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Dienstag, 30. Oktober 2007

Herbstzerreißend

Alles wird leichter, wenn erst der Herbst kommt, hat sie im Sommer gedacht. Man muss die Früchte nicht mehr festhalten, nicht die Blätter und nicht das Glück. Alles wird leichter, weil es nicht die Vergänglichkeit ist, die Angst macht, sondern die Angst davor.

Der Herbst kommt und es wird nicht leichter. Die Angst nicht weniger. Die Zuversicht nicht größer. Dem Abschied wohnt kein Zauber inne. Nur ein billiger Taschenspielertrick.
Im Frühling war die Zukunft rosig und der Himmel blau, nicht ihre Seele.

Warum hören traurige Menschen keine glücklichen Lieder?, fragt das trotzige Kind in ihr und und stimmt ein fröhliches Frühlingslied an.
Weil sie so unendliche Lust am Leid haben, schiebt sie eine melancholische Scheibe in ihr Herz und lässt Selbstmitleid in die Wanne laufen. Sie wirft Kleider und Träume ab und steigt hinein. Alles wird gut, wenn erst der Winter da ist, denkt sie. Denn dann ist der Herbst vorbei und die Angst vor ihm.

Wie geht es dir?, kritzelt sie auf das Ahornblatt.
Zerrissen, schreibt sie auf das Blatt der Trauerweide, reißt es in tausend Stücke und lässt es ins warme Wasser fallen.

Sonntag, 21. Oktober 2007

Abendlau

Ich fürchte sie nicht
die schwarze Nacht

Denn die Gefahr
versteckt sich nicht
in ihren dunkeln Netzen
sondern heimtückisch
hinter lachbraunen Augen
im Abendblau
im Abendlau

Sie graben sich in Haut und Hirn
während sie mich verschlingen
später zudecken
mit zartsatten Raubtierblicken

Komm
näher und näher
will ich dich

Ich fürchte sie nicht
die Nacht

nur den Morgen
an dem dein Blick
sich von meinem löst

Mittwoch, 17. Oktober 2007

Der Posaunist

„Hat es geklopft?“, fragte Britta und die anderen verstummten oder ließen ihre Instrumente sinken.
„Ich hab nichts gehört.“ Dorothea, die Diva, wie die anderen sie nannten, fühlte sich gestört. Gerade diese Stelle war so schwierig. Jetzt musste sie noch mal von vorne anfangen. Dabei war sie hungrig und wollte nach der Probe noch mit Susi essen gehen.
Aber jetzt hörte auch sie das leise Klopfen an der großen Holztür. „Könnte jemand von euch aufmachen?“, fragte sie in einem Tonfall, wie er sich für eine Diva gebührte. Britta rollte zwar die Augen, legte aber die Geige zur Seite, ging zum Eingang und öffnete.
„Hallo“, sagte ein junger Mann, hübsch anzusehen. „Hier bin ich!“ In seiner Hand hielt er einen Notenständer und einen Instrumentenkoffer.
Britta lächelte ihn freundlich an.
„Ich bin Kurt“, sagte der groß gewachsene, gut gebaute Mann. „Ein Freund hat mir von eurem Orchester erzählt. Und ich möchte gerne hier mitspielen!“
„Herzlich willkommen“. Sie begleitete ihn zur Bühne.

Dorothea sah seine dunkelbraunen Augen und leckte sich die Lippen. Au ja, dachte sie, ich möchte auch gern mit dir spielen.

„Welches Instrument?“, fragte Richard mit seiner Bassstimme neugierig.
Der Fremde mit den schwarzen Locken lächelte verlegen. „Posaune. Könnt ihr eine Posaune brauchen?“
„Po-sau-ne hat uns noch ge-fehlt!“, trällerte die Diva ihre A-Dur Tonleiter. Und wieder hinab ganz leise. „Und so ein hüb-scher noch da-zu.“

Susi grinste. Sie hatte Dorothea nicht ausstehen können, früher. Weil sie sich so wichtig machte. Weil sie glaubte, die Beste zu sein. Zugegeben, sie sang gut und war recht witzig, aber Susi hasste es, wenn sie sich so in den Mittelpunkt drängte. Und kein Verständnis hatte für die, die nicht jeden Ton trafen. Wenn sie hier singt, dann höre ich auf , hatte Susi gesagt. Aber ihr Stolz war stärker als ihr Trotz und ihre Neugierde auch. Und irgendwann hatte sie Dorothea als hilfsbereite, liebenswerte Frau kennen gelernt.

