Sippenhaftung?

Die Kandidatur von Frau Rosenkranz für die Wahl zur Bundespräsidentin macht mir Angst. Sie macht mich wütend. Ich halte es für empörend, dass jemand mit ihrer Geschichtsauffassung, mit dem „Wissen, das ein Österreicher, der zwischen 1964 und 1976 in österreichischen Schulen war, hat“ (O-Ton) für das höchste Amt im Staate kandidieren darf. Vor allem jemand, der das Verbotsgesetz in Frage stellt.

Ich finde es ein katastrophales Zeichen, dass die Bundespräsidentenwahl zu einer inoffiziellen "Volks"zählung der Rechten im Land wird.
(Bedenklich finde ich aber auch, dass neben der erwarteten direkten Wahlempfehlung der rechtsextremen NVP auch der Klubobmann der Niederösterreichischen ÖVP eine – wenn auch indirekte - Wahlempfehlung für Frau Rosenkranz abgibt. Was hoffentlich für einige WählerInnen die ÖVP für die Landtagswahlen nächste Woche unwählbar macht.)

Weil ich nicht nur im selben Bundesland wie die „heimattreue“ Frau Rosenkranz wohne, sondern auch im selben Bezirk, sind mir ihre krausen Theorien und Ansichten nicht erst seit gestern, sondern seit vielen Jahren vertraut. Sie und ihr rechtsextremer Mann, der sich gern mal drei Bier bestellt, sind hier keine Unbekannten. Natürlich, es gibt keine Sippenhaftung, man kann sich seine Verwandten nicht aussuchen. Seinen Ehemann aber schon. Und sie findet ja an seinen Aussagen "nichts Ehrenrühriges."

Gerne hätte ich jetzt einen bissigen Artikel geschrieben, vielleicht mit einer flapsigen Anspielung auf die Ähnlichkeit zu Familien, die die FPÖ am liebsten des Landes verweisen würde. Nämlich Familien mit arbeitslosen, vorbestraften Männern und einer riesigen Kinderschar. Ich ertappe mich sogar dabei, wie ich in die zynischen Mutterkreuz-Sager einstimme.

Wie geht’s jetzt wohl den Kindern von Frau Rosenkranz, fragt meine Tochter mich. Sie geht mit einigen von ihnen in die selbe Schule und kennt sie persönlich. Das muss doch schlimm sein, wenn die solche Sachen in der Zeitung lesen und alle über ihre Mutter schimpfen und sich ständig über ihre Namen lustig machen. Die können doch nichts dafür. Die, die ich kenne, teilen die politische Einstellung ihrer Eltern überhaupt nicht, aber es sind halt trotzdem ihre Eltern. Die werden sie wohl auch liebhaben wie ich dich. Wir haben ja auch nicht immer die selbe Meinung, oder? Ich kann mir vorstellen, dass denen das total weh tut, sagt mein Kind. Die können ja nicht mal auf Facebook surfen, ohne blöd angemacht zu werden.

Ich schlucke. Halte inne und werde ganz kleinlaut. Meine politische Meinung über diese Frau und ihren Mann und meine Überzeugung, dass Widerstand hier Pflicht ist, die ändere ich nicht. Aber ich denke nach. In meinem Hirn formen sich viele Fragen.
Wenn ich Antworten gefunden habe, melde ich mich wieder.
Wenn nicht, auch.
david ramirer - 5. Mär, 19:49

das ist eine der großartigsten politischen stellungnahmen, die ich seit langem gelesen habe.

ein lichtblick in schwarz-weißen zeiten.
danke!

testsiegerin - 7. Mär, 14:43

danke, dafür hab ich allerdings eine siebzehnjährige gebraucht.
Hanna (Gast) - 8. Jul, 18:57

Sehe ich genauso! Hut ab!
schafzungig - 5. Mär, 20:09

na da bin ich mal auf die Antworten gespannt .... denn ich hab irgendwie noch keine passenden für mich gefunden ...

testsiegerin - 7. Mär, 14:43

ich auch noch nicht. aber manchmal sind es ohnehin die fragen, die uns wachsen lassen, nicht die antworten.
steppenhund - 5. Mär, 20:39

