Sonntag, 21. Juli 2013

Wer gibt?

Ein neuer Tag. Ein neuer Anfang. Neue Chancen. Neues Spiel, neues Glück.

Die Karten werden neu gemischt. "Wer gibt?" Petrus sagt, er wäre nur fürs Wetter zuständig, "ich geb Sonne, Wärme, ein leichtes Lüftchen, sonst nichts, heute. Ich mag mich auch mal ausruhen."

"Gott soll geben", sagt jemand, "der ist dafür zuständig".
"Wie soll jemand geben, den es vielleicht gar nicht gibt?", wende ich ein. "Also ich geb nicht", sagt die Vergangenheit, "ich hab erst gestern gegeben." Schicksal und Glück streiten, als das Glück die Karten an sich reißen will. "Du kannst nicht geben", sagt das Schicksal, "weil du immer nur gute Karten gibst, und wie langweilig ist ein Spiel, in dem alle gewinnen." Jetzt mischt sich auch noch das Unglück ein. "Du würdest vor lauter Mitleid lauter Joker verteilen", sagt es, "aber mit lauter Jokern kann man nicht mal Jolly spielen. Neben den Trümpfen braucht es auch die Nieten, die Karten, die nichts wert sind und von allen anderen gestochen werden."
„Wer gibt?“, frage ich noch mal, schon ein wenig ungeduldiger.
„Na gut, dann geb ich halt wieder mal, bin ich ja gewöhnt“, seufzt das Leben. Es legt die Karten verdeckt auf den Tisch und verteilt sie mit offenen Händen, bringt sie in eine andere Formation, um sie danach wieder in einem Stapel zu sammeln. Ich sitze gespannt da und warte auf meine Karten. Hoffe auf ein paar Asse. Aber auch die können unangenehm sein, wenn jemand beim Bauernschnapsen einen Bettler ansagt. Und die Glatze beim Tarock, die so ausschaut wie ein Ass, die ist genau Null wert.

„Was wird überhaupt gespielt?“, fällt mir rechtzeitig ein.
„Ach, das ist nicht so wichtig“, sagt ein Mitspieler. „Wenn das Leben gibt, spielt jeder sein eigenes Spiel.“
„Und nach welchen Regeln?“
Der Anarchist unter den Spielern lacht.
Ich sortiere die Karten in meiner Hand, als mir auffällt, dass nicht einmal die Anzahl der Karten gerecht verteilt ist.
„Uno“, sagt die Spielerin links von mir und freut sich. "Ich bin gleich fertig."
Ich hab noch nicht mal angefangen, denke ich. In einem unbeobachteten Moment schiebe ich mir den Herzkönig in meinen Ärmel. Wer weiß, wofür der noch mal gut ist.
„Vierzig“, sagt mein Gegenüber an.
„Fünfzig“, gebe ich zurück. „Fast schon 51.“
Ich habe den Sküs, den Narren, in der Hand, die höchste Karte im Tarock, aber niemand will Tarock spielen.
„Zu kompliziert“, sagt der Eremit und legt eine Patience. Sie geht nicht auf, wie alle anderen zuvor.

So sehr hab ich mich aufs Spiel gefreut und so einsam fühle ich mich jetzt. Wütend schmeiße ich meine Karten auf den riesigen Tisch. „Ich spiel nicht mehr mit!“, schreie ich, aber auch das scheint den anderen egal zu sein. Das Kind neben mir – oder ist es das Kind in mir? – sortiert selbstverliebt seine Rennauto-Karten. „3.200 Kubik“, sagt es, und „260 PS.“ Es braucht nur noch den roten Ferrari zu seinem Glück.
Der Spieler mit der dunklen Brille pokert hoch. „All in“, schiebt er alle Jetons in die Mitte des Spieltisches. Alles oder nichts. Leben oder Tod.

Die weißhaarige Alte, möglicherweise eine Weise, breitet ein rotes Samttuch aus und breitet darauf kunstvoll das Blatt fächerförmig aus. „Leg die linke Hand auf dein Herz und zieh eine Karte“, befiehlt sie. Ich lege. Ich ziehe. Ich schaue.

Die XIII. Ein weißes Pferd. Darauf ein Skelett in einer Ritterrüstung. Der Tod. In seiner Hand eine schwarze Flagge mit einer weißen Rose. Im Hintergrund eine Sonne. Geht sie auf? Geht sie unter?
Als die weise Weiße das Entsetzen in meinen Augen flackern sieht, streicht sie mir beruhigend über den Arm. „Der Tod steht auch für einen Neubeginn“, sagt sie. „Jeder Tag ist ein neuer Anfang.“ Und dann kichert sie hämisch. „Aber nicht für jeden.“

Weise Worte, wahr

"Schreiben ist wie küssen, nur ohne Lippen. Schreiben ist küssen mit dem Kopf." Aus Gut gegen Nordwind - Daniel Glattauer

Selbstgeschrieben


Barbara A. Fallnbügl (mein Mädchenname) Monika Pellkofer- Grießhammer
Jakob und der gewisse Herr Stinki


Barbara A. Lehner (Text) Eleonore Petzel (Musik)
Von Herzen und Seelen - CD

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