Alte®s Rezept

Älter ist der Komparativ von alt. Aber älter ist trotzdem jünger als alt. Älter als alt ist greisenhaft. Roswitha, die 85-jährige Frau, die wieder auf Schmuckkurs ist, behauptet von sich, im Greisenalter zu sein. Deshalb fuhr sie im vergangenen Winter nur noch eine Stunde pro Tag Schi, und nicht mehr so wild. "Man muss halt seine Grenzen kennen", sagt sie.
Da sie das Rezept fürs fröhliche Altwerden nicht verraten hat, habe ich selbst eines zusammengestellt.
Grundlage für dieses Rezept sind umfangreichen Studien an lebenden Objekten sowie Methoden der empirischen Sozialforschung (Beobachtung, Befragung, qualitative Interviews).

Zutaten:
• Unheimlich viel Lebenslust, angereichert mit Genussmittel jeder Art
• Enge Beziehungen (laut einer Studie zum Thema Sozialkapital idealerweise zwischen acht und zwölf)
• Ganz schön viele Prisen Humor und Selbstironie
• Singen (das Bruttosozialglück ist am höchsten in Gemeinden, in denen es viele Gesangsvereine gibt) oder andere Leidenschaften
• Ein paar Handvoll und Geistvoll Kreativität
• Dankbarkeit
• Gute Gene
• Mohn

Zubereitung:
Sämtliche Zutaten unzerkleinert mit bloßen Händen, offenem Herzen und staunenden Augen vermengen. Daraus was auch immer formen. In reichlich sprudelnden Erfahrungen treiben lassen. Während das Glück zieht, in Milch und Honig (kann auch durch Prosecco ersetzt werden) baden. Geiz und Neid schmoren lassen und in den Abfluss leeren.
Schwierigkeitsgrad: einfach bis sehr schwierig, abhängig von der Menge und Art der Zubereitung.

Zubereitungsdauer: ein Leben lang

Wertung: *****

Kommentare anderer Nutzer:

Frau F. aus H:
Ich habe das Singen durch Theaterspielen ersetzt, weil das Singen schon schlecht war. Das Ergebnis war trotzdem gut. Danke für dieses Rezept.

Frau H. aus B: Der Humor war ein wenig zu trocken. Deshalb haben wir den Prosecco während der Zubereitung getrunken, anstatt darin zu baden. Das Jüngste Gericht wurde dadurch feuchtfröhlich, hat aber lustig geschmeckt, auch am nächsten Tag noch. Trotzdem danke für das Rezept.

Herr Huber Egon: So ein Schmarr’n. Ich habe versucht, wie immer genau nach Rezept zu kochen, aber die Mengenangaben haben gefehlt und so wurde alles ein undefinierbarer Matsch. Was der Mohn im Rezept verloren hat, hab ich überhaupt nicht verstanden. Werde ich sicher nie wieder kochen, sondern weiterhin den Schweinsbraten meiner Mutter essen.

Luise O. aus A.: Mein absolutes Lieblingsrezept. Bei uns gibt es das jetzt jeden Tag. Mir doch egal, dass die Nachbarn und die Schwiegermutter schon über uns reden. Genial!

Herta M.: ich habe das Rezept zuletzt genau wie beschrieben ausprobiert. Uns hat es sehr gut geschmeckt. Allerdings bevorzugen wir die Variante ohne Genussmittel und dafür sehr heiß. Außerdem verträgt das Gericht gut und gerne die doppelte Menge Leidenschaft.
steppenhund - 8. Aug, 09:53

Also ich ersetze Singen durch Klavierspielen. Funktioniert sehr gut. Außerdem werden Klavierspieler in der Regel sehr alt. (Beispiel Horowitz)
Allerdings toleriert meine Frau nur 4 enge Beziehungen. Da muss ich noch Überzeugungsarbeit leisten...

testsiegerin - 10. Aug, 09:27

Mit "Beziehungen" waren auch keine Affären gemeint ;-)
steppenhund - 10. Aug, 10:18

Wer spricht den von Affären. Das waren oder sind Liebesbeziehungen, die weitaus länger als der Sex halten.
Ich hatte mir ja schon überlegt, ob ich meine Kinder dazu zählen soll, aber dann hätte sich die Pointe nicht ergeben. Und es gibt natürlich noch ein paar andere enge Beziehungen.
Ich habe zwei sehr gute Freunde, nachdem ein anderer ja jetzt leider gestorben ist. Bei diesen Freunden habe ich gelernt, dass jemand, den ich für einen guten Freund hielt, eigentlich nur eine - wenn auch sehr gute - Bekanntschaft interessiert hat. Quasi eine zweckgebundene Freundschaft.
testsiegerin - 10. Aug, 11:05

ich sprach ja nicht von "liebesbeziehungen", sondern eben von engen beziehungen. von familie, von freunden, von menschen, die man um 3 uhr früh anrufen kann, wenn man probleme hat.
Jossele - 8. Aug, 12:55

