Die Karin schlüpft ins samtene Kleid
nachdem sie fertig ist mit Kochen
Im Bett liegt Werner, denn im Fernsehn läuft heut
die Erotiknummer „Neuneinhalb Wochen“
Rasiert, gebadet und gekämmt
die Schlüpfer frisch gewaschen
wird gleich beim Liebesfilm geschlemmt
und Bier getrunken - aus Flaschen
Wenn du willst, schlägt schüchtern der Werner vor
kann ich dir die Augen verbinden
Seit wann, so kontert sie mit Humor
vögelst du gern mit Blinden?
Und außerdem kann ich dann nicht
mehr sehen wie’s die Beiden treiben
Spricht sie und löscht das Deckenlicht
um sanft sich an Werner zu reiben
Als auf dem Bildschirm der Mickey Rourke
sich nach der blonden Kim verzehrt
träumt Karin von einer dicken Gurke
Während der Werner die Flasche leert
Das Treiben im Film erregt sie sehr
Ich will dich, sie stöhnt und grummelt
Auch Werner ist jetzt nach Geschlechtsverkehr
weshalb er am Reißverschluss fummelt
Er ist nicht wie Mickey mit Muskeln bepackt
Sie hat zu viel Speck auf den Hüften
Aber dennoch begehren sie sich nackt
und berauschen sich an ihren Düften
Sie streichelt zärtlich sein bestes Stück
er bemalt ihren Körper mit Sahne
Ach, Werner, haucht sie, Schlagobers macht dick
So nimm doch die reife Banane
Sie spreizt die Schenkel voller Lust
und spürt zunächst wie er sie leckt
Erregt greift sie sich an die Brust
als er die süße Frucht rein steckt
Die Karin kichert, das Obst ist zu weich
Und ihre Möse längst reif und saftig
Sie schreit: Mensch du, ich komme gleich!
Doch ich will deinen Schwanz – wahrhaftig!
Du kleine Hure musst ihn dir
verdienen, spricht er nun gewitzt
mit etwas Obers lutsch ihn mir
bevor die eig’ne Sahne spritzt
Zur Steigerung der Manneskraft
mag sie es lieber deftiger
bestreicht ihn mit dem Bratensaft
und saugt dann umso heftiger
Er fragt, als ihren Mund er fickt:
Willst du, dass ich uns zwei erlöse?
Die Frau, sie lächelt und sie nickt
Komm Liebster, nimm jetzt meine Möse
Gesagt, getan, gestöhnt, geschrien
Gepackt, gestoßen, geil geschaut
Sie geben sich einander hin
verschlingen sich mit Herz und Haut
Im Fernsehn läuft schon längst Reklame
ans Essen denken sie nicht mehr
Beim Kommen kommt zunächst die Dame
und Werner kommt gleich hinterher
Sie berühren sich zart, sie turteln und necken
es entspannen sich all ihre Glieder
Als Werner beginnt, ihre Finger zu lecken
haucht Karin: Ich könnte schon wieder!
Dieses Gedicht habe ich für einen von mir für mich ins Leben gerufenen Wettbewerb geschrieben, bei dem es darum ging, ein niveauloses, erotisches Gedicht zu verfassen
testsiegerin - 2. Dez, 15:30
Gefährlich glitzernde Geheimnisse
vergruben sie
damals
im Schatten
der großen Liebe
noch immer
wuchern wildwachsende Gefühle
und Erinnerungen
auf den Schätzen
und immergrün blüht die Sehnsucht
Tief drinnen
in ihren Herzen
vergilbt und zerfleddert
die Schatzkarte
testsiegerin - 25. Nov, 15:28
testsiegerin - 14. Nov, 07:50
Eine Freundin hat sich von mir eine Geschichte über ihre Geschichte gewünscht. Da ich im Moment ohnhin nichts schenken kann, das mit Kosten verbunden ist, sondern höchstens meine Zeit, hab ich das gerne getan. Hier ist sie:
Against the wind
Well I'm older now and I'm still running
Against the wind...
(Against the wind – Bob Seger)
Mit sechzehn steht sie an der Bundesstraße, den Daumen nach oben. Wie alle Sechzehnjährigen träumt sie von der Freiheit, der Ferne und der ewigen Liebe.
Irgendwann setzt sie sich auf den Gehsteigrand und legt ihr Ohr auf die Straße. Sie hört den vorbeirasenden Motorrädern zu. Das Brummen der Motoren und die Reibung der Reifen auf dem Asphalt vibrieren auf ihrer Haut. Manche nennen diese Melodie ahnungslos Lärm. Sie können die Musik nicht hören, denkt sie und lauscht der Symphonie der Straße.