Ich denke, sie kann zu ihrem Mann halten und so viele Kinder haben, wie sie will. Bereits ihr derzeitiges politisches Amt ist eine Zumutung.
Wobei ich da nicht ihr die Schuld gebe sondern der FPÖ. Da liegt ein eindeutiges Bekenntnis der FPÖ in eine bestimmte Richtung vor. Vielleicht würde die FPÖ ja auch ihrem Mann am liebsten ein hohes Amt vermitteln - und das trauen sie sich dann doch nicht.
Meine Sorge ist etwas abgeflaut, als ich heute im ORF online gelesen habe, dass sich CATO gegen ihre Äußerungen stellt und eine eidesstattliche Abrede fordert.
Da sie zu dieser vermutlich nicht bereit sein wird, kann die Kronenzeitung sie nicht in der Weise unterstützen, wie das zu befürchten war.
-
Es gibt aber einen anderen Aspekt, den der Kinder. Da habe ich etwas viel Schlimmeres in petto. Bei meiner letzten Rückkehr aus Frankfurt bekam ich die News in die Hand. "Hitlers Verwandte". Die hat man jetzt ausfindig gemacht - per DNA-Test. Der eine wusste es schon, der andere nicht. Es ist unglaublich, was der journalistische Gier auftreibt, um sich irgendwas herunter zu wixen. Die Typen aus dem ländlichen Milieu sind angeblich jetzt total gebrochen, seit sie es erfahren haben.
Hat man geglaubt, dass sie von Hitler Millionen geerbt haben? Oder etwas anderes? Diese Neuigkeiten sind absolut unnotwendig und so wie das angeblich Sean Penn macht, wünsche ich den Herausgebern einen langen und schmerzvollen Darmkrebs.
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Ja, und was die Wahlempfehlung gegen die Schwarzen angeht: die hätte ich diesmal sowieso nicht gewählt. Aber falls doch, hätte ich es mir spätestens jetzt abgewöhnt.

rosmarin - 6. Mär, 00:17

hach der herr steppenhund der speit heute herrlich rum.
ansonsten liebe frau testsiegerin..... finde ich das wunderbar fein beobachtet, bzw. mit wunderbar feinen und interessanten fragezeichen versehen.
ich habe da auch keine antworten drauf.... weil es eben die kinder trifft.
die betrunkene bischöfin hier im piefkeland.... da war ich auch zweigeteilt. menschlich verständlich und dusselig, im amt mit so etwas unhaltbar.
ich ziehe mich gerne auf die teilung eines menschen zurück.... aber hier geht es ja um die kinder.
mei.... die trifft es immer, egal ob hitlerabkömmlinge oder die söhne und töchter berühmter und berüchtigter....
schad, wenn die eltern scheisse sind.
testsiegerin - 7. Mär, 14:46

natürlich setzt frau rosenkranz ihre mutterrolle ganz gezielt ein, so dass man schwer umhin kommt, ihre politik und ihr muttersein zu trennen.
mehr wertschätzung für mütter (oder so ähnlich) steht ja auch auf den fpö-plakaten.

ich fühle mich allerdings durch so eine politik keineswegs wertgeschätzt.
wollte ich nur mal gesagt haben.
irishwolfhound - 6. Mär, 07:50

auch mich …

… irritiert der permanente hinweis auf die 10 kinder. und ich freue mich, in diesem beitrag bestätigt zu finden, was ich an anderer stelle kommentiert habe: nicht selten werden kinder grad gar nicht so, wie sich's die eltern wünschen …

in diesem sinne hoffe ich auf 10fachen widerstand gegen das rechtsrechte gedankengut.

eine zumutung ist die kandidierende person selbst.

testsiegerin - 7. Mär, 14:47

das hoffe ich auch, aber so viel ich weiß, denkt nur ein teil ihrer kinder anders als sie.
Anja-Pia - 6. Mär, 08:01

Hätte sich Mutti Rosenkranz mit vollem Einsatz ihren Kindern gewidmet, statt in die Politik zu gehen, hätte die "Wertevermittlung" zuhause vielleicht besser geklappt.

