Sex and the Country 5
C. macht grad eine Ausbildung, C. macht - wie in der ersten Folge von Sex & the Country bereits erwähnt - ständig eine Ausbildung, meistens für Berufe, in denen sie aufgrund von körperlichen Mängeln wie Kurzsichtigkeit oder chronischen Rückenschmerzen nicht arbeiten kann. Aber das macht nichts, denn danach lässt sie sich einfach vom Arbeitsamt umschulen.
Diesmal zum Beispiel zur Altenpflegerin. In die Lebens- und Gedankenwelt von alten Menschen kann sie sich gut einfühlen, denn ihre Patienten und Patientinnen sind – wie sie – fast blind und leiden unter chronischen Kopf-, Rücken- und sonstigen Schmerzen. Beste Voraussetzungen also.
Diese Woche macht C. ein Praktikum.
„Guten Tag, Frau Friedrich“, sagt sie. „Sie haben doch nichts dagegen, dass ich Sie für heute ein bisschen schön mache?“
Frau Friedrich hat nichts dagegen, deshalb beginnt C. behutsam, ihr schütteres Haar zu bürsten und daraus einen Zopf zu flechten. „Sie sind ja ganz blass“, stellt sie fest und greift zu Make-up und Rouge, „ich werde Sie schminken, damit die Kinder zufrieden sind.“ Sogar, Wimperntusche, Lippenstift und türkisblauen Lidschatten trägt sie auf, es ist schließlich ein besonderer Tag.
Wahrscheinlich wird die Tochter trotzdem meckern, denkt C., und ein paar Krokodilstränen vergießen, aber das sagt sie nicht laut, obwohl sie natürlich weiß, dass Frau Friedrich sie nicht hören kann. Und der Sohn – ein arbeitsloser Herr Doktor der Philosophie – wartet bestimmt schon auf das Zahngold, denkt sie weiter.
C. wäscht Frau Friedrichs zerfurchten Körper und rasiert ihr die Achselhaare und Beine. Darauf hat die alte Dame immer viel Wert gelegt.
Sie schneidet ihr die Finger- und Zehennägel und zieht ihr ein dunkelrotes Samtkleid über den Kopf. „Oh. Entschuldigung“, murmelt C., als sie bemerkt, dass sie die Frau etwas unsanft angefasst hat. Sie lächelt, „so machen Sie sich doch nicht gar so steif.“ Frau Friedrich schweigt.
„Herr Rudi?“, fragt sie Ihren Vorgesetzten, „könnten Sie mir vielleicht beim Umbetten helfen. Ich schaff das nicht alleine, wegen dem Kreuz.“
Herr Rudi hilft, trotzdem stößt C. mit dem Ellbogen gegen das schwere Möbelstück. „Au! Scheiße“, vergisst sie die anderen Anwesenden und die guten Manieren und lässt Frau Friedrich beinahe fallen.
„Birnenholz“, sagt Herr Rudi in einer Mischung aus Mitleid für C. und Bewunderung für den Sarg, „ein ziemlich hartes Holz. Und ziemlich teuer.“
Die Anarchistin in C. kriecht aus ihren Schlupflöchern. „Scheiß reiches Pack, verdammtes. Als ob es ein Fichtensarg zum Verbrennen nicht getan hätte.“
Herr Rudi nickt verständnisvoll. „Sicher“, sagt er, „ist aber gut fürs Geschäft.“
Schweigend arbeiten sie weiter. C. legt der Toten den Schmuck um und eine riesige Sonnenblume in die Hände. Die Lieblingsblume von Frau Friedrich, das weiß sie aus dem Heim.
„Wissen Sie, was mich beruhigt, Herr Rudi?“
„Nein.“ Herr Rudi ist kein Schwätzer. Das mag C. so an ihm.
„Dass im Tod alle gleich sind. Zumindest gleich blass, gleich steif und gleich tot. Trotz Birnensarg und kiloweise Gold im Mund.“
C. gefällt es an ihrer Praktikumsstelle. Sie mag die Menschen dort, den Frieden im Gesicht des lebendigen Herrn Rudi und den im Gesicht der toten Leichen. (Nun gut, der Alkoholiker, den man erst nach vierzehn sommerlich-heißen Tagen gefunden hatte, der roch nicht mehr so gut und auch der Friede war ihm abhandegekommen.)
Sie mag die Stille, die würdevolle Atmosphäre und die Achtung, die man den Toten entgegenbringt. Auch die Tatsache, dass die nicht schreien und fluchen, wenn sie gekämmt und gepflegt werden. Die einzige, die hier hin und wieder flucht, ist sie selbst.
Wenn Sie die Ausbildung zur Altenpflegerin abgeschlossen hat, wird sie sich umschulen lassen. Sie weiß auch schon, wozu. Zur Bestattungsunternehmerin.