Ich bin geneigt, das Rezept auszuprobieren, habe wegen des Singens einiges an Bedenken. Meine nähere Umgebung tät vielleicht dafür sorgen dass ich, just wegen meines Gesanges, nicht alt werde, quasi kontaproduktive Zutat im Rezept.
Meine aktive Musikalität beschränkt sich leider nur auf herzhaftes Triangelspiel, gilt das auch?

testsiegerin - 10. Aug, 09:28

Selbstverständlich gilt Triangelspiel. Überhaupt kann jeder das Rezept nach Beliebigkeit abändern. Es wird dann halt ein wenig beliebig, schmeckt aber trotzdem gut.
HARFIM - 8. Aug, 13:34

Nach Rezept leben (und wenn es da noch von anderen ist)

ist eine heikle Sache. Es ist doch ein jeder seine eigene Welt.
Für mich lebt es sich komischerweise ganz vergnügt mit sehr viel Lebensverdruss, statt -lust, möglichst beziehungslos (nur wenn es sich gar nicht vermeiden lässt), Humor, na ja, den teilt auch nicht jeder, grins, Selbstironie ähnlich (die behaupten darüber zu verfügen, werden schnell boshaft, greift man sie an)
Singen, ja unbedingt und zwar Lieder von Freddy Quinn unter der Dusche :) besser nicht in einer öffentlichen Sauna...
ach Kreativität, geistvoll noch dazu, ja, meine Erfahrung, das kann auch eine Last sein, in der Bibel steht: selig sind die Dummen oder Einfältigen, da ist was dran.
Dankbarkeit, wem gegenüber? Vielleicht den Feinden, da fand ich mal was bei Heine:-) durch sie fühlt man sich lebendig.
Gene und Mohn. Da ist was dran :-)))

testsiegerin - 10. Aug, 09:29

Wie schön, dass wir uns wenigstens auf die Gene und den Mohn einigen können ;-)
HARFIM - 10. Aug, 17:59

lach,

das ist so, als wenn die Außenminister Rußlands und der USA zur Pressekonferenz laden:

"Wir haben zwar über fast alle Punkte keine Einigung erzielt, aber darüber gesprochen und das allein ist schon als Erfolg zu werten."

PS
Bei den Genen habe ich auch noch Bedenken, aber es bleibt ja der Mohn :-)
erphschwester (Gast) - 8. Aug, 19:17

kenne ich,

wenngleich in schwach abgewandelter form:
das singen (jaja, ich tue es, aber nicht öffentlichkeitswirksam, sondern nur nachbarschaftsquälend) ersetze ich durch malen, die engen beziehungen durch freundliche zugewandtheit, ohne allzu viel nähe (solange ich noch leute finde, die mir beim nächsten umzug helfen, kann es so schlimm mit der eremitage nicht sein).
den mohn lasse ich weg, der klemmt sich immer so zwischen die zähne.
und was die gene angeht, warens die - schlechte nämlich -, die mir eingaben, dass es womöglich nicht 80, 90 oder mehr jahre währen muss. aber die, die man hat, sollen verdammt gut sein!

testsiegerin - 10. Aug, 09:30

ich glaub, es war zsa zsa gabor, die gesagt hat, es kommt nicht auf die jahre an in ihrem leben, sondern auf das leben in den jahren.
oder sagte sie "nicht auf die männer in meinem leben, sondern um das leben in meinen männern?"
Max (Gast) - 8. Aug, 20:45

Eine Prise Geld schadet ja auch nie. Ich wette, das Rezept reißt dir jede Frauenzeitschrift und/oder Kochanleitungs- und Rezeptverwertungs- Onlinehomepage aus der Hand. Gegen eine Prise Glücksgeld, versteht sich...

testsiegerin - 10. Aug, 09:31

Ja, von dem dürfte es ruhig ein bisschen mehr sein. Aber wenn man überwürzt, verdirbt man alles.
datja (Gast) - 9. Aug, 10:00

hervorragendes rezept.

ein sehr ähnliches verwende ich schon länger fürs älterwerden;
;)))

als garnierung empfehle ich anmutig arrangiertes scheiss da nix.

sehr empfehlenswert und bekömmlich.

testsiegerin - 10. Aug, 09:31

gnädigste, danke für diesen verbesserungstipp. werde ich das nächste mal gerne versuchen.

Weise Worte, wahr

"Schreiben ist wie küssen, nur ohne Lippen. Schreiben ist küssen mit dem Kopf." Aus Gut gegen Nordwind - Daniel Glattauer

Selbstgeschrieben


Barbara A. Fallnbügl (mein Mädchenname) Monika Pellkofer- Grießhammer
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