Gedichte

Sonntag, 4. Januar 2009

Dreckiges Lachen

Die gleißende Sonne blendet
warnt sie die Fremden
und drückt den Tschick
mitten im lachenden Gesicht auf dem Foto
aus
Fahren Sie lieber nicht raus
Der blaue Himmel
ist ein elender Betrüger


Oberflächlich
das Lachen
und seicht der See

Fahren Sie lieber nicht raus
wiederholt sie
und wirft Loch und Bild in den See

Um zu ertrinken
reicht eine dreckige Lache



(A.M. See)

Dienstag, 30. Dezember 2008

Doppelter Schotstek *

„Willst du meine ...?“
Die Yacht krängt
sich unter seinen Worten

Ihr Blick schweift
zu all den kleinen Häfen
abgetakelten Booten
zerschlissenen Segeln

Nein, denkt sie
meine eigene
Einsamkeit
ist mir genug
Ich brauche keinen Anker
sondern Flügel


„Ja“, sagt sie

mitten hinein
in Angst und Hoffnung




* Der Doppelte Schotstek verbindet ein festes mit einem dünnen flexiblen Seil. Die Knotenfestigkeit ist abhängig vom Dickenunterschied und von der Art und Oberfläche der Seile.

(A.M. See)

Sonntag, 28. Dezember 2008

Prima Ballerina von Podersdorf

Tanzen will sie

Mit scharfen Kufen
ritzt sie
tiefe Schnitte in die
Arme des Sees
und verbeugt sich

Tanzen will sie
und Pirouetten drehen


Sich selbst
spürt sie nur noch
wenn Gefahr
unter ihren Füßen knirscht
und beugt sich

Tanzen will sie
Pirouetten drehen
und schweben
(und leben)


Kein Applaus
Eis und Haut
immer eine Spur zu dünn


(A.M. See)

Samstag, 20. Dezember 2008

Jia mas!

Zwischen den Zehen Schlamm
statt Sand
der See nicht weiblich
der Kerl an den Lippen noch nicht männlich
und die Sehnsucht nach dem Meer
unendlich

Schilfgras rauchen
und den Wein zuckern
Lukas schmeckt nach Smart
nicht nach Samos

Ungeschickte Berührungen
vom langen Lucky
Vom Vater
Watschen

„Wehe Kind“, wütet er
„wehe, ich erwische dich noch einmal

wie du den Welschriesling
zuckerst.“


(A.M. See, aus "Das Segel des Loches")

Mittwoch, 17. Dezember 2008

stolz & scham

„a mensch“
hat die großmutter geseufzt
mich gegen ihre qualligen brüste gepresst
und trüb ins schlammige wasser
gestarrt

zwischen meinen beinen
kein strammer mast
bloß ein loch
statt stolz
nur scham

hier
im land der burgen
und des sees
zählte „a mensch“
nur als halber mensch

wie aber
stolz sein
auf etwas
das scham heißt?

(A.M. See)

Dieses Gedicht ist aus dem Lyrikband "Das Segel des Loches" von A.M.See.



Hier der Klappentext, entstanden im Blog von David Ramirer (https://davidramirer.twoday.net/stories/32-gratis-ideenspenden/), auch das Buchcover ist von ihm.

dicht / holen
wir die segel
wenden wieder
in die windschatten /
seite der nacht

fieren und frieren
nichts mehr im echo/
lot
lass uns abtauchen
und ankern
im schwarzen nichts


Dies ist eines von 23 Gedichten des schmalen Lyrikbändchens der im burgenländischen Seewinkel lebenden Autorin A.M. See. Gleichzeitig ist es der Anfang einer beklemmenden Reise in die Innen- und Außenwelten von Anna-Maria See, die mit bürgerlichem Namen Seewald heißt. Sie führt uns in die Abgründe ihrer Seele, in die Tiefen ihrer Ängste, zieht die Leser mit hinein in die Sümpfe ihrer Schuld und Scham. Mit ihr verfangen wir uns im Schilf der oberflächlichlichen Lüste und Sehnsüchte, die unerfüllt bleiben.
Nachdem schon ihr erster Lyrikband „Der Himmel des Sterns“ gleichermaßen Leserschaft und Kritik beeindruckt und aufgewühlt hat, setzt A.M. See mit diesem Werk noch eines drauf. Düster, doch niemals trostlos verarbeitet sie darin ihre triste Kindheit der Winter am Neusiedlersee, die ersten, glitschigen Küsse in den Schilfhütten und den Tod ihres im vorigen Sommer bei einem Sturm ums Leben gekommenen Segellehrers, mit dem sie eine ebenso obsessive wie geheime Lieb- und Leidenschaft verband.

„Ein Buch wie ein Gewitter am See. Schaurig-schön und gefährlich.“ (Pannonische Rundschau)


P.S. Das ist natürlich alles von mir, eh klar. A.M. See ist nur mein Lyrisches Ich.

Samstag, 8. November 2008

Ausradieren

Die strahlende Frau
auf der vergilbten Kinderzeichnung
war mal sie

Damals war der Lack
von den roten Stiefeln
noch nicht
ab/gebrochen
nicht das Herz
ungetrübt der Blick

Mit schwarzen Filzstiften
malt sie dicke Wolken
in den blauen Himmel
und dunkle Regentropfen
über ihren Kopf

Vielleicht sollte ich mich
einfach ausradieren
verschmiert sie mit dem Stück Gummi
lustleidend ihre Konturen
Kein Kummer mehr
und kein Schmerz
Immer dünner
wird das Papier
dem Zerreißen nahe

Das ist mein Bild
brüllt das Kind
vor Kummer und Schmerz
Du hast kein Recht es zu kaputten!