„Wunderbar“, riss der Neue sie jetzt aus ihren Erinnerungen und packte seine Posaune aus. „Dann wollen wir mal loslegen.“
Und er legte los.

Die Klarinettistin versteckte sich hinter Dorothea, kramte in der Handtasche und stopfte sich Ohropax in ihre Gehörgänge. Der Trompeter räusperte sich kurz und schaute hilflos zu seinem Freund an der Pauke. Der verzog das Gesicht und flüsterte dem Mann mit den Becken etwas ins Ohr.

Niemand sagte etwas.
„Und?“, strahlte Kurt stolz in die Runde, und als niemand etwas sagte: „Es ist das erstes Mal, dass ich wo vorspiele.“
„Ähm“, setzte Richard an, sah aber Brittas Blick und entschied sich, zu schweigen. Die anderen taten es ihm gleich.

„Es war Scheiße“, durchbrach Dorothea schließlich die Stille. „Kein einziger Ton war richtig. Aber du schaust verdammt gut aus.“
Susi kicherte und Britta schaute die Diva voller Verachtung an. Die ließ sich aber nicht unterbrechen.
„Ich will ehrlich sein, Kurt. Du kannst leider nicht spielen, und du hast überhaupt kein Rhythmusgefühl“, meinte sie verärgert. „Ich schlag vor, du gehst jetzt nach Hause, nimmst ein paar Jahre lang Unterricht und dann kommst du wieder.“
„Dooooo – reeeee – miiiiii – faaaaaaa .....“, Richard begann zu singen, denn die Situation war ihm peinlich.

Dorothea sah, dass Kurt sich verschämt ein paar Tränen aus dem Gesicht wischte. Jetzt tat er ihr leid. Vielleicht war sie ja doch etwas zu schroff gewesen?
„Soll ICH blasen?“, versuchte sie einen Witz, aber Kurt verstand ihn entweder nicht oder aber er hatte keinen Sinn für Humor.

„Also ich find schön, dass du bei uns bist“, lächelte Britta ihn warmherzig an. „Und ich hoffe, du fühlst dich wohl bei uns.“

Er aber zerlegte seine Posaune, packte sie in den Koffer und rannte damit zur Tür hinaus. „Ich spiele überhaupt nie wieder einen Ton!“, schrie er, bevor er die Tür zuknallte.
Vielleicht auch besser so , dachte Dorothea, schluckte es aber hinunter, um ihn nicht noch mehr zu kränken.

„Ich muss mit dir reden.“ Britta nahm die Diva zur Seite.
„Ja?“
„So geht das wirklich nicht, Doro“, sagte sie. „Siehst du denn nicht, wie du Kurt verletzt hast?“
„Aber“, verteidigte Dorothea sich, „hast du denn nicht gehört, wie falsch der gespielt hat? Das geht doch auf keine Kuhhaut.“ Sie schüttelte sich. „Nur hübsch auszuschauen ist ein bissl zu wenig.“
„Du hättest ihm das viel netter sagen können. Oder hättest du halt einfach nicht hingehört! Es ist zwar nicht von Nachteil, wenn jemand ein Instrument beherrscht, wenn er hier mitmacht, aber es muss doch nicht unbedingt sein. Jetzt hast du sein Selbstwertgefühl zerstört!“
„Sind wir eine Therapiegruppe oder ein Orchester?“, schnappte die Diva schnippisch und stopfte wütend die Noten in ihre Tasche.
„Natürlich sind wir ein Orchester. Ein Hobby-Orchester. Aber wir sind hier weder bei den Sängerknaben noch bei den Wiener Philharmonikern“, belehrte Britta sie. „Sogar Richard trifft hin und wieder einen Ton nicht.“ Offensichtlich hielt sie musikalische Dissonanzen besser aus als menschliche. „Verstehst du das denn nicht? Hier sollen sich alle wohl fühlen und auch die eine Chance haben, die nicht so gut sind. Wir müssen ihnen helfen!“
Dorothea hatte keine Lust, weiter zu diskutieren. Ihre Stimme musste sie nicht mehr einpacken, sie warf sich nur die Jacke über und lief hinaus.

