Zukunftsmusik

Die Industrie, genauer gesagt die Industriellenvereinigung in Österreich, begrüßt eine Hinaufsetzung des Pensionsalters.
Wo aber sind sie, die Jobs für die Alten?


„Sie haben sich also bei uns als administrative Mitarbeiterin beworben, Frau ...“
„Koppensteiner. Konzstanze Koppensteiner.“
„Wie Sie wissen, sind wir einer der weltweit führenden Managementberatungs- und Outsourcing-Dienstleister. Unser Beratungsbereich im Supply Chain Management braucht Unterstützung im Sekretariat. Haben Sie denn Berufserfahrung?“
„Allerdings. Nach der Lehre zur Bürokauffrau war ich bei einem Hutmacher für die Buchhaltung zuständig. Danach hab ich drei Kinder gekriegt und fünfzehn Jahre beim Konsum im Büro gearbeitet. Anschließend war ich einige Jahre arbeitslos und später hab ich Umschulungen und Computerkurse besucht.“
„Sie sind ...“, Müller blätterte in der Bewerbungsmappe, „... Sie sind 69, wenn ich richtig lese?“
„Sie lesen richtig.“
„Das ist schön, Frau Koppensteiner. Wenn Sie da drüben schauen, unser neuer Dachdecker ist 67. Gut, er stolpert hin und wieder, aber das bekommt er bestimmt noch in den Griff. Wir freuen uns immer über ältere Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen und nehmen gerne in Kauf, dass die unserem Unternehmen ein Vielfaches kosten, mehr Urlaubsanspruch und in der Regel längere Krankenstände haben. Aber dafür haben wir Verständnis, wir werden ja schließlich alle einmal alt. Sie müssen wissen, wir schätzen die Weisheit und Lebenserfahrung, die Menschen in diesem Alter mitbringen. Vor allem aber ihre Gelassenheit.“
Konstanze strahlte gelassen. Da hatte sie ja Glück gehabt.
„Sie haben wohl nicht vor, noch mehr Kinder zu bekommen, oder?“
„Um Gottes Willen.“
„Sehen Sie, das ist einer der vielen Vorteile von älteren Arbeitnehmerinnen. Sie gehen nicht in Karenz, leiden nicht unter PMS und Menstruationsbeschwerden und haben keine Betreuungspflichten mehr.“
Konstanze verschwieg ihre pflegebedürftige Mutter und die Enkelkinder. Sie brauchte den Job, der mickrige Unterhalt ihres Exmannes reichte gerade für das Nötigste und bis zur Pension dauerte es noch fünf Jahre.
„Wo liegen denn so Ihre Stärken, Frau Koppensteiner? Warum soll ich Sie den anderen hundertfünzig Bewerbern vorziehen? Schließlich ist auch unter denen knapp die Hälfte weit über Sechzig.“
„Ich schaffe 320 Anschläge in der Minute.“
„Alle Achtung. Ein Terrorist würde Sie beneiden“, witzelte Müller.
„180 Silben in der Minute in Stenographie. Und ich kann Kurrentschrift lesen und schreiben.“
„Das ist wirklich wunderbar. Diese vom Aussterben bedrohten Fertigkeiten benötigen wir in unserem Unternehmen ganz dringend. Haben Sie einen Führerschein, gnädige Frau?“
„Nicht mehr. Ich musste ihn voriges Jahr abgeben, wegen der Augen.“
„Ach, das ist überhaupt kein Problem für uns. Wir stellen Ihnen da gerne unseren Chauffeur zur Verfügung, der Sie täglich abholen und wieder nach Hause bringen wird. Welche Zeit würde Ihnen denn passen?“
Konstanze musste nicht lange überlegen. „Halb neun?“ Da könnte sie ihre Enkelkinder noch zur Schule begleiten.
„Frau Koppensteiner, Sie haben den Job. Ich freue mich, Sie als neue Mitarbeiterin begrüßen zu dürfen.“
schmelzpunkt - 31. Aug, 23:15

Barbara? Das hatten wir schon mal - in abgewandelter Form (Seniorenheim).
Sorry!
Wollte das nur gesagt haben, weil ich so glücklich bin, dass ich mich an vergangene Beiträge erinnere! :-)

testsiegerin - 1. Sep, 10:44

na das war aber ganz was anderes.
außerdem werde ich nicht aufhören, visionen zu haben.

das hier war aber eher ein lustigmachen über die tatsache, dass nicht mal fünfzigjährige mehr einen job finden, man aber möglichst bis hundert arbeiten soll.
MoniqueChantalHuber - 1. Sep, 11:57

danke für solche texte, auch wenn einem das lachen bei näherer betrachtung im hals stecken bleibt.
testsiegerin - 2. Sep, 12:31

ja. so sollte es sein.
danke.
schmelzpunkt - 6. Sep, 22:07

In puncto Visionen dürften The Zimmers doch ganz nach unserem Geschmack sein.
testsiegerin - 6. Sep, 22:15

oh ja.
das gefällt mir.
danke für den link
schmelzpunkt - 7. Sep, 00:41

Fast noch schöner liest sich die wahre Geschichte um eine Geschichte, die mich persönlich sehr ergriffen hat. Aber diese lässt sich "ergoogeln". Mir persönlich gefallen der kauende Mund, die wippende Handtasche und ... JA! :-)
datja (Gast) - 1. Sep, 09:41

super.
sorgen also
unbegründet!

und wo bitte
gibts das? ;)
ich will das
haben.

ulliamurlaubsende (Gast) - 1. Sep, 15:50

wo du recht hast ...

hast du recht!
viel besser hätte ich es auch nicht formulieren können!
das ist alles zum weinen, zum sch....en und zum verzweifeln.
meine freundin ist 48 und wird vom ams nur mehr verarscht! eine frau mit ausbildung (htl), erfahrung (20 jahre bei ericson) und selbständigkeit (eigene firma).
ich bin wirklich gespannt, ob deine "vision" wirklichkeit wird - obwohl ICH eigentlich nicht länger als bis 60 (plus/minus) arbeiten will.
ps.: um die enkel allerdings würde ich mich schon jederzeit und gerne kümmern :-)

testsiegerin - 2. Sep, 12:31

das musst du wohl deiner tochter sagen.
und eh ist es eine sauerei.
Doc Sarah Schons - 2. Sep, 03:14

Möge es so sein

dann können wir alle hoffen... *g*

testsiegerin - 2. Sep, 12:30

na ja. möge es nicht so sein, dass wir mit siebzig noch arbeiten müssen.

Weise Worte, wahr

"Schreiben ist wie küssen, nur ohne Lippen. Schreiben ist küssen mit dem Kopf." Aus Gut gegen Nordwind - Daniel Glattauer

Selbstgeschrieben


Barbara A. Fallnbügl (mein Mädchenname) Monika Pellkofer- Grießhammer
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