Montag, 23. Mai 2011

Die Prinzen Sinus und Cosinus

„Ich kann das einfach nicht“, brüllte die kleine Prinzessin zornig. „Ich bin zu blöd dafür. Ich verstehe das nicht. Ich will das nicht verstehen. Und überhaupt: Die Prinzen Sinus und Cosinus interessieren mich nicht, ich werde mich niemals in sie verlieben. Nie-, nie-, niemals!“ So zornig war sie, dass das Pferd, auf dem sie ritt, wilde, gefährliche Laute von sich gab.

Ein gewichtiger, weiser Gelehrter, kam des Weges. Er saß auf keinem Pferd, sondern fuhr bedächtig in der Kutsche auf dem breiten Weg im Schlosspark. Er trank Tee. „Wenn du die Herren erst richtig kennenlernst, wirst du sie verstehen“, sagte er, „du wirst ihre Gedanken nachvollziehen können und sie irgendwann in dein Herz schließen.“
Die Prinzessin lachte den gewichtigen Gelehrten aus. „Niemals“, spottete sie. „Die sind hässlich. Sie denken mir viel zu konfus. Und überhaupt, wozu brauche ich die? Ich kann meinen Weg auch ohne sie gehen.“
„Sie denken logisch. Und ihre Gedanken sind Teil des alltäglichen Lebens. Du wirst ihnen immer wieder über den Weg laufen und irgendwann froh sein, dass du sie kennst.“
„Niemals“, sagte die Prinzessin, aber es klang ein wenig kleinlauter als noch vorhin.
„Lass es mich dir beweisen“, bat der Gelehrte, der nicht nur weise, sondern auch überaus ehrgeizig war. „Heute in einem Jahr wirst du vor einer schwierigen Aufgabe stehen. Ich verspreche dir, du wirst sie meisterlich lösen. Wenn du meine Hilfe annimmst.“

Die Prinzessin erbat sich Bedenkzeit. Na ja, dachte sie, es wäre schon schön, wenn sie mit viel Bauchweh und irgendwie diese Aufgaben lösen könnte. Sie musste es ja nicht wirklich verstehen. Nur ein bisschen. Nur genug für die kaiserliche Prüfung.
„Was muss ich dafür tun?“, fragte sie, denn die Prinzessin war sehr faul. Ihre freie Zeit verbrachte sie am liebsten in einer kleinen Höhle in der Schweiz und schlief.
„Dich einlassen.“
„Yepp“, sagte die Prinzessin nach ihrer Bedenkzeit, doch sehr überzeugt war sie nicht. Ganz im Gegensatz zum weisen, gewichtigen Gelehrten, der von sich ausgenommen überzeugt war. Und so musste die Prinzessin unter seiner Anleitung in den folgenden Monaten ständig neue Aufgaben meistern, schwierige Rätsel lösen und scheinbar unüberwindbare Hindernisse überwinden. Der Gelehrte quälte sie... und sie ließ sich quälen. Bis sie eines Abends zur Königin sagte: "Heute ist mir ein Licht aufgegangen."

„Ich brauche dich nicht mehr“, sagte die Prinzessin wenig später zum Gelehrten. Ein anderer Mann wäre traurig und enttäuscht gewesen ob dieser Mitteilung. Nicht so der weise Gelehrte. Er war stolz darauf, sich überflüssig gemacht zu haben und freute sich, als er hörte, dass die kleine Prinzessin ihrerseits Prinzessinnen aus dem Nachbarreich Gutenachtgeschichten über die beiden Prinzen und ihre Freunde erzählte.
„Schön find ich sie ja immer noch nicht“, zwinkerte die Prinzessin, „aber nicht uninteressant. Und gar nicht so schwierig zu verstehen, irgendwie. Man muss nur wissen, wie sie ticken.“

Der Tag der großen Prüfung vor der großen Kommission kam. Die Prinzessin war gut. Richtig gut. Nur ein klitzekleiner Fehler schlich sich in die Überlegungen der kleinen Prinzessin. Der machte die Prinzessin wütend auf sich selbst. „Dabei hab ich es gewusst“, tobte sie, „ich hab alles gewusst. Scheiß Fehler!“ Sie fluchte. „Dabei wollte ich es so gern meisterlich schaffen. Und jetzt bin ich nur gut.“

Die Königin – für sie waren die Prinzen Cosinus und Sinus nichts als weit entfernte Verwandte, mit denen sie keinen Kontakt hatte – nahm die kleine Prinzessin in die Arme und tröstete sie. Sie war sehr stolz auf ihre Prinzessin. Auf ihren starken Willen. Ihr Einlassen und darauf, sich der schwierigen Aufgabe gestellt zu haben. Die Königin war aber auch sehr dankbar. Dem weisen, gewichtigen Gelehrten, der sein Versprechen nicht nur gehalten, sondern übertroffen hatte.

Weise Worte, wahr

"Schreiben ist wie küssen, nur ohne Lippen. Schreiben ist küssen mit dem Kopf." Aus Gut gegen Nordwind - Daniel Glattauer

Selbstgeschrieben


Barbara A. Fallnbügl (mein Mädchenname) Monika Pellkofer- Grießhammer
Jakob und der gewisse Herr Stinki


Barbara A. Lehner (Text) Eleonore Petzel (Musik)
Von Herzen und Seelen - CD

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