Mein 1968

Das Jahr 1968 feiert gerade seinen 40. Geburtstag. Sehr heftig feiert es und in den Zeitungen entkommt man seiner Party nicht.
Anlass für mich, meine Erinnerung in die Vergangenheit reisen zu lassen und mein ganz persönliches 1968 Revue passieren zu lassen.

Es war ein Jahr der Revolution fü rmich, denn das, was man gemeinhin „Ernst des Lebens“ nannte, begann. Die Schule. Ich war erst fünf, aber ich brannte darauf, endlich lesen, rechnen und schreiben zu lernen. Fürs Brav- und Tüchtigsein gab es Sternderl, und ich tat so ziemlich alles für ein Sternderl, sogar extra Zierzeilen unter die Hausaufgabe malen.
Ein bisschen überschattet wurden die Sternderl von den schwarzen Punkten, die man fürs Frech- und Schlampigsein bekam. Schwarze Pädagogik halt.
Es war eine Zeit des Aufbruchs. Mein Bruder und ich brachen in der Früh in die Schule auf, mein Papa in die Gummifabrik und meine Mama mit meiner kleinen Schwester in den Konsum.

1968 war auch in anderer Hinsicht ein revolutionäres Jahr für mich, denn ich war zum ersten Mal verliebt. Hätte ich damals gewusst, welche emotionalen Achterbahnfahrten ich mir damit einhandle, vielleicht hätte ich verhindern können, dass ich auch für den Rest des Lebens in irgendwen oder irgendetwas verliebt sein sollte. Wahrscheinlich hätte ich es trotzdem nicht verhindert.

Meine erste große Liebe hieß Waltraud und war meine Lehrerin. Manchmal durfte ich ihr die Hefte nach Hause tragen. Meine zweite große Liebe hieß Dieter, war blond und ich trug ihm die Schultasche. Zum Glück wohnte er direkt gegenüber der Schule. Für ihn schrieb ich mein erstes Gedicht. Der Beginn einer wunderbaren Karriere.

Fernseher hatten wir noch keinen, der kam erst ein Jahr später und das erste, was ich darin sah, war der Start von Apollo 14.
Ich hab zwar in der Schule viele neue Wörter gelernt, doch ich kannte weder The Who noch das Wort Flower Power. Flower Power hatte mit dem geblümten Kleid meiner Mama in etwa so viel zu tun wie Jimi Hendrix mit Caterina Valente.
Eine Straßenschlacht gab es bei uns nur, wenn sich zwei Autos auf der Bundesstraße ineinander verkeilten. Öffentliches Gruppenkuscheln vor der Semperit war unvorstellbar. Die Droge unserer Eltern war der Alkohol, unsere Drogen hießen Tutti frutti und Bensdorp. Einen Schilling kostete so eine Tafel Schokolade. Die Schleifen der Schokoriegel sammelten wir, denn für gefühlte tausend Schleifen gab es eine Packung Bensdorp gratis.

Auch von Love and Peace war weit und breit nichts zu erkennen. Wenn wir Kinder stritten oder rauften, wurden wir – ohne vorherige Gerichtsverhandlung, wer der/die Schuldige war – alle der Reihe nach übers Knie gelegt. Danach mussten wir am Fenster knien, bis wir uns entschuldigten. Ich kniete oft sehr lang, weil ich fand, dass man sich nicht für etwas, woran man nicht schuld war, entschuldigen konnte.

Das richtige 1968, also das mit den Rolling Stones, mit Afrolook und Räucherstäbchen und Tigerbalsam, das hat sich bei uns auf dem Land um etwa zehn Jahre verspätet. Es konnte ja auch nicht überall gleichzeitig sein.

