bg

Montag, 8. Mai 2006

Tag 8 - Die Erkenntnis

Wo bin ich denn hier gelandet?

Ratlos stehe ich inmitten einer nicht enden wollenden Landschaft. Pflanzen, die ich noch nie gesehen habe, grauhaarige Gestalten, die mir die Zunge herausstrecken und Formeln in den Sand malen. Früchte, deren Namen ich nicht kenne, Berge, so hoch, dass sie die Wolken berühren und Leute, die versuchen, sie zu messen und zu wiegen. Dazwischen komplizierte Konstrukte und Brücken. Menschen in weißen Mänteln, die bunte Flüssigkeiten in Phiolen aus Glas schütteln.

Ich schüttle nur den Kopf.

„Du bist in der Welt des Wissens“, sagt eine alte, weise Frau zu mir. (Ich atme erleichtert auf, denn in den Märchen sind die Weisen meist männlich und das kommt mir als Feministin so gar nicht entgegen.)
„Wunderbar“, sagt meine Selbstüberschätzung, „hier fühle ich mich zu Hause.“ Ich schnüre meinen Rucksack auf und beginne damit, das Wissen, das hier so achtlos herumliegt, hineinzustopfen.
Die Frau lacht und dreht meinen Beutel auf den Kopf, so dass alles wieder herausfällt. „Halt!“, sagt sie. "Zuviel Wissen kann belasten, wenn man nicht daran gewöhnt ist. Außerdem musst du es dir erarbeiten. Schau dort drüben, dieses Feld, es gehört dir.“ Erarbeiten? Ich? Bin ich in einem Märchen oder was?
Enttäuscht starre ich auf das Fleckchen Erde, zu dem sie mich begleitet. So groß wie der Schrebergarten meiner Tante, und ein paar verdörrte Pflänzchen wachsen darauf. Löwenzahn, Vergissmeinnicht und Schafgarbe. Hier ist so gar nichts Exotisches.
Ich stolpere und falle in eine Wissenslücke. Und noch einmal. Bald habe ich das Gefühl, ich bestehe ausschließlich aus Wissenslücken.
Ein Rinnsal zieht eine Furche durch meinen Acker der Ahnungslosigkeit. „Das ist der Fluss deiner Fantasie.“
Die Alte macht mich fertig. Meine Fantasie ist ein reißender Strom, keine mickrige Regenlacke. Ich kremple die Ärmel auf. Erst werde ich hier mal ordentlich umgraben, damit etwas wächst. Und rumgrübeln, damit ich wachse. Nachts wenn sie schläft, werde ich einen Tunnel buddeln, durch den Wald der Neugierde. Und auf hohem Niveau wieder das Tageslicht erblicken.
Ich grabe mich durch dicke Bücher und langweilige Gespräche. Das ständige Lernen macht mich schnell müde. Schließlich überrumpelt mich meine Faulheit. Sie zwingt mich in die Knie. Ich rapple mich auf, lehne mich lässig lächelnd an den Baum der Erkenntnis, schließe die Augen und warte. Darauf, dass die reifen Früchte des Lebens und Wissens auch ohne mein Zutun auf mich herabfallen.
Und tatsächlich habe ich eine Erkenntnis. Die, dass der Baum nur ein Apfelbaum und das Ding auf meinem Kopf eine Beule ist.

Noch immer hoffe ich, dass die weise Frau wiederkommt und mir sagt, dass alles nur eine Verwechslung war. Dass der kleine Acker für jemand anderen bestimmt ist und mir die Luftschlösser mit dem Durchblick gehören. Dass ich es nicht mehr weit habe zur Erleuchtung.

Doch die Alte bleibt verschwunden.
Irgendwie war mein kleiner Acker aber auch schön, denke ich, als ich zurückwandere, und die Erde hat fruchtbar ausgeschaut. Ich werde bunte Blumen pflanzen und zwei bescheidene Bäume. Die werde ich fleißig gießen und eine Hängematte von einem zum anderen spannen. Zum Ausruhen.

Guten Abend nach Hause

Zwar weiß ich viel, doch will ich alles wissen.

