Samstag, 21. März 2009

Nackt

Er schaute sie an.
Nackt und reglos lag sie da, ihren Oberkörper ihm zugewandt, die Beine leicht angewinkelt, den Kopf auf den linken Arm gestützt. Ihre rechte Hand ruhte auf ihrer ausladenden Hüfte. Ihre Scham schamlos unverhüllt.
Er strich konzentriert über ihren Hals, berührte behutsam ihre Brüste, widmete sich ihrem Bauchnabel. Mitten in der Bewegung hielt er abrupt inne, stand auf und trat ein paar Schritte zurück.

„Du findest mich nicht schön, oder?“, fragte sie.
Er erschrak. Fühlte sich ertappt. Zögerte mit seiner Antwort.
„Doch, doch. Nicht schön im herkömmlichen Sinn. Aber schön.“
„Ist es wegen meiner Hüften? Ich weiß, sie sind eine Spur zu üppig geraten.“
„Nein.“ Er dachte nach. „Das ist es nicht.“ Er kam wieder näher und fuhr mit den Fingern erst durch ihr Haar und dann sanft über ihre Hüften. „Das passt schon so. Ich steh ohnehin nicht auf verhungernde Frauen.“
„Was also gefällt dir nicht an mir?“
„Ich weiß es wirklich nicht.“ In seinem Gesicht spiegelte sich Verzweiflung. „Ich wünschte doch auch, es wäre anders.“
Jetzt schwieg sie wieder und er hatte das Gefühl, sie blickte ihn leer und leidend an.
„Ich habe eine Ahnung, woran es liegen könnte. Es ist nicht der Körper, der ist gut, wie er ist, auch die Proportionen stimmen. Es ist das Gesicht, der Ausdruck. Der fehlende Ausdruck. Du wirkst... du wirkst irgendwie so nackt auf mich."
"Ich bin nackt", erinnerte sie ihn.
"Ja, ich weiß, aber da ist kein Geheimnis hinter deinen schönen Augen, verstehst du?“
Sie antwortete nicht.
„Ich fürchte, dir fehlt die Seele“, fuhr er fort, „das Feuer in den Augen. Weißt du, was ich meine?“ Er redete sich immer tiefer in den Strudel hinein. „Man spürt nichts von deinen Gefühlen, deinen Ängsten, deinen Träumen und deinen Hoffnungen. Dein Charakter wirkt so beliebig, so austauschbar.“
Sie schwieg weiter.
Wahrscheinlich hört das keine Frau gerne, dachte er. Jetzt hatte er sie gekränkt, ohne es zu wollen. Aber er konnte seine Worte nicht mehr zurücknehmen.
„Tut mir Leid“, er fuhr ihre langen, festen Beine entlang, „ich kann es nicht besser in Worte fassen. Außerdem kannst du nichts dafür. Vielleicht liegt es ja an mir. Bestimmt sogar liegt es an mir.“

Er hörte Schritte und warf hastig das Leinentuch über sie. „Ich bin gleich wieder bei dir.“ Er ging zur Tür.
„Darf ich reinkommen?“, fragte die Stimme, die zu den Schritten gehörte und drückte die Klinke nach unten. Zum Glück hatte er den Schlüssel vorher umgedreht.
„Lieber... lieber nicht“, rief er durch die versperrte Tür, „ich bin noch nicht so weit.“
„Hm. Schade.“ Die Schritte entfernten sich.

Vorsichtig nahm er das Tuch wieder von ihr und legte seine Hand auf ihren Po. Täuschte er sich, oder funkelte sie ihn jetzt wütend an?
„Das ist gut, das ist sehr gut“, sagte er, denn ihre Augen verwandelten sich in glühende Kohlenstücke, auf der Stirn bildeten sich winzige Fältchen, kaum wahrnehmbar, aber sie drückten deutlich ihre Missbilligung aus, die Konturen ihrer Lippen wurden schärfer, gerade so als wollte sie ihm wüste Beleidigungen an den Kopf werfen. Deshalb verwischte er mit dem Finger ihre roten Lippen. „Großartig“, sagte er, „diese zornige Schlampigkeit lässt dich viel lebendiger wirken.“
„Arschloch“, zischte sie.
„Ich wollte dich nicht verstecken“, murmelte er und malte weiter, „aber meine Frau hat kein Verständnis dafür, wenn ich mit der Leinwand spreche.“

Weise Worte, wahr

"Schreiben ist wie küssen, nur ohne Lippen. Schreiben ist küssen mit dem Kopf." Aus Gut gegen Nordwind - Daniel Glattauer

Selbstgeschrieben


Barbara A. Fallnbügl (mein Mädchenname) Monika Pellkofer- Grießhammer
Jakob und der gewisse Herr Stinki


Barbara A. Lehner (Text) Eleonore Petzel (Musik)
Von Herzen und Seelen - CD

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