Wie war euer ganz persönliches 1968?
la-mamma - 6. Apr, 12:37

mein persönliches 1968

muss wohl von schweren positionskämpfen in der familie geprägt gewesen sein, schließlich war ich da erst drei und meine schwester ein jahr(e) alt. immerhin konnte ich schon ein paar worte lesen, die hatten allerdings gar keine revolutionäre bedeutung;-)

steppenhund - 6. Apr, 13:02

Habe die erste Hälfte in den USA verbracht und war total auf amerikanisch gebrainwashed. Hatte dort neben der Schule meinen ersten Job als Hamburger-Verkäufer und lernte auf diese Weise das Arbeiten auf eine sehr angenehme Weise kennen.
Als die Panzer am 21. August einmarschierten, sagte ich meinen Eltern, dass ich sofort wieder nach Amerika auswandern wollte, wenn die Russen sich auch in Richtung Jugoslawien aufmachen würden. Es gab Szenarien, bei denen Tito auch zu aufrührerisch erschien und die Russen dann durch Österreich durchgemusst hätten.
"Ich kann mich in Amerika schon zurechtfinden!" war damals meine Aussage als Siebzehnjähriger. Im Herbst musste ich dann die Prüfungen über die 7. Klasse bis zum 11. Dezember nachholen, was kein Problem war.
"Ich hatte ja in Amerika das Lernen gelernt!" sagten meine Professoren. Heute, nach 40 Jahren, kann ich nur ungläubig den Bildungsdebatten zuhören oder hier in den Blogs das Wehklagen über Prüfungsstress vernehmen.
Bei all dem Weinen nach Gesamtschule und Bildungsreform fallen mir Ähnlichkeiten mit Amerika auf, die sehr für eine Gesamtschule sprechen. Trotzdem bin ich selber auch mit der derzeitigen Lösung zufrieden. Es geht nicht um die Systematik, sondern wie die Schulen besetzt sind, wie der Lehrkörper ausgebildet ist, ob die eine Form oder die andere vernünftige Voraussetzungen schaffen kann und Erfolg verspricht.
(Es überrascht mich nur, dass eine Partei sich sowohl für die Gesamtschule als auch für die Abschaffung der Studiengebühren stark macht. Aber das ist ein anderes Thema. Ich will viel Geld verdienen, aber ich will nichts arbeiten...)
1968 war persönlich von einer Hoch- und Talfahrt des Selbstwertgefühls geprägt. Einerseits konnte ich alles, was man von mir verlangte, und glaubte, das auch in Zukunft zu können. Andererseits fühlte ich mich extrem unsicher. Ich hatte eine Freundin, war aber gleichzeitig unglücklich in ein anderes Mädchen verliebt.
Doch es ging mir hervorragend. Ich konnte kommen und gehen, wann ich wollte - ich war ja schon selbstständig nach Amerika. Ich verdiente mit Nachhilfestunden ausreichend für meine Vergnügungen. Taschengeld bekam ich sonst nicht.
Ich wusste noch nicht, was ich einmal machen wollte. Musik vs Technik vs Medizin vs Philosophie war noch vollkommen unentschieden. Nur Jus hatte ich schon ausgeschieden - und Theologie auch.
1986 war ein sehr gutes Jahr für mich. Aber das waren eigentlich alle.

david ramirer - 7. Apr, 11:00

1986

war auch ein gutes jahr für mich, da habe ich auf der kunstschule begonnen zu lernen: und darauf folgten die vierzehn ergiebigsten jahre meines lebens :-)
kittykoma - 6. Apr, 13:04