Scio nescio
B.

Sonntag, 7. Mai 2006

Am 7. Tag

Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Werke tun. Aber am siebenten Tage ist der Sabbat des HERRN, deines Gottes. Da sollst du keine Arbeit tun, auch nicht dein Sohn, deine Tochter, dein Knecht, deine Magd, dein Vieh, auch nicht dein Fremdling, der in deiner Stadt lebt.

Das ist praktisch. Ich werde heute also ruhen. Was auch praktisch ist, ist die Tatsache, dass da zwar die Rede von meinen Kindern und den Hühnern ist (die halten sich aber nicht an den Ruhetag und legen trotzdem ein Ei), von meinem Mann steht da allerdings nichts. Soll er also ruhig arbeiten, während wir uns von der anstrengenden Woche erholen und träge in den Himmel schauen.

Die Faulheit begleitet mich seit vielen Jahren. In Wahrheit sind wir beste Freundinnen, aber das darf man nicht laut sagen, denn in unserer Gesellschaft gilt nur, wer dynamisch, fleißig und ständig unterwegs ist.

Wie bitte? In meiner Faulheit war ich schon am vierten Tag? Na und? Ich habe mich auf meiner Reise verirrt, bin die letzten drei Tage sozusagen im Kreis gegangen und jetzt eben wieder hier gelandet. So etwas kann passieren. Nicht jedem, zugegebenweise, aber mir. Irgendwie find ich es auch ganz gemütlich da.

In Wahrheit würde ich ja gerne etwas tun. Den ultimativen Roman des dritten Jahrtausends beginnen, zum Beispiel, oder wenigstens die Wäsche aufhängen. Aber ich darf nicht. Gott will mich schließlich unbedingt an seiner Ruhe teilhaben lassen, warum auch immer. Morgen schaffe ich dann wieder irgendetwas, ein paar neue Planeten vielleicht oder irgendwelche Todsünden. Möglicherweise male ich auch die Wolken rosarot an.
„Wenn du mit dem Bügeln fertig bist, koch mir bitte ein Spargelrisotto!“, rufe ich meinem Mann zu, „mit grünem Salat. Vergiss das Kernöl nicht. Danach bring den Müll hinaus und putz das Klo.“ Ich beneide ihn, dass er an diesem sonnigen Tag schuften darf, während der Rest unserer Familie sich ausruhen muss.
Sogar der Katze habe ich verboten, heute Mäuse zu fangen. Auch sie soll den siebenten Tag ehren.

In meine Faulheit schleicht sich das schlechte Gewissen. Ist das wirklich gerecht, dass ein Teil der Welt arbeitet, während der andere gar nichts tut?
Ich kann zwar nichts dafür, dass Gott und sein Ghostwriter in der Aufzählung auf meinen Mann vergessen haben, aber ich beschließe, die heutige Karte selbst zu schreiben.

Schönen guten Tag,
Ich schicke liebe Grüße aus der Ruhe. Schon wieder, fragt ihr? Ja.
Man gönnt sich ja sonst nichts auch sonst alles.
Eure Barbara

P.S. Die Erkenntnis des Tages: Ruhen ist schön, wenn man darf, kann aber langweilen, wenn man muss.

Freitag, 14. April 2006

Der Berg gibt, der Berg nimmt

(Morgen wäre meine Mutter 66 Jahre alt geworden. Der Text entstand vor knapp drei Jahren)


„Mama“, meine Tochter schreit aufgeregt ins Telefon. „Mama, wir haben elf Küken. Die sind ursüß!“
Ich freue mich auf zu Hause. Auf die elf indischen Laufenten-Küken. Auf die strahlenden Augen meiner Kinder. Das Leben ist schön.

