Briefverkehr 45
Liebe Barbara,
nein, ich bin nicht beleidigt. Ich bin enttäuscht und traurig. Ich weiß nicht, was ich dir noch glauben soll und was nicht. Was für dich nur Spaß und Geplänkel ist und was du wirklich empfindest. Ich hab es dir schon einmal gesagt: Ich bin nicht dein Hampelmann. Du schreibst, du hast dich in mich verliebt, aber ich glaube, in Wahrheit bist nur verliebt in das Spiel, das du mit mir spielst. Mal ziehst du mich zu dir, im nächsten Moment stößt du mich weg. Ich glaube, du hast massive Probleme mit dir selbst und Angst, jemanden wirklich an dich heran zu lassen. Du dürftest von Männern enttäuscht worden sein. Dafür kann ich nichts und das geht mich nichts an. Ich wollte dich jedenfalls nie verletzen. Ich eigne mich aber auch nicht zum Therapeuten. Obwohl ich dich total gern auf meiner Couch liegen gehabt hätte.
Du zeigst meine Briefe – die nur dich und mich etwas angehen – deinen Freunden und Freundinnen und amüsierst dich wahrscheinlich mit ihnen darüber. Obwohl ich dich schon mal darum gebeten habe, das nicht zu tun.
Barbara, ich weiß einfach nicht, ob ich mich auf dich verlassen kann. Das ist es aber, was ich möchte und brauche. Deine Launenhaftigkeit und Ambivalenz, damit könnte ich locker leben, darin unterscheidest du dich nicht sehr von anderen Frauen, obwohl du dich von denen gewaltig unterscheidest. Hin und wieder hab ich eine Barbara hervorblitzen sehen, bei der ich das Gefühl hatte, jetzt ist sie ehrlich, jetzt ist sie sie selbst, jetzt geht’s nicht darum, mich um den Finger zu wickeln oder rhetorisch zu beeindrucken.
Ich werde am Montag mit dir keinen Kaffee trinken. Zum einen, weil meine Mutter bei mir vorbeischauen wird und ich versprochen habe, ihr bei der Steuererklärung zu helfen (ja, mach dich ruhig wieder darüber lustig, nenn mich Turnbeutelvergesser und Weichei, aber ich halte für gewöhnlich, was ich verspreche), zum anderen, weil ich glaube, dass es uns beiden nicht gut tun würde. Vielleicht nützt du die Zeit und denkst darüber nach, wie du mit mir umgehst und was du vom Leben willst. Ob es für dich nur ein großes Spiel ist, das du unbedingt gewinnen willst. Auch auf die Gefahr hin, dass deine Mitspieler verlieren.
Leb wohl.
Dein Herwig
nein, ich bin nicht beleidigt. Ich bin enttäuscht und traurig. Ich weiß nicht, was ich dir noch glauben soll und was nicht. Was für dich nur Spaß und Geplänkel ist und was du wirklich empfindest. Ich hab es dir schon einmal gesagt: Ich bin nicht dein Hampelmann. Du schreibst, du hast dich in mich verliebt, aber ich glaube, in Wahrheit bist nur verliebt in das Spiel, das du mit mir spielst. Mal ziehst du mich zu dir, im nächsten Moment stößt du mich weg. Ich glaube, du hast massive Probleme mit dir selbst und Angst, jemanden wirklich an dich heran zu lassen. Du dürftest von Männern enttäuscht worden sein. Dafür kann ich nichts und das geht mich nichts an. Ich wollte dich jedenfalls nie verletzen. Ich eigne mich aber auch nicht zum Therapeuten. Obwohl ich dich total gern auf meiner Couch liegen gehabt hätte.
Du zeigst meine Briefe – die nur dich und mich etwas angehen – deinen Freunden und Freundinnen und amüsierst dich wahrscheinlich mit ihnen darüber. Obwohl ich dich schon mal darum gebeten habe, das nicht zu tun.
Barbara, ich weiß einfach nicht, ob ich mich auf dich verlassen kann. Das ist es aber, was ich möchte und brauche. Deine Launenhaftigkeit und Ambivalenz, damit könnte ich locker leben, darin unterscheidest du dich nicht sehr von anderen Frauen, obwohl du dich von denen gewaltig unterscheidest. Hin und wieder hab ich eine Barbara hervorblitzen sehen, bei der ich das Gefühl hatte, jetzt ist sie ehrlich, jetzt ist sie sie selbst, jetzt geht’s nicht darum, mich um den Finger zu wickeln oder rhetorisch zu beeindrucken.
Ich werde am Montag mit dir keinen Kaffee trinken. Zum einen, weil meine Mutter bei mir vorbeischauen wird und ich versprochen habe, ihr bei der Steuererklärung zu helfen (ja, mach dich ruhig wieder darüber lustig, nenn mich Turnbeutelvergesser und Weichei, aber ich halte für gewöhnlich, was ich verspreche), zum anderen, weil ich glaube, dass es uns beiden nicht gut tun würde. Vielleicht nützt du die Zeit und denkst darüber nach, wie du mit mir umgehst und was du vom Leben willst. Ob es für dich nur ein großes Spiel ist, das du unbedingt gewinnen willst. Auch auf die Gefahr hin, dass deine Mitspieler verlieren.
