Briefverkehr 49 - Das Ende

Liebe Barbara,

vier Wochen ist dein letzter Brief jetzt schon her. Sechs Stunden ist es her, seit wir miteinander gefrühstückt haben und du dich darüber beschwert hast, dass du keine Briefe mehr von mir bekommst. Und grad mal fünf Minuten sind seit unserem Telefonat vergangen.
Barbara, Barbara, Barbara.

Du wusstest, dass ich dir nicht böse sein kann, als du mit zersaustem, klatschnassen Haar vor der Bezirkshauptmannschaft standest. Zwei Stunden lang, wie du mir später erzählt hast, weil du nicht gewusst hast, dass ich Überstunden mache. Und weil ich es dir wert war. Ohne Make-up und ohne waldviertelmohnroten Lippenstift hast du mich angelächelt. „Du wolltest mich ungeschminkt“, hast du gesagt, und: „also nimm mich.“ Hab ich dich halt genommen. In den Arm nur, zunächst. Du hast geweint und gesagt, dass du eh so viel Geduld gehabt hast, aber dass ich dir nicht geantwortet habe auf deinen letzten Brief und du deshalb persönlich da bist. Immerhin weiß ich jetzt, dass sich „viel Geduld haben“ für dich nach spätestens vier Tagen erschöpft.
Bis zur Sperrstunde saßen wir dann in der kleinen Bar und haben geredet. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich je mit einer Frau so viel geredet habe. Und trotzdem habe ich auch jetzt noch das Gefühl, ich kenne erst ein paar Puzzleteile von dir. Ich finde es sehr aufregend, sie zusammenzufügen, Barbara. Als du vorher gegangen bist, hast du gesagt, dass du Angst hast, dass das Puzzle für mich reizlos werden könnte, wenn es fertig ist. Das glaube ich nicht, du. Erstens, weil du aus mindestens siebzehn Millionen Teilen bestehst, die ich niemals richtig zusammensetzen können werde. Zweitens verspreche ich dir eines: Sollte es tatsächlich so sein, dass ich knapp davor bin, das Bild fertig zu stellen (was ich aber nicht glaube), dann lasse ich einfach heimlich ein Stück Himmel fallen.
Ich werde dann jahrelang vorgeben, genau dieses eine Puzzleteil zu suchen, obwohl ich genau weiß, dass es unter meinem Kopfpolster liegt. Einverstanden?

Barbara. Dass ich dich liebe, das weißt du längst. Ich schreibe es jetzt trotzdem hin, weil ich weiß, wie gern du das liest. Auf dem Spiegel, auf dem Kühlschrank, auf deinem Handy. Here you are: Ich liebe dich. Dein Lachen genauso wie deine plötzliche Traurigkeit, deinen Stolz und deine Anflüge von Minderwertigkeitsgefühl, deine Eloquenz, deinen Witz, deinen Scharfsinn, dein politisches Engagement, deinen Zorn auf Ungerechtigkeit. Die Art, wie du mit Jenny umgehst, deine Eifersucht auf Kelly Clarkson-Sattmann-Tauber, deine Kreativität und deine Nachdenklichkeit. Deine Leidenschaft und deine Hingabe, natürlich. Vor allem aber liebe ich die Wärme, die von dir ausgeht. Und die Tatsache, dass du mich sehr glücklich machst, die liebe ich auch. Ahja, deine Geduld, wie konnte ich die vergessen?
Und jetzt muss ich aufhören zu schreiben, weil ich erstens eine Beschwerde beantworten muss (irgend so eine Raserin, die glaubt, wir würden ihr die Strafe erlassen, nur weil sie ein bissl jammert und zynisch ist) und weil zweitens mein Handy klingelt. Barbara steht auf dem Display.

Wir sehen uns in zwei Stunden, Kleines!

Dein Herwig



Der Briefverkehr endet hier. Wir aber wissen, dass, wo Geschichten enden, das Leben erst beginnt.
SingleMama - 25. Dez, 12:41

Wie schön, ein Happy End.
Danke für diesen wunderbaren Briefwechsel, den ich täglich herbeigesehnt habe ;o)

Und schöne, ruhige und besinnliche Feiertage wünsche ich dir.

testsiegerin - 26. Dez, 02:18

auch ich sag danke.
Markus (Gast) - 25. Dez, 13:17

Schade...

dass der Briefwechsel jetzt zuende ist. Ich hab mich immer auf die neuen Briefe gefreut.

Aber ich wünsche Euch beiden alles Gute - die Geschichte ist einfach zu schön um erfunden zu sein...

Ich wünsche noch schöne Feiertage und einen guten Rutsch ins neue Jahr!