Mein Handy piept. Ein Anruf meines Vaters. Wahrscheinlich sitzt er grad auf irgendeinem Berggipfel und schaut in die Sonne. Er ruft mich gern an, wenn er auf Berggipfeln sitzt. Ich freue mich, dass er solche Augenblicke mit mir teilt.
"Hallo Papa", melde ich mich und lächle. Im nächsten Moment erstarre ich.
Er schluchzt. Etwas Schreckliches muss passiert sein.
„Mama ist tot.“

Ich fasse es nicht. Ich will es nicht fassen. Nein, Mama kann nicht tot sein. Das geht überhaupt nicht. Wir haben doch vor ein paar Tagen noch telefoniert und sie war kerngesund.
„Nein, Nein, Nein!“ brülle ich in den Hörer. „Bitte sag, dass das nicht wahr ist!“
Er sagt nichts, er weint nur.

Es ist wahr. Mama war 63. Sie ist siebzig Meter in eine Schlucht gestürzt. Vater war nicht dabei. Die Wanderung war ihm zu leicht.
Mama war sofort tot. Genickbruch. Sie hat die Berge so geliebt. Warum haben die Berge sie nicht ebenso geliebt? Oder haben sie das und sie deshalb zu sich geholt?

Wir waren oft gemeinsam in den Bergen, früher. Ich lässig mit den Händen in den Hosentaschen. Aus Protest. Ich wollte nicht wandern. Schon gar nicht mit dieser peinlichen Kniebundhose. Eines Tages hat Mama mir die Hosentaschen einfach zugenäht. Wenn du fällst, kannst du dich nicht abstützen, hat sie gesagt.
Mama hatte die Hände nicht in den Taschen. Mama hat versucht, sich festzuhalten.

Ich hatte immer Angst, dass die Berge mir meinen Vater stehlen. Ein Spinner, sagen manche, weil er den Bergen verfallen ist. Ein Mensch, der alles was er macht, voller Leidenschaft tut.
Aber er hat die Berge überlebt. Aus Südamerika kam er mit Typhus zurück, aber er hat überlebt.

Zehn Minuten vor ihrem Tod haben sie miteinander telefoniert. Und sich auf den gemeinsamen Nachmittagskaffee gefreut, erzählt er stockend. Papa hat noch nicht oft geweint. Zumindest nicht vor uns Kindern.
Er hätte ihr nicht helfen können, als sie auf feuchtem Laub ausgerutscht und siebzig Meter in die Tiefe gefallen ist.
„Es war Schicksal“, versucht er mich zu trösten. Und wohl in erster Linie sich selbst.

Vater will in die Schlucht. Bei ihrem Sturz über die Felsen ist ihre goldene Halskette abgerissen. Ein Geschenk von ihm.
Er will sich abseilen und sich dort von ihr verabschieden, wo sie gestorben ist. „Vielleicht find ich ja den Anhänger“, hofft er.
Es war ein Herz.

Wann hab ich ihr zum letzten Mal gesagt, wie wichtig sie mir ist?

Wenigstens meinem Papa hab ich’s gesagt, jetzt am Telefon.
Das weiß ich eh, ich dich auch. Und Mama hat das auch gewusst, meint er, als könnte er meine Gedanken lesen.

Es passiert fast jedem. Fast alle Menschen verlieren ihre Mutter. Nur manchmal, und da ist dann das Schicksal noch grausamer, verlieren Mütter ihre Kinder.
Das Leben ist nicht gerecht. Das weiß ich schon lange. Meine Eltern waren glücklich. Genossen ihre Pension. Das Leben. Die Enkelkinder. Junge vitale glückliche Großeltern. Wie aus der Fernsehwerbung, nur in echt, wie meine Tochter oft stolz verkündet.

Mein Vater hat sich auf die Goldene Hochzeit gefreut. So gerne wollte er seine Frau noch einmal heiraten. Vor aller Augen. Sie haben sich gewünscht, dass die Enkeltöchter Dirndlkleider anziehen.

„Jetzt wird es keine Goldene Hochzeit geben“, sagt meine Tochter, als sie hört, was passiert ist. “Wenigstens muss ich kein Dirndl anziehen.“

Mein Sohn redet nicht viel. Ich hätte gern gewusst, wie es ihm geht.

Die Kinder waren oft bei ihr. Oder haben sie angerufen, einfach so. Einfach, um zu sagen: Ich hab dich lieb, Oma.