Einer der Biker hält und klappt das Visier seines Helms nach oben. In ihren Augen sieht er die Sehnsucht nach Freiheit, Ferne und ewiger Liebe.
She's harley and
She's bad say yeah
Can I take you for a ride
On my motorbike
(Harley – The Jackson 5)
Sie steigt auf und stellt fest: Manchmal dauert die Ewigkeit nur wenige Wochen. Manchmal ist das gut so.
Männer und Ewigkeiten kommen und gehen, die Liebe zum Motorrad bleibt. Irgendwann wird sie ihr eigenes haben. Daran glaubt sie. Dafür spart sie. Doch kaum ist der Boden ihres Sparschweines mit Münzen bedeckt, kommt auch schon etwas dazwischen. Ein Mann, ein Kind, ein Haus. Eine Trennung, kein Haus mehr, Schulden. Sogar der Tod mischt sich in ihr Leben und will ihre Träume zerstören. Die wanken zwar bedrohlich, aber sie sterben nicht. Sie sind stärker.
Right now I'm just learning to ride, man
Oh but I'll have a Harley someday.
(David Allan Coe – A Harley Someday)
Weil es mit den großen Zielen nicht klappen will, setzt sie sich kleine. Wenn schon keine Harley für sich allein, dann wenigstens viele, die anderen gehören. Mit dem Zug reist sie in den Süden, zum Harley-Treffen am See. Im Gepäck Vorfreude und die alte Sehnsucht.
Ihre Samtstulpen hat sie gegen lederne Bikerhandschuhe eingetauscht, die hochhackigen Schuhe gegen Boots. In der Hand den Helm, der Zugehörigkeit demonstriert.
Inmitten des Duftes von Leder, Rauch und Freiheit ist sie endlich angekommen. Wie eine Bienenkönigin fühlt sie sich im Gewühl von blitzenden und surrenden Maschinen und Menschen. Menschen, die unterschiedliche Sprachen sprechen und trotzdem alle die gleiche, die keine Worte braucht. Nur Chrom, Benzin und Motoröl.
I like smoke and lightning, heavy metal thunder,
racing with the wind and the feeling that I'm under.
Yeah, darling, gonna make it happen.
(Born to be wild – Steppenwolf)
Am Abend schlürft sie anstatt Nektar Prosecco. Rundherum fließen Bier und Wein, in ihr fließen tausend Glückshormone. Wild und frei ist sie. Ihre Ängste, ihre Sorgen und ihren Alltag hat sie zu Hause gelassen, im Wissen, dass die dort geduldig auf sie warten.
Denn endlich ist sie wieder da. Diese unbändige Lust aufs Leben. Und weil ihr nach Tanzen zumute ist, tanzt sie. Einen Unbändige-Lust-aufs-Leben-Tanz tanzt sie.
Look at her now, look at her go
Out from the shadows, into the show
Ridin it hard, ridin it low
Flyin her colors, she's ready to roll
(Haley’s got a Harley – Van Zant)
Mitten im Tanz verfangen sich ihre Blicke in blauen Augen.
„Nimm sofort den Magneten weg“, sagt sie und denkt: „Zieh mich an. Zieh mich hin. Zieh mich aus.“
Auch er spricht eine fremde Sprache, denn er ist Deutscher. Aber manchmal braucht es ohnhin nicht viel Gesagtes.
Anstatt in ihr Glas, lässt sie den Eiswürfel in sein Shirt fallen.
„Kalt?“
Er schüttelt den Kopf. „Nein. Heiß. Sehr heiß.“
Nicht nur der Eiswürfel schmilzt.
Vielleicht ist es falsch, was sie tun. Aber warum fühlt es sich dann so verdammt richtig an?
Highway lady, high on wheels
make you smile again
How she feels
(Ufo)
Am nächsten Morgen sitzt sie auf dem Sozius seiner Harley-Davidson und hält sich an ihm fest. High Wheels statt High Heels. Sie gewährt ihm Einblicke in ihre Welt. Serpentinen hinauf und hinunter. Ein Kaffee bei der Mutter. Berge. Wiesen. Seen. Kärntner Kasnudeln bei einer lieben Freundin. Sie teilt ihm ihre Gedanken mit und teilt mit ihm ihre alte Heimat. Noch ahnt sie nicht, dass ihr Herz gerade im Begriff ist, eine neue zu finden. Das Leben teilt großzügig Geschenke aus und sie breitet beide Arme aus, um sie einzufangen.
