Briefverkehr 39
Liebe Barbara,
lese ich richtig? Du bist eine komplizierte, schwierige und launenhafte Frau? Jetzt schwindelst du mich aber an. Dein allererstes Schreiben an die Bezirkshauptmannschaft, all deine anderen Briefe, der verhinderte orientalische Ritualmord, deine hilfreichen Gedichtrezensionen, die hundert geschälten Maroni, all das waren doch Indizien dafür, dass es sich bei dir um ein pflegeleichtes, faltenfreies sowie aus- und einkochbares Exemplar der weiblichen Spezies handelt. Not to iron. Ich war überzeugt: Die wird an den Nachmittagen Strohsterne basteln, die Nachbarin auf Kaffee und selbst gebackene Kekse einladen, die Thujen im Vorgarten schneiden, mit Jenny Differenzialgleichungen diskutieren und mit verklärtem Lächeln auf dem Gesicht die Gartenzwerge abstauben. Auf dem Nachhauseweg von unserem legendären Restaurantbesuch dachte ich noch: Herwig, du hast Schwein gehabt. So eine liebe, nette, angepasste und unterhaltsame Frau. Endlich eine, die mit Dresscodes auf du und du ist, eine, die in allen Lebenslagen weiß, wie man sich zu benehmen hat, die Mohnblumen isst und den Wein, der ihr nicht schmeckt, einfach und ehrlich wegschüttet. Eine, die weiß, wann sie zu schweigen hat. Herwig, hab ich mir zugeflüstert, du hättest es schlimmer treffen können, und ich war dem Schicksal unendlich dankbar, dass es mir ausgerechnet dich vor die Füße geworfen hat. Eine Seele von einer Frau.
Und jetzt erzählst du mir so was. Ich bin erschüttert.
Hör mir mal bitte ganz gut zu: Meine hysterische Nachbarin geht mir furchtbar auf die Nerven und ich wünschte mir, du würdest ihr Gift in den Kaffee tun. Jenny braucht keine Ersatzmama, weil sie Mutter und Vater und Großmütter und Großväter und sogar eine Urgroßmutter hat. Und ich brauche auch keine Ersatzmama. An meine Hemden lasse ich nur Wasser und ein Bügeleisen, das von meiner eigenen Hand geführt wird. Zerrissene Zeitungen finde ich total praktisch zum Einheizen und ich finde es todlangweilig, wenn Messer im Messerblock und zwei gleiche Socken im Schrank sind.
Du siehst, ich bin also durchaus kompromissbereit. Was ich mir jedoch selbstverständlich erwarte ist, dass du im Bett abgehst wie eine Rakete. Jede Nacht mehrmals.
Verdammt, Barbara, ich hab mich in dich verliebt. Weiß Gott, warum, aber so ist es. In dich. Nicht in irgendein Model aus dem Chips-Katalog. Könntest du das bitte endlich kapieren?
Dein Herwig
P.S. Du hast die anderen Aufschläger der Bezirskshauptmannschafts- Volleyballmannschaft (VC Vorwärts Netzprobe) noch nicht gesehen, sonst würdest du über den Amtsarzt nicht so spotten.
lese ich richtig? Du bist eine komplizierte, schwierige und launenhafte Frau? Jetzt schwindelst du mich aber an. Dein allererstes Schreiben an die Bezirkshauptmannschaft, all deine anderen Briefe, der verhinderte orientalische Ritualmord, deine hilfreichen Gedichtrezensionen, die hundert geschälten Maroni, all das waren doch Indizien dafür, dass es sich bei dir um ein pflegeleichtes, faltenfreies sowie aus- und einkochbares Exemplar der weiblichen Spezies handelt. Not to iron. Ich war überzeugt: Die wird an den Nachmittagen Strohsterne basteln, die Nachbarin auf Kaffee und selbst gebackene Kekse einladen, die Thujen im Vorgarten schneiden, mit Jenny Differenzialgleichungen diskutieren und mit verklärtem Lächeln auf dem Gesicht die Gartenzwerge abstauben. Auf dem Nachhauseweg von unserem legendären Restaurantbesuch dachte ich noch: Herwig, du hast Schwein gehabt. So eine liebe, nette, angepasste und unterhaltsame Frau. Endlich eine, die mit Dresscodes auf du und du ist, eine, die in allen Lebenslagen weiß, wie man sich zu benehmen hat, die Mohnblumen isst und den Wein, der ihr nicht schmeckt, einfach und ehrlich wegschüttet. Eine, die weiß, wann sie zu schweigen hat. Herwig, hab ich mir zugeflüstert, du hättest es schlimmer treffen können, und ich war dem Schicksal unendlich dankbar, dass es mir ausgerechnet dich vor die Füße geworfen hat. Eine Seele von einer Frau.
Und jetzt erzählst du mir so was. Ich bin erschüttert.
Hör mir mal bitte ganz gut zu: Meine hysterische Nachbarin geht mir furchtbar auf die Nerven und ich wünschte mir, du würdest ihr Gift in den Kaffee tun. Jenny braucht keine Ersatzmama, weil sie Mutter und Vater und Großmütter und Großväter und sogar eine Urgroßmutter hat. Und ich brauche auch keine Ersatzmama. An meine Hemden lasse ich nur Wasser und ein Bügeleisen, das von meiner eigenen Hand geführt wird. Zerrissene Zeitungen finde ich total praktisch zum Einheizen und ich finde es todlangweilig, wenn Messer im Messerblock und zwei gleiche Socken im Schrank sind.
Du siehst, ich bin also durchaus kompromissbereit. Was ich mir jedoch selbstverständlich erwarte ist, dass du im Bett abgehst wie eine Rakete. Jede Nacht mehrmals.
Verdammt, Barbara, ich hab mich in dich verliebt. Weiß Gott, warum, aber so ist es. In dich. Nicht in irgendein Model aus dem Chips-Katalog. Könntest du das bitte endlich kapieren?
Dein Herwig
P.S. Du hast die anderen Aufschläger der Bezirskshauptmannschafts- Volleyballmannschaft (VC Vorwärts Netzprobe) noch nicht gesehen, sonst würdest du über den Amtsarzt nicht so spotten.
testsiegerin - 9. Dez, 11:51
ja, der herwig, der ist gar kein schlechter mensch. er bügelt sogar seine hemden selbst.
;)
ich stoppe nie, wenn ich bügle. aber ich bügle keine hemden. weil sohn und mann nur shirts tragen. ungebügelt.
auch wenn es schnell geht, kann ich mich immer nur im letzten Moment dazu überwinden, endlich zu bügeln. Daher auch das Tempo.
Nehme daher keine Auftragsarbeit an, leider:)
@testsiegerin
danke, küß die Hand...
Tritt dein Mann stets auf in einem shirt
wär' das Bügeln wohl glatt verkört;
doch dir ist's vermutlich auch nicht fremd,
wie reizvoll ein Mann im Hemd.
@steppenhund: Schade! Ich hätt' heut' was übrig g'habt, für eine gute Bügelarbeit ...