Schöne Kleider sollen wir kaufen für die Kinder, fürs Begräbnis. Er wird sie bezahlen, sagt mein Vater. Mama wäre das wichtig gewesen.
Ja, ich weiß. Darüber haben wir oft diskutiert. Sie werden hübsche Kleider tragen, Mama, das verspreche ich dir. Ich werde sie sogar bügeln.
Ich hab Angst. Angst davor, dass jetzt Papa in ein tiefes Loch fällt. Angst vor dem Begräbnis. Angst davor, in ihre Wohnung zu kommen und sie ist nicht mehr. Noch ist es so unwirklich. Aber ich hab Angst vor der Wirklichkeit.

"Mama, Mama, Mama... !", weine ich wie ein kleines Kind und hoffe, ich kann den Tod einfach wegreden. Aber er lässt sich nicht wegreden. Er lässt sich nicht wegschlafen. Wegträumen. Er ist einfach da.

„Mama“, flüstert meine Tochter später und umarmt mich. „Schau mal, wie süß die Küken sind!“

Dienstag, 14. März 2006

Short Cut

Unter der warmen, feuchten Traurigkeit sprießt Johanniskraut. Doch es kommt nicht an gegen die Depressionen, die der Winter - im Schnee versteckt – als Geschenk bringt. Ich will deine Geschenke nicht mehr, brülle ich den Winter an, behalte das verdammte Eis und den flockigen Schnee. Du bist ein widerlicher Lügner, denn du hast versprochen, du ziehst bald weiter. Noch immer aber hockst du vor meinem Haus und schenkst mir trojanische Pferde aus Schnee. Sie glitzern in der klirrenden Sonne und fast möchte man sie lieben, doch wenn sie schmelzen, quillt Dreck und Trauer hervor. Alles ist eine große Täuschung. Du ein Illusionist.
Er schmilzt nicht, der Schnee. Am Frauentag baue ich Schneefrauen mit üppigen Brüsten und dicken Bäuchen. Ihre Füße stecke ich in warme Lammfellstiefel, damit sie nicht frieren. Sie haben den Auftrag, den Winter in den Arsch zu treten. Doch die Weiber sind ungehorsam. Und das ist gut so. Sie wirken stark und unsterblich, aber auch das ist Illusion.

Ihr schreit und schreibt den Frühling herbei, so als hätte er Erbarmen und ließe sich locken mit Texten über Schneeglöckchen und Primeln. Merkt ihr nicht, dass er flieht, wenn ihr Herz auf Schmerz reimt und Sonne auf Wonne? Der Frühling hat eure Gedichte satt, er liegt im Gras, irgendwo, wo er ein Stückchen Wiese gefunden hat, malt Lyrik aus Zwölftonmusik und wartet auf ein Echo.

Irgendwann der große Showdown. Im Teich singt die Seekanne ein unsinkbares Lied. An seinem Ufer liegen Detektive Rücken an Rücken mit Heckenschützen auf der Lauer. Niemand weiß, wonach sie suchen, worauf sie zielen, den Frühling vielleicht, aber der lässt sich nicht blicken.
Dem Eisenbahnräuber ist alles egal. Er setzt alles auf Rot und seine Träume in den unsichtbaren Sand. Josef Schrammel erschlägt mit seiner ersten Geige die Walzerseligkeit und sagt: Genug getanzt, jetzt wird gelebt und geliebt. Niemand hört ihm zu. Fast niemand.
Wie lebt man, frage ich, denn das habe ich in dem langen Winter verlernt. Wer zeigt mir, wie man lebt?

Die Schneefrauen schütteln vorsichtig den Kopf. Wir nicht, sagen sie mit Tränen in den Augen, wir werden bald sterben und haben große Angst vor dem Tod. Wer aber den Tod so fürchtet, der kann nicht leben.
Sogar das Johanniskraut zieht sich zurück, müde und depressiv. Es kommt nicht an gegen die Kälte.

