkung.

rosmarin (Gast) - 22. Dez, 17:31

pah.... geduld ist was für warmduscher :-))
aber hast ja recht steppenwolf. vielleicht könnte barbara an weihnachten unter herwigs fenster eine zarte melodie geigen? aber silvester..... das wird dann ne orgie, oder?
che klau (Gast) - 23. Dez, 16:20

es gehört einmal zum liebesrausch
dass liebende oft scheiden
man plant soviel gegen partnertausch
doch der lässt sich nicht vermeiden.

rosmarin (Gast) - 23. Dez, 18:26

grmpf.... sie lässt uns warten. bzw. er lässt uns warten. ich tippe mal auf morgige weihnachtsüberraschung.
oder wenn wir ganz viel pech haben.... zeigt sie uns in einem anfall von fairness seine antwort nicht. das wäre ööööööööööööörks.....

Sturznest - 24. Dez, 10:28

Duscht ihr alle kalt? Das kann ich mir nicht vorstellen, das hält doch kein Mensch aus. Ich habe auch eine hübsche Nachbarin, aber sie ist ja leider dauernd schwanger, aber hübsch ist sie, aber eben auch schwanger, gibts da einen Zusammenhang? Momentan ist sie nicht schwanger, vielleicht duscht sie gerade und zwar warm,, warum sollte sie auch nicht duschen, denn sie ist hübsch, sehr hübsch, aber sie hat da einen Mann, man hat ja immer was und wenn es eben ein Mann ist, dann ist es eben ein Mann.
Ich hab den Brief auch gerne gelesen, ich hab auch mal so eine Frau gekannt und es war am Ende ziemlich am Ende, na ja sie hat sich ziemlich seltsam benommen, egal, jetzt ist da immerhin meine Nachbarin und sie ist hübsch und sie hat zwei Kinder und einen Hund und einen Mann, ganz schön viel für so eine Frau, da hab ichs schon leichter.
Frohes Fest
testsiegerin - 25. Dez, 11:25

guten tag, sturznest

ich dusche nicht kalt. am liebsten bade ich heiß. noch lieber mit einem teller spaghetti, einem glas prosecco und kerzenlicht. und einem guten buch.
ich weiß auch nicht, ob meine nachbarn kalt duschen, eher nicht. hauptsache, sie duschen sich überhaupt.
auch frohes fest und angenehmes duschen

Weise Worte, wahr

"Schreiben ist wie küssen, nur ohne Lippen. Schreiben ist küssen mit dem Kopf." Aus Gut gegen Nordwind - Daniel Glattauer

Selbstgeschrieben


Barbara A. Fallnbügl (mein Mädchenname) Monika Pellkofer- Grießhammer
Jakob und der gewisse Herr Stinki


Barbara A. Lehner (Text) Eleonore Petzel (Musik)
Von Herzen und Seelen - CD

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