Es gab Lamm

Erst sag ich selber ein paar Worte zum gestrigen Tag, dann lass ich jemand anderen sprechen, weil Eigenlob ja müffelt.
Den ganzen Vormittag hab ich geredet und um Sätze gefeilscht (Arbeitsgruppe Handbuch für Ehrenamtliche). Den ganzen Nachmittag hab ich neue Ehrenamtliche in Sachen medizinische Behandlung und Sachwalterschaft geschult. Viel geredet halt.
Im Auto nach Wien hab ich auch nicht geschwiegen, weil ich erst ein bissl runter kommen musste nach der Schulung und ein bissl Sorge gehabt, ob meine Stimme das eh aushält. Und in der Zypresse hatte in dann Angst, ob das Lamm hält. Also, ob es noch Lamm gibt nach der Lesung, weil ich vorher nichts essen kann. "Es gibt Lamm" hat Lamamma gesagt und mir wohlige Schauer in den Bauch gejagt.
Total liebe Leute waren da. Welche, die ich schon kannte, und welche, die ich erst kennenlernen muss.
Ein bissl Bauchweh hatte ich. Nicht nur wegen des Hungers, sondern auch, weil es oft schwerer ist, vor Freunden zu lesen als vor Feinden... ähm... Fremden. Und weil ich ja nicht wollte, dass danach irgendjemand zu Lamamma sagt: Wo hast du diese Tussi denn her? Das war ja schrecklich!

Und dann hab ich gelesen. Trotz Hunger und Bauchweh. Und Eleonore hat gesungen. Und wie so oft, wenn sie singt, hab ich eine Gänsehaut gekriegt. Und mich fallen lassen. In ihre Lieder. In meine Texte. Und jetzt lass ich den Steppenhund (der Mann, der aus einer Blase besteht) reden.


steppenhund (Gast) - 29. Mai, 01:16
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Tja, alle selber schuld, die keine Zeit haben oder zu
weit weg wohnen. Das war ein äußerst stimmungsvoller Abend. Als ich als erster in das Lokal kam und erfuhr, dass die Lesung im Hauptraum statt fände, war ich verwundert, weil mir das Lokal doch sehr klein vor kam. Doch als dann der Reihe nach alle ein trudelten und das Lokal uns gehörte, ging es sich wunderbar aus.
Die Lammkeule gab es noch vor der Lesung, was eine gute Basis für entspanntes Zuhören ergab.
Und jetzt kommen zwei Kritiken:
Eleonore:
Ich höre ihr gern zu. Sie singt sooo richtig. Manchmal entschuldigt sie sich während des Singens, weil ihr ein Ton gerade nicht gelingt oder sie die selbst gedichtete Hymne an die beiden Protagonistinnen B und M nicht lesen kann. Doch wenn sie "over the rainbow" intoniert, passt jeder Ton in Ausdruck, Stimmlage und Dynamik. Und die Emotionalität, die sie in den Song hineinlegt, klingt echt und berührt.
Sie involviert die Zuhörer und bringt sie zum Mitmachen und es kann mich verwundern, wie rhythmisch richtig dann mit gegluckst, mit geschischt oder noimmadoiert wird. Fad kann einem auch schon deswegen nicht werden, weil jede Musiknummer mit einem anderen Instrument gebracht wird, das schließt auch "kein Instrument" ein, wenn sie a capella singt.
Doch das ist alles viel zu eklektisch. Besser beschreibt es vermutlich der erste Satz: "Ich hörer ihr gerne zu."
Barbara:
Ich weiß nicht mehr, wie lange es her ist, dass ich sie das erste Mal bei einer Lesung erlebt habe. Mir fällt auf, dass sie gehörig an Selbstsicherheit gewonnen hat. Das waren zwar alles Freunde oder Freunde von Freunden (oder Freunde von Freundinnen, oder ... (weitere Gendervariationen bitte selbstständig ergänzen)), doch man merkt schon eine Selbstsicherheit, die zu recht vermutlich von den bereits früher stattgefundenen Lesungen her rührt. Ihre Geschichten regen ja schon beim Lesen zum Schmunzeln oder auch zur Besinnlichkeit an, doch vorgetragen wirken sie noch besser, stärker und die Situationen können besser visualisiert werden. Auch wenn ich die Geschichte vom Herwig Steiner schon gelesen hatte, habe ich mich aufs Neue köstlichst amüsiert.
Die abschließende Geschichte über den schweigsamen Heinz, der fast ein Bauer mit wirklichem Hochschulabschluss ist, hätte ich vor zwanzig Jahren schon kennen sollen. Dann hätte ich die Frauen besser verstanden. Die Wechselrede (nachdem vorher die Leere des Kühlschranks beschrieben wurde): "Hast Du gar kein Fleisch im Haus?" - "Doch, das schält gerade einen Hokkaido." die muss einer erst einmal einfallen. Insgesamt ist die Geschichte so verfasst, dass ich mich mit dem männlichen Protagonisten ja leider gar nicht identifizieren kann. Doch beim Folgen der Leserin in die immer dichter werdende Atmosphäre laufen bei mir die Erinnerungen an Bestehendes vorbei, die Aktionen, bei denen sich diese spontane und rasche Verdichtung bis hin zur Zweisamkeit eingestellt hat. Die Geschichte erinnert mich auch an das Bedauern, dass sich bei mir manchmal bei Bekannten einstellt, bei denen ich mir beim besten Willen nicht vorstellen kann, dass aufgrund einer momentanen "Zufälligkeit" die Zukunft für einen Augenblick oder für Stunden oder für Tage komplett aus den Augen verloren wird. Ich habe gelesen, dass Frauen etwas bedauern, was sie nicht gemacht haben, während Männer die verpassten Gelegenheiten bedauern.
Nun, diese Frau hat die Gelegenheit nicht verpasst und da scheint auch nichts zum Bereuen dabei gewesen zu sein.
-
Damit komme ich zum Schluss. Zu bedauern sind die, die aus den unterschiedlichsten Gründen nicht dabei sein konnten. Ihr könnt aber die Geschichten vom Herwig Steiner und auch andere direkt von Barbara bestellen und kaufen. Das richtet sich insbesonders an die Frankfurter Freunde:)
la-mamma - 29. Mai, 21:04