1968 war ich vier und ich hatte ein ziemlich beschissenes jahr.
allerdings fing es bunt und lustig an. mein onkel brachte das schönste mädchen der welt mit nach hause (ich lebte bei meinen großeltern). sie trug minikleidchen, kunstvoll hochgesteckte haare mit korkenzieherlocken und einen lidstrich. meine großeltern waren nicht glücklich, "zu früh" sagten sie und ich bot mich an, das mädchen zu heiraten wenn mein onkel das nicht dürfte. dem schönsten mädchen der welt zeigte ich einmal die schätze meines onkels: armreifen und haarspangen, die seine exfreundinnen bei ihm vergessen hatten. ich konnte ihr sogar die namen dazu sagen. mein onkel fand das nicht lustig.
im sommerurlaub wurde ich so krank, daß man mich zum arzt tragen mußte. ich lag fünf wochen auf einer völlig überfüllten isolierstation in einer fremden stadt, in einem saal mit 20 anderen mädchen, die auch hepatitis hatten. ich litt, weil ich als einzelkind mit haus und großem garten noch nie so viele kinder auf einem haufen erlebt hatte. die verwandten besuchten mich einmal die woche, öfter konnten sie die lange fahrt nicht machen. ich durfte sie dann durch eine fensterscheibe sehen.
als ich mich bei meinen großeltern zu hause wieder etwas gefangen hatte, kam das telefonat, an das ich mich noch wie heute erinnere. es war herbst und draußen war es naß und grau, die schlafzimmerfenster standen offen, als das telefon klingelte. meine eltern teilten meiner oma mit, daß sie alles organisiert hätten, damit sie mich zu sich nehmen können. es war kalt im zimmer, ich saß auf dem teppich und hörte meine oma sagen: "gut, wenn ihr das wollt, kommt sie ab weihnachten zu euch." danach war alles anders. eine andere stadt, eltern, die mir fremd waren, ein kleiner bruder, den ich kaum kannte, plattenbau statt villa, busfahren statt chauffeur, kindergarten statt eines gartens für mich allein.
ps. danke für die erinnerung, steppenhund. wäre mein großvater nicht wochenlang zu manövern unterwegs gewesen, wäre die sache mit dem improvisierten urlaub und der hepatitis nicht passiert...

steppenhund - 6. Apr, 13:21

Die DDR-Soldaten waren damals die absolut Bösen. Dass die Russen ihre Interessen hatten, konnte man verstehen. Dass aber die DDR mitzog, die doch in der gleichen Situation wie die Tschechoslowakei war, war unverständlich.
Die DDR wollte also den Kommunismus. Den russischen.
"Mit übererfüllten Plänen in den Weltuntergang."
Es hat dann noch lange gedauert, bis ich meine 1968-Meinung im unmittelbaren Kontakt mit DDR-Wissenschaftern revidieren lernte.
kittykoma - 6. Apr, 13:31

ich habe im nachhinein das gefühl, daß es weniger der lakaiendienst für die russen war, als erstens die angst, noch exponierter am eisernen vorhang zu stehen und zweitens streberhaftes "wenn wir das nicht dürfen, dürfen die auch nicht". deutsche waren eben schon immer gute untertanen. vielleicht doch lakaiendienst.
die dimension dieser ereignisse habe ich erst als erwachsene begriffen, als ich die (i der ddr verbotenen) tschechischen filme dieser zeit sah und kundera las.
walhalladada - 6. Apr, 15:23

Ich war im besagten Jahr eben 14 Jahre alt geworden und hatte entsprechend mit einer immanenten 'Hormonrevolution' genug zu tun. Woran ich mich allerdings sehr deutlich erinnern kann, ist das diffuse Entsetzen, welches der russische Einmarsch in der damaligen Tschechoslowakei auch bei mir ausgelöst hat. Möglicherweise war das der Grundstock, der mich dann später immer wieder nach Prag geführt hat.
Venceremos, Frau Testsiegerin!

rosmarin - 6. Apr, 19:50

ich lebte am arno bei meinen großeltern, in der nähe von lucca. 1968 war freiheit pur. aber was nutzte sie? ich beneidete die kinder, die in den kindergarten (asilo) durften, denn die mädchen trugen wunderbare weiße schürzen mit rüschen. die jungs hatten schwarze kittel an und waren mir eh wurscht. bis auf massimo. an dessen kommunion beschloss ich, ihn zu heiraten weil ich ihn in dem augenblick liebte, da ich ihn sah. die erwachsenen fanden dies süß. weniger süß fanden sie das geschrei, das ich veranstaltete, um bei den kommunionsfeierlichkeiten neben ihm sitzen zu dürfen.
und ich wechselte meinen namen, damals 68. in italien klang mein name wie ein übelkeitsanfall, wenn einer meiner kameraden versuchte, ihn auszusprechen. drum benannte ich mich kurzfristig in lucia um. so hieß zwar auch meine freundin, aber das war ja wurscht.
69 war ich wieder in deutschland und wurde mitten in der nacht aus dem bett gerissen, weil ich begreifen sollte, das wir nun auf den mond fliegen können. das berührte mich nicht halb so sehr wie massimo.

