Freitag, 12. Mai 2006

12. Tag

Viele meiner Seiten habe ich heute im Reisetagebuch vollgekritzelt. Ehrlich und kritisch war ich. Kritisch vor allem. Ich hatte an allem, was ich gesehen oder erlebt habe, etwas auszusetzen. Die Hügel waren zu sanft, der Wind zu böig, die Schuhe löchrig. Die Palatschinken waren nicht hauchdünn. Ich habe in meinen Reisenotizen objektiv berichtet und subjektiv gejammert, über die Entfernung zum Strand, die Kakerlaken im Hotel, den Lärm und den bestialischen Gestank.

Seiten später habe ich gemerkt, dass die Kritik mir gilt. Die beschriebenen Blätter wütend herausgerissen und gemeinsam mit den Kakerlaken verbrannt. Austeilen ist eine Sache, Einstecken eine andere, viel schwierigere. Ich gestehe, ich kann es nicht. Noch nicht, aber ich bin ja noch jung.
Wenn in einem halben Jahrhundert der Pfleger im Heim meine 94jährige Haut als runzlig und meine Knochen als porös bezeichnet, werde ich souverän lächeln. Mich darüber amüsieren, wenn die Bettnachbarin motzt, ich schnarche wie ein altes Schlachtross. Vielleicht werden mich meine Beine aus dem Gleichgewicht werfen, nicht aber solche Bemerkungen.

Ich sitze am Feuer, stochere in der Glut und bin ein Häufchen Elend. Die Seiten sind vollständig verbrannt. Niemand außer mir wird je erfahren, was ich geschrieben habe; was an meinen Störungen mich so stört.
Aber ich, ich erinnere mich noch an all die Worte und Sätze, die auf den Zetteln standen. Ich kann sie nicht aus meinem Gedächtnis radieren. Und so nagt sie an mir, die Selbstkritik, stellt mich in Frage, bringt mich ins Schleudern.
An Kritik wächst man, ich weiß. Will ich wirklich zwei Meter zehn groß werden? Nein, definitiv nicht. In der Größe kriegt man auch überhaupt keine geilen Schuhe mehr.

Damit ich wenigstens im hohen Alter gelassen bin, sollte ich endlich lernen, mit Kritik umzugehen. Ich kremple die Ärmel hoch und will mich ihr stellen. Halte einen Moment lang inne. Bedecke meine nackten Unterarme schnell wieder.

Ich glaube, es ist einfach noch ein bisschen zu früh.

Liebe Grüße vom Rand des Lagerfeuers
Für Kritik bin ich total offen.
Aber nur, wenn sie positiv ist ;-)

Weise Worte, wahr

"Schreiben ist wie küssen, nur ohne Lippen. Schreiben ist küssen mit dem Kopf." Aus Gut gegen Nordwind - Daniel Glattauer

Selbstgeschrieben


Barbara A. Fallnbügl (mein Mädchenname) Monika Pellkofer- Grießhammer
Jakob und der gewisse Herr Stinki


Barbara A. Lehner (Text) Eleonore Petzel (Musik)
Von Herzen und Seelen - CD

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