Ich kann

Irgendwas hat sich geändert in den letzten Jahren. Etwas, das mein Leben noch bunter und spannender macht.
Ich kann nämlich.
Also, vielleicht konnte ich ja früher auch schon, aber da hab ich mir öfter Prügel in den Weg gelegt und gesagt: Das kann ich nicht. "Betten machen kann ich leider überhaupt nicht", hab ich zu meiner Mama gesagt, "und bügeln auch nicht." Nach und nach bin ich draufgekommen, dass diese Haltung ganz schön bequem ist. Es soll ja Männer geben, die diese Übung jahrzehntelang praktizieren.
Ja, und so ein Kannichnicht schützt auch vor dem Scheitern.

Noch vor Jahren hab ich mir vor Angst fast ins Hoserl gemacht, wenn ich auf einer Betriebsversammlung das Gefühl hatte, etwas sagen zu wollen. Mein Herz hat wie wild geklopft, ich hab hundertmal im Kopf formuliert, daran gezweifelt, ob das, was ich zu sagen habe, überhaupt interessant oder wesentlich ist, und wenn ich dann diese Fragen endlich mit "ja" beantwortet hab, war das Thema längst ein anderes.

Jetzt stelle ich mich dem Scheitern. Trete (halbwegs selbstbewusst) vor vielen Leuten auf, halte mich nicht nur an meinen Texten fest, sondern wage mich an schauspielerische Herausforderungen auf der Bühne, erarbeite mutige Konzepte, leite Schulungen und Seminare und wage für mich ungewohnte Seminarmethoden und Übungen, die auch schief gehen könnten.

Vor Wochen fragte mich eine deutsche Kollegin (und mittlerweile Freundin), ob ich mir vorstellen könnte, bei einer Tagung die Redaktion einer Tagungszeitung zu leiten. "Ich kann", sagte ich. Ja, natürlich bekam ich später Bauchweh und Alpträume und überlegte, ob ich der Aufgabe überhaupt gewachsen bin. Aber dann hab ich mich nicht mehr getraut "Ich kann nicht" zu sagen.
Und so schlüpfte ich in den letzten Tagen von einer Rolle in die nächste. Manchmal in mehrere am Tag. Von der Expertin über ehrenamtliche Sachwalterschaft wurde ich zur leitenden Chefredakteurin, am Abend wechselte ich Rolle und Strümpfe und war Autorin, am nächsten Abend war ich einfach ich: Ein bisschen betrunken, ein bisschen peinlich, gut gelaunt und glücklich. Mit dem Flieger gelandet, weitergearbeitet, das richtige Kleid nicht gefunden, die falschen Texte ausgedruckt, ab zur nächsten Lesung. Zur nächsten Herausforderung. Welturaufführung in Mistelbach.

Das faszinierende an der Sache: Je mehr ich die Möglichkeit zu scheitern in Kauf nehme und manche Dinge einfach riskiere und anpacke, umso weniger scheitere ich. Und wenn... dann scheitere ich halt und lerne. Die Welt geht nicht unter von einer blöden Meldung, einem vergeigten Seminar, einer nicht gelungenen Zeitung und einem peinlichen Auftritt, in dem ich nicht in die Ärmel des Jäckchens finde ;-)

Aber das Leben wird so viel glücklicher und aufregender durch erfolgreiche Seminare, zufriedene RedakteurInnen und LeserInnen, berührte ZuhörerInnen und Aha-Erlebnisse auf der Bühne.

Keine Angst. Ich hebe nicht ab. Ich kenne meine Grenzen. Aber sie zu erweitern und gelegentlich zu überschreiten, macht unendlich Spaß.
LadylikeKandis - 3. Okt, 13:55

schön, dass ich deinen eintrag noch vor meiner heutigen abfahrt gelesen habe! ich hab nämlich enorm schiss vor der abschlussprüfung am mittwoch...;-)

ein schönes restwochenende wünscht...die lady auf dem weg zur schulung...in einer stunde..

testsiegerin - 3. Okt, 19:53

alles gute für die schulung und die prüfung. du schaffst das schon!
xfragmente - 3. Okt, 20:18

...ganz zart Daumen drück...

ja.
Trithemius - 3. Okt, 14:02

"Ich kann nämlich"

Der Satz ist prima, und dahinter erhellt sich ein gutes Konzept. Schöner, aufbauender Text. Ich gehe dann gleich mal meine Küche aufräumen, was schon Tage vor mir herschiebe, weil ich glaubte, es nicht zu können.

testsiegerin - 3. Okt, 19:53

und? hat es geklappt?
Trithemius - 3. Okt, 20:48

Perfekt. Ich hab gespült und geputzt, dann habe ich die Wände gestrichen, die Fliesen herausgeklopft und neue verlegt. Vielleicht baue ich morgen einen Balkon an.
steppenhund - 3. Okt, 14:17