Leb wohl.
Dein Herwig
testsiegerin - 17. Dez, 13:31
ich bin jetzt auf jeden fall am boden zerstört.
Gedanken
musst nicht am Boden zerstört sein!
Ich glaube, dass es ist, wie z. B. Klaus es mir geschildert hat.
Herwig hat ja geschrieben, dass er enttäuscht ist.
Selbst wenn Du, ich und viele andere das nicht wirklich verstehen können (wollen?), weil wir das ein wenig anders sehen, so ist es doch in gewisser Weise verständlich.
Vorgestellt hab ich mir, wie ich mich fühlen würde, wenn jemand meine Emails, die zunächst zarte Bande waren oder auch provokant oder witzig etc., anderen zur Schau stellen würde.
Ich könnte das locker ertragen - im Gegenteil, ich würde es nicht schlimm finden.
Nur wüsste ich auch nicht genau, ob es wirklich letztlich auf ein amüsantes oder halt weniger amüsantes Spiel hinausläuft oder gar Ernsthaftigkeit dahinter steckt.
Zudem wüsste ich auch nicht, ob ich noch unbefangen - was ja eigentlich den Reiz ausmacht - genau so weiterschreiben könnte...
Ich denke, da wäre schon eine unsichtbare Grenze zu erkennen und die würde ich wahrscheinlich nicht überschreit(b)en wollen und somit würde ich spieltechnisch agieren, aber nicht mehr gefühlstechnisch.
Herwig erscheint mir sehr sensibel und das ist doch auch gut so!
Du bist ja auch sensibel - aber anders.
Das Boot ist noch nicht gesunken. Vielleicht (also ich würde es tun) überlegst Du, wie wichtig Dir das alles ist.
Hast Du Dich wirklich in ihn verliebt, dann setzt das ein, was ich eigentlich (für mich selber) nicht mag:
Grenzen akzeptieren und danach handeln,
Respekt so zu sehen, wie es derjenige möchte, den ich lieb habe (auch wenn ich das nicht so ganz einsehe, weil ich immer irgendwie anders bin und es oft nicht wirklich verstehe, warum jemand so etwas von mir fordert, denn schließlich muss ich ja selbst auch das eine oder andere einstecken und schlucken und werd doch auch immer mal wieder verletzt durch irgendwelche Äußerungen desjenigen, den ich halt lieb hab, deshalb denke ich manchmal man könnte es vielleicht irgendwie "verrechnen"!? Aber das geht wohl nur im "Geschäftsbereich", nicht aber in Gefühlsdingen).
Schön finde ich, dass Herwig sagt bzw. schreibt, was ihn verunsichert.
Genau so gut hätte er denken können: "Nein - bis hierhin und nicht weiter!"
Aber er hat Dir gute Vorlagen gegeben, nachzudenken, was Du geben kannst, was Du geben möchtest, was Du niemals geben kannst oder möchtest und auch, worauf er sich einlassen kann und möchte, aber auch, womit er nicht leben kann und möchte.
Das finde ich prima.
Deshalb denke ich auch nicht, dass Du am Boden zerstört sein solltest, sondern vielmehr darüber nachdenken kannst, wie es weitergehen könnte.
Ob es eben nicht nur nach Deinen "Spielregeln" gehen wird?
Spielregeln von Euch beiden? (Das ist z. B. ein großes Problem bei mir... mir fällt sowas auf Dauer schwer und es stresst mich).
Jedenfalls finde ich persönlich es eher positiv, dass Herwig genau auf den Punkt bringt, was ihm missfällt und somit ganz offen Dir die Möglichkeit gibt, Entscheidungen mit Dir selbst auszumachen.
Das ist m. E. ein sehr feiner Zug von ihm und ich schätze sein Verhalten sehr, denn es zeugt von GROßEM Interesse und macht ihn für mich fast ein wenig heldenhaft.
Er ist nämlich weder ein Weichei, der sich in jeglicher Situation unterwirft und immer "Ja, ist alles toll, was Du tust" sagt/schreibt (Welche Frau will denn sowas???) noch ist er einer, der nur seinen Weg durchsetzt (will ja auch niemand haben, oder?)...
Ich halte ihn für einen tollen Kerl, denn es geht ihm nicht um "JA" oder "Nein", sondern er denkt über Dich nach (nebenher noch über sich).
Das halte ich für eine super super tolle Grundlage.
Von meiner Seite aus find ich die Sache keinesfalls hoffnungslos oder verfahren, sondern ich (steinigt mich, wenn ich psychologisch falsch liege) sehe Interesse, was ich für eine Grundvoraussetzung für gute Freundschaft oder gute Partnerschaft halte.
Ich schicke Euch einen LKW voller Glück (mit Anhänger), bin zwar ganz sicher ein wenig (sogar ein wenig viel) traurig, so etwas Faszinierendes nicht weiter lesen zu dürfen, aber ich könnte verstehen, wenn es nicht mehr so ist und Du (Barbara) nicht mehr über Dich und Herwig veröffentlichst.
Aber: Es hat mir sehr gefallen - mit Abstand gefallen...
Lieben Gruß
Andrea