Sonntag, 6. Juni 2010

Abspecken

„Na Frau Müller, wie geht’s?“
Der Sachbearbeiter der Bundesagentur für Arbeit lächelte überheblich. Er genoss die neue Macht, die er hatte. Seit kurzem durfte er Leistungen an Arbeitslose vermehrt nach eigenem Ermessen verteilen und war nicht mehr durch gesetzliche Vorgaben gebunden.

Ingrid Müller schwieg und kramte nach einer Zigarette.
„Tun’s die Zigarette weg, Frau Müller“, meint er, „in öffentlichen Gebäuden ist rauchen verboten. Und so lange sie sich noch Zigaretten leisten können, scheinen Sie ja nicht am verhungern zu sein.“

„Bitte“, presste Ingrid Müller heraus, „wegen der Kinder.“
Sie fühlte sich gedemütigt. Die Frau Bundeskanzlerin wollte das so, weil man bei den Sozialmissbrauchern angeblich am meisten einsparen konnte. Frau Merkel wollte es sich schließlich nicht mit den Mächtigen anlegen, mit denen trank sie lieber Champagner. Hatz 4 – Bezieher waren da wesentlich pflegeleichter. Außerdem waren die schließlich schuld an der Banken-Krise. Hatten Konten mit nichts drauf und keine Aktien, an denen die sich bereichern konnten.

„Tut mir leid“, sagte der Sachbearbeiter, „wir müssen jetzt sparen. Sie wissen schon, wegen der Krise. Und seien wir uns ehrlich, die Kinder brauchen wirklich nicht jeden Sonntag ein Eis. Und Ihnen“, sein Blick wanderte von ihren Brüsten zu ihren Hüften, „Ihnen täte ein wenig abspecken auch nicht schaden.“

Ingrid Müller strich ihren Rock glatt und stand auf. „Nun dann...“
„Ich hätte da schon noch eine Idee“, rieb der Sachbearbeiter sein kantiges Kinn. „Es liegt ja nun in meinem Ermessen, seit sie die Gesetze für Sozialschmarotzer abgeschafft haben. Ich könnte Ihnen gern ein bisschen entgegenkommen, wenn Sie mir auch ein bisschen entgegenkommen. Der Sommer soll sehr feucht werden, und Sie brauchen ja noch Gummistiefel für die Kinder, oder?“
Ingrid Müller nickte. „Wie meinen Sie das?“, fragte sie arglos.
Der Sachbearbeiter stand auf und öffnete langsam den Reißverschluss seiner Hose. „Es liegt in meiner Hand, murmelte er, „ob Ihre Kleine weiterhin Blockflöte lernen kann. In meiner Hand...“, er grinste süffisant, „... und in Ihrem Mund.“


Sie würde nicht in die Knie gehen, dachte Ingrid Müller und presste die Lippen aufeinander. Sie nicht.
„Na? Ich hab gehört, die Stromrechnung ist auch noch offen?“

Ingrid Müller ging in die Knie.

Und dann biss sie zu.


http://derstandard.at/1271378244941/Der-Sozialstaat-muss-abspecken

Weise Worte, wahr

"Schreiben ist wie küssen, nur ohne Lippen. Schreiben ist küssen mit dem Kopf." Aus Gut gegen Nordwind - Daniel Glattauer

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Barbara A. Fallnbügl (mein Mädchenname) Monika Pellkofer- Grießhammer
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Barbara A. Lehner (Text) Eleonore Petzel (Musik)
Von Herzen und Seelen - CD

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