Dienstag, 17. Januar 2006

OP

Ich liege auf dem schmalen langen Tisch, bedeckt von grünen Tüchern, und blicke ins unbarmherzige Licht der OP-Lampe. Nur eine kleine Stelle meines Körpers ist nackt, die haben Sie mit Strichen markiert. Unter den Strichen sitzt die Wut. Breitet sich aus in meinem Leib wie ein Geschwür, das aufs Gemüt drückt, und macht mir das Leben manchmal zur Hölle. Schneiden Sie mir die Wut aus dem Bauch, bitte. Ich brauche sie nicht mehr. Ich will sie nicht mehr.
Ich sehe die Skalpelle blitzen und verbiete mir die Augen zu schließen. Es wird weh tun, sagen Sie. Ja, ich weiß, aber ich will keine Narkose. Ich gestehe mir keine Betäubung zu, ich will den Schmerz fühlen, ich will bewusst erleben, wie ihr meine Wut abtrennt von den Fasern, die sie mit mir verbinden. Die Wut tut weh. Anderen vor allem. Es ist nur gerecht, wenn ich jetzt leiden muss. Bestrafen und heilen Sie mich, bitte. Und wenn Sie schon dabei sind, wenn ich schon offen vor Ihnen liege, dann achten Sie darauf, dass sie auch die Ausläufer des Zorns erwischen. Und den ganzen Mist da drin, der mich belastet, den nehmen Sie auch raus. Sie müssen genau schauen, am besten mit dem Mikroskop, er hat sich gut versteckt und kriecht hinterlistig hervor, wenn ich nicht damit rechne. Trennen Sie alles Böse von mir. Ich werde es im Garten vergraben und einen Baum darauf pflanzen. Einen, der reichlich Obst trägt. Die Früchte des Zorns.
Hinterlassen Sie sichtbare Narben. Ich möchte, dass ich für den Rest meines Lebens erinnert werde an den Schmerz. Wer ihn nicht kennt, weiß nicht, wie das Glück sich anfühlt.
Ach ja, und bevor Sie mich zunähen, füllen Sie die riesigen Leerräume mit Sanftmut. Mit Wärme. Wenn es operationstechnisch irgendwie geht, verbinden sie die Wärme mit den Nervenenden, die zu meinen Füßen führen. Die sind immer so kalt.

Samstag, 17. Dezember 2005

Der Schirm

Ich kann dich nicht beschützen, mein Kind. Mein mütterlicher Schirm hält nur die Tropfen ab, die der Himmel sanft von oben auf dich herabwirft. Aber der Sturm peitscht dir das Wasser von vorne ins Gesicht, von der Seite ins Herz, schleicht sich heimtückisch von hinten heran und kriecht dir ins Genick. Unter deinen Beinen steigt die Flut, will dir den Boden unter den Füßen wegreißen, dich entwurzeln.
Und ich? Kämpfe verzweifelt gegen alles an, was das dich bedroht, benütze den Schirm bald als Degen, bald als Stock. Ich drehe mich im Kreis, lautlos brülle ich dabei und verjage die Gespenster der Unwetter. Aber sie kommen wieder. Der Sturm reißt den Schirm in tausend Stücke. Ich verjage und versage.
Ich hab geahnt, dass du es schwerer haben wirst als andere Kinder. Du hast meine Ahnungen mit Leichtigkeit und Fröhlichkeit in den Wind geblasen. Dabei konntest du nicht einmal die vier Kerzen auf deiner Geburtstagstorte ausblasen. Jetzt kommen sie zurück, die Ahnungen, im Gegenwind. Als kalte, beißende Schauer kommen sie zurück.

Nein, ich weine nicht. Nicht vor dir. Nur heimlich, und wenn du mich dabei ertappst, dann schiebe ich es auf die Zwiebel. Du sollst glauben, ich wäre stark. Meistens bin ich das auch. Du sollst nicht sehen, dass sie in Wahrheit mich treffen, mit ihrem Spott, mit ihren Aggressionen, mit ihrer Überlegenheit. Sie sind dir nicht überlegen, sage ich dir und mir und halte uns, in Wahrheit sind sie schwach. So schwach wie du und ich, möchte ich hinzufügen, doch diese Worte schlucke ich gemeinsam mit meinen Tränen hinunter und drücke dich fest an mich, damit du fühlst, wie stark wir sind. Wie stark du bist.
Sie wollen dir deinen Optimismus kaputt trampeln, sie werfen Schatten in deinen Sonnenschein. Sie spucken deinem Vertrauen ins Gesicht, dem wichtigsten, das du hast. Nachts hoffe ich schlaflos, dass die Verletzungen mich mehr treffen als dich und erinnere mich an endlose Diskussionen, weil du im Winter barfuß in den Schnee wolltest, da du die Kälte nicht gespürt hast. Vielleicht spürst du sie immer noch nicht, die Kälte, weil du so ein großes, warmes Herz hast.

