Samstag, 6. Oktober 2012

Die Liste - 17

„Psch-sch-sch-t, d-d-d-die N-n-nachb-b-barn.“ Frank legte die Hand auf Frau Leitners Mund, als diese noch einmal zu schreien begann. Er wollte niemandem Unannehmlichkeiten bereiten; wollte er noch nie. Nicht den Nachbarn, die sich jetzt über den ungewohnten Lärm in der Wohnung wundern könnten. Nicht der Frau Leitner, die ihre Rolle eine Spur zu perfekt gespielt und damit all seine verschüttet geglaubten Emotionen an die Oberfläche gespült hatte. „Still, Sie Hexe!“, fuhr er sie jetzt an, und noch bevor er sie fertig ausgesprochen hatte, taten ihm seine Worte leid. „Entschuldigung.“
Er hatte auch der freundlichen Ärztin keine Unannehmlichkeiten bereiten wollen. Warum lag sie da auf dem Boden? „Möglicherweise der Kreislauf“, dachte er, „vielleicht sollte ich die Heizung zurückdrehen.“
Wie oft er gefroren hatte in der Wohnung. Seine Mutter hatte nicht nur mit menschlicher Wärme, sondern auch bei den Energiekosten gespart. „Zieh dir doch eine Wollweste an, Fränkieboy“, hatte sie gesagt, wenn es ihn vor Kälte geschüttelt hatte. Nicht einmal die elektrische Heizdecke, die sie sich auf einer der seltenen Verkaufsfahrten aufschwatzen lassen hatte, durfte er in Betrieb nehmen. „Was da passieren kann, Frank!“
Wie gesagt, Frank hatte keine Ahnung, warum die Ärztin auf dem Boden lag. Ihr Lächeln wirkte seltsam blass, auf ihrer weißen Bluse breitete sich langsam ein roter Fleck aus. An der Spitze des Stiftes, den er immer noch mit seiner Faust umklammert hielt, klebte Blut. Was war geschehen? Nein, er wollte diesen beiden Frauen, also der Ärztin und der Frau Leitner, keine Unannehmlichkeiten bereiten. Und sich selbst auch nicht.
Eine Liste, dachte Frank Fodor. Ich brauche eine Liste. Den Computer ließ er ausgeschaltet, er nahm den Tischkalender vom vergangenen Jahr aus der Schublade der Kommode. Mit dem Stift in der Hand schrieb er:
1) Situation beruhigen
Kurz wunderte er sich darüber, dass die ersten Buchstaben rot waren, schrieb aber unbeirrt weiter.
1a) mich beruhigen.
Er machte die Atemübungen, die sein Therapeut ihm beigebracht hatte. Ließ Luft und Anspannung los, um seinen Brustkorb beim nächsten Einatmen mit frischer Luft zu füllen.
1b) Frau Leitner beruhigen

„Setzen Sie sich bitte.“ Er stand hilflos auf und zog einen Stuhl für sie zurück. Sie zitterte am ganzen Körper und setzte sich gehorsam.
„Ich gebe Ihnen gleich etwas zur Beruhigung.“ Ihm schien, dass sie ihn ein wenig starr ansah. „Sie können jetzt übrigens aufhören, meine Mutter zu spielen. Keine Angst, Sie bekommen das Geld wie vertraglich vereinbart.“ Sie schwieg.
Frank konzentrierte sich auf die Liste. Was waren seine nächsten Schritte? Die Rettung und die Polizei anrufen? Aber wie sollte er erklären, was geschehen war, wenn er es selbst gar nicht wusste?

Fortsetzung folgt

Weise Worte, wahr

"Schreiben ist wie küssen, nur ohne Lippen. Schreiben ist küssen mit dem Kopf." Aus Gut gegen Nordwind - Daniel Glattauer

Selbstgeschrieben


Barbara A. Fallnbügl (mein Mädchenname) Monika Pellkofer- Grießhammer
Jakob und der gewisse Herr Stinki


Barbara A. Lehner (Text) Eleonore Petzel (Musik)
Von Herzen und Seelen - CD

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