Viele Grüße aus Bremerhaven,
Markus :)

testsiegerin - 26. Dez, 02:18

und sie ist es doch ... nämlich erfunden.
aber vielleicht gibt es irgendwo - im hintersten winkel der bezirkshauptmannschaft - so einen herwig. wer weiß? es gibt ja im leben kaum noch etwas, das es nicht gibt.
Andrea (Gast) - 25. Dez, 17:12

Schön...

Liebe Barbara,
mir tun schon die Daumen weh vom ständigen Drücken.
Mein Freund sagte: "Wie willst Du denn mit den gedrückten Daumen die Weihnachtsente machen? Wie den Rotkohl? Und vor allem... wie die Klöße formen?"
Jetzt brauch ich nicht mehr Daumen drücken und kann heute Abend endlich die Ente in den Ofen schieben (gestern gab es dann halt ne Tiefkühlpizza).

Ich freu mich total, dass die Barbara-Herwig-Welt jetzt wieder lebendig ist und wünsche frohe Rest-Weihnachten und natürlich eine wunderbare Zukunft für Euch!

Lieben Gruß
Andrea, die das "Ende" zu 1/2 schade findet, sich aber genauso zu 1/2 freut

testsiegerin - 26. Dez, 02:17

liebe andrea,

ich bin wirklich froh, dass ihr jetzt wieder etwas anständiges zu essen kriegt.
rosmarin (Gast) - 25. Dez, 20:09

danke danke danke für diesen herrlichen briefwechsel und dieses süffisante happy end.... das haben wir einfach noch gebraucht.
seufz...
vielleicht schreiben die beiden sich ja gelegentlich zum hochzeitstag??? nein nein.... wir waren ja schon so lange dabei.... lassen wir sie ihr leben leben...
(*taschentüchersuchend*)

testsiegerin - 26. Dez, 02:16

*reicht ihr eine packung taschentücher*
steppenhund - 25. Dez, 23:13

Mein innerer Zensor verbietet mir, dieses Ende zu kommentieren. Zu viele Personen würde ich unglücklich machen;)

testsiegerin - 26. Dez, 02:16

ich weiß, du wolltest kein happy end.
aber ich. und herwig auch, glaub ich.
und wie gesagt, man weiß ja nicht, wie lange das gut geht.
weiß man eh nie.
mir war aber grad nicht nach stress.

danke trotzdem fürs lesen.
steppenhund - 26. Dez, 02:40

nicht ein so schnelles:)
caliente_in_berlin - 26. Dez, 15:23

"und wie gesagt, man weiß ja nicht, wie lange das gut geht. "
ich wünsche mir eine krise, in der sich die beiden auf die anfänge besinnen und wieder ein paar briefe schreiben, die selbstverständlich hier veröffentlich werden ;-)
katiza - 26. Dez, 08:43

Danke, Testsiegerin

Das war ja alles schöner als ein Adventkalender - ich sitz träneneüberströmt vor dem Computer und freu mich über das Happy End. Danke für die schöne Geschichte.

des - 26. Dez, 10:18

Danke auch von mir für diese schöne Geschichte. Dir und deiner Familie (und allen Herwigs dieser Welt) schöne Rest-Weihnachten!

ConAlma - 26. Dez, 12:54

Cara, das Happy-End war perfekt getimt, denn wer zu wenig tagesbedingte Rührseligkeiten hatte, fand sie nun hier ;-) - und glauben tut's eh niemand. Der Trick mit dem Puzzleteil ist übrigens sehr hübsch - deine weibliche Lesergemeinde hat mit Herwig wirklich einen Mann zum Träumen abbekommen!

flyhigher - 27. Dez, 09:35

Es war wirklich schön, diesen Briefwechsel zu lesen, danke für diese nette Geschichte! Ich konnte mich in so vielen Zeilen wiederfinden, und hoffe, dass mir irgendwann mal einen Herwig begegnet - eigentlich bin ich überzeugt davon ;-)

testsiegerin - 27. Dez, 13:09

danke euch.
ich wünsch euch noch schöne feiertage und allen frauen dieser welt, die sich einen herwig wünschen, denen wünsch ich auch einen.

allen männern wünsche ich, dass sie von einer barbara wie dieser verschont bleiben mögen.

Weise Worte, wahr

"Schreiben ist wie küssen, nur ohne Lippen. Schreiben ist küssen mit dem Kopf." Aus Gut gegen Nordwind - Daniel Glattauer

Selbstgeschrieben


Barbara A. Fallnbügl (mein Mädchenname) Monika Pellkofer- Grießhammer
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Barbara A. Lehner (Text) Eleonore Petzel (Musik)
Von Herzen und Seelen - CD

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