testsiegerin - 7. Mär, 14:48

in dem fall stellt sich natürlich die frage, ob die werte, die der vater vermittelt hat, so stark von denen der mutter abweichen.
nömix - 6. Mär, 09:10

Smalltalk-Thema beim Damenprogramm:
Jetzt stell ich mir grad vor, die Frau wär Bundespräsidentin und der deutsche Außenminister kommt auf Staatsbesuch. Und Herr "First Husband" Rosenkranz absolviert zusammen mit Herrn Westerwelles Begleiter das obligate Damenprogramm und plaudert mit dem z.B. über seine Ansichten betreffend schwule Lebenspartnerschaften undsoweiter ..

rosmarin - 6. Mär, 13:59

*lach*.... herrliche vorstellung :-)
steppenhund - 6. Mär, 16:09

super:)

Den Gedanken an das Damenprogramm hatte ich auch, doch Westerwelle ist mir dazu nicht eingefallen:)
testsiegerin - 7. Mär, 14:49

bei der vorstellung musste ich wirklich lachen.

trotzdem. ich möchte das nie erleben müssen.
testsiegerin - 7. Mär, 14:49

bei der vorstellung musste ich wirklich lachen.

trotzdem. ich möchte das nie erleben müssen.
Jossele - 6. Mär, 16:45

Rosenkranz hin oder her, wer, was und wie sie ist, das ist ja wohl nicht neu.
Die zehn Kinder haben mein Mitgefühl, zumindest soweit sie nicht "ganz die Mama (der Papa)" geworden/gemacht sind.

Ich, und da prasselt auch schon die Häme auf mich herein, finde es gut, dass diese Frau kandidiert!

Weil warum?
Die Rosenkranz ist sowas von eindeutig rechts, also rechtser ist kaum mehr ein Seidenpapierl mehr Platz, so dass es keinen Spielraum für "Na ja, an sich sind mir eh nicht dafür, aber so ein bisserl haben die ja recht" Mitläufer gibt.
Wer immer sich damit noch anfreunden kann, der/die weiß was er/sie tut.

Klare Fronten!

Wenn noch der Sonnenuntergangshaider so ein wenig von hier und ein wenig von da, halt ein bisserl mehr von da genommen hat, grad dass man halt alle beieinander halten kann (HC ist da ein "guter" Schüler), die Rosenkranz hat eine Linie, und hat Blut und Boden und deutsche Gene (tschuldigung Deutschland, ihr könnt nix dafür, das ist die österreichisch historische Überkompensation einer Chimäre).

Wer sie wählt weiß was er/sie tut, wer gegen sie ist weiß warum.
Klare Fronten, endlich einmal.

steppenhund - 6. Mär, 20:43

Prinzipiell kann ich dir ja recht geben. Die Art der Argumentation würde mir auch liegen. Aber was machen wir dann, wenn R mit Hilfe der Kronenzeitung - sagen wir - 25% der Stimmen erhält. Die Zahl 25 wähle ich in Angedenken an Vorarlberg.
Dann können sich die ausländischen Medien die Goschen zerreißen. "25% der Österreicher sind Nazis!" Das können wir dann gar nicht entkräften, weil das dann bewiesenermaßen stimmt. Weil eben auch die Ausrede fehlt.
Und wer weiß? Vielleicht sind wir es ja wirklich. Über die Vorarlberger Wahl war ich entsetzt. Und ich habe wirklich Bedenken, je wieder zur Schubertiade in einen Ort zu fahren, aus dem mich judenverachtende Arieraugen mustern.
Aus diesem Grund wäre ich dafür, dass es gar nicht erst zur Kandidatur kommt. Nun, die ist jetzt passiert. Auffangen könnte man es vermutlich nur durch einen bürgerlichen Kandidaten. Aber in den Reihen der ÖVP findet sich da nichts mehr. Oder doch. Hat man schon Busek gefragt? Dem würde ich noch eine gewisse Anständigkeit zutrauen. Sonst fällt mir keiner mehr ein.
Samy (Gast) - 6. Mär, 21:23

Der Busek ist und war zu gescheit für die ÖVP.
testsiegerin - 7. Mär, 14:50

ich finds nicht so gut. ich mag nicht ständig im ausland rechtfertigen müssen, warum so etwas in österreich überhaupt möglich ist.