Auf den Stufen hockte Kurt.
„Es tut mir Leid. Ich wollte dich nicht kränken.“ Dorothea reichte ihm ein Taschentuch, aber er winkte ab. Sie steckte das Taschentuch wieder ein und ersetzte es durch eine Visitenkarte.
„Hier. Mein Bruder unterrichtet alle möglichen Blasinstrumente. Ruf ihn einfach mal an, ja?“
Er nickte.
„Darf ich mich zu dir setzen?“
Er nickte noch einmal. Dorothea betrachtete ihn von der Seite. Er hatte schöne Lippen. Viel zu schade für eine Posaune.
„Warum willst du unbedingt mitspielen?“ wollte sie von ihm wissen.
„Ach, vielleicht war es blöd von mir. Aber ich hab mich in ein Mädchen verliebt, das auf Musiker steht.“
Jetzt war sie es, die nickte. Ah ja. Dafür hatte sie Verständnis. „Und was machst du, wenn du nicht Posaune spielst?“
„Ich habe ein kleines Restaurant beim Prater“, erzählte er. „Außerdem spiele ich Basketball.“
Ihr Hunger meldete sich wieder. „Weißt du?“, sie dachte nach. „Ich kann auch nicht kochen. Und Im Supermarkt treffe ich nicht mal mit den Tomaten in den Einkaufskorb. Wie wäre es, wenn du dich in eine Musikerin verliebst, die auf Köche steht, die Basketball spielen?

Samstag, 13. Oktober 2007

Besetzt

Mein Körper ist besetzt.

In meinem Nacken hockt der Schalk und duelliert sich mit der Angst, bis mir der Kragen platzt. Wieder einmal bleibt die Angst Sieger und schnürt mir mit ihren rostigen Ketten die Kehle zu. Der Frosch im Hals wird grausam erwürgt, das Lachen bleibt im Aufzug stecken und die Stimme erbricht. Ich schreie, aber meine Schreie finden kein offenes Ohr.
Dabei will ich weder Gesicht noch den Kopf verlieren.

Auf meiner Schulter lastet die Verantwortung. Für mich, meine Familie, meine Klienten, mein Land. Für die ganze Welt. Ich kann sie nicht auf die leichte Schulter nehmen, die Kälte und die Intoleranz gehen mir Hand in Hand an die Nieren. Mein Zorn spuckt Gift und Galle.
Die Laus trainiert ausgerechnet auf meiner Leber für den New York Marathon und meine Selbstzweifel fallen mir immer wieder in den Rücken.
Alles in mir ist aus den Fugen geraten, das Herz auf der eisigen Glätte aus- und in die Hose gerutscht. Im Bauch wütet die Wut, im Hintern Hummeln. Ich wünsche mir ein dickeres Fell auf meiner Gänsehaut, in der ich nicht stecken will.
Der Misserfolg ist mit dem Paternoster in meinen Kopf gerast.
Ich will mich wehren.
Aber ich beherrsche die Technik immer noch nicht.
Die der Ellbogen.

Was soll dieses Bauchgrummeln?
Trotz des Chaos in mir spaziert die Liebe ganz gerührt mitten durch den Magen und macht sich in mir breit. Bringt mein Blut zum Brodeln und verdreht mir den Kopf. Meine Knie werden butterweich und es zieht mir den Boden unter den kalten Füßen weg. Der schwere Stein fällt vom erfrischten Herzen, verwandelt sich im Fallen in tausendschöne Schmetterlinge und lässt mich fliegen.

Auf und davon zu mir.

