Am 7. Tag
Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Werke tun. Aber am siebenten Tage ist der Sabbat des HERRN, deines Gottes. Da sollst du keine Arbeit tun, auch nicht dein Sohn, deine Tochter, dein Knecht, deine Magd, dein Vieh, auch nicht dein Fremdling, der in deiner Stadt lebt.
Das ist praktisch. Ich werde heute also ruhen. Was auch praktisch ist, ist die Tatsache, dass da zwar die Rede von meinen Kindern und den Hühnern ist (die halten sich aber nicht an den Ruhetag und legen trotzdem ein Ei), von meinem Mann steht da allerdings nichts. Soll er also ruhig arbeiten, während wir uns von der anstrengenden Woche erholen und träge in den Himmel schauen.
Die Faulheit begleitet mich seit vielen Jahren. In Wahrheit sind wir beste Freundinnen, aber das darf man nicht laut sagen, denn in unserer Gesellschaft gilt nur, wer dynamisch, fleißig und ständig unterwegs ist.
Wie bitte? In meiner Faulheit war ich schon am vierten Tag? Na und? Ich habe mich auf meiner Reise verirrt, bin die letzten drei Tage sozusagen im Kreis gegangen und jetzt eben wieder hier gelandet. So etwas kann passieren. Nicht jedem, zugegebenweise, aber mir. Irgendwie find ich es auch ganz gemütlich da.
In Wahrheit würde ich ja gerne etwas tun. Den ultimativen Roman des dritten Jahrtausends beginnen, zum Beispiel, oder wenigstens die Wäsche aufhängen. Aber ich darf nicht. Gott will mich schließlich unbedingt an seiner Ruhe teilhaben lassen, warum auch immer. Morgen schaffe ich dann wieder irgendetwas, ein paar neue Planeten vielleicht oder irgendwelche Todsünden. Möglicherweise male ich auch die Wolken rosarot an.
„Wenn du mit dem Bügeln fertig bist, koch mir bitte ein Spargelrisotto!“, rufe ich meinem Mann zu, „mit grünem Salat. Vergiss das Kernöl nicht. Danach bring den Müll hinaus und putz das Klo.“ Ich beneide ihn, dass er an diesem sonnigen Tag schuften darf, während der Rest unserer Familie sich ausruhen muss.
Sogar der Katze habe ich verboten, heute Mäuse zu fangen. Auch sie soll den siebenten Tag ehren.
In meine Faulheit schleicht sich das schlechte Gewissen. Ist das wirklich gerecht, dass ein Teil der Welt arbeitet, während der andere gar nichts tut?
Ich kann zwar nichts dafür, dass Gott und sein Ghostwriter in der Aufzählung auf meinen Mann vergessen haben, aber ich beschließe, die heutige Karte selbst zu schreiben.
Schönen guten Tag,
Ich schicke liebe Grüße aus der Ruhe. Schon wieder, fragt ihr? Ja.
Man gönnt sich jasonst nichts auch sonst alles.
Eure Barbara
P.S. Die Erkenntnis des Tages: Ruhen ist schön, wenn man darf, kann aber langweilen, wenn man muss.
Das ist praktisch. Ich werde heute also ruhen. Was auch praktisch ist, ist die Tatsache, dass da zwar die Rede von meinen Kindern und den Hühnern ist (die halten sich aber nicht an den Ruhetag und legen trotzdem ein Ei), von meinem Mann steht da allerdings nichts. Soll er also ruhig arbeiten, während wir uns von der anstrengenden Woche erholen und träge in den Himmel schauen.
Die Faulheit begleitet mich seit vielen Jahren. In Wahrheit sind wir beste Freundinnen, aber das darf man nicht laut sagen, denn in unserer Gesellschaft gilt nur, wer dynamisch, fleißig und ständig unterwegs ist.
Wie bitte? In meiner Faulheit war ich schon am vierten Tag? Na und? Ich habe mich auf meiner Reise verirrt, bin die letzten drei Tage sozusagen im Kreis gegangen und jetzt eben wieder hier gelandet. So etwas kann passieren. Nicht jedem, zugegebenweise, aber mir. Irgendwie find ich es auch ganz gemütlich da.
In Wahrheit würde ich ja gerne etwas tun. Den ultimativen Roman des dritten Jahrtausends beginnen, zum Beispiel, oder wenigstens die Wäsche aufhängen. Aber ich darf nicht. Gott will mich schließlich unbedingt an seiner Ruhe teilhaben lassen, warum auch immer. Morgen schaffe ich dann wieder irgendetwas, ein paar neue Planeten vielleicht oder irgendwelche Todsünden. Möglicherweise male ich auch die Wolken rosarot an.
„Wenn du mit dem Bügeln fertig bist, koch mir bitte ein Spargelrisotto!“, rufe ich meinem Mann zu, „mit grünem Salat. Vergiss das Kernöl nicht. Danach bring den Müll hinaus und putz das Klo.“ Ich beneide ihn, dass er an diesem sonnigen Tag schuften darf, während der Rest unserer Familie sich ausruhen muss.
Sogar der Katze habe ich verboten, heute Mäuse zu fangen. Auch sie soll den siebenten Tag ehren.
In meine Faulheit schleicht sich das schlechte Gewissen. Ist das wirklich gerecht, dass ein Teil der Welt arbeitet, während der andere gar nichts tut?
Ich kann zwar nichts dafür, dass Gott und sein Ghostwriter in der Aufzählung auf meinen Mann vergessen haben, aber ich beschließe, die heutige Karte selbst zu schreiben.
Schönen guten Tag,
Ich schicke liebe Grüße aus der Ruhe. Schon wieder, fragt ihr? Ja.
Man gönnt sich ja
Eure Barbara
P.S. Die Erkenntnis des Tages: Ruhen ist schön, wenn man darf, kann aber langweilen, wenn man muss.
testsiegerin - 7. Mai, 23:52