steppenhund - 6. Apr, 20:34

Gendermerkmal

Ob es das ist?
mädchen und Frauen waren mir immer extrem wichtig. aber die Eroberung des Mondes hätte alle ausgestochen, wenn es notwendig gewesen wäre.
irishwolfhound - 7. Apr, 09:16

was soll ich schreiben?

die erinnerung ist nicht vorhanden. aber nicht wg. drogenrausch, eher wg. milchrausch. ich bin 40 …

david ramirer - 7. Apr, 10:56

das jahr 1968

verbrachte ich als schokoriegel in der arbeitstasche meines vaters, den er sich eingesteckt, dann aber vergessen hatte. erst 1969 fand er mich wieder, biss einmal von mir ab und teilte den rest des schokoladestückes mit einem unbekannt gebliebenen arbeitskollegen. es sollte dann noch bis in den september 1970 hinein dauern, bis ich mich entschloss, diese welt zu betreten. das jahr 1968 geistert seit meiner geburt immer wieder regelmäßig als lückenfüller für gelangweilte zeitungsschreiber und kreative bloggerinnen und blogger durch die medien.

lovehunter - 7. Apr, 11:14

Ich war erst 4 und habe keine Erinnerungen an dieses Jahr, schließlich sind die weltbewegenden Ereignisse an mir vorüber gegangen. In einer biederen Kleinstadt lebend, war von Beatles, Stones, Hippies, etc...und anderen aufrührerischen Dingen keine Spur. In dieser heilen Welt wurde das 'Böse' mit Schlagern von Peter Alexander, Roy Black usw. abgewendet. Fernseher hatten wir auch keinen...also, gab's nur die kleinklindliche Phantasiewelt, mit der ich mich begnügen musste.
Mit ersten bruchstückhaften Sixties-Erinnerungen kann ich aus dem Jahr 1969 aufwarten, als ich bei Nachbarn vor der Glotze saß und ein seltsames, weißes Männchen auf dem Mond herum schweben sah...
Aber mit ca. 16 erwachte dann ein gewaltiges Interesse an der Musik der 60er und die Ereignisse dieser Ära, das mich seither nicht mehr losgelassen hat...

walküre - 7. Apr, 12:06

Es hatte

verblüffende Ähnlichkeit mit dem Ihren, Frau Lehner ! Das richtige 1968 fand dann bei uns aber keine zehn, sondern nur etwa acht Jahre später statt. Das ist aber auch völlig logisch, denn das Innviertel liegt weiter westlich als Niederösterreich.

