Montag, 17. September 2012

Kur-Sonne

„Na? Endlich einen Kurschatten gefunden?“ simst mir meine beste Freundin nach zwei Tagen Aufenthalt hier.
„Gott sei Dank nein“, schreibe ich zurück. „Nur ein paar Kursonnen und -sonninnen.“
Ich will nämlich keine Schatten, ich brauche Sonne.
Und während die mir ins Gesicht scheint, überlege ich, warum KÜPS (KurÜberbrückungsPartner) gemeinhin als Schatten bezeichnet werden, wo doch ihr Hauptzweck darin besteht, unser Leben zu erheitern, zu erwärmen und zu verzaubern?
„Wenn du schaust in Sonne“, spendet Sonnenschein Angie, die slovakische Physiotherapeutin Trost und Rat, „das Schatten liegt immer hinter dir.“
Im Gegensatz dazu liegen Kurschatten manchmal auch auf dir. Wenn das Kreuz mitspielt. Deshalb sind wir ja hier. Kur – la cura – Fürsorge, Behandlung, Heilung. So werde meine Seele gesund. Und Rücken und Knie.
3 Wochen Körper- und Seelenheil.
Nicht müssen, nur dürfen. Nichts leisten müssen, nicht funktionieren müssen, nicht mit dem Rad die Postalm bezwingen müssen, auch wenn das die anderen tun. Das Glück liegt im Sein, nicht im Tun. Nicht im Scheinen. Nicht im Haben.... Obwohl... der neue Rock... aber das ist eine andere Geschichte.
3 Wochen lang stülpt das Leben eine Glasglocke über mich und lässt nichts Unangenehmes durch. Der Bescheid vom Finanzamt, die undichte Zylinderkopfdichtung, der nicht minder undichte, unfähige Kollege, die Probleme der Kinder, ... sie alle schauen mit Dackelblick durch das Glas und klopfen an die Scheibe. Alle haben ein Schild um dem Hals, auf dem steht: Wir müssen draußen bleiben.
3 Wochen lang nur mit Bällen jonglieren anstatt mit Ehemann und den beiden Geliebten (hach, ich liebe es, wenn jetzt die Köpfe rattern, ob der Text autobiografisch ist oder unter dichterische Freiheit fällt). Im Moorbad schweben anstatt in Sorgen zu ersticken. Von Sabines Händen und den Düsen des Aquajets massiert anstatt vom Leben gerüttelt werden. Auf dem See schaukeln und die letzten Sonnenstrahlen erhaschen, bevor der Herbst in den Farbtopf langt und die Blätter bunt und die Seele grau bemalt.

Einfach nur Sein. Was gar nicht so einfach ist, wenn man nicht so einfach ist. Glücklich sein, sattt, bewegt und geheilt.
Und wichtige Erkenntnisse gewinnen. Zum Beispiel die, dass ungeschminkt und im Bademantel keiner so richtig gut aussieht.

Die Liste - 6

Er starrte das Wort an. Und je länger er das tat und überlegte, was noch auf die neue Liste gehörte, desto stärker hatte er das Gefühl, das Wort starrte ihn an. Mutter.

„Verfluchte, alte Hexe. Kannst du mich nicht mal im Tod in Ruhe lassen?“ Die Worte zischten aus seinem Mund und hinterließen ein paar Speicheltropfen auf dem Monitor. Er wischte sie sorgfältig mit einem Taschentuch weg und entschuldigte sich stumm bei der im Keller verwesenden Leiche, die in seiner Vorstellung noch immer entrüstet eine Augenbraue nach oben zog.

Nach einer weiteren Tasse Tee erkannte er, dass er die Liste unmöglich weiterführen konnte, solange er den ersten Punkt nicht erledigt hatte. Alles stand und fiel mit einem Mutterersatz. Um die Maske würde er sich höchstpersönlich kümmern. Jede Falte ihres Gesichts hatte sich tief in sein Hirn eingegraben. Und was den Mund anging, da hatte er Glück gehabt: Für das Foto auf ihrem Personalausweis hatte Mama dick Lippenstift aufgetragen. Andernfalls wäre er hübsch in die Bredouille gekommen, ihre schmalen, blassen Lippen und die nach unten gezogenen Mundwinkel auf ein anders Gesicht zu kopieren. Der Rest waren farbige Kontaktlinsen, eine Brille mit dicken Gläsern, viel Schminke, ein Halstuch, um dem faltigen Hals aus dem Weg zu gehen und natürlich die schrecklich teure Echthaar-Perücke, die er hatte anfertigen lassen.

Mit Gerda war alles so einfach gewesen. Sie hatte nie Fragen gestellt, mit einem schüchternen Lächeln das Geld genommen und war nach ihrem Auftritt wie ein Phantom wieder verschwunden. Sie war klasse; hatte sich penibel an jede seiner Regieanweisungen gehalten, übertrieb ihre Rolle nicht, beherrschte die Unterschrift seiner Mutter nach nur drei Tagen in Vollendung und überzeugte den Mann von der Bank bei der Ausstellung einer Kontovollmacht für ihren Sohn genauso wie den Notar, als sie Fränkiboy die Drei-Zimmer-Wohnung übertrug. Aber Madame Gerda weilte auf Mallorca. Unwahrscheinlich, dass sie so etwas Schönes wie Mallorca im Frühling hätte sausen lassen, wenn er sie rechtzeitig gefragt hätte, und dieses Konjunktiv-Denken brachte ihn auch nicht vorwärts – er ärgerte sich nur so maßlos, dass er den Arztbesuch und all die damit einhergehenden Planungen nicht in eine Liste eingetragen hatte. Wie herrlich wäre es, noch zwei oder drei Wochen Zeit zu haben… Da! Schon wieder ein Konjunktiv! Er stand auf, schüttelte den Kopf, als würden so all die Wäre und Wenn’s von ihm abfallen, trat vors Küchenfenster und putzte seine Brille. In diesem Augenblick erglühten zwei Lampen. Eine im Wohnzimmer seiner wohlbelisteten Nachbarin gegenüber; und zeitgleich eine andere in seinem Kopf.

Fortsetzung folgt

Weise Worte, wahr

"Schreiben ist wie küssen, nur ohne Lippen. Schreiben ist küssen mit dem Kopf." Aus Gut gegen Nordwind - Daniel Glattauer

Selbstgeschrieben


Barbara A. Fallnbügl (mein Mädchenname) Monika Pellkofer- Grießhammer
Jakob und der gewisse Herr Stinki


Barbara A. Lehner (Text) Eleonore Petzel (Musik)
Von Herzen und Seelen - CD

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