Diesmal zum Beispiel zur Altenpflegerin. In die Lebens- und Gedankenwelt von alten Menschen kann sie sich gut einfühlen, denn ihre Patienten und Patientinnen sind – wie sie – fast blind und leiden unter chronischen Kopf-, Rücken- und sonstigen Schmerzen. Beste Voraussetzungen also.
Diese Woche macht C. ein Praktikum.
„Guten Tag, Frau Friedrich“, sagt sie. „Sie haben doch nichts dagegen, dass ich Sie für heute ein bisschen schön mache?“
Frau Friedrich hat nichts dagegen, deshalb beginnt C. behutsam, ihr schütteres Haar zu bürsten und daraus einen Zopf zu flechten. „Sie sind ja ganz blass“, stellt sie fest und greift zu Make-up und Rouge, „ich werde Sie schminken, damit die Kinder zufrieden sind.“ Sogar, Wimperntusche, Lippenstift und türkisblauen Lidschatten trägt sie auf, es ist schließlich ein besonderer Tag.
Wahrscheinlich wird die Tochter trotzdem meckern, denkt C., und ein paar Krokodilstränen vergießen, aber das sagt sie nicht laut, obwohl sie natürlich weiß, dass Frau Friedrich sie nicht hören kann. Und der Sohn – ein arbeitsloser Herr Doktor der Philosophie – wartet bestimmt schon auf das Zahngold, denkt sie weiter.
C. wäscht Frau Friedrichs zerfurchten Körper und rasiert ihr die Achselhaare und Beine. Darauf hat die alte Dame immer viel Wert gelegt.
Sie schneidet ihr die Finger- und Zehennägel und zieht ihr ein dunkelrotes Samtkleid über den Kopf. „Oh. Entschuldigung“, murmelt C., als sie bemerkt, dass sie die Frau etwas unsanft angefasst hat. Sie lächelt, „so machen Sie sich doch nicht gar so steif.“ Frau Friedrich schweigt.
„Herr Rudi?“, fragt sie Ihren Vorgesetzten, „könnten Sie mir vielleicht beim Umbetten helfen. Ich schaff das nicht alleine, wegen dem Kreuz.“
Herr Rudi hilft, trotzdem stößt C. mit dem Ellbogen gegen das schwere Möbelstück. „Au! Scheiße“, vergisst sie die anderen Anwesenden und die guten Manieren und lässt Frau Friedrich beinahe fallen.
„Birnenholz“, sagt Herr Rudi in einer Mischung aus Mitleid für C. und Bewunderung für den Sarg, „ein ziemlich hartes Holz. Und ziemlich teuer.“
Die Anarchistin in C. kriecht aus ihren Schlupflöchern. „Scheiß reiches Pack, verdammtes. Als ob es ein Fichtensarg zum Verbrennen nicht getan hätte.“
Herr Rudi nickt verständnisvoll. „Sicher“, sagt er, „ist aber gut fürs Geschäft.“
Schweigend arbeiten sie weiter. C. legt der Toten den Schmuck um und eine riesige Sonnenblume in die Hände. Die Lieblingsblume von Frau Friedrich, das weiß sie aus dem Heim.
„Wissen Sie, was mich beruhigt, Herr Rudi?“
„Nein.“ Herr Rudi ist kein Schwätzer. Das mag C. so an ihm.
„Dass im Tod alle gleich sind. Zumindest gleich blass, gleich steif und gleich tot. Trotz Birnensarg und kiloweise Gold im Mund.“
C. gefällt es an ihrer Praktikumsstelle. Sie mag die Menschen dort, den Frieden im Gesicht des lebendigen Herrn Rudi und den im Gesicht der toten Leichen. (Nun gut, der Alkoholiker, den man erst nach vierzehn sommerlich-heißen Tagen gefunden hatte, der roch nicht mehr so gut und auch der Friede war ihm abhandegekommen.)
Sie mag die Stille, die würdevolle Atmosphäre und die Achtung, die man den Toten entgegenbringt. Auch die Tatsache, dass die nicht schreien und fluchen, wenn sie gekämmt und gepflegt werden. Die einzige, die hier hin und wieder flucht, ist sie selbst.
Wenn Sie die Ausbildung zur Altenpflegerin abgeschlossen hat, wird sie sich umschulen lassen. Sie weiß auch schon, wozu. Zur Bestattungsunternehmerin.
testsiegerin - 27. Aug, 17:43
ach herrje...
herzliche grüße ins wein1/4 aus der toskana deutschlands,
c. from the andaground
Geliebte C. aus dem Andaground
Trotzdem mag ich lieber mit dir zusammensein, so lang wir noch leben.
Wie viele Umschulungen da auch noch kommen mögen ;-)