ich sag natürlich auch hier nochmal DANKE

ihr zwei habt gestern so viel kraft ausgestrahlt, das war einfach großartig. zu deinem anteil: vom ruhigeren beginn über die starken gedichte, den witzigen briefwechsel bis hin zum "verbalen" höhepunkt: alles hat gepasst! und weil ich doch mittlerweile fast annehme, dass eleonore auch mitliest: ein publikum so mitnehmen können, whow!
also: da gab's doch was mit überlagernden schwingungen und was da beim gleichklang draus wird ...

testsiegerin - 30. Mai, 15:14

Danke.
Jetzt bin ich gerührt, und ich find schön, dass ich auch die kritischen Geister erreicht hab. Mit Eleonore aufzutreten macht mir immer total Spaß, weil sie so viel Energie und Konzentration hat, und natürlich, weil sie so schön singt.
Und Danke fürs Lamm ;-)
Sternenstaub - 29. Mai, 22:42

gut schreib ich mein Kommentar hier auch nochmal her ;)))))

IMMERWIEDER ein Vergnügen dir und deinen Figuren zuzuhören und in diesem Fall u.a. mit der Eleonore mit zu singen - dass sie zwei meiner absoluten Lieblingslieder vortrug fand ich doppelt nett ;)))))

testsiegerin - 30. Mai, 15:15

was waren denn das für lieder?
mein absolutes lieblingslied hat sie ja leider nicht gesungen, das wäre als zugabe geplant gewesen, aber der wirt hat ja schon stress gehabt und wollte lieber die gläser waschen ;-)
mein lieblingssong von eleonore ist der "work song".
hans1962 (Gast) - 30. Mai, 01:25

merci

Ich trau' mich nicht zu kopieren ;)

testsiegerin - 30. Mai, 15:49

ich hab das ohnehin schon an anderer stelle gelesen und mich still gefreut. für mich sind das auch so momente, in denen ich total dankbar bin. für die chance, dass ich das, was ich so gern mache, auch tun darf. für das talent, das ich vielleicht doch hab. und wenn ich sehe, wie ich es schaffe, dass menschen mir zuhören, lächeln, sich tränen aus den augenwinkeln wischen, nachdenken, lachen.
hans1962 (Gast) - 30. Mai, 22:51

Ja. Es gibt Momente, die sind zum Weinen schön. Ich hab' mir eine Handvoll mit nach Hause genommen.
gerda (Gast) - 30. Mai, 13:53

ganz herzlich gratuliere ich dir zu der gelungenen lesung.
ich durfte dir ja auch schon zuhören und sag es hier gerne nochmal:
du hast wirklich eine ganz besondere art deine zuhörer in deinen bann zu ziehen und mit ihnen zu spielen. (positiv spielen, meine ich. eh klar.)

alles liebe dir
gerda

testsiegerin - 30. Mai, 16:01

liebe gerda,

vielleicht klappts ja tatsächlich im november im ruhrpott?

Weise Worte, wahr

"Schreiben ist wie küssen, nur ohne Lippen. Schreiben ist küssen mit dem Kopf." Aus Gut gegen Nordwind - Daniel Glattauer

Selbstgeschrieben


Barbara A. Fallnbügl (mein Mädchenname) Monika Pellkofer- Grießhammer
Jakob und der gewisse Herr Stinki


Barbara A. Lehner (Text) Eleonore Petzel (Musik)
Von Herzen und Seelen - CD

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