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Sonntag, 1. Februar 2009

Warten

auf den ersten Storch
die nächste Regel
und die letzte Ölung

Nur der Pfaffe kommt zu spät

Hör auf zu heulen
beschwört sie sich
als Großmutter widerspenstig
ins muffige Loch
gleitet
und in ihrem Herzen explodiert
wieder die Bombe
War eh nur eine grantige Alte

...gebenedeit unter den Weibern
murmelt sie
und wartet...

...dass der Schmerz
der Freiheit
Platz macht

(A.M.See)

Samstag, 31. Januar 2009

Der Purbacher Türke

Kann’s nicht ein Einheimischer sein?
stellt der Wirt
im Gasthof zum Türkentor
den Tschianti
zum Toast Hawaii
auf den Teakholztisch

Stehlen Tage
Arbeit
und unsere schönsten Mädchen


Der Tschianti
auf der weißen Weste vom Wirten
Eine Rippenprellung
auf Taçkis stolzem Leib
Unverschämte Wut
in ihrem Bauch

(A.M.See)

* Taçki = Stolz

Mittwoch, 28. Januar 2009

Tief schürfend

Nicht weinen
sagt sie zur Neuen
Ich bin auch fremd hier
In den Kieselsteinen gräbt sie
nach der Glasmurmel

Ich bin adoptiert
Vater tanzt in Riga Ballett
Mamotschka schürft im Tscherskigebirge
nach Gold


Sie kneift ein Auge zu
und blickt der Murmel
auf den Grund

Wenn er ausgetanzt hat
und alles abgeschürft ist
holen sie mich heim
Das kann ich sehen


Was sie nicht sehen kann
sind die Tränen
der Golser Weinbäuerin -
der Frau
die ihr das Leben
geschenkt
gegeben hat


(A.M.See)

Sonntag, 25. Januar 2009

Einfach

Ein schwieriges Kind
seufzt die Großmutter
und verstrickt sich

Deine Bilder
solltest du
weniger intellektuell angehen

zeichnet der Kunstlehrer ihre Brüste nach
dann wären sie noch besser
Die Menschen lieben das Schlichte
weißt du?


Wie wäre es
weniger mit dem Kopf
und mehr mit dem Bauch zu leben?

reicht die Therapeutin Trost, Rat und Antwort:
Es wäre einfacher, Ihr Leben
(und meine Arbeit)
Verstehen Sie?


Tut mir Leid
Er küsst sie
vor dem Bezirskgericht
auf die Wange
Sie ist einfach
irgendwie
einfacher
Verstehst du?


(A.M.See)

Donnerstag, 22. Januar 2009

Wendungen

In seiner Hand
Nachrichten von gestern
und das Wetter für morgen

Warum ist
Kälte immer klirrend
und Applaus frenetisch

fragt er und wendet das Boot

Das nennt man Epitethon
antwortet sie
Odysseus ist nun mal listenreich
Frischgebackene Eltern haben stolz
und Gewinner gefälligst glücklich zu sein


Was du nicht alles weißt
meine Geliebte

legt die Hand die Welt zur Seite
und schiebt sich
unter ihren Rock

Warum werden Geliebte
zwar meistens begehrt
aber nur selten geliebt?
schreit sie stumm

Das ist ein Oxymoron

(A.M.See)

Sonntag, 18. Januar 2009

Friends will be friends

Hildegard glaubt an das Glück. Dass das Glück in den 85 Jahren ihres Lebens nur selten an sie geglaubt hat, das tut nichts zur Sache. Weil Hildegard an das Glück glaubt, spielt sie. Nein, nicht im Casino, denn sie verlässt ihr Haus kaum noch, seit ihr Mann gestorben ist. Hildegard spielt per Post und per Internet. Das hat sie sich installieren lassen, damit sie mit ihrem Sohn in Deutschland in Kontakt sein kann. Sie schreibt Mails, surft im Internet, aber hauptsächlich spielt sie. Wenn sie einmal zehn Euro gewinnt, reibt sie sich die Hände. Sie sieht nicht, dass die tausend dubiosen Spielfirmen sich noch mehr die Hände reiben, von ihrem Konto abbuchen, bis nichts mehr drauf ist, Mahnungen verschicken und mit dem Gericht drohen.