Montag, 8. Oktober 2007

Herbsttag - trocken

Auf Chaldiki saßen wir am Strand und tranken Samos, du und ich, bis ich hinter das grüne Fischerboot kotzte. Du konntest dich schon damals besser beherrschen. Picksüßen, schweren Wein haben wir gesoffen. So picksüß und schwer wie das Leben wenn man jung ist und alle glauben, es wäre leicht.
Heute sitzen wir am Ufer der Donau und trinken trockenen Wein. Du immer noch meine beste Freundin und das Leben immer noch nicht leicht.

Wir beide sind irgendwo dazwischen, zwischen Sommer und Herbst. Allerhöchstens Spätsommer, sage ich, um dir ein bisschen entgegenzukommen.
Frühherbst, meinst du.
Lass uns noch mal in voller Fülle blühen, sage ich und sehne mich nach dem Frühling, der alles noch vor sich hat.
Lass uns fallen anstatt gefallen, sagst du.
Ja. Lass dich endlich fallen. Frau, es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.

Der leichte Wein macht meinen Kopf schwer und dich mutig.
Das pralle Leben hat mich abgeschürft und aus meinen Worten sprießt Abgeklärtheit. Man muss eben Kompromisse schließen, sage ich und erkenne mich nicht wieder. Du schüttelst energisch den Kopf. Die Jahrzehnte der Rücksicht sind vorbei. Keine Kompromisse mehr. Keine faulen und keine fleißigen. Ich bin endlich reif, lächelst du. Jetzt muss mich nur noch jemand pflücken.
Die Flasche ist leer. Wir nicht.
Nein. Nicht pflücken lassen. Nicht warten, bis es zu spät ist. Ich weiß, wovon ich rede.

Du bist es, die pflücken muss, sage ich trocken.

Dienstag, 2. Oktober 2007

Die Testsiegerin im Herbst

logogross-din

Samstag, 6.10.

Anlässlich der Langen Nacht der Museen, von 19:30 bis 20 Uhr in der Urania, Wien

Verbal . Tonal . Opal .
Femmes Frontales

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Freitag, 19.10.2007 um 19 Uhr 30
in der Gemeindebücherei Kottingbrunn, NÖ

Kein Blatt vor dem Mund

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Sonntag, 21.10. 14 Uhr 30
beim Kunst-Auflauf Korneuburg,
Kulturzentrum Korneuburg NÖ

Vom Lieben, vom Essen und vom Tod

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Samstag, 3. November
Hello Wien, Westbahnstraße

Herbstzeitlose
Auf diese Lesung freue ich mich besonders, da ich gemeinsam mit Nella Niemandsland lese.




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Samstag, 17. November, 19 Uhr
Heuriger Franz Bauer, Leobendorf, NÖ

In Hülle und Fülle
(Gerda Müller - Keramik und Harfe, Christine Mark - Schmuck, und ich, Texte)