datja (Gast) - 7. Apr, 12:33

zeitzeugin

auf der kreuzfahrt mit meinen eltern beruhigte ich mich zuerst von den letzten ereignissen, um mich sogleich wieder zu beunruhigen. ich war 20, wollte kommunistin werden und hatte liebeskummer.
meinen job in der werbeabteilung der zentralsparkasse hatte ich beendet, das gerede über meine geplatzte hochzeit wollte ich mir nicht antun. als hellfried das aufgebot bestellen sollte, gestand er mir, eine andere, bravere, liebere zu kennen, die ihm geeigneter erschien. vor allem in hinblick auf seine karriere. er wurde dann auch verkaufsdirektor bei denzel mit eigenheim, familie und zweitwagen.
es dauerte einige jahre bis ich ihm von herzen dankbar sein konnte, 1968 war ich es nicht. deshalb nahm ich auch die einladung meines vaters an, obwohl meine eltern prinzipiell ohne kinder reisten.
der viel ältere griechische erste offzier tröstete mich hingebungsvoll, war ehrlich und charmant, roch gut und brachte mir die griechischen ausgrabungen nahe. ich heulte auf der heimfahrt von ancona bis purkersdorf ununterbrochen. mein vater musste meiner mutter versprechen, so wie bisher nur mit ihr alleine zu reisen. er hielt sich daran, aber meistens zog er seine geliebte vor, was ich sehr gut verstand.
daraufhin gab ich mich ganz dem zeigeist hin, trug mein haar streichholzkurz, ebenso die röcke, diskutierte nächtelang mit linken studenten, hörte hendrix im partykeller der villa meiner eltern, ging demonstrieren, trank nur whiskey und entdeckte die freie liebe.
schon damals mied ich den fernseher, dazu hatte ich gar keine zeit.
bis zu ihrem ableben beäugte mich meine mutter argwöhnisch, bis zum tod meines vaters amüsierte er sich über mich und wurde nicht müde, mich politisch zu bilden und mein selbstwertgefühl zu heben.
und jetzt? nach zwei ehen und vielen reisen widme ich mich vor allem meinem garten und den hunden, versuche meinen humor nicht zu verlieren und staune.
mein (oft zu lautes) lachen hab ich mir zum glück bewahrt.

steppenhund - 7. Apr, 17:16

eine nette Offenbarung. Gar nicht so unvermutet, wie ich meinen könnte;)
rosmarin (Gast) - 7. Apr, 19:16

liebe datja,
könntest du wohl bitte endlich auch einen blog eröffnen? ich würde diese und andere geschichten gern dort lesen.
testsiegerin - 7. Apr, 21:07

ich schließe mich rosamarin an.
Hannah (Gast) - 25. Okt, 14:59

Lachen

Lachen ist das wichtigste im Leben. Und um wirklich einfach mal auszuspannen, liebe ich es Kreuzfahrten zu machen. Auch allein. Man lernt immer nette Leute kennen. Aber das wichtigste im Leben zu bewahren, ist sich treu zu bleiben.
testsiegerin - 7. Apr, 18:51

ich freu mich über die vielen ganz und beinahe zeitzeugen-berichte. die find ich nämlich um ein vielfaches spannender als das, was tatsächlich 1968 geschah.

zu steppenwolf noch ein wort.
ja, ich glaub, dass frauen und männer sich anders erinnern und ihnen in der erinnerung andere dinge wichtig sind.
für mich war es tatsächlich wichtiger bei einem bestimmten kerl zu landen als dass ein bestimmter kerl auf dem mond landet. obwohl ... derer gab es auch einige, die ich gern auf den mond geschossen hätte.

steppenhund - 7. Apr, 19:05

zur Mondfahrt

muss ich etwas hinzufügen. Ich kann mich noch an den ersten Sputnik erinnern. Das Verlassen des Erdbereichs war etwas vollkommen Sensationelles.
Das war wirklich wahr gewordene Science-Fiction. So wie ein Aufruhr, dass die Erde nicht das Zentrum des Universums ist.
Die Mondfahrt war noch ein Schäuferl mehr. Wir lasen damals begeistert Perry Rhodan. Jede Woche 63 Seiten - Großadministrator mit Zellaktivator. In Perry Rhodan war die Mondlandung erst 1971 vorhergesagt und es war klar, dass es utopische Erzählungen waren. Genauso hätten die Leute 2071 schreiben können.
Und dann stand 2 Jahre vor der Science-fiction-Erwartung ein Mann auf dem Mond. (falls er stand:)
Für mich war die Mondfahrt so eine Sensation, wie wenn vor 20 Jahren ein Raumschiff gestartet wäre und wir jetzt eine Meldung aus dem All bekämen. Sind gut gelandet. Die Pflanzen gedeihen. Wir haben Erde-2 entdeckt.
es ist dieses Sprengen von Grenzen, die allgemein als unverrückbar gelten, was die Faszination ausübt. Zugegebenermaßen, das kann genderspezifisch sein. In dem Fall wäre ich aber sehr stolz, ein Mann zu sein.
steppenhund - 7. Apr, 19:15