Hildegard spielt nicht nur, sie spendet auch. Dem Roten Kreuz, der Feuerwehr, Amnesty, dem Tierschutzverein, der Kirche, Vier Pfoten, dem WWF, irgendwelchen Sekten. Vor kurzem hat sie Katinka, einem russischen Mädchen gespendet, das ihr ein Mail geschickt hat, weil sie im russischen Winter so friert und ihr Ofen kaputt ist. Sogar ein Foto war dabei, von einer jungen Frau und einem kleinen Kind auf dem Sofa. Auch Elena und Vanessa und Natascha frieren und Hildegard lindert ihr Leid, indem sie ein paar Scheine in einen Briefumschlag steckt, für den neuen Ofen und für Brennholz.
Sie füllt Überweisungen aus, unterschreibt Einziehungsaufträge und verschickt Bargeld nach Deutschland, in die Schweiz oder nach Russland. Auch an Licht ins Dunkel spendet sie. Bis sie ihre Stromrechnung nicht mehr bezahlen kann und einen Sachwalter bekommt.

Hildegard glaubt nicht nur an Spiel und Glück, sie glaubt auch an das, was sie nicht sehen kann. An das Spirituelle. Und die Spirituellen glauben an Hildegard. Ganz persönliche Briefe schreiben sie ihr, ganz viele, mit Lucida Handwriting.

Liebe Hildegard, schreibt zum Beispiel Rahel, eines von nur drei Karma-Medien der Welt (neben Laetitia de Lavallo und Don Karmonavska) , vor nicht allzulanger Zeit war ich auf einer Reise quer durch Österreich, und zwar ganz in Iher Nähe und bin an dem Haus, in dem Sie wohnen, Hildegard, vorbeigekommen und habe plötzlich und mit großer Stärke und Intensität eine besondere mediale Ahnung gehabt.
Rahel hat etwas Besonderes gespürt und Hildegard einfühlsam mitgeteilt, dass drei Ereignisse auf sie warten, die eine nicht unbedeutende Gefahr für Hildegard sind. Unter anderem wird im Juni eine neue Bekanntschaft zu einer Entscheidung führen, die ihr ganzes materielles Leben für immer zur größten Sorge ihres Lebens machen wird.
Wenn aber Hildegard tut, was Rahel sagt, brauche sie keine Sorge zu haben, denn Rahel wird einen nanelischen Kontakt herstellen, der das ganze Jahr 2009 einen großen Schutz über sie legen wird. Rahel dürfe nur nicht geblockt werden, schreibt sie weiter. Um das zu verhindern, möge Hildegard doch beiligenden Überweisungsschein ausfüllen.

Hildegard hat Rahel schon öfter Geld überwiesen, und sie würde es auch diesmal tun, aber sie ist im Krankenhaus. So hat sie auch den Brief von Chris (nach eigenen Angaben Hellseher – Medium – Parapsychologe – Hypno-Telepath und Fernsehstar) nicht gelesen, geschrieben in Genf, am Donnerstagnachmittag, inklusive Bezugsschein für die hypnotelepathische Tiefenübertragung. Daher hat sie ihren psycho-aktiven Pol nicht positiv aufladen lassen können, zum sagenhaft günstigen Preis von € 60,-. Nix mit dem positiven Lebensfluidum per Hypnotelepathie. Inbegriffen in dem Preis ist sogar eine Persönlichkeitsanalyse, und zu diesem Zweck sollte Hildegard ihre Lieblingsfarbe und eine Zahl zwischen 1 und 22 angeben und ankreuzen, in welchem Bereich sie ihr größtes Problem habe. Gesundheit, Liebe, Geld und Rechtsangelegenheiten stehen zur Wahl. Mit der Liebe hat Hildegard längst abgeschlossen, die Rechtsangelegenheiten erledigt jetzt ihre Sachwalterin, bleiben also die Gesundheit und das Finanzielle.
Schade, dass Hildegard den Brief nicht lesen kann, denn Chris möchte ganz intensiv und dringend, dass Hildegard glücklich ist. Das hat er sogar dreimal unterstrichen und mit vier Rufzeichen versehen.
Chris mag Hildegard sehr, denn seine nächsten Briefe schreibt er am Freitagnachmittag und Dienstagvormittag.