wien muss dresden werden!
Jossele - 8. Mär, 09:00

Da gebe ich euch recht, wie immer ist es dann Österreich gewesen und nicht Onkel Hans mit seinen Schafen.
Ungustiös ist es jetzt vor der Wahl eh auch schon, weil von einem landesweiten Aufschrei der Empörung vor dem Gedankengut habe ich nicht wirklich viel vernommen.
Besorgniserregender als unseren Ruf im Ausland finde ich allerdings die seltsame Macht eines einzelnen Zeitungsherausgebers. Heute so, morgen anders; der alte Mann hat Launen und ein Großteil der Volksvertreter beugt das Haupt.

Ich hoffe auf ausbleibendes Ausflugswetter am Wahltag und noch irgendeine Gegenkandidatin.
Frau Lehner, wie wär´s?
la-mamma - 7. Mär, 08:37

ich finde die rufe nach einem

bürgerlichen kandidaten überflüssig. und die annahme, dass die frau rosenkranz gar 25% der stimmen bekommt, teile ich auch nicht. so schlecht macht es der fischer doch ned, die bürgerlichen, die ihn absolut nicht wählen wollen, sollen daheim bleiben und der rest wird ihm ein resultat von weit über 80% bescheren. so optimistisch bin ich heut:-)

ps: zum artikel. eigentlich ärgert mich das epitheton ornans (= schmückendes beiwort) "zehnfache mutter" in jeder erwähnung in der zeitung (nicht da oben, da geht es ja wirklich um ihre rolle als mutter). wissen wir von irgendwelchen männlichen politikern - außer wenn wir es vor zwei minuten gelesen haben, wieviele kinder sie haben? eben.

steppenhund - 7. Mär, 08:42

Ausnahmsweise anderer Meinung

Mit (!) Unterstützung der Kronenzeitung bekommt sie 25%. Du hast einen zu guten Glauben an die Menschheit, nein an die Österreicher. Erinnere dich doch an Vorarlberg, wo der Sager vom amerikanischen Exiljuden die Wähler nur noch zusätzlich motiviert hat.Wäre R nicht angetreten, wäre es mir durchaus ohne Gegenkandidaten recht gewesen. Es ist noch nie ein amtierender Bundespräsident bei uns abgewählt worden, daher hätte vermutlich auch Pröll keine Chance gehabt. (Und das geld für den Wahlkampf hätten wir uns erspart.)
Aber jetzt geht es nur darum, Stimmen der R wegzunehmen.
Ich will nicht jedesmal auf das Wahlergebnis angesprochen werden, was ich allerdings befürchte.

Nachtrag: Ich nehme auch an, dass wegen der Chancenlosigkeit eines Gegenkandidaten auch VdB nicht angetreten ist.
Das wäre nämlich durchaus ein Wunschkandidat für mich. Aber Fischer kann ich wählen, da hab ich kein Problem.
steppenhund - 7. Mär, 08:49

Und vor allem: wissen wir ihre Vornamen? :))
nömix - 7. Mär, 08:51

Wär nicht das erstemal, dass bei einer österreichischen Bundespräsidentschaftswahl nach dem Motto »Wir wählen X. Jetzt erst recht!« gestimmt wird.
steppenhund - 7. Mär, 09:04

Spitzname: S'Pferd. Ah falsch geschrieben: SS-Pferd.
-
Aber im Ernst: ich habe ihn damals gewählt. Denn was da hochgekommen ist, war vorher schon bekannt und ausschließlich aus wahltaktischen Gründen hochgespielt worden. Und wenn einer UNO-Generalsekretär sein kann - trotz seines Pferdes - dann geht er bei uns auch durch. Und das meine ich ausnahmsweise ernst.
Lassen wir R doch einmal zuerst für den UNO-Generalsekretär kandidieren. Danach können wir noch immer weiter sehen.
testsiegerin - 7. Mär, 14:51

@ la mama: dein wort in der göttin ohr.

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"Schreiben ist wie küssen, nur ohne Lippen. Schreiben ist küssen mit dem Kopf." Aus Gut gegen Nordwind - Daniel Glattauer

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