Und manchmal steht es ja auch auf der Innenseite...

testsiegerin - 3. Okt, 19:54

;-)

das hat er sich also gemerkt.
steppenhund - 3. Okt, 20:12

Ich habe heute beim Hund Ausführen Frau Columbo drei volle Geschichten erzählt;)
la-mamma - 3. Okt, 14:30

das schauspielerische talent ist auf jeden fall (auch) groß! allein dein repertoire an unterschiedlichen gesichtsausdrücken mit riesenbrille war durchaus faszinierend ...

testsiegerin - 3. Okt, 19:54

ich hatte das gefühl, bei den proben waren wir besser, aber da war ja auch die schauspiellehrerin dabei und hat uns gecoacht. aber im großen und ganzen war ich zufrieden. es gibt ja auch andere dinge, die beim ersten mal noch nicht so richtig flutschen ;-)
Sternenstaub - 3. Okt, 14:32

also bei ein bissal Stage-Diving hätt ma sicher mitgmacht - so auf ein Kopfnicken hin ...

und Jäckchens-Ärmel-Einfädeln - also bitte, das hat höchstens 5 Sekunden gedauert und ich hab mir mal bei nem Gebilde sagen lassen - Sprechpausen bis zu 7 Sekunden sind keine - sondern erhöhen lediglich die Spannung !!!

testsiegerin - 3. Okt, 19:55

fürs stage-diven fehlt mir noch ein bissl der mut, glaub ich. und ein neues jäckchen muss her, mich hat das nervös gemacht.
la-mamma - 3. Okt, 19:58

also das jäckchen einfädeln hätt ich dir glatt auch als absicht abgenommen, so what?;-)
datja (Gast) - 3. Okt, 15:54

ach das ist schön.
weil eh kannst du.

"Ich kann, weil ich will, was ich muss." (Kant)

testsiegerin - 3. Okt, 19:56

ich will aber auch, weil ich kann, was ich muss.
datja (Gast) - 4. Okt, 09:21

na klar doch !!!
ich seh das übrigens auch so...
:)))

das jackerl ghört gfüttert...
habs aber auch so gesehen, dass es durchaus auch absicht sein könnte. vor allem hat eleonore beim helfen ihrer rolle entsprechend gehandelt. das war geil.
;)
mir hat ALLES total gut gefallen, weiter so bitte.
xfragmente - 3. Okt, 19:38

Sie können,

Alpträume bitte auch mit B schreiben, ich bin Asperger, lach. Ich nehme es ganz genau.

Habe ich IHNEN schon gesagt, dass ich Ihre Texte beständig weiterempfehle, [shit drauf, wie man das schreibt :))].

Liebe Grüße

testsiegerin - 3. Okt, 19:52

für's weiterempfehlen sag ich herzlichen dank, das "b" für den traum geb ich aber gerne ungebraucht zurück, weil beide schreibweisen gestattet sind. hierzulande hat man halt eher harte alpträume.

ich kann... auch schreiben ;-)
ich hoff, sie haben keine albträume deswegen.
xfragmente - 3. Okt, 20:14

Ja,

Sie koennen auch schreiben, lach :)) und ich hatte noch nie deshalb diese Träume ;)

Elena (Gast) - 3. Okt, 21:22

Bravo

Großartig! Und ja: genau so! geht es.. Du kannst.

GLG E.

rosmarin - 3. Okt, 22:32

ich kann....
es mir vorstellen, was das für ein wunderbarer abend war.
und glückwunsch zum können und wollen und müssen.

*dieser satz "ich kann" war bei mir oft die kleine notlüge, die zum lernen und zum können führte.*

wer mut zum scheitern hat, kann auch stage-diving. die angst, herunter zu plumpsen wandelt sich sofort in euphorie um, wenn dann doch viele hände auffangen.

Sternenstaub - 4. Okt, 05:27

wir hätten sicher gefangen ;)))
Anja-Pia - 4. Okt, 10:12

Obama hats auch so geschafft.

testsiegerin - 4. Okt, 21:59

das macht hoffnung. österreich braucht eh endlich eine weibliche bundeskanzlerin!
walküre - 4. Okt, 19:52

ot:

Wenn ich mich richtig erinnere, hast du vor einer Weile einen Text geschrieben, in dem es um eine Feier geht, bei der du dich - gesetzt den Fall, du wüsstest, dass du bald sterben wirst - von deinen Freundinnen verabschieden würdest (oder ähnlich, der Tenor geht jedenfalls in diese Richtung). Ist der Text noch online und wenn ja, kannst du ihn bitte hierher verlinken ?

walküre - 5. Okt, 14:28

Vielen Dank !
Nachtgezwitscher - 6. Okt, 15:11

wunderschön :-)

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"Schreiben ist wie küssen, nur ohne Lippen. Schreiben ist küssen mit dem Kopf." Aus Gut gegen Nordwind - Daniel Glattauer

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