Moses used to sniff the lines
Noah used to rock the boat sometimes
Mary used to get undone
Jesus rode a Harley Davidson
(Jesus rode a Harley – Ugly Kid Joe)
Nachts gewährt sie ihm Ausblicke in ihre Seele. In dem kleinen Zelt hören sie „Du bist vom selben Stern“. Auf der schmalen Matratze kann er ihren Herzschlag hören. Während Ich + Ich vom Du singen, werden er und sie zum Wir.
Zärtlich streichelt sie über den Harley-Motor auf seinem Oberarm, zaghaft kriechen Körper aufeinander zu, gierig gleiten Hände, süchtig suchen Münder.
„Bist du gekommen?“ fragt sein unverschämtes Lächeln, als die Sonne aufgeht.
„Ja. Um zu bleiben.“
Dann sagt ihr: "Schau! The end is near now
bitte face your final curtain."
Aber wir sind schlau,
wir bleiben hier für die Gesichter, die empörten
Diese Geister singen schief
und sind nicht einfach auszutreiben.
Enschuldigung ich sagte:
"Wir sind gekommen um zu bleiben"
(Gekommen um zu bleiben – Wir sind Helden)
*
In ihren Augen blitzt die Liebe, wenn sie ihn anschaut. Die Sehnsucht nach Freiheit ist immer noch da, und sie ist immer noch so stark wie damals, als sie sechzehn war und am Straßenrand saß. Aber jetzt ist sie Hand in Hand mit der Gewissheit gekommen, dass sie bei ihm zugleich frei und daheim sein kann.
Wenn sie zärtlich über den glatten, kühlen Körper seiner Geliebten streicht, dann blitzt und donnert sie besonders heftig. Die Hoffnung, dass diese Liebe ewig hält.
testsiegerin - 11. Nov, 13:12
Lass uns das Leben fangen
nach dem Glück jagen
und wenn wir es haben
lassen wir es laufen
und lauern
und fangen
und lassen es los
weil nicht das Glück
glücklich macht
sondern das Spiel
Irgendwann -
nicht heute, nicht morgen
übermorgen vielleicht
bekommen wir Angst
es könnte uns entwischen
und beißen es tot
testsiegerin - 9. Nov, 22:48
Hülle mich in Worte aus wilder Seide
bittet sie entblößt
und räkelt sich auf dem leinenen Laken
wie früher
nur fülliger
Er bedeckt sie mit einem Lächeln
hüllt sie in Schweigen
und wirft ihr den Pyjama zu
flanellflauschig
testsiegerin - 8. Nov, 15:34
... einen wunderschönen Abend
... ein tolles Atelier mit bezaubernder Stimmung und exquisiten Schmuckstücken
... liebenswerte Gastgeber
... zwei wunderbare, gut gelaunte Autorinnen
... ein aufmerksames und liebenswertes Publikum
... traurige, dunkle, helle, gefühlvolle, witzige, erotische und berührende Geschichten und Gedichte zum Thema
Herbstzeitlose
... einen Regisseur mit Hörproblemen, der nach den ersten Texten aufgesprungen ist und Regieanweisungen gegeben hat, weil er überzeugt davon ist, dass die ganze Welt seine Bühne ist
... prickelnden Prosecco
... die beste Tochter der Welt, die mich begleitet und unterstützt und auch meine Mitautorin und -leserin liebgewonnen hat
(Foto von der Fotografierten nicht zur Veröffentlichung freigegeben)
... ein Schauspieler, der den Anfang versäumt hat und uns begeistert gefragt hat, von wem die Texte sind, die wir gelesen haben (und der am späten Abend noch etwas zum Besten gegeben hat)
... eine Schauspielerin und Regisseurin, der wir zu fad waren und die uns ins Gesicht gesagt hat, was sie Scheiße fand, weil sie einfach total aufrichtig und ehrlich und super ist
... Schokomandeln von einem Mann, der weder Schauspieler noch Regisseur, von unseren Geschichten aber berührt und begeistert war
.. die Erkenntnis, dass uns Menschen mit einem großen Herz lieber sind als die mit einer großen Klappe
... schöne Gespräche, viel Lachen und die Gewissheit, dass wir auf dem richtigen Weg sind
testsiegerin - 4. Nov, 13:12
Es ist Allerheiligen und ich werde wie auf Befehl sentimental. Ich wollte dir grad ein Grablicht anzünden und es ans Fenster stellen, Mama, aber ich find keines. Das wundert mich nicht bei deiner Schlamperei, würdest du jetzt sagen, und weil du es nicht mehr sagen kannst, sag ich es selber: „Das wundert mich nicht bei deiner Schlamperei.“
Ich zünd jetzt ein Teelicht für dich an, ja? Und ein Räucherstäbchen. Ist das ein adäquater Ersatz?
