Dienstag, 30. Oktober 2012

Es ist nie zu spät ...

Ich bin keine berühmte Schriftstellerin. Nicht nur, weil ich nicht gut genug schreibe, das wäre nicht das Problem. Es gibt viele Autoren, die auch nicht gut schreiben, aber trotzdem berühmt sind. E.L.James zum Beispiel mit ihren 50 Grautönen oder Uwe Tellkamp.

Wenigstens weiß ich jetzt, warum ich es nicht geschafft habe.
Ich bin glücklich. Und ich habe in meinem Leben nichts wirklich Schlimmes erlebt, wenn man von Schulden, ein paar Todes- und Unfällen absieht, aber das passiert ja jedem.
Fast alle berühmten Autoren hatten eine entsetzliche Kindheit oder tragische Erfahrungen. Die meisten sogar beides.
Ich war nie im Krieg. In gar keinem. Nicht im Weltkrieg, nicht in Bosnien und schon gar nicht im Irak. Zu spät geboren oder am falschen Ort. Ich war weder in der SS noch in Gefangenschaft, nicht einmal in amerikanischer, wie Günther Grass. Nicht, dass ich die Herrschaften darum beneide, verstehen Sie mich nicht falsch, aber mir fehlt dieser Wettbewerbsvorteil.
Ich leide weder an Depressionen – ok, ein kleines bisschen schon, nachdem heute ein Schreiben eines Inkassobüros kam - noch an einer bipolaren Störung wie Virginia Woolf. Ich fühlte mich innerlich niemals „so wund, dass mir, ich möchte fast sagen, wenn ich die Nase aus dem Fenster stecke, das Tageslicht wehe tut, das mir darauf schimmert“, und so ist es zwar ziemlich unwahrscheinlich, dass ich mich wie Heinrich von Kleist erschießen werde, es ist aber genauso unwahrscheinlich, dass ich jemals so berühmt werde. Meine Mutter war keine herrische Person wie die Mutter von der Jelinek, und sie zwang mich nicht zum Klavierunterricht. Mein Papa, dieser rücksichtslose Kerl, verbrachte seine Zeit lieber in den Bergen, als dass er wie der Vater von Dario Fo im antifaschistischen Widerstand aktiv war.
Das verzeihe ich meinen Eltern nie.

Der Psychoanalytiker Ben Furman hat gesagt, es sei nie zu spät, eine glückliche Kindheit gehabt zu haben.
Vielleicht gilt das ja auch für die unglückliche Kindheit. Ich arbeite daran.
Ich erinnere mich dunkel, dass mir meine kleine Schwester einst mein Hans Krankl T- Shirt vom Leib riss, weil Rapid Wien bei Derby gewonnen hatte. So tief hat sich dieses Trauma eingebrannt, dass ich es 40 Jahre lang verdrängt habe. Verdrängen musste, um nicht daran zugrunde zu gehen. Und überhaupt: Meine Mama hat mich – analog zur Mama von Rilke – gelegentlich in Lederhosen gesteckt. Können Sie sich vorstellen, was das für meine Identitätsfindung bedeutet hat?
Und bevor ich vergesse, es zu erwähnen: Im Knast war ich auch. Fünf Jahre. Wie Vaclav Havel. O.k., ich hab dort gearbeitet, aber lustig war das nicht immer.
Während der sensiblen Phase meiner Pubertät hatte ich manchmal Hausarrest und Fernsehverbot. So etwas hinterlässt Narben, die vielleicht dazu beitragen können, dass aus mir doch noch eine große Autorin wird. An Hunger litt ich zwar nie, aber mein Vater bekam immer das größte Stück Fleisch. Leicht war das nicht.

Gut, ich bin weder Rosa Luxemburg noch Nelson Mandela. Außenseiterin bin ich, obwohl ich weder Rosa noch schwarz bin. Hier im Dorf bin ich sogar Außenseiterin, weil ich nicht schwarz bin.
Und seien wir ehrlich, ist es nicht ein bisschen wie Zwangsarbeit, dass ich als Kind genötigt wurde, frische Kräuter aus dem Garten zu holen? Man hat mich ausgelacht, weil ich Petersilie mit Schnittlauch verwechselt habe. Mobbing nennt man das heute wohl.
Paranoid bin ich zwar nicht, aber wenn ich es recht bedenke, dann waren schon einige hinter mir her.
Ich war zwar nie in einem nationalsozialistischen Erziehungsheim wie Thomas Bernhard, aber in einem Studentinnenheim des Opus Dei. Ich muss gestehen, ich habe damals Kerzen gestohlen. Wie Karl May aus dem Gymnasium. Ihn hat man deshalb von der Schule verwiesen und er hat sich den Schatz im Silbersee ausgedacht. Mich haben sie nicht erwischt, leider. Drum hab ich nur den Stinki geschrieben.

Keine meiner Beziehungen war so schwierig wie die von Simone de Beauvoir mit Sartre. Aber mit Männern hab ich wahrlich genug durchgemacht. Nicht nur Nächte. Und das ist noch nicht vorbei, fürchte ich. Hoffe ich.

Ich glaube, ich habe doch noch eine kleine Chance.



(2005 - überarbeitet 2012)

Weise Worte, wahr

"Schreiben ist wie küssen, nur ohne Lippen. Schreiben ist küssen mit dem Kopf." Aus Gut gegen Nordwind - Daniel Glattauer

Selbstgeschrieben


Barbara A. Fallnbügl (mein Mädchenname) Monika Pellkofer- Grießhammer
Jakob und der gewisse Herr Stinki


Barbara A. Lehner (Text) Eleonore Petzel (Musik)
Von Herzen und Seelen - CD

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