Samstag, 6. Juli 2013

Tod und Humor

Der Tod macht humorvoll, steht auf der ORF-Seite. Die Überschrift macht mich neugierig, steht mir ins Gesicht geschrieben. Bevor ich die Meldung anklicke, beginnt meine Hirnmaschine zu rattern. Der Tod macht also humorvoll. Liegen wir unter der Erde und lachen uns ins verwesende Fäustchen, weil wir es hinter uns haben? Bin ich irgendwann ein Häufchen Asche, das sich nicht einkriegen kann und das es vor Lachen durcheinanderschüttelt?
Ich klicke die Meldung an. Menschen, die sich intensiv mit dem Tod auseinandersetzen, haben einen Hang zum schwarzen Humor und zur Ironie. Aha. Unter Wissenschaft steht der Artikel, also gibt es dazu eine Studie. Wahrscheinlich gibt es auch eine Studie, die das Gegenteil herausgefunden hat. Menschen, die sich nicht mit dem Tod auseinandersetzen, sind lustiger.

Wie findet man wissenschaftlich heraus, ob sich jemand intensiv mit dem Tod auseinandersetzt? Farbgebung der Hirnströme? Oh je, Frau Lehner, alles schwarz. Ein dunkelschwarzes, tiefes Loch in ihrem Gehirn. Sie sollten nicht so viel an den Tod denken. Ich breche in gurgelndes Lachen aus. Sehen Sie, sagt der Studierende. Das ist der Beweis. Sie haben grad an den Tod gedacht. Ich denke immer wieder an den Tod. Kann man nicht an den Tod denken, an die eigene Vergänglichkeit und die der anderen? Ich denke an Ribiselsaft. Ich trinke ein Glas Ribiselsaft auf den Tod. Morgen werde ich Ribiselsaft machen. Zwiebelconfit will ich auch machen, bevor ich sterbe. „Ich hab mir Zwiebelmarmelade auf die Buttersemmel geschmiert“, erzählt die Sekretärin, „das hat grausig geschmeckt.“ Sie hat die Marmelade weggeschmissen. Die Buttersemmel auch. Wenigstens setzt sie sich mit vernünftigen Dingen auseinander und nicht die ganze Zeit mit dem Tod. Ich setz mich mit dem Tod zusammen. „Keinen Alkohol heute“, sage ich und nippe am Ribiselsaft, „ich hatte gestern zu viel.“ Der Tod lacht. Vielleicht mache ich eine Studie dazu. Tode, die sich mit Menschen zusammensetzen und mit ihnen Champagner oder Ribiselsaft trinken, sind fröhlicher als die, die sich schweigsam von hinten heranschleichen und das Bajonett durch die Brust jagen.
Ich kann den Tod nicht besiegen. Ich kann ihn nicht mal verdrängen, denn er ist immer da. Schon bei unserer Geburt linst er um die Ecke, grinst, er linst und grinst also und flüstert beinahe unhörbar: Irgendwann gehörst du mir. Es ist nur eine Frage der Zeit.

Was hat der Ribiselsaft mit Humor und Tod zu tun? Humor hat den selben Wortstamm wie Humus, humid, human gar? Humor ist feucht, nach antiker Ansicht war die Stimmung eines Menschen abhängig von den im Körper wirksamen Säften. Im Leben wie im Tod saftelt man. Ribisel saftelt man auch.

Und wenn ich ihn nicht besiegen, nicht verdrängen und nicht abschaffen kann, dann kann ich ihm nur mit Humor begegnen. Nein, ich lache ihn nicht aus, das wäre vermessen. Ich lache einfach. Nicht, weil alles so lustig ist. Das Lachen dient in diesem Fall lediglich dem Spannungsabbau, das habe ich auf dem Ekelseminar vorige Woche gelernt. Der Körper schüttelt die Angst und den Ekel, den wir angesichts des Todes empfinden, einfach weg.
Den schweren Kopf, den ich vom Champagner gestern hab, schüttle ich nicht weg. Den bewege ich nur ganz sanft. Und mach dann Ribiselsaft. Oder Zwiebelconfit. Oder ich schlaf einfach noch ein bisschen.

Weise Worte, wahr

"Schreiben ist wie küssen, nur ohne Lippen. Schreiben ist küssen mit dem Kopf." Aus Gut gegen Nordwind - Daniel Glattauer

Selbstgeschrieben


Barbara A. Fallnbügl (mein Mädchenname) Monika Pellkofer- Grießhammer
Jakob und der gewisse Herr Stinki


Barbara A. Lehner (Text) Eleonore Petzel (Musik)
Von Herzen und Seelen - CD

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