... und noch etwas zu den Zeitzeugen

am 21.8.1968 war der Einmarsch der Russen in die CSSR.
23. Jahre später fand der dreitägische Putsch in der Sowjetunion statt. Vom 19.8. bis zum 21.8.1991 dauerte der 3-Tage-Putsch.
-
19.8.1991 Am frühen Morgen meldet die sowjetische Nachrichtenagentur TASS, Gorbatschow sei erkrankt und könne seine Amtsgeschäfte nicht mehr ausüben. Vizepräsident Gennadi Janajew habe dessen Vollmachten übernommen. Gorbatschow steht derweil in seiner Urlaubsdatscha auf der Krim unter Hausarrest. Sein 30-köpfiges Leibwächterteam bleibt loyal. Gorbatschow hätte am nächsten Tag zusammen mit anderen Republikchefs den neuen Unionsvertrag unterzeichnet.

Janajew verhängt den Ausnahmezustand. Die Macht übernimmt ein achtköpfiges Notstandskommitet. Demonstrationen und Parteien werden verboten, die Medien zensiert. Am späten Morgen kommen die ersten Panzer in Moskaus Zentrum an. Gegen 10 Uhr stoppen einige Hundert Putschgegner vor dem Weißen Haus, dem russischen Parlamentssitz, einen Panzerkonvoi. Jelzin klettert auf einen der Panzer und hält seine berühmt gewordene Rede "an die Bürger Russlands". Er ruft zum Widerstand gegen die Putschisten und zum Generalstreik auf und erklärt, er übernehme die Kontrolle über das russische Territorium.

Schätzungen zufolge sind 20.000 Soldaten mit ungefähr 100 Panzern in der Stadt. Demonstranten errichten rund um das Weiße Haus Barrikaden gegen die Panzer. Auch an anderen Stellen in der Stadt stoppen die Menschen nun Panzer, geben den Besatzungen Flugzettel mit Jelzins Appell in die Hand und stecken Blumen in die Kanonenrohre. Vor dem Weißen Haus verhandeln Jelzin-treue Parlamentarier mit den Panzerkommandeuren.

20.8.1991 Jelzin fordert ein Treffen mit Gorbatschow und übernimmt die Kommandogewalt über alle Truppen auf dem Territorium der Russischen Republik. In Moskau und St. Petersburg demonstrieren mehrere 100.000 Menschen gegen die Putschisten. Die Verteidiger im Weißen Haus richten sich auf einen Sturm durch den Putschisten ergebene Truppen ein.

21.8.1991 Die Lage in Moskau spitzt sich zu. Beim Versuch, in einen Panzer zu gelangen, werden am Morgen drei Männer von Soldaten erschossen. Die ersten (und einzigen) Toten des Umsturzversuches schockieren das Land. Die Proteste gegen das Notstandskommitet drohen außer Kontrolle zu geraten.
[ Quelle: Ruko - Russland aktuell, Internetzeitzschrift ]

Damals war ich tatsächlich in der Sowjetunion und musste in Leningrad über Barrikaden klettern, um in die Rundfunk- und Fernsehverwaltung zu gelangen. Den Handl-Schinken (1 kg), den ich dem Direktor Petrov als Geschenk mitgebracht hatte, aß der damalige Bürgermeister Sobtschak auf (lt. Augenzeugenberichten). Er hatte die ganze Nacht zuvor auf den Beinen verbracht und den Truppen in Leningrad Mut zugesprochen.
Irgendwie gab mir das ein Gefühl, politisch mitgespielt zu haben;)
Sternenstaub - 7. Apr, 22:16

also das Jahr 1968 begann für mich im August und angeblich war ich da schon schwerst gefährdet, denn mein "großer" Bruder wartete schon darauf das kleine schreiende Sternenstäubchen mit seinem Lieblingsholzauto auf den Kopf zu treffen- angeblich bloß um sie aufzuheitern ;))) - nachdem ich diesem Anschlag knapp entgangen bin - gings eigentlich nurmehr bergauf - um all die anderen Dinge hab ich mich dann später gekümmert

ConAlma - 7. Apr, 22:37

68er-Outing

Ich war elf, wollte auf der Fahrt mit dem 13a (Stockautobus) ins Renaissance-Theater (wo organisiertes Schulkinder-Theater stattfand) dem Geheimnis der Beatles auf den Grund kommen,die für mich absolut mit Mystery besetzt waren, aber die ablehnende Haltung meines Vaters ließ mich nur halbherzig indaginieren.