Lass dir das Vertrauen nicht nehmen, bitte. Ich möchte nicht, dass du den Hass lernst, weil sie die Liebe nicht leben können. Bleib wie du bist und werde jeden Tag ein bisschen anders. Ach, das bist du längst, anders. Das warst du immer.

Du wirst nass werden, weil es keinen Schirm gibt, der vor Kränkungen und Verletzungen schützt, mit denen sie dich anspritzen. Das nennt man Leben. Es tut manchmal verdammt weh, das Leben. Aber es ist auch wunderschön, meistens. Ich wünsche dir die Kraft und das Vertrauen, dass du danach wieder einen Schritt in die Sonne machen kannst.

Irgendwann werde ich dir gestehen, was du wahrscheinlich längst weißt: In Wahrheit kann ich dich nicht beschützen. Nicht mal mich selbst.

Alles, was ich tun kann ist zu lieben. Dich. Mich. Das Leben. Und überhaupt.

Dienstag, 15. November 2005

Da.heim

Die Jahre mehr
die Achtung weniger
das Heim
kein zu Hause

Ein Sechsbettzimmer
hat das
Sexbettzimmer
ersetzt

Intimität
gepresst
in die Nachtkästchenlade
unversperrt

Ungefragt geduzt
das stolze Haar
pflegeleicht
gebrochen

Schlimm das Vergessen
schlimmer nur
vergessen werden

Würde
nur noch
als Möglichkeitsform

Weise Worte, wahr

"Schreiben ist wie küssen, nur ohne Lippen. Schreiben ist küssen mit dem Kopf." Aus Gut gegen Nordwind - Daniel Glattauer

Selbstgeschrieben


Barbara A. Fallnbügl (mein Mädchenname) Monika Pellkofer- Grießhammer
Jakob und der gewisse Herr Stinki


Barbara A. Lehner (Text) Eleonore Petzel (Musik)
Von Herzen und Seelen - CD

Neu

Wie geht es unserer Testsiegerin?
Wie geht es unserer Testsiegerin?
Lo - 5. Feb, 17:25
Vielen Dank! Du findest...
Vielen Dank! Du findest mehr von mir auf facebook ;-)
testsiegerin - 30. Jan, 10:40
Kurschatten ' echt keinen...
auch wenn diese deine Kur schon im Juni...xx? war,...
kontor111 - 29. Jan, 09:13
zum entspannen...Angel...meint
wenn ich das nächste Mal im Bett liege, mich verzweifelt...
kontor111 - 29. Jan, 08:44
"Pinguin"
"Pinguin"
bonanzaMARGOT - 11. Mär, 11:11
Sleepless im Weinviertel
Ich liege im Bett. Ich bin müde. Ich lese. Eine Romanbiografie...
testsiegerin - 13. Jan, 11:30
... ich könnte mal wieder...
... ich könnte mal wieder eine brasko-geschichte schreiben.
bonanzaMARGOT - 8. Jan, 07:05
OHHH!
OHHH! Hier scheint bei Twoday etwas nicht zu stimmen. Hoffentlich...
Lo - 7. Jan, 13:36

Web Counter-Modul


Briefverkehr mit einem Beamten
Erlebtes
Femmes frontales
Forschertagebuch
Gedanken
Gedichte
Geschichten
Glosse
In dreißig Tagen um die Welt
Kurzprosa
Lesungen
Menschen
Sex and the Country
Toll3ste Weiber
Vita
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren

kostenloser Counter