Freitag, 28. September 2007

Auf der Flucht

Leichenblass stand der junge Psychiater vor dem leeren Bett.
„Na? Was ist denn passiert?“ wollte die Oberärztin wissen.
„Er ist weg.“ Seine Stimme war tonlos. „Stellen Sie sich vor, er ist weg.“
„Wer ist weg?“
„Der ... Der ... Der Wahnsinn...“, stotterte er.
„Na wo ist er denn?“, hänselte sie ihn.
„Er ist ausgebrochen.“
Der lockere Tonfall der Frau wechselte in die professionell-helfende-ich-bin-ein-guter-Mensch-aber-ich-nehme-Sie-nicht-ganz-ernst-Stimmlage. „Bei Ihnen, Herr Doktor?“
„Nein, natürlich nicht bei mir. Hier aus der Klinik. Er ist getürmt. Sogar aus der geschlossenen Abteilung. Ich weiß nicht, wie ihm das gelingen konnte. Hier ist doch alles vergittert und versperrt.“
„Der Wahnsinn lässt sich nicht aufhalten, Herr Kollege, das sollten doch ausgerechnet Sie wissen. Er kriecht durch jede noch so kleine Ritze “ Mit einer Hand ahmte sie die geschmeidigen Bewegungen einer Schlange nach. „Und wenn wir nicht mit ihm rechnen...“ Sie hielt inne.
„Was dann?“
„... dann packt er uns.“ Sie fasste den Arzt im Genick.
Er schüttelte sie ab. „So machen Sie sich doch nicht darüber lustig. Seine Existenz ist unsere Daseinsberechtigung. Ohne Wahn kein Sinn.“
„Ach, Sie hätten jetzt endlich Zeit, sich auf Ihre Forschungsarbeit zu konzentrieren. Ich kann Ihnen dabei gerne zur Hand gehen.“
„Wir müssen ihn suchen, verdammt noch mal!“ Der Arzt stieg hektisch von einem Fuß auf den anderen.
„Ist er denn allein ausgebrochen?“
„Nein. Gemeinsam mit dem Chaos.“ Dann griff er sich an die Wange. „Und mit meiner Zahnplombe.“
Die Ärztin klopfte ihm tröstend auf die Schulter. „Sie Armer! Sollen wir die Polizei verständigen?“
„Wegen ein bisschen Amalgams?“
„Natürlich nicht. Wegen des Wahnsinns.“
„ Glauben Sie, er hält sich bei der Polizei versteckt?“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Nicht versteckt.“ Ihre Hand ruhte noch immer auf seinem Oberarm.
„Wir könnten ein Phantombild von ihm anfertigen“, zog er Stift und Notizblock aus der Brusttasche. „Was wissen wir über ihn? Hat der Wahninn einen Namen? Egal, er ist auf jeden Fall völlig verrückt. Und er ist hell, genau. Der helle Wahnsinn.“
„Ich weiß nicht.“ Sie zögerte. „Der Wahnsinn hat viele Gesichter, auch dunkle. Vielleicht geht es ihm gut in Freiheit und er fühlt sich wohl in der weiten Welt?“
„Nein. Das ist ganz und gar unmöglich. Wir müssen ihn kriegen und behandeln. Er ist schließlich gefährlich.“
Sie rollte die Augen und über ihre Lippen huschte ein Lächeln. „Nicht gefährlicher als die Liebe.“
*


Weit weg von alldem, unbeobachtet von unserem Psychiater und der Oberärztin, an einem kleinen Waldviertler Weiher im Winter, schmiegte sich der ganz normale Wahnsinn ans Genie. Wie so oft lagen sie dicht beieinander, wärmten ihre Seelen und erzählten einander Geschichten. Ihre Lieblingsgeschichte war die von der Oberärztin und dem jungen Psychiater, der die Liebe in ihren Augen übersah, weil er nur den Wahnsinn im Kopf hatte.

Mittwoch, 26. September 2007

DAS Interview

Hier die Testsiegerin-Tochter aka Dr.Blubb als Interviewerin von Frau Rosi. Thema: Kirche und Religion.

Prädikat: sehenswert

http://www.youtube.com/watch?v=qMxYqmvrmXE

Der Schirm

Auf besonderen Wunsch (und weil es für mich auch grad passt) noch einmal eingestellt:

Ich kann dich nicht beschützen, mein Kind. Mein mütterlicher Schirm hält nur die Tropfen ab, die der Himmel sanft von oben auf dich herabwirft. Aber der Sturm peitscht dir das Wasser von vorne ins Gesicht, von der Seite ins Herz, schleicht sich heimtückisch von hinten heran und kriecht dir ins Genick. Unter deinen Beinen steigt die Flut, will dir den Boden unter den Füßen wegreißen, dich entwurzeln.
Und ich? Kämpfe verzweifelt gegen alles an, was das dich bedroht, benütze den Schirm bald als Degen, bald als Stock. Ich drehe mich im Kreis, lautlos brülle ich dabei und verjage die Gespenster der Unwetter. Aber sie kommen wieder. Der Sturm reißt den Schirm in tausend Stücke. Ich verjage und versage.
Ich hab geahnt, dass du es schwerer haben wirst als andere Kinder. Du hast meine Ahnungen mit Leichtigkeit und Fröhlichkeit in den Wind geblasen. Dabei konntest du nicht einmal die vier Kerzen auf deiner Geburtstagstorte ausblasen. Jetzt kommen sie zurück, die Ahnungen, im Gegenwind. Als kalte, beißende Schauer kommen sie zurück.