Ich war verliebt in Martin Temt aus meiner Klasse, der hatte eine blonde Mähne, dicht und bis über die Ohren reichend (mein Sohn trägt jetzt eine ähnliche Frisur); wenn wir im Stiegenhaus auf dem Weg ins Musikzimmer oder den Physiksaal nebeneinander gingen und er mit mir über Hausaufgaben sprach, wurde ich regelmäßig rot. Niki List, der auch in meiner Klasse war, gebärdete sich hingegen so sehr als Rabauke, dass sein späteres Promi-Werden nicht ahnbar war.

1968 wusste ich nicht, dass es mein letztes Wien-Jahr sein und ich mit meiner Familie in Tirol landen würde - die Mondlandung hingegen war wesentlicher Event, jetzt, wo wir endlich einen Fernseher hatten! Aber das war ja 1969. Also war 1968 eigentlich ohne besondere Vorkommnisse. Aber möglicherweise hab ich mir damals gewünscht, irgendwann einmal glücklich sein zu können.

gretelw. - 4. Apr, 13:04

Martin Temt

He, wer bist du? Wir waren in der selben Klasse, aber offenbar bist du nach der ersten schon weg. Ich kann mich nur an eine Pitzi erinnern, die bald nicht mehr da war. Bist du das? Ach: und an eine Monika, die im dritten Bezirk gewohnt hat. ICH war auch in Martin Temt verliebt! Und habe ihn auch bekommen! Allerdings erst zwei Jahre später, wer weiß was passiert wäre, wenn Du in Wien geblieben wärst. Ich habe über Martin eine Kurzgeschichte geschrieben ("Jüdische Weihnachten" in der Anthologie "Schneegestöber") und in dem, was ich jetzt gerade schreibe, spielt das Kaufhaus Herzmansky eine wichtige Rolle. Würde mich wirklich interessieren, wer du bist! Herzlichen Gruß in die Vergangenheit!
ConAlma - 6. Apr, 15:18

liebe gretel, ich bin nach der 2. weg, nach tirol eben. ich war/bin die angelika. auf der alma-seite findest du eine mailadresse ... deine texte interessieren mich!
(monika breuer, strohgasse, soweit ich mich entsinne - mit ihr war ich bei einem ferienbesuch - in wien war schon schule - im hawelka. ich, 15, hatte wegen einer darauffolgenden veranstaltung mit meinem vater ein dirndl an und hab mich so entseztlich geschämt. heut wär's vielleicht hip)
rauch - 7. Apr, 23:25

ich war neun und lernte gerade nein sagen - zu den lehrern. das hat mir viel ärger eingetragen. fernseher hatten wir auch keinen, aber in der schule hatte ich aufgeschnappt, dass irgend so ein scho-klod-killi am laufenden band schirennen gewinnt, indem er die stangen umhaut wie verrückt. als ich begeistert zuhause davon erzählt habe, hieß es, das sei ein franzose, für den müsse man nicht sein. man sei für die österreicher. ich verstand das nicht. beeindruckt hat mich der turnleher, der den fußball so hoch in den himmel schießen konnte, dass ich glaubte, er holt den mond herunter. dass unter diesen umständen alle von der landung irgendwelcher menschen auf dem mond redeten konnte ich mir schon gar nicht vorstellen. sexuell war noch wenig los, bei mir und bei uns auf dem land sowieso. heutzutage ist man ja mit neun wesentlich weiter. ein schillingeis war blanker luxus. das auto meines onkels war ein opel, dessen blech so stark war, dass man als kind auf der kühlerhaube herumtrampeln konnte, ohne dass es dellen gab. den spritverbrauch dieser karre kann man heute nur noch erahnen. im jahr darauf kam ich in die hauptschule, da fing dann der ernst, aber nicht das leben an.

testsiegerin - 8. Apr, 21:34

auch euch danke für die ganz persönlichen eindrücke.