Mit neongelbem Leuchtstift
malt es trotzig
fette Sonnenstrahlen
zwischen die Regentropfen
Mit blutrotem Nagellack
ein Lächeln auf
Stiefel und Lippen

und unendlichen Scham
in ihre Seele

Donnerstag, 30. Oktober 2008

Kein Blatt vor dem Mund

Kein Blatt vor dem Mund
Keine Faust in der Tasche
Ich lach ohne Grund
und trink aus der Flasche

Kein Glück im Spiel
Kein Pech in der Liebe
Vom Rotwein zu viel
zu viel auch die Triebe

Keinen Stein im Brett
Kein Herz in der Hand
Einen geilen Mann im Bett
oder Sex an der Wand

Kein Brett vor dem Kopf
Wenig Dreck am Stecken
Pack das Leben beim Schopf
und wiege dein Becken

Keine Kohle auf der Bank
Kein Koks im Keller
Den Tiger im Tank
aber nix auf dem Teller

Keine Kraft in der Linken
In der Rechten kein Hirn
Vor Schande versinken
mit Schweiß auf der Stirn

Kein Arsch in der Hose
kein Feuer im Blick
Wolle kaufen Rose?
Scheiß auf die Politik

Im Korb keinen Hahn
Unter dem Scheffel kaum Licht
Keine Größe im Wahn
Sorry, das bin ich nicht

Flöhe in den Ohren
Kraft in den Lenden
Die Hoffnung nie verloren
und das Heft in beiden Händen

Kein Blatt vor dem Mund
Keine Faust in der Tasche
Ich lach ohne Grund
und trink aus der Flasche

Montag, 27. Oktober 2008

Reibung

Zieh dich aus
sagst du
mit deiner Reibeisenstimme

Ich schlüpfe aus meiner dünnen Seele
streiche sie behutsam glatt
hänge sie über die Lehne des Holzstuhls
krieche zu dir
und reibe
ganz nackt
ganz langsam
mein Herz an deinem

Du wirst schon sehen
hat meine Großmutter damals gesagt
die Wolle von meinen Händen gewickelt
und warme Strümpfe daraus gestrickt
Du wirst schon sehen:
Lieben tut weh

Jetzt sehe ich:
Es blutet
mir das Herz
und tropft auf den kalten Steinboden

Nicht nur deine Stimme
Auch dein Herz
ist aus Reibeisen

Montag, 20. Oktober 2008

Vielleicht

Im ruppigen Wald
steht sie
und lässt sich
den rauen Wind
ins Gesicht blasen
frei willig
heult sie mit den Wölfen
und wartet

Seit Tagen
und Nächten
steht sie da
betrachtet die dünnen Härchen
auf den Unterarrmen
und wartet

Vielleicht
denkt sie
kommt eine frostige Nacht
vielleicht muss ich
nur noch ein bisschen
fester frieren

bis es endlich
zu wachsen beginnt

das dicke Fell

Dienstag, 14. Oktober 2008

Entpuppt

Der Schmetterling in ihrem Bauch
entpuppte sich
als graumelierter Dickkopffalter
Eingesponnen in einen Kokon aus Kälte
lag er schwer im Magen

Sein Herzblut
- eben noch die Herzkammern geflutet
in ihrem Becken pulsiert
ins Hirn geströmt
- jetzt ein Gerinnsel in den Beinvenen

Einst lustvoll
Begehren in ihren Leib gekrallt
ihn gestreichelt mit Worten und Lippen
später sich wie eine Milbe in ihre Haut gegraben
und das System geschwächt

Den Parasiten abgeschüttelt
wippt das Becken
endlich
wieder im eigenen Rhythmus
flattern Orchideenschwärmer
in ihre Freiheit

Weise Worte, wahr

"Schreiben ist wie küssen, nur ohne Lippen. Schreiben ist küssen mit dem Kopf." Aus Gut gegen Nordwind - Daniel Glattauer

Selbstgeschrieben


Barbara A. Fallnbügl (mein Mädchenname) Monika Pellkofer- Grießhammer
Jakob und der gewisse Herr Stinki


Barbara A. Lehner (Text) Eleonore Petzel (Musik)
Von Herzen und Seelen - CD

Neu

Wie geht es unserer Testsiegerin?
Wie geht es unserer Testsiegerin?
Lo - 5. Feb, 17:25
Vielen Dank! Du findest...
Vielen Dank! Du findest mehr von mir auf facebook ;-)
testsiegerin - 30. Jan, 10:40
Kurschatten ' echt keinen...
auch wenn diese deine Kur schon im Juni...xx? war,...
kontor111 - 29. Jan, 09:13
zum entspannen...Angel...meint
wenn ich das nächste Mal im Bett liege, mich verzweifelt...
kontor111 - 29. Jan, 08:44
"Pinguin"
"Pinguin"
bonanzaMARGOT - 11. Mär, 11:11
Sleepless im Weinviertel
Ich liege im Bett. Ich bin müde. Ich lese. Eine Romanbiografie...
testsiegerin - 13. Jan, 11:30
... ich könnte mal wieder...
... ich könnte mal wieder eine brasko-geschichte schreiben.
bonanzaMARGOT - 8. Jan, 07:05
OHHH!
OHHH! Hier scheint bei Twoday etwas nicht zu stimmen. Hoffentlich...
Lo - 7. Jan, 13:36

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