Nein, ich weine nicht. Nicht vor dir. Nur heimlich, und wenn du mich dabei ertappst, dann schiebe ich es auf die Zwiebel. Du sollst glauben, ich wäre stark. Meistens bin ich das auch, mein Kind. Du sollst nicht sehen, dass sie in Wahrheit mich treffen, mit ihrem Spott, mit ihren Aggressionen, mit ihrer Überlegenheit. Sie sind dir nicht überlegen, sage ich dir und mir und halte uns, in Wahrheit sind sie schwach. So schwach wie du und ich, möchte ich hinzufügen, doch diese Worte schlucke ich gemeinsam mit meinen Tränen hinunter und drücke dich fest an mich, damit du fühlst, wie stark wir sind. Wie stark du bist.
Sie wollen dir deinen Optimismus kaputt trampeln, sie werfen Schatten in deinen Sonnenschein. Sie spucken deinem Vertrauen ins Gesicht, dem wichtigsten, das du hast. Nachts hoffe ich schlaflos, dass die Verletzungen mich mehr treffen als dich und erinnere mich an endlose Diskussionen, weil du im Winter barfuß in den Schnee wolltest, da du die Kälte nicht gespürt hast. Vielleicht spürst du sie immer noch nicht, die Kälte, weil du so ein großes, warmes Herz hast.

Lass dir das Vertrauen nicht nehmen, bitte. Ich möchte nicht, dass du den Hass lernst, weil sie die Liebe nicht leben können. Bleib wie du bist und werde jeden Tag ein bisschen anders. Ach, das bist du längst, anders. Das warst du immer.

Du wirst nass werden, weil es keinen Schirm gibt, der vor Kränkungen und Verletzungen schützt, mit denen sie dich anspritzen. Das nennt man Leben. Es tut manchmal verdammt weh, das Leben. Aber es ist auch wunderschön, meistens. Ich wünsche dir die Kraft und das Vertrauen, dass du danach wieder einen Schritt in die Sonne machen kannst.

Irgendwann werde ich dir gestehen, was du wahrscheinlich längst weißt: In Wahrheit kann ich dich nicht beschützen, mein Kind. Nicht mal mich selbst.

Alles, was ich tun kann ist zu lieben. Dich. Mich. Das Leben. Und überhaupt.

Weise Worte, wahr

"Schreiben ist wie küssen, nur ohne Lippen. Schreiben ist küssen mit dem Kopf." Aus Gut gegen Nordwind - Daniel Glattauer

Selbstgeschrieben


Barbara A. Fallnbügl (mein Mädchenname) Monika Pellkofer- Grießhammer
Jakob und der gewisse Herr Stinki


Barbara A. Lehner (Text) Eleonore Petzel (Musik)
Von Herzen und Seelen - CD

Neu

Wie geht es unserer Testsiegerin?
Wie geht es unserer Testsiegerin?
Lo - 5. Feb, 17:25
Vielen Dank! Du findest...
Vielen Dank! Du findest mehr von mir auf facebook ;-)
testsiegerin - 30. Jan, 10:40
Kurschatten ' echt keinen...
auch wenn diese deine Kur schon im Juni...xx? war,...
kontor111 - 29. Jan, 09:13
zum entspannen...Angel...meint
wenn ich das nächste Mal im Bett liege, mich verzweifelt...
kontor111 - 29. Jan, 08:44
"Pinguin"
"Pinguin"
bonanzaMARGOT - 11. Mär, 11:11
Sleepless im Weinviertel
Ich liege im Bett. Ich bin müde. Ich lese. Eine Romanbiografie...
testsiegerin - 13. Jan, 11:30
... ich könnte mal wieder...
... ich könnte mal wieder eine brasko-geschichte schreiben.
bonanzaMARGOT - 8. Jan, 07:05
OHHH!
OHHH! Hier scheint bei Twoday etwas nicht zu stimmen. Hoffentlich...
Lo - 7. Jan, 13:36

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