Streng vertraulich hat auch Maria Duval geschrieben, die hat viele gute Nachrichten und sie weiß, dass das Leben von Hildegard am 28. Dezember eine gute Wendung nehmen wird. Seit 26. ist Hildegard im Krankenhaus, und so weiß sie nichts von der guten Wendung und ihr Körper wird immer schwächer. Maria ist auch eine Seherin, und sie sieht große Geldsummen, die greifbar sind. Wahrscheinlich für sich selbst, und Hildegard sollte wissen, dass sie, Maria ihre gute Freundin ist, die von unserem Erfolg überzeugt ist. Sie wird Hildegard – gegen eine kleine Gebühr, versteht sich – Monat für Monat ihre Glückszahlen mitteilen, mit denen sie im Lotto, beim Bingo, beim Pferderennen, im Spielkasino und bei anderen Glücksspielen gewinnen kann. Zehn Seiten lang ist der Brief, und cirka dreiundzwanzig Mal steht da „liebe Hildegard“.

Schön, dass Hildegard so enge und gute Freunde wie Rahel, Chris und Maria hat, die um ihr Wohl besorgt sind und ihr so häufig und ausführlich schreiben.
Schade, dass sie ihren drei guten Freunden nicht mehr zurückschreiben und ihnen Geld schicken kann. Hildegard ist gestern gestorben.


p.s. Weiß jemand, was "nanelischer Kontakt" ist? Google kennt das Wort nicht. Dabei kennt Google ja sonst alles.

Freitag, 16. Januar 2009

Grundfarben, sortiert

Was soll das denn werden?
fragt
von oben herab
die Lehrerin

„Glückliche Boote
und rosane Wolken“

Boote können nicht glücklich
und Wolken nicht rosorat
sein

trampelt die Lehrerin
ihre Fantasie kaputt

Dabei hat sie sich so bemüht

Mit dunkelgrauen Stiften
kann man kein Glück
malen

lehrt die Lehrerin leer
Nimm doch ein wenig vom Lichtblau
vom Hellgelb
und vom Zinnoberrot


"Die gehören nicht mir"
antwortet sie
trotzig
und versteckt
die leuchtenden Farben
vor sich

(A.M.See)

Dienstag, 13. Januar 2009

Schwanensee

Mit behutsamer Hand
bannt sie seine Anmut
auf Papier

und der Wind
behutlos
mit kalten Pranken
den Schwan aufs Eis

Gebannt
zeichnet sie
den panischen Flügelschlag
lauscht dem Schrei
fühlt die Angst
und zeichnet weiter

Er/starrt
hilflos
in seinem Leid

Erst sein Blick
bricht
das Eis in ihr

zu spät

(A.M.See)

Weise Worte, wahr

"Schreiben ist wie küssen, nur ohne Lippen. Schreiben ist küssen mit dem Kopf." Aus Gut gegen Nordwind - Daniel Glattauer

Selbstgeschrieben


Barbara A. Fallnbügl (mein Mädchenname) Monika Pellkofer- Grießhammer
Jakob und der gewisse Herr Stinki


Barbara A. Lehner (Text) Eleonore Petzel (Musik)
Von Herzen und Seelen - CD

Neu

Wie geht es unserer Testsiegerin?
Wie geht es unserer Testsiegerin?
Lo - 5. Feb, 17:25
Vielen Dank! Du findest...
Vielen Dank! Du findest mehr von mir auf facebook ;-)
testsiegerin - 30. Jan, 10:40
Kurschatten ' echt keinen...
auch wenn diese deine Kur schon im Juni...xx? war,...
kontor111 - 29. Jan, 09:13
zum entspannen...Angel...meint
wenn ich das nächste Mal im Bett liege, mich verzweifelt...
kontor111 - 29. Jan, 08:44
"Pinguin"
"Pinguin"
bonanzaMARGOT - 11. Mär, 11:11
Sleepless im Weinviertel
Ich liege im Bett. Ich bin müde. Ich lese. Eine Romanbiografie...
testsiegerin - 13. Jan, 11:30
... ich könnte mal wieder...
... ich könnte mal wieder eine brasko-geschichte schreiben.
bonanzaMARGOT - 8. Jan, 07:05
OHHH!
OHHH! Hier scheint bei Twoday etwas nicht zu stimmen. Hoffentlich...
Lo - 7. Jan, 13:36

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