Tut mir leid, dass ich heute nicht auf dem Friedhof war, Mama, aber ich halte Friedhöfe mit so vielen oberirdischen Menschen drauf nicht gut aus. Außerdem habe ich dort nicht das Gefühl, dass ich dir nahe bin. Nicht näher als du es ohnehin bist, nämlich in meinem Herzen.
Grad heute hätte ich dich so gern angerufen. Um dich zu fragen, wie ich das mache, dass der Strudelteig nicht immer so hart wird. Da staunst du, oder? Ja, ich back einen Birnenstrudel mit selbst vom Baum gefallenen Birnen und von mir selbst ausgezogenem Teig. Ich weiß, ich könnte im Internet stöbern oder meine Schwiegermutter anrufen, aber das ist irgendwie nicht dasselbe.
Morgen hat dein einziger Enkelsohn Geburtstag. Siebzehn wird er, und er verbringt seinen Geburtstag wie alle Geburtstage, außer dem, an dem er aus mir geschlüpft ist, bei ... ja, wie schreib ich das jetzt? In deiner ehemaligen Wohnung. Beim Opa halt. Und heute ist er mit ihm auf dem Berg, und ich wette, sie denken da oben an dich. Ich schreib jetzt schnell weiter, weil sonst die Traurigkeit wieder kommt, wenn ich daran denke, wie du das letzte Mal auf dem Berg warst. Wie er dich abgeworfen hat, der Berg, wie ein störrisches Pferd seinen Reiter, der es liebt.
Deine Bergschuhe, Mama, die hat er nach deinem Tod total gern getragen, um dir nahe zu sein, aber er ist längst herausgewachsen. Nicht einmal die vom Opa passen ihm noch.
Den Kindern geht’s gut, mach dir um sie keine Sorgen. Ich glaub, so eine schlechte Mutter war ich bis jetzt gar nicht, auch wenn es jetzt schon halb sechs ist und ich noch immer nicht gekocht hab. Viel Liebe haben sie in ihren Herzen, und davon ist jede Menge von dir dabei.
Ja, dein Enkelsohn will noch immer am liebsten Bauer werden, daran hat sich nichts geändert. Er wird jetzt versuchen, den Hauptschulabschluss zu machen. Keine Ahnung, ob er es schafft, das Kind mit besonderen Bedürfnissen. (Haben wir nicht alle besondere Bedürfnisse? Ich jetzt zum Beispiel das, mit dir einen Kaffee zu trinken. Aber bitte keinen aufgewärmten, mach mir doch einen frischen.)
Ja, früher habe ich oft mit dem Schicksal gehadert, dass er „anders“ ist, „beeinträchtigt“ oder wie auch immer man das nennt. Ich dachte, es ist halt unsere Aufgabe, damit klarzukommen. Jetzt bin ich unendlich dankbar dafür, weil ich so viel lernen kann von ihm. Zuversicht, Glück, Bescheidenheit. Er hat die Sonne im Herzen, Mama. Und vielleicht hat er die auch deshalb, weil Liebe und Geborgenheit in unserer Familie immer etwas Selbstverständliches war. Auch die Liebe zum Leben.
Er macht jeden Tag in der Früh sein Bett, putzt gern und legt viel Wert auf Ordnung. Der Arzt hat gesagt, weil ihm innere Strukturen fehlen, braucht er die äußeren. Ich aber weiß, das hat er von dir. Dein Hang zur Sauberkeit hat nur eine Generation übersprungen. Und in der nächsten ist er ungerecht verteilt, deine Enkeltochter lebt nämlich gern im Chaos. Du wärst trotzdem sehr stolz auf sie.
Ich verkrieche mich jetzt wieder in der dunkelblauen Fleecejacke. Eines der wenigen Stücke, die ich mir von dir mitgenommen hab. Wenn ich die Augen schließe und an ihr schnuppere, kann ich dich noch immer riechen. Dich und das Butterkipferl, das du mir immer gestrichen hast, wenn ich krank war. Und den aufgewärmten Kaffee.
testsiegerin - 1. Nov, 17:21