@ sternenstaub: wie wäre es mit einem t-shirt mit der aufschrift: I survived 1968?

du, conalma hast dir ja hoffentlich den wunsch erfüllt, endlich einmal glüclich zu sein.

@ rauch: ein magnum kostet 1,80. ich will gar nicht umrechnen, wie viele schillinge das sind. wo ist der gute alte lutscher hin?

testsiegerin - 13. Apr, 12:52

schade, dass jetzt der beitrag mit edith weg ist. ich fand das nämlich spannend. und bezeichnend, dass es vielen so ging, dass 68 ein ganz normales jahr war und die auswirkungen erst später zu spüren waren.

vielleicht hat man sich ja einfach bei den geschichtlichen aufzeichnungen verschrieben, und statt 78 ist dann plötzlich 68 gestanden.

auf jeden fall danke dafür.

twoblogs - 13. Apr, 20:02

Liebe Fr. Lehner, mir erschien der Beitrag zu lang. Ich habe darin meine Freundin Edith zitiert. Ich habe ihn noch ein wenig erweitert und werde ihn in etwa einer Woche in meinem Blog veroeffentlichen und auf Ihren Text und die Kommentare hier verweisen. Gruessli von Audrey
datja (Gast) - 14. Apr, 13:53

@rosmarin, @testsiegerin

euer interesse ehrt mich.
ja, wirklich.
danke.
gemach, gemach. noch bin ich viel zu beschäftigt und noch immer nicht in pension, aber bald, bald!
wenn dann endlich die senile bettflucht einsetzt ist der tag - und die nacht- lang genug. !?! ;)
ausserdem bin ich innerlich noch nicht soweit. als schrulliges lebewesen, das vielleicht 4 x pro jahr gäste einlädt, erscheint es mir schwierig, quasi öffentlich über mich und meine gedanken zu plaudern. der schatten, über den ich springen müsste, erscheint mir RIESIG. kann natürlich am standort liegen, was weiss man schon...

twoblogs - 21. Apr, 18:14

Liebe Fr. Lehner hier finden Sie meinen Beitrag zu 1968: http://twoblogs.twoday.net/stories/4872629/ Grueessl Audrriii

Weise Worte, wahr

"Schreiben ist wie küssen, nur ohne Lippen. Schreiben ist küssen mit dem Kopf." Aus Gut gegen Nordwind - Daniel Glattauer

Selbstgeschrieben


Barbara A. Fallnbügl (mein Mädchenname) Monika Pellkofer- Grießhammer
Jakob und der gewisse Herr Stinki


Barbara A. Lehner (Text) Eleonore Petzel (Musik)
Von Herzen und Seelen - CD

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bonanzaMARGOT - 11. Mär, 11:11
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testsiegerin - 13. Jan, 11:30
... ich könnte mal wieder...
... ich könnte mal wieder eine brasko-geschichte schreiben.
bonanzaMARGOT - 8. Jan, 07:05
OHHH!
OHHH! Hier scheint bei Twoday etwas nicht zu stimmen. Hoffentlich...
Lo - 7. Jan, 13:36
OHHH!
OHHH! Hier scheint bei Twoday etwas nicht zu stimmen. Hoffentlich...
Lo - 7. Jan, 13:36
loving it :-)
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viennacat - 2. Jan, 00:51
Keine weiße Weste
Weihnachtsgeschichte in 3 Akten 1. „Iss noch was,...
testsiegerin - 16. Dez, 20:31
ignorier das und scroll...
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testsiegerin - 27. Okt, 16:22

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